Politik | Seilbahn

Grüne gegen „Touristen-Seilbahnen“

Mit öffentlichen Geldern geförderte Seilbahnen sollen auch mit dem Südtirol-Pass genutzt werden können, fordern die Grünen – und kritisieren die „Touristen-Seilbahnen“.
Tierser Seilbahn
Foto: Skiarena Carezza
„Wo öffentliche Förderung, da öffentliche Nutzung!“, fordern Erstunterzeichnerin Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler von den Grünen in ihrem Beschlussantrag zum Thema „Seilbahnboom“. Kritisiert werden darin Seilbahnprojekte, die zwar mit öffentlichen Geldern gefördert werden, jedoch nicht an den Südtirol Pass bzw. an das Verbundssystem aller öffentlichen Bus-, Eisenbahn- und Seilbahnangebote im Nah- und Regionalverkehr gekoppelt sind. Während Bahnen wie jene auf den Ritten durchaus als Erfolgsbeispiel gesehen werden, da sie von Ansässigen und Gästen gleichermaßen genutzt und geschätzt werden, seien Aufstiegsanlagen, die als Zubringerdienste für Berge, Skipisten bzw. sogar als Verbindungen mehrerer Berge und Skipisten fungieren, abzulehnen. „Diese Aufstiegsanlagen haben nicht das Ziel, den öffentlichen Nahverkehr zu bedienen, sondern richten sich in erster Linie an den (Massen)tourismus“, so Foppa. Zwar würden diese mit öffentlichen Geldern subventioniert, seien jedoch nicht mit öffentlichen Nahverkehrs-Abo „Südtirol-Pass“ nutzbar.
 
 
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 Brigitte Foppa, Landtagsabgeordnete und Sprecherin der Grünen: „Diese Aufstiegsanlagen haben nicht das Ziel, den öffentlichen Nahverkehr zu bedienen, sondern richten sich in erster Linie an den (Massen)tourismus.“ (Foto: Seehauserfoto)
 
 
In der Kritik stehen dabei auch die oft „gesalzenen“ Preise. Als Beispiel nennt die Grünen-Sprecherin die Plose-Kabinenbahn bei Brixen. So kostet laut Foppa das Ticket für eine Berg- und Talfahrt für eine erwachsene Person 24 Euro, ein Familienticket 68 Euro (Stand August 2023). Die Preise bei anderen Aufstiegsanlagen bewegten sich auf einem ähnlichen Niveau. Die Schlussfolgerung der Grünen Landtagsabgeordneten lautet daher, dass die Zielgruppe für solche Verbindungen zahlungskräftige Touristen und Touristinnen seien, welche „die Bahnen meist via Gästecard nutzen“. Zwar werde vom Land oft betont, dass Seilbahnen öffentliche Verkehrsmittel seien, doch zu einem wahrhaftigen öffentlichen Verkehrsmittel gehöre vor allem, dass es zu Konditionen des öffentlichen Nahverkehrs genutzt werden könne. Südtirol-Pass-Nutzer und -Nutzerinnen müssten Zugang zu solchen „öffentlichen“ Aufstiegsanlagen haben, fordert Foppa, ansonsten hätten sie diesen Namen nicht verdient.
 
 
Die lokale Bevölkerung steht derartigen Projekten skeptisch gegenüber, wird aber vom Entscheidungsprozess gewollt ausgeschlossen und vor vollendete Tatsachen gestellt.
 
 
Kritik wird auch am Seilbahnen-Business geübt, das nach Ansicht der Grünen „letzthin alles andere als transparent und regelkonform über die Bühne“ gelaufen sei. Als Beispiele dafür nennt Foppa die Cabriobahn in Tiers und den Korblift auf die Langkofelscharte. Bezüglich letzterem habe es noch vor Kurzem Bestrebungen gegeben, die Kapazität zu verdoppeln und die Kubatur von Berg- und Talstation zu vervierfachen. „Dieses Mehr an Fahrgästen hätten jedoch die Berghütten in der Gegend nur schwer stemmen können. Die Potenzierung hätte also einen Rattenschwanz an Problemen nach sich gezogen“, gibt Foppa zu bedenken und befürchtet, dass das Projekt nach den Landtagswahlen im Herbst wieder Fahrt aufnehmen könnte. Die lokale Bevölkerung steht derartigen Projekten skeptisch gegenüber, wird aber vom Entscheidungsprozess gewollt ausgeschlossen und vor vollendete Tatsachen gestellt, so der Vorwurf. „Und sie ist meist nicht einverstanden. Zudem kommen solcherlei Aufstiegsanlagen einer Art von Tourismus zupass, von der wir uns eigentlich verabschieden wollten. Ein Tourismus, der auf Massen setzt und an den Rand des Ertragbaren für Mensch und Natur geht. Projekte, die solche einen Tourismus unterstützen sind fragwürdig und müssen grundsätzlich neu gedacht werden“, so Foppa. Die Grünen fordern daher, sämtliche Aufstiegsanlagen, die mit öffentlichen Geldern subventioniert wurden, in das Südtirol-Pass-System zu integrieren. Weiters sollen neue Seilbahnprojekte grundsätzlich einem extern durchgeführten Klimacheck unterzogen sowie die Bevölkerung in den betroffenen Gemeinden in den gesamten Planungsprozess miteinbezogen werden. Schlussendlich fordern Foppa & Co., dass für die kommenden zehn Jahre keine Kapazitätserhöhungen an Aufstiegsanlagen durchgeführt werden sollen, die ihrerseits mit einer Kapazitätserhöhung der umliegenden Strukturen wie Parkplätze, Hütten, Straßen und Hotels einhergehen würden.
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△rtim post Mo., 28.08.2023 - 11:44

