Wirtschaft | Landesverwaltung
Unbequeme Beamtinnen
Foto: LPA/Silvia Fabbi
Die Betroffenen selbst halten sich nobel zurück. „Kein Kommentar“, antwortet Virna Bussadori schriftlich. Auch Karin Dalla Torre äußert sich nicht.
Dabei pfeifen es seit Wochen die Spatzen vom Dach des Palais Widmann. Man hat die beiden Spitzenbeamtinnen bei der vor vier Wochen erfolgten Neubewertung der Abteilungen in der Landesverwaltung augenscheinlich benachteiligt. Ihre Abteilungen und damit ihre Positionen wurden in der neuen Ämterordnung weit unter ihrem Wert eingeordnete.
Dabei pfeifen es seit Wochen die Spatzen vom Dach des Palais Widmann. Man hat die beiden Spitzenbeamtinnen bei der vor vier Wochen erfolgten Neubewertung der Abteilungen in der Landesverwaltung augenscheinlich benachteiligt. Ihre Abteilungen und damit ihre Positionen wurden in der neuen Ämterordnung weit unter ihrem Wert eingeordnete.
Für viele kein Zufall. „Man hat sich das nur getraut, weil es zwei Frauen sind“, heißt es in der Landesverwaltung. Das dürfte stimmen.
Sicher aber ist: Hier ist nicht nur die Gender-Optik schief, sondern auch die objektive Wertigkeit.
Die Neuordnung
Am 4. Juli 2023 hat die Landesregierung in drei Beschlüssen die Gewichtung der Ressorts, Abteilungen und Ämter in der Landesverwaltung verabschiedet. Es ist der letzte Schritt eines seit Jahren andauernden Prozesses.
Im Juli vergangenen Jahres hat der Südtiroler Landtag das neue Führungskräftegesetz verabschiedet. Damit wurden für die Führungskräfte zwei Ebenen eingeführt. In die Ebene A werden die höchsten Funktionsträger, der Generalsekretär des Landesregierung und der Generaldirektor des Landes, deren Stellvertreter, sowie die Ressort- und die Abteilungsdirektoren eingetragen. In der Ebene B finden sich die Amts- und Schuldirektoren. Auf beiden Ebenen gibt es dann jeweils noch fünf Unterteilungen, die von 5 bis 1 gehen. Wobei A5 die höchste Position ist.
Zur Umsetzung dieser Reform mussten alle Ämter und Abteilungen neu gewichtet werden. Dieser Prozess wurde nach klaren Kriterien durchgeführt, bei der die verschiedenen Komplexitäten der Abteilungen und Ämter, die Verantwortung, der Mitarbeiterstand und die finanzielle Ausgestaltung berücksichtigt wurden.
Offiziell wurden die Ressorts, Abteilungen und Ämter gewichtet. Da diese Einstufung aber die Basis für den neuen Kollektivvertrag der Führungskräfte ist, war von Anfang an klar, dass diese Wertungen auch eine direkte persönliche Note haben.
Mit dieser Neuregelung wurden gleichzeitig auch die Überstunden und die Freiberuflerzulagen für die Führungskräfte abgeschafft. Eines der erklärten Ziele dieser Reform und des neuen Führungskräftevertrages war dabei eine finanzielle Besserstellung. Sowohl die Politik als auch die Führungsspitze des Landes gaben eine klare Losung aus: Keine Führungskraft wird weniger verdienen als bisher.
Doch genau das war mit den starren Kriterien nicht immer möglich. Deshalb hat man einen gewissen Interpretationsspielraum angewandt. Indem die Ressortdirektoren die Vorschläge für die Einstufungen ihre Abteilungsdirektionen und die Abteilungsdirektoren jene für ihre Amtsdirektoren machten.
Selbst die Gewerkschaften gestehen heute zu, dass diese Gewichtung im Großen und Ganzen gelungen ist.
Mit zwei klaren Ausreißern.
