Kultur | Salto Afternoon
Neues Ziel: Bersaglio
Foto: Privat
Das zweite von voraussichtlich drei Treffen zur partizipativen Teilhabe am neuen Ost West Club versammelte am frühen Donnerstagabend im Sommerdomizil, dem sogenannten Ost West Country Club rund ein Dutzend Mitglieder in ungezwungener Atmosphäre. Eingerahmt durch das Klackern der Calcettotische und das Hin und Her von Pingpong-Bällen im Marconi Park, ratterten in den Köpfen der Anwesenden die Zahnräder der Denkprozesse.
Derzeit ist das alte Kult(ur)gasthaus eine Baustelle, ein genaues Datum zum Abschluss der Bauarbeiten gibt es nicht und aktuell wartet man auf Fenster. Ein solches machte man auch zur ersten Sitzung auf und stellte noch einmal im Schnelldurchlauf die bereits angedachten Ideen und Initiativen. Einen besonderen Stellenwert erhielt dabei auch die Offenheit gegenüber dem neuen Stadtviertel, welches wie das Stammpublikum des Ost West Clubs in Bezug auf die Sprachgruppen durchmischt ausfällt. Man betonte mehrfach, dass man in naher Zukunft den Kontakt zum Stadtviertelkomitee von Maria Himmelfahrt/Maria Assunta suchen werde, um Notwendigkeiten im Viertel sowie gewünschte Programmpunkte wo möglich bereits vor der Eröffnung des neuen Vereinslokals berücksichtigen zu können. Eine Delegation erklärte sich bereit, gestern oder heute (15. August) diesen Kontakt am Stadtviertelfest in offizieller Weise herzustellen.
Zu den zum Teil neuen, zum Teil alten Formaten, welche bereits vorgemerkt sind zählen breiter aufgestellte Genre-Abende, die nicht nur musikalisch sondern auch durch Aspekte der Subkultur Anklang finden sollen, als Beispiel wurde Reggae genannt. Zumindest manchmal musikalisch kann man auch den Wunsch nach einer Karaoke Night im neuen Ost West einstufen und auch für Musik offen sein soll die von Ost West Slam MC Alex Giovanelli gewünschte Open Stage, welche verglichen mit einem Poerty Slam ohne Wertungen, dafür aber mit breiterem Fokus auskäme.
Sportliche Aktivitäten wie Yoga sollen ebenso wie (Brett-)spielabende und Turniere einen Platz erhalten und apropos Platz: Sarah Trevisol regte die Schaffung eines, durch Security vor Ort unterstützten Safer Space an, in den sich Person, welche Belästigung erfahren oder befürchten, zurückziehen sollen können. Hier appellierte man auch noch einmal an die Zivilcourage aller Mitglieder bei asozialem Verhalten einzuschreiten.
Auch an den anderen Services, welche nicht der bloßen Unterhaltung dienen möchte man festhalten, bzw. diese noch weiter ausbauen: Das Repair-Café soll, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit seine Tätigkeit fortsetzen, über einen Ausbau des Aspekts Fahrradwerkstatt für einfache Reparaturen, die oft höhere Dringlichkeit als einmal im Monat haben wurde laut nachgedacht. Man wies darauf hin, dass sich ein solcher Dienst etwa in Innsbruck, in der Kulturbackstube Bäckerei großer Beliebtheit erfreue. Neu hinzu kam auch eine Plattform nicht nur zum Kleidertausch, sondern auch eine Kleiderecke, die auf die Bedürfnisse obdachloser oder hilfsbedürftiger Personen maßgeschneidert ist. Die Möglichkeit zum Tausch oder Ausleihen einfacher, im Alltag benötigter Geräte und Werkzeuge soll geprüft und wenn (rechtlich) möglich angeboten werden. Zur Stärkung regionaler Kreisläufe und als Plus für das Stadtviertel stellte man sich auch einen Bauernmarkt vor, der Produkte aus der näheren Umgebung anbieten solle, nach Möglichkeit auch mit gastronomischen Aspekten und/oder gemeinschaftlichem Kochen mit einfachen Zutaten. Wir kennen kaum einen sozialen Klebstoff der stärker wäre als „Sugo“.
