Wirtschaft | Sanität
„Ich möchte zurückkommen“
Foto: Asl Lanciano
Salto: Warum lässt dieser schreckliche Thomas Schael das heilige Land Südtirol nicht endlich in Ruhe?
Thomas Schael: Ich finde, Südtirol ist ein ganz großartiges Land und ich bin als Deutschsprachiger natürlich auch daran interessiert, in Mitteleuropa zu arbeiten. Südtirol ist eine Art Sprungbrett in ein mehrsprachiges, multikulturelles Europa. Zudem glaube ich, dass die Gesundheitsreform, die ich damals zusammen mit Experten aus Österreich und Italien angestoßen habe, immer noch nicht umgesetzt worden ist. Wenn man eine Reform andenkt und beginnt, sie umzusetzen, dann sehe ich das als Lebensaufgabe, das Ganze auch zu Ende zu bringen.
Es schaut aber eher so aus, als bewerben Sie sich als Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetrieb, um die politisch Verantwortlichen zu ärgern?
Absolut nicht. Ich habe es schon gesagt: Ich möchte zurückkommen. Auch weil ich glaube, dass der Herr Landeshauptmann damals von der zuständigen Landesrätin Martha Stocker überrumpelt wurde. Frau Stocker war nicht damit einverstanden, die strengen Regelungen zur Zweisprachigkeit zu lockern. Ich habe immer gesagt, wir müssen da raus, sonst bekommen wir kein Personal mehr. Dazu kam die Geschichte mit der Versicherung. Die Landesrätin hat darauf bestanden, dass diese Versicherung abgeschlossen werden muss. Als ich mich dagegen gewehrt habe, hat sie den Landeshauptmann überzeugt, mich wegzuschicken.
Ich kann mir durchaus vorstellen, mit dem jetzigen Landeshauptmann einen Neustart zu machen.
Sie hegen deshalb heute keinen Groll gegen Arno Kompatscher?
Nein. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis mit Arno Kompatscher. Immer wenn ich Probleme hatte, haben wir sie gemeinsam besprochen. Der Landeshauptmann hat mich auch immer unterstützt. Damals hatte ich keine Möglichkeit, die Geschichte mit dem Landeshauptmann direkt auszusprechen, weil die Landesrätin Martha Stocker mich weghaben wollte. Ich kann Arno Kompatscher diese ganze Geschichte deshalb absolut verzeihen. Als Landesrat für Gesundheit dürfte er jetzt auch einen weit besseren Einblick haben als damals. Ich kann mir deshalb durchaus vorstellen, mit dem jetzigen Landeshauptmann einen Neustart zu machen.
Sie haben dem Landeshauptmann, dem Land und dem Sanitätsbetrieb jetzt aber mehrere Mahnschreiben zur Neuernennung des Generaldirektors zukommen lassen. Kein besonders guter Start?
Es geht darum, dass sowohl die Landesgesetze als auch die staatlichen Vorgaben angewandt werden müssen. Auch wenn es um Führungspositionen geht, deren Inhaber letztendlich auch eine Vertrauensperson sein soll, kann man nicht einfach denjenigen dort hinschieben, den man möchte. Vor allem, wenn er nicht die Voraussetzungen dafür hat.
Sie sprechen den amtierenden Sabes-Generaldirektor Florian Zerzer an?
Herr Zerzer war das erste Beispiel dieser Gangart. Denn Zerzer hatte keine große Erfahrung im Gesundheitsbereich. Laut den staatlichen Vorgaben - die vom Land übernommen wurden - muss man nachweisen, dass man mindestens fünf Jahre im Gesundheitswesen Führungspersönlichkeit gewesen ist, um Generaldirektor zu werden. In den entsprechenden Staatsgesetzen wird klar festgehalten, dass man sowohl Budget als auch Personal in einer gewissen Größenordnung verwaltet haben muss. Nur so kann man ins nationale Verzeichnis der für die Generaldirektion Geeigneten eingetragen werden.
