Erinnerungen an einen Landesrat
Mit einem schmissigen Sager über „analoges Instagram“ und über die dementsprechenden „Follower“ im Eingangsfoyer, beendete gestern (20.1.2023 A.d.R.) die Archivarin im Amt für Film und Medien Marlene Huber ihre Rede bei der kleinen, internen Eröffnung im Landhaus 7, zu einem Fotoprojekt, das unter dem Titel Autonomie real den einstigen Kulturlandesrat Bruno Hosp ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte. Im Rahmen der überschaubaren Fotoausstellung werden Momente kulturpolitischer Entwicklungen in den 1990er Jahren präsentiert, die aus der riesigen Sammlung des Chauffeurs von Bruno Hosp in den Jahren 1989 bis 2002 geknipst wurden.
Nachdem Bruno Hosp ab Ende der 1970er Jahre über ein Jahrzehnt lang Landessekretär der Südtiroler Volkspartei gewesen war, wurde er 1989, unter Landeshauptmann Luis Durnwalder, Landesrat für deutsche und ladinische Kultur und Denkmalpflege. Der Fahrer von Hosp, Luis Trebo, hat in den darauffolgenden Jahren seinen "Schützling" – und vormaligen Schützenkommandanten – nicht nur quer durch die Lande chauffiert, Trebo hat auch festgehalten, was dieser dort machte.
Die gezeigte kulturpolitische Rückblende ist gar nicht so uninteressant, nachdem das Jahrzehnt der 90er einerseits nicht so lange zurückliegt, andererseits die letzte Dekade des vorhergehenden Jahrtausends markiert. Es waren die Jahre, in welchen sich die Welt nach dem Berliner Mauerfall 1989 neu ordnete, die Jahre des Bill Clinton und des Nelson Mandela, die Zeit von CD und DVD, der Loveparade, des Grunge, der prolligen Talkshows in den Jahr um Jahr miserableren TV-Programmen, sowie den Anfängen des World Wide Web und des Mobiltelefons.
Und in Südtirol? Hier herrscht(e) immer noch die "einsprachige Dreifaltigkeit", der stumme Ötzi wurde gefunden, die Eurac und die Uni wurden gegründet und so viele Schulen, Kindergärten und Bibliotheken errichtet, wie in keinem anderen Jahrzehnt zuvor. Geld war genug da. Und bezahlt wurde alles in Lire.
„Die kleine Ausstellung ist ein Beitrag des Fotoarchivs zum Jubiläum des Zweiten Autonomiestatuts“, so Marlene Huber bei der Ausstellungseröffnung. Sie berichtete über die Ordnung und Archivierung des interessanten Bestandes mit seinen insgesamt 3.000 Fotografien, die in Schuhkartons aufbewahrt, 2003 aus dem Büro von Landesrat Hosp ins Büro von Amtsdirektor Martin Sölva gebracht wurden, der sie „gewissenhaft in den Archivräumen des Landhauses eingelagert hat.“ Ende 2021 wurde mit der Aufarbeitung des Fotobestandes begonnen – für die Fotoarchivarin begann eine Zeitreise in die kulturpolitische Landschaft ihrer Jugend.
Die gezeigten Fotos erinnern an Menschen, an Begegnungen und Begehungen, an offizielle Treffen, feierliche Eröffnungen, geistliche Einweihungsfeiern, sowie in einem Bild sogar an den Staatspräsidenten Sergio Mattarella, der 1990 als damaliger Unterrichtsminister die Grundschule im kleinen Garn oberhalb Feldthurns besuchte.
Aus dem riesigen Bestand wurden über ein Dutzend Fotos ausgewählt, in der Landesdruckerei drucken lassen und an die Wände im Parterre des Landhaus 7 gehängt. Wichtiges und Nebensächliches. Weitere Fotos laufen auf einem Bildschirm im Eingangsbereich in Endlosschleife. Bruno forever!
Bruno Hosp hat für Südtirol
Bruno Hosp hat für Südtirol und seine Autonomie viel geleistet; dafür sei ihm herzlich gedankt ! Möge ihm auch dieses nun reich vergolten werden.