Die Einstufungen
Der Generalsekretär des Landes Eros Magnago und der Generaldirektor des Landes Alexander Steiner sind die einzigen Beamten, die in die Kategorie A5 eingestuft wurden. Ihre Stellvertreter und alle Ressortdirektoren findet man in A4. Auch die drei Bildungsdirektoren. Die Direktoren der Abteilungen hingegen sind in drei verschiedene Kategorien aufgeteilt. Von A3 bis A1. Der finanzielle Unterschieden zwischen den drei Stufen liegt bei jede Stufe um die 20.000 Euro im Jahr.
Virna Bussadori ist die Direktorin der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung. Die Bozner Architektin ist damit die Chefurbanistin des Landes Südtirol. Sie ist mit einer Materie befasst, die wohl kaum komplizierter sein könnte. Dazu ist die Abteilungsdirektorin auch noch höchste Beamtin im Natur- und Landschaftsschutz. Ihre Abteilung wurde jetzt aber mit A2 eingestuft.
Genau das aber ist ein Skandal. Denn in Wirklichkeit hat man hier eine Beamtin, die nicht immer nach der Pfeife der Politik und der Lobbys tanzt, im wahrsten Sinne des Wortes bestraft.
Deutlich wird das wenn man sich die Liste der Einstufungen genauer anschaut. So etwa finden man etwa den Direktor des Versuchszentrum Laimburg eine Stufe höher in A3. Ebenso in A3 sind die Abteilungsdirektionen Personal, Finanzen, Informationstechnik, Soziales, Gesundheit. Tiefbau, Straßendienst, Mobilität. Land- und Forstwirtschaft. Selbst der Direktor der Agentur für Landesdomäne oder der Umwelt- und Klimagentur sind als A3 eingestuft. Damit ist es amtlich, dass alle diese Abteilungsdirektoren wichtiger sind als die höchste Beamtin in der Raumordnung.
Hier hat man eine Beamtin, die nicht immer nach der Pfeife der Politik und der Lobbys tanzt, im wahrsten Sinne des Wortes bestraft.
Deckungsgleich ist es eine Stufe tiefer mit Karin Dalla Torre. Die Direktorin der Abteilung Landesdenkmalamt wurde als A1 gewichtet. Ein Vergleich: A1 sind auch die Abteilungen Kindergarten, Berufsbildung oder Musikschule. Demnach hat die Landeskonservatorin dasselbe amtliche Gewicht wie der Leiter der „Unterstützenden Funktionen für das Verwaltungsgericht Bozen“ oder der Inhaber des „Sonderauftrages Haushaltsprüfung“. Wahrscheinlich haben Sie - wie die meisten Südtirolerinnen und Südtirol - von der Existenz der letzten beiden Abteilungen noch nie gehört.
Franks Abschiedsgeschenk
Dass diese Einstufungen kein Versehen und kein Zufall sind, kann man auch dokumentieren.
Wie im Gesetz vorgesehen, machen die Ressortdirektoren den Vorschlag für die Einstufungen der einzelnen Abteilungen. Ressortdirektor von Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ist Frank Weber. Seit langem ist das Verhältnis zwischen Frank Weber und Virna Bussadori alles andere als harmonisch. Die Politik hat schon vor Jahren den handzahmen Deutschen bei der Berufung zum Abteilungsdirektor der Bozner Fachfrau vorgezogen. Dazu bedurfte es einiger Kunstgriffe. Am Ende kam man aber um die Berufung Bussadoris nicht mehr herum.
Frank Weber hat Anfang Mai 2023 völlig überraschend angekündigt, dass er seinen Job als Ressortdirektor gekündigt habe und zu Jahresende die Landesverwaltung verlassen werde. Jetzt aber hat der scheidende Ressortdirektor dem Duo Bussadori/Dalla Torre mit dieser Einstufung noch ein besonderes Abschiedsgeschenk hinterlassen. Denn die Einstufungen A2 für Bussadori und A1 für Dalla Torre wurden nach gesicherten Informationen von Salto genauso von Ressortdirektor Frank Weber vorgeschlagen.
Dabei hätte es durchaus, noch Raum für eine Nachbesserung gegeben. Denn der ausgearbeitete Beschlussvorschlag kommt bereits am 27. Juni in die Landesregierung. Wird dann aber um eine Woche vertagt, weil mehrere Ressortdirektoren Nachbesserungen einfordern.
