Nach meinem Salto-Beitrag vom 1. Oktober habe ich einiges an Feedback erhalten und wurde tatsächlich gebeten mir doch die Zeit zu nehmen. 
Ich hatte geschrieben: „... vielleicht, wenn ich Zeit habe, folgt in nächster Zeit hier auf Salto.bz mein persönlicher Kandidaten- und Parteiencheck. Und wer weiß, ... vielleicht verrate ich dabei auch wo ich am 22. zwei Striche mache und welche Namen ich dazu schreiben werde.“ 

Nun, das ist jetzt echt keine leichte Aufgabe ... und gewagt. Aber ich fang mal vorsichtig mit dem Ausschlussverfahren an. 
- Ich wähle als Deutsch-Südtiroler keine rein italienische Partei, also keine Fratelli, keine Grünhemden, keine Destri & Centrali, keine Zivili, keine Italienische Kraft und auch keine Movimenti, usw. 
- Nicht zur Diskussion stehen auch Enzian, Vita und ähnliches. Weil es für mich nicht nur dieses eine Thema namens Pandemie gibt. Ich habe das längst abgeschrieben, egal wer nun recht hatte oder hat. Es gibt wichtigeres!
- Ich wähle auch nicht die Freiheitlichen, weil die es ebenso wenig in die engere Auswahl schaffen, wie die Südtiroler Freiheit oder mein freiheitsliebender Freund JWA. Wobei ich den Anderlan zumindest sympathisch finde ... mit allen Gegensätzlichkeiten die uns trennen. Aber im Landtag brauche ich ihn nicht, am Bierbudel sehr wohl. 
Ich finde es übrigens richtig, dass es eine patriotische Front im Landtag gibt, die einen Teil der Südtiroler Bevölkerung durchaus vertreten soll. Irgendwo, tief drin, bin ich ja auch ein sanfter Patriot. 

- Somit bleiben Grüne, Team-K, SVP, PD, Widmann 
- Jetzt wird es schon schwieriger, aber das Wahlgesetz lässt nur ein Kreuzl zu.

- Ich streich also den PD, der mir ja irgendwie leidtut, aber den ich eh nie gewählt habe. 
- Neu wäre der Thommy for SouthTyrol, aber der ist mir einfach zu einseitig, zu lobby-lastig, zu wenig auf das Große Ganze ausgerichtet. Schade, weil es eigentlich ein fähiger Politiker wäre und sich in der Materie auskennt (wie leider sonst nur mehr wenige). Er hat es schließlich fast überall geschafft teils auch gute Projekte umzusetzen. Aber er hat dabei halt auch überall Millionengräber hinterlassen. Genau das hätte ich mir von ihm auch im Gesundheitswesen erwartet, denn dort wäre mir das Millionenloch zum ersten Mal tatsächlich egal gewesen ... wenn es denn zur Besserung der Situation beigetragen hätte. Auch seine „Arschlöcher“-Sprüche hätte er sich sparen können. Und er hat sein Versprechen noch immer nicht eingelöst, mich zu an Glasl Wein nach Afing einzuladen. Zudem finde ich keine weitere KandidatInnen auf der Liste, die für mich eine echte oder qualitative Bereicherung darstellen würden. Und aus reiner Freundschaft wähl ich den Ploner Kurt auch nicht. Dann wären ja bald bei 15% Ploners im Landtag ... grins.

- Jetzt wird´s eng ... (übrig sind Grüne, Team-K und SVP) und es fängt bereits an weh zu tun. Ich muss jetzt versuchen Mehrheiten zu finden. Im Sinne von: 
* Wer vermag mich am besten zu vertreten? Wo finde ich die größte Schnittstelle? Wo den größten sogenannten Gemeinsamen Nenner? Tip: https://deinewahl.it Zu 100% stimme ich natürlich mit keiner Partei und keinem Kandidaten überein. 
* Wer bietet die größten Kompetenzen auf der verwaltungstechnischen Bühne. Wer versteht wie Gesetze funktionieren und wie man solche schreibt und umsetzt? 
* Wo gibt es genug fähige Leute, die nicht nur schreien und brotteln, sondern konstruktiv für Land und Menschen arbeiten. Nach bestem Wissen und Gewissen und nicht weil ein Verband sie dazu zwingt. 
* Wer hat die Fähigkeiten, die Begabung und die Visionen, unseren hohen Standard (lebenswerteste Region Italiens) zu halten? Und dabei die Schwachen und Zurückgebliebenen nicht zu vergessen? 

- Ein Dilemma!
* Kriegt die SVP mein Kreuzl, wird der Bauernbund und der HGV dort weiterhin vorschreiben und bestimmen was im Landl  GUT & SCHLECHT ist? ... zumindest wenn ich davon ausgehe, dass die Bauern und Hoteliers nicht fremdgehen. Andererseits findet sich auf dieser Liste ein Arno Kompatscher, der in Sachen Fachkompetenz, Wissen & Auftreten aktuell aus meiner Sicht nicht zu toppen ist. Er scheint auch dieses Große Ganze immer im Blick zu haben. Ich traue ihm zu, dieses Land halbwegs auf diesem guten Niveau zu halten, welches es aktuell hat. Ich denke er hat die Weitsicht und weiß ziemlich gut was zu tun wäre. Ob er das in dieser Fronten-Partei kann, ist eine andere und offene Frage. Er braucht dazu den Support innerhalb der Partei, braucht WählerInnen-Stimmen (gutes Wahlresultat) und weitere Gewählte, die ihm ein vernünftiges regieren möglich machen. Es spielt intern in der SVP fast wie in einer Koalition, wobei die kleinste „Fraktion“ das Wetter bestimmt. 