Auch wenn es um Führungspositionen geht, deren Inhaber letztendlich auch eine Vertrauensperson sein soll, kann man nicht einfach denjenigen dort hinschieben, den man möchte. Vor allem, wenn er nicht die Voraussetzungen dafür hat.
Florian Zerzer war aber immerhin fünf Jahre lang Ressortdirektor von Gesundheitslandesrat Richard Theiner?
Doch damit hat er diese Auflagen keinesfalls erfüllt. Ein Ressortdirektor hatte damals in der Verwaltungsstruktur Südtirols keine eigentliche Führungsposition. Das war im entsprechenden Landesgesetz genau definiert. Er hatte weder ein eigenes Budget noch hat er etwas wirklich rechtskräftig unterschrieben. Er war ein Bindeglied zwischen Politik und Verwaltung. Dieser Status hat sich erst 2022 mit der Verabschiedung des neuen Landesgesetzes zur Führungsstruktur der Landesverwaltung geändert. Zudem fehlte Florian Zerzer die staatliche vorgesehene Managementausbildung im Gesundheitsbereich. Deshalb hat man im Landesgesetz eine Bestimmung eingefügt, dass der ernannte Generaldirektor eineinhalb Jahre Zeit hat, diese Ausbildung nachzuholen. Das heißt: Zerzers Ernennung war schon ein Präzedenzfall, wie man so etwas nicht machen sollte.
Warum sind Sie damals nicht gerichtlich gegen diese Ernennung vorgegangen?
Ich habe damals nicht geklagt, weil ich aufgrund der Polemiken um die Versicherung einer einvernehmlichen Vertragsauflösung mit Abfindung zugestimmt habe. Aber jetzt kann und will ich nicht mehr zuschauen, wie der Südtiroler Sanitätsbetrieb aufgrund der vielen Baustellen und Missgeschicke, die Herr Zerzer passiert sind, immer weiter abstürzt. Eine Folge auch der fehlenden Ausbildung auf diesem Gebiet.
Zerzer Ernennung war schon ein Präzedenzfall, wie man so etwas nicht machen sollte.
An welche Baustellen denken Sie?
Hier gibt es eine ganze Reihe von schwerwiegenden Probleme: Das Chaos um die Ernennung der Primare, den Personalmangel und vieles mehr. Vom sogenannten Maskenskandal wollen wir erst gar nicht reden. Es braucht jemanden, der strategisch diesen Betrieb wieder auf Vordermann bringen und führen muss. Ich glaube, dass ich das mit meiner 20-jährigen Erfahrung kann.
Sie wurden aber erst vor kurzem als Generaldirektor der Sanitätseinheit „Lanciano, Vasto, Chieti“ in den Abruzzen bestätigt?
Das stimmt. Es ist ein Verwaltungsvorgang, der deutlich macht, wie und was in Südtirol bei der Auswahl des Generaldirektor schiefläuft. Mein Vertrag ist am 11. September 2023 ausgelaufen. Als amtierender Generaldirektor musste ich mich jetzt einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren stellen, an dem sich 50 Personen beteiligt haben. Wir wurden alle zu einem Gespräch vor einer Kommission geladen. Diese Kommission hat für meinen Betrieb 10 Leute für tauglich erklärt. Der Präsident der Region hat dann aus diesem 10 Personen den für Ihn Besten ausgewählt und ernannt. Das war in diesem Fall eben ich.
Warum sollte Arno Kompatscher nicht nochmals auf Florian Zerzer setzen?
Das kann er natürlich. Aber es müssen die Gesetze und Vorgaben eingehalten werden. Es gibt ein Verfahren, das man einhalten muss. Wenn jemand, der einem gefällt, aber nicht in dieser Liste der Generaldirektoren eingetragen oder falsch eingetragen ist, dann kann man ihn nicht ernennen. Die Tatsache, dass Florian Zerzer immer noch im Landesverzeichnis aufgeführt wird, obwohl das entsprechende Dekret zur Eintragung bereits seit einem Jahr verfallen ist, sehe ich als Missstand, den ich nicht hinnehmen kann. Ich war vor fünf Jahren still, jetzt bin ich es aber nicht mehr.
