Politik | Rentenskandal

„Ich appelliere an Ihre Moral, Herr Kompatscher“

Offener Brief an Arno Kompatscher von der Protest-Gruppe „Südtiroler Frühling“ in Sachen Politikerrenten. Die Botschaft: Verrenken Sie sich nicht im Spagat zwischen Politfreunden, noch nützlichen Mitstreitern und den Forderungen des Volkes – seien Sie ein Landeshauptmann für alle“.

Offene Briefe sind dieser Tage in Mode. Nicht nur bei der vom Rentenskandal erschütterten Basis der Freiheitlichen, sondern auch bei in Folge des Skandals entstandenen Bewegungen wie dem „Südtiroler Frühling“. Die auf Facebook gegründete Gruppe  wendet sich angesichts der  jüngsten Entwicklungen rund um die Neuregelung der Politikerrenten mit klaren Worten an Landeshauptmann Arno Kompatscher.

„Sehr geehrter Herr Landeshauptmann Arno Kompatscher,

Sie haben ein überragendes Vorzugsstimmenergebnis bei den Landtagswahlen 2013 eingefahren. Die Südtiroler Bevölkerung hat Ihnen das Vertrauen ausgesprochen und Sie mit reichlich Vorschusslorbeeren überhäuft. Die Worte gläserne Politik, Transparenz, Erneuerung und Demut sind auf fruchtbaren Boden gefallen. Doch die gute Saat wurde von Unkraut befallen. Viele Ihrer Partei- und Politikerkollegen haben sich nicht als Volksvertreter verhalten. Erst der Rentenskandal hat vielen Menschen die Augen geöffnet, die Seilschaften zwischen Lobbyisten und Politik aufgedeckt und das Parteikartl-System aufgezeigt. Die Abgehobenheit einiger Politiker ans Tageslicht gebracht, der Begriff Volksnähe ist nur ein Werbeslogan.

Alle Rentenvorschüsse zurück war Ihre erste Reaktion auf die Veröffentlichung. Doch nun sind sie ein klein wenig leiser geworden, versuchen den Spagat zwischen Politfreunden, noch nützlichen Mitstreitern und den Forderungen des Volkes. In keinem anderen Land der Erde gibt es Rentenvorauszahlungen und schon gar nicht in dieser Höhe, zustande gekommen aus einer zu hohen Berechnung der Lebenserwartung, zu frühem Renteneintrittsalter, überzogenem Abzinsungsfaktor u.s.w. Die im neuen Rentengesetz vorgesehene Regelung, für die unverschuldet verschuldeten Politiker Schlupflöcher einzubauen, schlägt dem Fass den Boden aus. Ich spreche von der desaströsen Finanzlage Ihrer Kollegen (O-Ton Molterer).

Ich bin enttäuscht. Enttäuscht von ihrer gemächlichen Gangart und Ihrem eingeschlagenen Weg. Auch viele Ihrer Wähler wünschen sich eine effektivere Aufarbeitung. Ich appelliere an Ihre Moral und Menschlichkeit, an ihr Einfühlungsvermögen. Jeder Mensch hat Anrecht auf Gleichbehandlung, auch bei den Renten. Für viele Mindestrentenempfànger ist dieser Lösungsvorschlag Hohn und Spott. Bitte setzen Sie sich für die Erhöhung der Mindestrente ein, sodass ältere Menschen einen würdevollen Lebensabend haben. Setzen sie sich aber auch für unsere Jugend ein, die hohe Arbeitslosigkeit verwehrt automatisch eine Altersvorsorge. Seien Sie ein Landeshauptmann für alle.

Marlies Pixner für den "Südtiroler Frühling"

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Willy Pöder Do., 05.06.2014 - 14:52

Ich appelliere an Ihre Moral und Menschlichkeit, an Ihr Einfühlungsvermögen", zwitschert eine Stimme des 'Südtiroler Frühlings' dem Herrn Arno Kompatscher ins Ohr und beanstandet damit das verwässerte Rentenflickwerk. Und die Stimme fordert: "Seien Sie ein Landeshauptmann für alle!"
Dem sei lediglich ein Satz aus dem Buche Hans H. Hinterhubers (Zitate für Manager) hinzugefügt: "Der überlegene Mensch denkt an Gerechtigkeit, der gewöhnliche nur an sich selbst!" Dieses konfuzianische Zitat sei sowohl dem Präsidenten der Provinz als auch - und insbesondere - den streitlustigen Urhebern und Beziehern der fabelhaften Renten ans Herz gelegt.

Do., 05.06.2014 - 14:52 Permalink