Politik | Liebesbeziehung

Zwei Parteien & ein Herz

Wer braucht schon Koalitionen, wenn man Liebesbeziehungen haben kann? Alessia Ambrosi und Georg Dornauer sehen über politische Divergenzen hinweg, verbinden FdI und SPÖ
Ambrosi Dornauer
Foto: MeinBezirk.at

Auf den ersten Blick erscheint es unklar: Hat man es mit einem Artikel des Corriere dell’Alto Adige zu tun, oder mit dem neusten Gerücht einer Klatschzeitschrift? Das Zeug, um bei der Leserschaft einer Illustrierten zu punkten, hätte die Neuigkeit allemal, zwischen dem vielversprechenden Titel „Wir haben uns verliebt“ und dem Schnappschuss des attraktiven Paares, mit einem strahlenden Promilächeln einerseits und andererseits einer gerunzelten Stirn – ob sie bereits die ersten Gewitterwolken am Liebeshimmel andeutet?

Viel relevanter als die privaten Spannungen der Turteltäubchen jedoch ist die Frage, wann der unvermeidliche Blitz nun im Bereich der Politik einschlagen wird, denn beim neuen Liebespaar handelt es sich um keine Geringeren als die italienische Abgeordnete der Fratelli d’Italia, Alessia Ambrosi, und den österreichischen Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer, Landesparteiobmann der Tiroler SPÖ. Erstmals kennengelernt haben sich die beiden bereits im Jahr 2019, im Rahmen der Euregio-Kommission in Bozen; ein Wiedersehen erfolgte im Dreier-Landtag in Meran, einer Sitzung der Landtage von Tirol, Südtirol und Trentino, bei der Georg Dornauers Kollegen im Schuljungen-Stil ein Foto der italienischen Politikerin auf Instagram teilten: „Es liegt Liebe in der Luft“. Tatsächlich, so verrät Alessia Ambrosi dem Corriere dell’Alto Adige, hat Georg Dornauer sie anschließend um ihre Telefonnummer gebeten, um ihr den Hof zu machen und damit offensichtlich Erfolg gehabt.

Es gibt Situationen, in denen das Herz entscheidet, hinter die äußeren Umstände und die Fassade zu blicken“

Es folgte eine Zeit der Geheimhaltung dieser neu entflammenten Liebe, um sie vor der politischen Instrumentalisierung sowie der Medienaufmerksamkeit zu schützen, doch dauerte es nicht lange, bis die Öffentlichkeit aufgrund immer häufiger werdender Fotos des Politikerpaares, etwa zum Anlass des hundertjährigen Jubiläums des Hotel Quellenhof in Bozen, langsam Verdacht schöpfte. Dabei griff vor allem Verständnislosigkeit um sich, denn trennt Ambrosi und Dornauer nicht nur eine sprachliche Barriere – das Paar hat sich auf Englisch als Kommunikationskompromiss geeinigt – sondern auch und vor allem eine ideologische. So scheinen die Meloni-Verehrerin und der Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Österreichs den langbewährten Beziehungstipp, sich lieber nur auf Personen mit gleichen politischen Überzeugungen einzulassen, heiteren Herzens ignoriert zu haben – Gegensätze ziehen sich bekanntlich an.

Ambrosi e Dornauer
Alessia Ambrosi und Georg Dornauer: Postfaschismus und Sozialismus privat vereint (Foto: Corriere dell'Alto Adige)

 

„Es gibt Situationen, in denen das Herz entscheidet, hinter die äußeren Umstände und die Fassade zu blicken“, erklärt Alessia Ambrosi ihr Liebesglück und betont, dass sie und Georg Dornauer gewiss nicht die ersten sind, die trotz politischer Meinungsverschiedenheiten von Amors Pfeil getroffen wurden. Außerdem, so versucht sie die ideologische Kluft in der Beziehung zu überbrücken, verkörpere ihr Liebster den nationalistischeren, gemäßigten Teil der SPÖ, während sie selbst sich in der Politik fernab von jeglichen extremistischen Positionen auf das Handeln der Margaret Thatcher berufen möchte, obwohl sie ihre aufrichtige Bewunderung für Ministerpräsidentin Giorgia Meloni nicht abstreiten kann. Demnach seien sich die beiden in vielen Fragen einig, etwa fordern sowohl Ambrosi als auch Dornauer eine unnachgiebige Handhabung des Bärenproblems. Der weitaus bedeutendere gemeinsame Nenner jedoch ist ihre „Leidenschaft und Kompetenz im Bereich der häufig äußerst delikaten grenzübergreifenden Thematiken“.

Vorläufig scheint vor allem ihre Liebe die Landesgrenzen zwischen Österreich und Italien verschwimmen zu lassen: Für die Zukunft wünscht sich das Paar, ihr Glück ungeachtet aller Vorurteile als freie, in Beruf sowie Politik verwirklichte Menschen genießen zu können.

 

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Hartmuth Staffler Do., 03.08.2023 - 14:24

Mich hat die Definition der Zugehörigkeit zum "nationalistischeren, gemäßigten Teil der SPÖ" fasziniert. Es ist das erste Mal, dass ich "nationalistischer" und "gemäßigt" in dieser Kombination lese. Da ich selbst weder nationalistisch und schon gar nicht nationalistischer bin, frage ich mich jetzt, ob ich mich noch als "gemäßigt" bezeichnen kann. Das scheint ja ein Widerspruch zu sein, da man laut diesem Artikel nationalistisch sein muss, um als gemäßigt akzeptiert zu werden.

Do., 03.08.2023 - 14:24 Permalink
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Giancarlo Riccio Do., 03.08.2023 - 17:51

Gli scenari politici, soprattutto parlamentari, in Europa sono attraversati da decenni da liaison tra esponenti e persino modesti portaborse appartenenti a formazioni politiche diverse e anche molto lontane tra loro. Ecco, probabilmente, una puntata nuova della saga. Di solito noi cronisti di politica chiediamo a queste persone chi comanda in casa e chi nell'urna. Non proprio originale...Forse il problema risiede in un giornalismo meno prevedibile.

Do., 03.08.2023 - 17:51 Permalink