Dem wird man wohl nur beipflichten (können). Das Kriterium, was mit Steuergeldern mitfinanziert wird, sollte der Bevölkerung ganz konkret zugute kommen, sollte eigentlich selbstverständlich sein.

Mo., 28.08.2023 - 11:44 Permalink
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Peter Duregger Mo., 28.08.2023 - 12:51

Persönlich unterstütze ich die Aussagen von Claudia Plaicker, zukünftig den Bau der Aufstiegsanlagen für Freizeitzwecke nicht mehr öffentlich mitzufinanzieren.

Mo., 28.08.2023 - 12:51 Permalink
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Schorsch Peter Mo., 28.08.2023 - 14:13

Bravo!
Ein weiterer Grund, eine Aufstiegsanlage in den Südtirol-Pass-Tarif zu integrieren wäre aus meiner Sicht, wenn aufgrund des Baus einer privaten Seilbahn der öffentliche Busverkehr eingeschränkt wird, wie z.B. im Fall der Tierser Seilbahn, wo es seitdem keine direkte Busverbindung mehr von Bozen - Frommer gibt, da man ab dem Zyprianer Hof ja die Seilbahn nehmen soll...

Mo., 28.08.2023 - 14:13 Permalink
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Hanspeter Holzer Mo., 28.08.2023 - 15:12

Das Schlagwort "Touristen" wurde hier von den Grünen nur zwecks maximal möglicher Polemik eingebaut. Die bezahlen nämlich auch einen recht heftigen Preis für die Tickets - dieser Ticketpreis wäre für Pendler:innen/Berufstätige sowieso nicht zu stemmen.
Die Herausforderung ist hier: wie stellt man fest, ob jemand aus Freizeit- oder beruflichen Gründen mit der Seilbahn irgendwohin fährt? Denn für die Freizeitbeschäftigung kann man wohl kaum Tickets zum Südtirolpass-Kilometertarif verlangen. Da ändert auch die Förderung nichts. Das wäre nicht einmal ansatzweise EU-rechtskonform.
Nichtsdestotrotz muss bei öffentlichen Beiträgen natürlich auch ein öffentliches Interesse dahinterstehen. Dafür könnte man z.B. den Südtirol-Pass-Tarif einführen - nur beruflich freilich.
Denn eines dürfen wir nicht vergessen: außerhalb unseres eigenen Heimatdorfes sind auch wir sehr schnell "Touristen".

Mo., 28.08.2023 - 15:12 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Mo., 28.08.2023 - 16:25

Antwort auf von Hanspeter Holzer

"Die Herausforderung ist hier: wie stellt man fest, ob jemand aus Freizeit- oder beruflichen Gründen mit der Seilbahn irgendwohin fährt? Denn für die Freizeitbeschäftigung kann man wohl kaum Tickets zum Südtirolpass-Kilometertarif verlangen. Da ändert auch die Förderung nichts. Das wäre nicht einmal ansatzweise EU-rechtskonform."
Wenn wegen dieser Bahn eine direkte Busverbindung eingestellt wird, muss es eine Alternative mit dem Südtirol-Pass geben, egal ob beruflich oder Freizeit. Denn wenn nicht, ist das nochmal eine "versteckte Subvention" für den Bahnbetreiber. Und ich denke, wir haben schon genug bezahlt, für eine "private" seilbahn.

Mo., 28.08.2023 - 16:25 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Mi., 30.08.2023 - 06:36

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Alle geförderten Aufstiegsanlagen vor die Alternative:
"entweder Benutzung mit dem öffentlichen Tarifsystem oder die öffentlichen Beiträge, Inflations-bereinigt / verzinst zurück zahlen."
Damit würde man den Anlagen-Betreibern die ... Investionen in "Abschreibe-Projekte ersparen" und die Landesregierung hätte das Geld zu einer vernünftigen Lösung ihrer Personalprobleme.

Mi., 30.08.2023 - 06:36 Permalink