Gesellschaft | Landwirtschaft

Kurze Wege, gutes Gemüse

Lisa Maria Kager und Jakob Haller haben einen klassischen Apfelbetrieb auf den Kopf gestellt. Herausgekommen ist der Hof des Wandels in Eppan. Ein Besuch mit Kamera.
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Foto: Farmfluencers of South Tyrol
Der Film besticht mit Nahaufnahmen im Querformat und der Musik von James Bach. Thomas Schäfer und Meike Hollnaicher haben wieder Kamera und Mikrofon ausgepackt, um einen weiteren Hof der Südtiroler Farmfluencer vorzustellen. Es geht um den Hof des Wandels in Eppan, einem ehemaligen Apfelbetrieb. Heute bewirtschaften ihn Lisa Maria Kager und Jakob Haller auf regenerative Weise.
Die rund 1.200 Quadratmeter Ackerfläche werden nur mit Handgeräten bearbeitet. Der Umstellungsprozess begann vor acht Jahren. Jetzt wachsen anstatt Äpfel viele verschiedene Gemüse- und Obstsorten im sogenannten Market Garden, den Kräutergarten versorgt der Vater von Lisa Maria, Hanspeter. Die Erzeugnisse werden entweder frisch oder weiterverarbeitet über den Hofladen, das Gemüse-Abo und an die Gastronomie verkauft.
 
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Filmvorführung: In der achten Videofolge stellen die Farmfluencer den Hof des Wandels in Eppan vor. (Foto: salto.bz)
 
Nun flimmern die Ackerflächen über die weiße Leinwand im umfunktionierten Kinosaal der BASIS in Schlanders. Er ist Teil der Veranstaltung „Landwirtschaft & Gastronomie. A gmahnte Wies?“, die von der BASIS und dem Südtiroler Köcheverband (SKV) am vergangenen Freitag organisiert wurde. Einige Höfe haben im Innenhof der Drususkaserne ihre Stände aufgebaut, abends diskutiert Evi Keifl mit Harald Gasser (Aspinger Raritäten), Michael Hofer (Bürgergenossenschaft Obervinschgau), Silke Raffeiner (Verbraucherzentrale), Friedrich Steiner (BIO Hotel Panorama) und Paul Tappeiner (SKV) über nachhaltige Landwirtschaft. Die Köche des SKV tragen mit Häppchen aus lokalen Zutaten zum Gelingen der Veranstaltung bei.
 
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Veranstaltung in der BASIS: Auf dem kleinen Markt stellen Bäuer*innen ihre Produkte und Höfe vor. (Foto: Marco Telfser / BASIS)
 
Die ruhige Filmmusik, die Blüten und Blätter hinter der Kameralinse im Morgentau und die Stimmen der Beiden entführen das Publikum aber nun erstmal in ein revolutionäres Paradies. Jakob Haller arbeitete früher als Koch, Lisa Maria Kager als Journalistin bei barfuss.it. „Ich möchte dazu beitragen, die Art und Weise, wie wir Nahrung produzieren und konsumieren, zu verändern, denn es könnte so viel schöner sein“, sagt Haller im Film.
Bücher und Youtube halfen ihnen den Hof auf Vordermann zu bringen, die Wetterextreme durch den Klimawandel denken sie dabei mit. Eine Herausforderung ist dabei, diese neue Struktur in einer von der Monokultur geprägten Südtiroler Landwirtschaft aufzubauen. „Es wäre hilfreich gewesen zu wissen, woher man guten Kompost bekommt“, sagt Haller beispielsweise im Nachhinein. Was Kager und Haller über die Ernährung der Zukunft, Lebensmittelpreise und ihr Geschäftsmodell denken, erfahren Sie in folgendem Kurzfilm. Er ist bis 24. September kostenlos zugänglich.
 

 

Permakultur ausgefeilt

 
Die Ursprünge der Anbaumethode vom Hof des Wandels führen nach Paris des 19. Jahrhunderts: In einem Grüngürtel wurde ganzjährig beinahe so viel Gemüse angebaut, um die ganze Metropole zu versorgen. Dieser biointensive Gemüseanbau richtet sich nach dem Ziel, auf kleinster Fläche so viel wie möglich Lebensmittel hoher Qualität anzubauen, aber dabei ressourcenschonend und regenerativ zu arbeiten.
Auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wird verzichtet, stattdessen spielen Kompost und Bodenqualität eine wesentliche Rolle. Kager und Haller sind überzeugt: „Marktgärten könnten die industriellen und globalen Strukturen unserer derzeitigen Lebensmittelversorgung dezentralisieren, uns helfen, enorme Transportwege zu sparen und regionale Kreisläufe wieder zu beleben.“
 

Doku in Arbeit

 
Das nächste Filmprojekt der Farmfluencer steht bereits an: Schäfer und Hollnaicher arbeiten an einer 50minütigen Dokumentation über Landwirtschaft, Gastronomie, Klimawandel und Aktivismus. Hier kann man sie finanziell unterstützen.