So werden in der Woche darauf einige Positionen noch nach oben korrigiert. Etwa die Abteilungen Soziales und die Abteilung Hochbau und technischer Dienst von A2 auf A3 oder die Abteilung Präsidium von A1 auf A2. Dabei diskutierte man innerhalb der Landesregierung auch über eine Anhebung des Landesdenkmalmtes von A1 auf A2. Damit aber wäre man nicht umhingekommen, Virna Bussadori und ihre Abteilung in A3 einzustufen.
Aber das wollte man nicht.
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Schwächliche Politiker
Schwächliche Politiker umgeben sich gern mit Hunde-treue Mitarbeitern.
Antwort auf Schwächliche Politiker von Josef Fulterer
...treuen ... , ... bitte
...treuen ... , ... bitte endlich den Comment in der veröffentlichen Fassung vor dem Speichern zeigen + Korrektur-Programm anbieten!
Antwort auf Schwächliche Politiker von Josef Fulterer
"Schwächliche Politiker
"Schwächliche Politiker umgeben sich gern mit Hunde-treue Mitarbeitern."
Das ist, gelinde gesagt, Unsinn.
In der freien Wirtschaft ist es nicht anders. Wer bindet sich schon gerne die Konkurrenz oder unliebsame Mitarbeiter ans Bein. Es menschelt überall. Was eindeutig zu bemängeln wäre ist die nicht vorhandene Sozialkompetenz der Entscheidungsträger, wer demotivierte und leistungsreduzierte Mitarbeiter will, welche durch solche Aktion höchstwahrscheinlich innerlich kündigen, macht es genau so.
Komplimente an die Politiker
Komplimente an die Politiker und an die Beamten.
Sie arbeiten sehr intensiv und ausdauerend uns - unser Land zu zerstören!
Aber eines Tages gibt es für viele Leute in unserer Heimat ein böses Erwachen.
Aber sie werden nie selbstkritisch sagen, dass sie was falsch gemacht haben sondern immer einen Schuldigen finden!
Die Geschichte wiederholt sich immer.
Wenn diese Darstellung stimmt
Wenn diese Darstellung stimmt und daran ist wohl nicht zu zweifeln, dann sind diese Entscheidungen eine Geringschätzung für diese so wichtigen Positionen und Personen und damit ein Skandal!
Sorry, aber eine abbruchreife
Sorry, aber eine abbruchreife Kaserne mit Steuergeld am Leben zu erhalten ist unsinnig. Abgesehen davon sollten Spitzenbeamte technisch von ihrem Metier etwas verstehen. Ich bin nicht der Meinung, dass ein Geiwi-Studium reicht, wo evt. ein Studium der Architektur oder Kunsthistorik angebracht wäre.
Svp Mafiamethoden!
Kommentar wurde entfernt. Contenance bitte.
- Salto-Community-Management
Diese Vorgehensweise ist
Diese Vorgehensweise ist schlichtweg skandalös und erbärmlich, und legt die zugrundeliegende, eindeutig reaktionäre, Haltung der Entscheidungsträger in unserem Land an den Tag, und dies auf folgenden drei Ebenen: 1. den Frauen gegenüber, 2. in den so wichtigen Bereichen Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz, 3. und schließlich der Freiheit des Andersdenkens! Beschämend!
Antwort auf Diese Vorgehensweise ist von Elisabeth Ladinser
Richtig, mir fällt da auch
Richtig, mir fällt da auch nur mehr erbärmlich ein
Antwort auf Richtig, mir fällt da auch von veronika dapra
Zustimmung!
Zustimmung!
Antwort auf Zustimmung! von Elisabeth Garber
Zu Stefan S ...
Zu Stefan S ...
Wirklich fähige Führungskräfte und Politiker, ermuntern ihre Mitarbeiter zu kritischen Einwänden, um dadurch zu besseren Entscheidungs-Ergebnissen zu kommen.
Antwort auf Zu Stefan S ... von Josef Fulterer
Bin ich ganz bei Ihnen Herr
Bin ich ganz bei Ihnen Herr Fulterer, leider ist der Mensch meistens nicht rationell in seinen Entscheidungen und Emotionen bestimmen dann die Entscheidungsträger. Dazu gibt es diverse Studien und Werkzeuge wie z. B. das Ultimatumspiel.