Der Vertrag von Florian Zerzer als Generaldirektor verfällt am 14. Oktober 2023. Die Landesregierung will den Vertrag jetzt vorerst um 120 Tage verlängern?
Das geht rechtlich nicht. Laut Gesetz kann die Region oder das Land einen Generaldirektor für drei oder für fünf Jahre ernennen. Es ist ein privatrechtlicher Vertrag auf Zeit, der zwar verlängert werden kann, aber nur durch ein neues öffentliches Auswahlverfahren. Und dieses Verfahren hat man in Südtirol nicht zeitgerecht eingeleitet. Zudem stimmt die Zusammenstellung der Landesliste der Geeigneten nicht. Dass man Zerzer deshalb jetzt noch einmal ernennt, sei es für 120 Tage oder sogar für 5 Jahre, werde ich nicht hinnehmen.
Was man verschweigt: Man gibt heute für die Sanität eine halbe Milliarde Euro mehr aus als vor fünf Jahren.
Bei den anstehenden Landtagswahlen wird Südtirols Sanität ein Wahlkampfthema sein. Der geschasste Landesrat Thomas Widmann verkündet überall, dass er Südtirols Sanität mustergültig saniert hätte, doch sein Nachfolger Arno Kompatscher in 15 Monaten wieder alles kaputt gemacht habe. Stimmt das?
Die Politik hat in diesem Bereich eine relativ kleine Verantwortung. Denn es gibt ganz klare gesetzliche Vorgaben, es gibt Leitlinien und es gibt Prinzipien zum Management und zur guten Verwaltung, die letztendlich alle auf das Handeln des Generaldirektors Einfluss nehmen. Obwohl das Ergebnis natürlich Auswirkungen auch auf die politischen Verantwortlichen hat, hängt die Performance eines Sanitätsbetriebes deshalb ausschließlich von seiner Führung ab. Wie die Sanität läuft, entscheiden der Generaldirektor, seine Führungskräfte und die vier Bezirksdirektionen. Das heißt: Die Ergebnisse kommen zum allergrößten Teil völlig unabhängig davon zustanden, wer Sanitätslandesrat ist. Deshalb ist diese Aussage auch nicht haltbar.
Ist die Südtiroler Sanität mit all diesen Baustellen überhaupt noch sanierbar?
Ja. Es gibt viel schlimmere Systeme, wenn man etwa nach Süditalien schaut. Auch das englische Gesundheitssystem wurde an die Wand gefahren. Ich glaube, Südtirol hat nach diesen fünf Jahren Zerzer zwar mehr Schwächen als vorher, aber der Gesundheitsbetrieb funktioniert. Was man dabei verschweigt: Man gibt heute eine halbe Milliarde Euro mehr aus als vor fünf Jahren. Für mich heißt das: Bleibt diese Finanzierung aufrecht, würde man in Südtirol wirklich ein Vorzeigesystem im europäischen Vergleich aufbauen können.
Ich glaube, Südtirol hat nach diesen fünf Jahren Zerzer zwar mehr Schwächen als vorher, aber der Gesundheitsbetrieb funktioniert.
Auf der SVP-Liste tritt der Neoantologe und langjährige Primar Hubert Messner an. Er will Gesundheitslandesrat werden. Wäre er ein guter Landesrat?
Ja. In meinen dreieinhalb Jahren als Generaldirektor war Hubert Messner immer eine Bezugsperson für mich. Er hat immer einen wichtigen fachlichen Einfluss auf den Landeshauptmann gehabt. Weniger auf die damalige Landesrätin. Auch auf persönlicher Ebene habe ich mit Hubert Messner immer gut zusammengearbeitet. Aufgrund seiner Erfahrung und seines Insiderwissens wäre er sicher für den Gesundheitsbetrieb ein guter Landesrat.
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Der Stocker war wohl der
Der Stocker war wohl der Faden aus der Nadel gerutscht, aber sie hat emsig weiter genäht.
