Gesellschaft | Arbeitsmarkt
Gender Pay Gap immer noch zu hoch
Heute (12. Juli) wurde der neue ASTAT-Bericht zum Gender Pay Gap aus abhängiger Beschäftigung veröffentlicht. Bei Betrachtung der durchschnittlichen Tagesentlohnung von Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten in der Privatwirtschaft im Jahr 2021 ergibt sich ein Gender Pay Gap von 29,3 Prozent: Frauen verdienen im Durchschnitt 83,65 Euro pro Tag und Männer 118,36 Euro. Da der Anteil an teilzeitbeschäftigten Frauen hoch ist, haben die relativ geringen Teilzeitgehälter einen deutlichen Einfluss auf den Gesamtdurchschnitt. Die Analyse der Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern getrennt nach Voll- und Teilzeitbeschäftigung sei laut ASTAT somit wichtig. Der Gender Pay Gap im öffentlichen Dienst beträgt im Jahr 2021 28,6 Prozent. Werden nur die Arbeitnehmer*innen in Vollzeitbeschäftigung verglichen, liegt der Wert deutlich niedriger, nämlich bei 16,5 Prozent in der Priwatwirtschaft und bei 16,4 Prozent im öffentlichen Dienst.
Privatwirtschaft
Fast die Hälfte aller in der Privatwirtschaft berufstätigen Südtirolerinnen (49,7 %) geht einer Vollzeitbeschäftigung nach, bei den Männern dagegen besitzen 85,8 Prozent eine Vollzeitstelle. Der Gender Pay Gap für die Gruppe der Vollzeitbeschäftigten in der Privatwirtschaft liegt bei 16,5 Prozent und steigt somit gegenüber dem Jahr 2020 leicht (16,3 %). In anderen Worten, für jeden Euro, den ein Mann im Durchschnitt verdient, bezieht eine Frau durchschnittlich 83,50 Cent.
Nur 7,8 Prozent der Führungskräfte im privaten Sektor sind weiblich.
Der Gender Pay Gap bei den Teilzeitbeschäftigten in der Privatwirtschaft liegt bei 8,7 Prozent: Die Frauen verdienen im Durchschnitt 64,53 Euro pro Tag, die Männer 70,64 Euro. Somit erreicht der Gender Pay Gap wieder den Wert des Jahres 2019, 2020 lag der Wert bei 9,6 Prozent.
Führungsebene
Der größte Nachteil ergibt sich bei den Führungskräften mit einem Gender Pay Gap von 24,3 Prozent, nur 7,8 Prozent der Führungskräfte im privaten Sektor sind weiblich. Beinahe die Hälfte aller Frauen im privaten Sektor mit Vollzeitstelle arbeitet als Angestellte. In dieser beruflichen Qualifikation befindet sich der zweitgrößte Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern: Für je 100 Euro, die ein Mann im Durchschnitt kassiert, erhält eine Frau im Durchschnitt 77,70 Euro.
Alter
Aufschlussreich ist die Gliederung nach Altersklasse.In der Altersklasse bis 19 Jahre fällt der Gender Pay Gap deutlich zu Gunsten der Frauen aus (-15,4 %), bei den 20- bis 24-Jährigen kippt er schlagartig zu Gunsten der Männer (6,2 %). Der Prozentwert steigt bis zur Altersklasse der 64-Jährigen konstant an und erreicht in dieser Klasse einen Höchstwert von 23,6 Prozent.
Dies legt den Schluss nahe, dass die Mutterschaftszeit und das damit zusammenhängende geringere Dienstalter gemeinsam mit häufigeren Abwesenheiten für die Betreuung von Familienangehörigen der Frauen nach dem Wiedereintritt in das Erwerbsleben großen Einfluss auf die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern haben dürfte. Der kontinuierliche Rückgang der Zahl der Arbeitnehmerinnen mit Vollzeitstelle in den Altersklassen über 30 Jahren vergrößert zudem den Unterschied. Die Zunahme des Gender Pay Gap sei in den Altersklassen, in denen ein Großteil der Frauen aus familiären Gründen vorübergehend aus dem Arbeitsleben aussteigt, ziemlich deutlich.