Auch gelte es, in Absprache mit der Bevölkerung vor Ort, die alte Institution Bersaglio wertzuschätzen und entsprechende Angebote zu schaffen, die seit der Schließung des Lokals vermisst werden. Leerlauf möchte man gewollt zulassen, so dass nicht jeder Tag der Woche mit Events belegt sein soll und der Ost West Club auch ein Ort ungezwungener Begegnung bleibt, an dem etwa auch Rentner für „Brioche und an Korter“ willkommen sein sollen. Beim Verweilen kann vor Ort in einer Auswahl verschiedener Bücher geschmökert werden, ein Ausleihsystem will man sich zur Vermeidung von Komplexität sparen.
Verstärkt will man auch wieder auf Filmvorführungen setzen, das neue Gebäude verfüge über einen fensterlosen, für den Zweck wie geschaffenen Raum. Im Wesentlichen soll es dabei um Dokumentarfilme mit angebundener Möglichkeit zur offenen Diskussion (auch mit Filmemacher:innen), sowie um alte Filme gehen, auch Vertonungsprojekte seien willkommen. Beides habe den Vorteil einer einfacheren bürokratischen Umsetzbarkeit. Der Versuch Open-Air Aufführungen von Filmen im laufenden Sommerprogramm im Marconipark anzusiedeln hatte den Veranstaltern die möglichen Komplexitäten vor Augen geführt.
Zu guter Letzt wurde noch der Vorschlag, mit Blick auf das Meraner Jungle, eines Gemeinschaftsgartens vorgebracht. Die Idee kam in der Runde gut an, ihre Machbarkeit wird jedoch auch mit der in der Requalifizierung des Bersaglio vorgesehenen Begrünung abgestimmt werden müssen. Diese sieht etwa das Pflanzen von Linden vor, welches abzuwarten sei, da man nicht wisse, wie viel Fläche für einen gemeinschaftlich gestalteten Garten verbleibe.
Mit einem größeren Vereinslokal und höher gesteckten Zielen in dessen Betrieb blickt der Ost West Club auch der Notwendigkeit von mehr Personal entgegen, unklar ist dabei für den Vereinsvorstand nach wie vor in welcher Weise sich die Beiträge von Land und Gemeinde entwickeln werden, so dass viele der angesprochenen Ideen noch ein unklares Vorzeichen haben. An einem lauen Sommerabend im Park lässt sich aber schon einmal wunderbar von einem neuen, in vielerlei Hinsicht größeren Ost West Club träumen, was vielleicht auch über die Pause hinwegtrösten mag, welche bald beginnt. Der Country Club wird noch bis in den späten September hinein geöffnet haben, das alte Vereinslokal will man nicht noch einmal öffnen.
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Selbstverständlich habe ich
Selbstverständlich habe ich nichts dagegen, wenn der Ost-West-Club in den alten Schießstand übersiedelt. Ich frage mich nur, warum man zum Schießstand unbedingt "Bersaglio" sagen muss. Soll damit die "italianità" von Meran unterstrichen werden?
Antwort auf Selbstverständlich habe ich von Hartmuth Staffler
Sehr geehrter Herr Staffler,
Sehr geehrter Herr Staffler, weil wir in Meran dann alle wissen welcher Ort gemeint ist, denn wir haben auch noch einen alten Schießstand, und der ist ganz woanders, in der Katzensteinstraße nahe des Obermaiser Fußballplatzes. Mit ´"italianita" hat das aus meiner Sicht nichts zu tun. Wir nannten und nennen ihm immer so, und "basta". Herzliche Grüße aus Meran-o