Chronik | Wahlanalyse

Der Erdrutsch und seine Folgen

Nach seinem Triumph bei der EU-Wahl räumt der Partito Democratico auch in Regionen und Gemeinden ab und pflügt die politische Landschaft nachhaltig um. In der geschockten Fünfsterne-Bewegung beginnt die Abrechnung. Berlusconi kehrt zur Koalition mit der Lega zurück.
Die Überraschung ist perfekt: mit 11,2 Millionen Stimmen macht Matteo Renzi den Partito Democratico zur stärksten Partei der EU und überholt sogar Merkels CDU. Doch dabei bleibt es nicht. Die Linke eroberte auch Piemont und die Abruzzen zurück und siegte unangefochten in den wichtigsten Gemeinden.    Renzi-Intimus Dario Nardella ist neuer Bürgermeister von Florenz. Bei den Stichwahlen in zwei Wochen wird sich der PD-Siegeszug fortsetzen. Die Fünfsterne-Bewegung, die an ihrem Wahlerfolg keine Zweifel gelassen hatte, zeigt sich nach dem Verlust von fast drei Millionen Stimmen geschockt. 12 Stunden nach dem Ende der Wahl wollte niemand das Desaster kommentieren. Beppe Grillo begnügte sich damit, vor laufenden Kameras ein Mittel gegen Magenschmerzen zu schlucken. Nun beginnt die Abrechnung zwischen dem fundamentalistischen und dem dialogbereiten Flügel der Bewegung. Parmas Bürgermeister Federico Pizzarotti, fordert "schonungslose Selbstkritik"- ein Begriff, der nicht zu Grillos Wortschatz gehört. Der Ex-Komiker findet in seinem Blog sogar Grund zur Genugtuung:  "Siamo la prima forza di opposizione in attesa di diventare forza di governo." Statt des prognostizierten Triumphes bejubelt man bescheidene Erfolge: "Cinzia Ferri é sindaco M5S di Montelabbate nelle Marche."   Auch Silvio Berlusconi tut so, als hätte er nach dem Debakel eine politische Zukunft. Am Donnerstag will er ein Koalitionsabkommen mit der Lega Nord unterzeichnen. Jene, die offen seine Absetzung fordern, warnt er: "Io rimango alla testa del partito". Geld hat Forza Italia nach dem Wahlkampf nicht mehr in der Kasse: "Servono subito 30 milioni." Angelino Alfanos Partei hat die Vier-Prozent-Hürde nur mit Mühe geschafft und wird durch interne Turbulenzen geschwächt. Lega-Chef Matteo Salvini stellt sich als Sieger dar, obwohl seine Partei fast die Hälfte der Sitze verloren hat. Montis Scelta civica schließlich wurde bei der EU-Wahl endgültig ausgelöscht. Fazit: Grund zum Feiern hat nur einer: Matteo Renzi, der zum starken Mann Italiens aufgestiegen ist und den niemand gefährden kann. Er kann nun auch in Brüssel als Protagonist auftreten. Mit einer Versöhnungsgeste könnte er nun zu Beginn der italienischen EU-Präsidentschaft Enrico Letta zum EU-Kommissar befördern.

"Mit einer Versöhnungsgeste könnte er nun zu Beginn der italienischen EU-Präsidentschaft Enrico Letta zum EU-Kommissar befördern."

Perché no. Sarebbe un buona conclusione di questo "esperimento" chiamato UE.

Sa., 31.05.2014 - 15:10 Permalink