Gesellschaft | Fridays For Future

„Ganz ungünstiger Zeitpunkt“

Die WFO Bozen verbietet die Teilnahme am nächsten Klimastreik. Ihr Direktor verteidigt die Vorgehensweise und betont den Stellenwert von Nachhaltigkeit an seiner Schule.
Fridays for Future, Global Strike 23-9-2022
Foto: Salto.bz
Nächste Woche steht wieder ein Schulstreik für Klimaschutz an: Fridays For Future hat weltweit dazu aufgerufen, am Freitag, den 15. September, auf die Straße zu gehen. In Südtirol startet die Demo um 12 Uhr am Silvius-Magnago-Platz vor dem Landtag. Wer dieses Mal nicht dabei sein darf, sind die Schüler*innen der Bozner Wirtschaftsfachoberschule (WFO) Heinrich Kunter.
Die Schüler*innen sollen sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen, bevor sie demonstrieren gehen und danach gleich weitermachen.
Während andere deutschsprachige Schulen der vorliegenden Empfehlung des Landesbeirats der Schüler*innen folgen und mit Einverständnis der Eltern Minderjähriger die Teilnahme erlauben, sieht die Schulordnung der WFO eine weitere Bestimmung vor. Nur wenn auch der Schülerrat sich der Empfehlung des Landesbeirates in einem Beschluss anschließt und ein Informationsschreiben an die Mitschüler*innen ausarbeitet, kann man dem Unterricht entschuldigt fernbleiben, um an der Demonstration teilzunehmen.
 
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Ralf Stefan Troger: „Die Schüler*innen sollen sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen, bevor sie demonstrieren gehen und danach gleich weitermachen wie bisher.“ (Foto: WFO Bozen)
 
Da der Schülerrat für dieses Schuljahr aber erst im Laufe dieses Monats gewählt werden muss, kann vor dem 15. September noch kein Beschluss gefasst werden. Wer trotzdem abwesend ist und stattdessen beim Protest, dem droht ein Disziplinarvermerk im Register und die unentschuldigte Absenz wirkt sich auf die Verhaltensnote aus. Das wurde in einem Schreiben des Schuldirektors an die Familien und Lehrkräfte mitgeteilt.
Der Termin für den Streik finde laut WFO-Direktor Ralf Stefan Troger zu „einem ganz ungünstigen Zeitpunkt“ statt. Trotzdem hält er die Regelung an seiner Schule für sinnvoll: „Die Schüler*innen sollen sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen, bevor sie demonstrieren gehen und danach gleich weitermachen wie bisher“, so Troger. Der Direktor betont, dass Schüler*innen der WFO an vergangenen Streiks von Fridays For Future teilgenommen haben, als der Beschluss des Schülerrats vorlag und somit alle Kriterien laut Schulordnung erfüllt waren.
Darüber hinaus sei Nachhaltigkeit an der Bozner WFO ein wichtiges Thema. Beispielsweise habe die Schule auf Initiative des Schülerrates auffüllbare Wasserflaschen aus Glas an die Schüler*innen verteilt. Der Automat wurde bereits mit einem Wasserspender ausgetauscht, auch der Saftautomat soll in Zukunft ohne Plastikflaschen auskommen. Außerdem wurde an der WFO die Arbeitsgruppe „Umwelt- und Gesundheitserziehung“ eingerichtet, im Drei-Jahres-Plan der Schule ist Nachhaltigkeit als Zielsetzung festgelegt.
 
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Robert Hochgruber Fr., 08.09.2023 - 21:09

Nach dieser zweifelhaften Vorgehensweise des Direktors können Schülerinnen und Schüler zivilen Ungehorsam zeigen sowie dass sie die Disziplinarmaßnahmen nicht fürchten. Das würde bedeuten, dass ihnen die Teilnahme am Klimastreil etwas wert ist. Ich sage dies als pensionierter Lehrer einer Oberschule von Brixen. Ich habe mit meinen Schülerinnen und Schülern an Klimastreiks teilgenommen und verhindert, dass Schülerinnen und Schüler Disziplinarmaßnahmen erhalten haben. Lehrpersonen sowie Eltern könnten auch Schlupflöche suchen, um die Teilnahme am Klimastreik zu ermöglichen, wenn sie ihn unterstützen und die Maßnahmen des Direktors nicht für annehmbar finden. Seine Unterstellungen Schülerinnen und Schülern gegenüber weise ich zurück. O-Ton "danach gleich weitermachen wie bisher".

Fr., 08.09.2023 - 21:09 Permalink