Ja Frau Stocker,Lehrerin
Ja Frau Stocker,Lehrerin,sowas passiert,wenn man fähige Leute wie Dr.Scheel weghaben will aus purer Antipatie zu diesem Herrn und dann mit Zerzer die Sanität noch mehr an die Wand fährt und gefahren hat. Sie beide sind und waren nie professionell vom Fach! SVP Methoden hoffentlich mit Ende am 22.10.2023. Frau Stocker sie haben sich kein rühmliches Denkmal gesetzt .
Ich bitte um etwas mehr
Ich bitte um etwas mehr Sorgfalt in der redaktionellen Ausgestaltung der salto-Beiträge. Im Text des Interviews mit Thomas Schael fehlen beispielsweise 7 Beistriche, dafür wurden 9 Beistriche zu viel gesetzt. Das hat die Lesbarkeit des sonst sehr aufschlussreichen Beitrags deutlich beeinträchtigt.
Nicht immer ist im Journalisten-Gewerbe schnell auch gut.
Antwort auf Ich bitte um etwas mehr von Heinrich Zanon
Dem stimme ich voll und ganz
Dem stimme ich voll und ganz zu! Beistriche haben nämlich nicht nur eine "dekorative" Funktion, sondern eine wesentlich auch inhaltliche!
Antwort auf Dem stimme ich voll und ganz von Erich Daniel
Ich esse Oma. Ich esse, Oma.
Ich esse Oma.
Ich esse, Oma.
Antwort auf Ich bitte um etwas mehr von Heinrich Zanon
Sehr geehrter Herr Dr. Zanon,
Sehr geehrter Herr Dr. Zanon,
die Zeichensetzung wurde korrigiert.
Christoph Franceschini
Genug ist genug.
Genug ist genug. Normalerweise. Irgendwann. Aber in Südtirol lässt man sich von jemanden, der sich ganz schön aufzupudeln weiß, offenbar weiterhin vorführen. Auch medial begleitet und unterstützt. Das gehört wohl auch zum Anforderungsprofil.
Ich denke, wir haben schon genug Posse und teures Steuer- und Lehrgeld an Abfindung bezahlt.
Vgl.a: https://www.tageszeitung.it/2018/09/03/laecherliche-schael-posse/?fbcli…
Schon ein eigenartiges Bild,
Schon ein eigenartiges Bild, welches hier von LH Kompatscher gezeichnet wird. Der Grund für die Misere sei alleine bei der damaligen Sanitätslandesrätin Martha Stocker zu suchen, welche den Landeshauptmann falsch und unzureichend informiert habe? Die wichtigste Führungskraft des Landes wird also einfach mal so entlassen – ohne jegliche Nachfrage, ohne klärende Gespräche mit dem Betroffenen? Sollte das zutreffen, so spricht das nicht für eine ausgeprägte Führungs- und Leitungskompetenz von Kompatscher.
Gleichzeitig wird von Schael zwar dem aktuellen Generaldirektor Zerzer jegliche Eignung abgesprochen, es wird aber in diesem Interview fast vollkommen ausgeblendet, welchen Aufwand die Landesregierung unter Kompatscher getrieben hat und noch immer treibt, um eben diesen Zerzer in Amt und Würden zu belassen.
Dem Fass den Boden schlägt schließlich aus, wenn festgehalten wird, dass die Politik im Sanitätsbereich eigentlich ja gar nichts zu melden habe und folglich weder Kompatscher, noch sein Vorgänger Widmann Verantwortung an den desolaten Zustand unseres Gesundheitssystems zu übernehmen hätten. Na dann - mit dieser Absolution können nun alle glücklich weiterleben.
PS: Dass in Folge der SVP-internen Streitigkeiten Kompatscher das Sanitätsressort in „Teilzeit“ übernommen und aufgrund politische (Zwangs)Entscheidung keine neue Sanitärslandesrät:in ernannt werden konnte, hat der Südtiroler Sanität sicher einen zusätzlichen Schaden zugefügt. Das sollte bei der ganzen „Zerzeritis“ nicht vergessen werden.