Nach Sektoren der Privatwirtschaft
Die Untersuchung nach Wirtschaftssektor zeigt deutliche Unterschiede beim Gender Pay Gap. Im Sektor Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen gibt es einen erheblichen Gap zu Gunsten der Frauen von -13,9 Prozent. Lohnunterschiede zu Gunsten der Frauen zeigen sich weiters in den Wirtschaftssektoren Baugewerbe (-0,7 %) und private Haushalte als Arbeitgeber für Hauspersonal (-2,7 %). In diesen drei Sektoren sind jedoch nur 1,9% der vollzeitarbeitenden Frauen in der Privatwirtschaft beschäftigt.
In allen anderen Bereichen herrscht ein Unterschied zu Gunsten der Männer. Die größten Lohndifferenzen sind im tertiären Sektor zu finden: Grundstücks- und Wohnungswesen (33,6%) und Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (29,7 %) stechen hervor.
Der größte Anteil der vollzeitbeschäftigten Frauen in der Privatwirtschaft arbeitet im Gastgewerbe / Beherbergung und der Gastronomie (37,4 %) und im Sektor Handel bzw. Reparatur von Kraftwagen und Krafträdern (18,1 %). In beiden Sektoren sind die Frauen benachteiligt mit einem Gender Pay Gap von 11,4 Prozent bzw. 20,4 Prozent.
Öffentlicher Dienst
Im öffentlichen Dienst sind im Jahr 2021 insgesamt 38.266 Frauen und 18.004 Männer beschäftigt. Die Frauen erhalten eine durchschnittliche Tagesentlohnung von 112,33 Euro, dieser gegenüber steht die durchschnittliche Tagesentlohnung der Männer von 157,28 Euro. Dies ergibt einen Gender Pay Gap von 28,6 Prozent.
Auch für den öffentlichen Dienst ist die Aufspaltung des Einkommens in Vollzeit und Teilzeit sinnvoll. Der Großteil der öffentlich Bediensteten Männer (90,3 %; 16.259 Männer) arbeitet Vollzeit, bei den Frauen sind es 51,2 Prozent (19.603 Frauen). Der Gender Pay Gap für die Gruppe der Vollzeitbeschäftigten liegt bei 16,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt er um 0,8 Prozentpunkte.
1.745 Männer und 18.663 Frauen besitzen einen Teilzeitarbeitsvertrag. Der Gender Pay Gap bei öffentlichen Teilzeitarbeitenden liegt bei 5,2 Prozent. Die hohe Präsenz der teilzeitbeschäftigten Frauen mit einhergehend niedrigeren Gehältern ist teilweise eine Erklärung für den hohen Wert des Gender Pay Gaps im Gesamtdurchschnitt.
Somit weichen die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede im öffentlichen Dienst nur gering von den Werten in der Privatwirtschaft ab, die größte Abweichung ist bei den Teilzeitbeschäftigten zu verzeichnen (Privatwirtschaft: 8,7 %).
Die Daten
Die von ASTAT analysierten Daten stammen von der statistischen Beobachtungstelle des Nationalinstituts für Soziale Fürsorge (NISF). Die Daten betreffen sowohl die abhängigen, nicht landwirtschaftlich Beschäftigten in der Privatwirtschaft, die beim NISF versichert sind, als auch die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die in einem der ehemaligen INPDAP Archive eingetragen sind.
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Diese heute noch bestehende
Diese heute noch bestehende Benachteiligungen der Frauen ist nicht nur unerträglich, sie schadet auch der friedlichen und nachhaltigen Weiterentwicklung unserer Gesellschaft. Besodners ärgert mich dabei, dass in der katholischen Kirche, der ich gerne angehöre, den Frauen das Priedertum verwehrt bleibt.