* Die Grünen. Ich denk mir, dass speziell die Brigitte Foppa meine Stimme verdient hätte. Die ist für mich in den letzten Jahren besser gereift als alter Wein. Die hat heute Format, hat den politischen Durchblick, kennt das schmutzige Polit-Geschäft und spielt in der eigenen, sanften Kommunikation in einer anderen Liga. Früher hat sie sich oft „verschossen“ ... zu schnell auf ENTER gedrückt. Heute handelt sie ausgewogen, überlegt, nie boshaft, sinnstiftend ... und in der Sache sanft aber kompromisslos. 
Zudem sind die allgemeinen Grünen Themen zweifelsfrei von äußerster Wichtigkeit. Egal ob das nun vom anderen Teil der Gesellschaft anders gesehen wird. Fest steht, dass wir ohne den grünen Gedanken heute noch schlechter dastehen würden als wir es leider noch tun. Klimawandel, Naturschutz (um einen alten Begriff zu verwenden), Gerechtigkeit, eine enkelfreundliche Zukunft, Gemeinwohl ... 
Ein ausgewogenes und glaubwürdiges Parteiprogramm https://www.verdi.bz.it/unsere-themen/ macht diese Partei durchaus wählbar. Hier findet sich vieles, was ich unterschreiben würde. Es gibt aber auch Ansichten die ich nicht mittrage. Wie viel Prozent betrifft das? ... der Nenner?! Beim Thema Einwanderung (kommt im Programm kaum vor) oder Gemischtsprachigkeit stimmt es nicht ganz mit meinen eigenen Vorstellungen überein. So wie es ganz rechts gegenüber auch nicht „überein stimmt“. 
Wichtig ist trotzdem, dass diese Partei in Zukunft stark und präsent ist. Würde ich dort mein Kreuzl machen würde ich neben Foppa auch noch Staffler und Rohrer schreiben. Wobei die sonstige Auswahl mit Mahlknecht, Mussner, Planer, Wohlgemuth, Oberkofler und einigen mehr echt gut ist. Besser als auf vielen anderen Listen. Das ist ein starkes, einstimmiges und stimmiges Team. 

*  Team-K! Gut, das ist jetzt echt die schräge Alternative (Volkspartei). Alternative zu was? Ich werde mit der gesamten Partei und mit dem allgemein gehaltenen Parteiprogramm https://www.team-k.eu/de/wahlen2023/programm/ einfach nicht warm. Ganz genau weiß ich bis heute nicht wofür sie steht. Am wenigsten kenn ich mich beim Partei-Namensgeber Paul Köllensberger aus. Speziell das Rundum-Gehaue macht den von mir ehemals durchaus geschätzten Pauli fragwürdig. Wer nur mehr Aufmerksamkeit erregt indem er auf andere draufhaut, ist für mich nicht ein seriöser Parteiführer. 
Am meisten beeindruckt hat mich hingegen in der vergangenen Legislatur der Alex Ploner. Beharrlich, ehrlich, glaubwürdig ... Themen die sonst untergehen, vergisst er nicht und bringt sie immer wieder aufs Tablett. Er ist zudem zum Sprachrohr für die Schwachen unserer Gesellschaft mutiert. Und einige seiner wichtigen Vorschläge wurden tatsächlich über Umwege umgesetzt. Das typische zuerst ablehnen, dann in veränderter Form selbst einbringen (SVP). Aber wichtig ist für mich, dass es umgesetzt wurde. 
Und da wäre dann noch dieser Christian „Peinti“ Peintner. Ein Neueinsteiger, der sich als Politiker freilich noch beweisen müsste. Jedenfalls ist er in Sachen Wohnen und Wohnbau allen anderen Kandidaten und Parteien um Längen voraus. Wohnen ist eines der Kernthemen der nächsten Jahre. 
Wenn ich mir allerdings die gesamte Liste ansehe, dann murmelts. Da finden sich Grüne & Linke, Bürgerliche & Bauern, Immobilienmakler & Polizisten ... und Namen die mir leider nichts sagen. Und zwei Hausärzte, die ich lieber in ihren Praxen sehen würde als im Landtag. Freilich, ein Perini Stefan sollte zumindest einige Kompetenzen mitbringen. Der Ex-Primar Franz Ploner vertritt nicht meine Ansichten für ein überlebensfähiges und vernünftiges Gesundheitssystem. Die Maria Rieder ist mir irgendwie suspekt. Es gibt kein Thema das sie nicht für sich ausschlachten würde. Und einiges was sie über Umwege umsetzen konnte, hat sich schlussendlich als Schuss in den Ofen heraus gestellt. Also im Prinzip alles auch nicht viel besser als das was die originale VP fabriziert hat. 
Würde ich also trotzdem mein Kreuzl beim Team-K machen, würde ich Ploner Alex, Peintner Christian,  Fink Margareth und Abram Lukas dazuschreiben. 
 

UND JETZT? 
* SVP – Edelweiß-Partei? Edel & weiß ist da schon lange nichts mehr! Das „edel“ hat die Partei mit dem Abdanken von Magnago in den Parteischrank gestellt. „Weiß“ ... im Sinne von „Weiße Weste“ hat sie auch schon lange keine mehr. Diese Wäsche ist inzwischen ziemlich dreckig und lässt sich auch mit Varechina, Ace & Co nicht mehr weiß kriegen. Auch gewisse Löcher lassen sich nicht mehr nähen oder stopfen. Die Partei ist ein Sauhaufen, als „Volkspartei“ macht sie seit Jahren nicht mehr ihren Job. Das hat mit Durnwalder angefangen. Kompatscher hat in Teilen versucht auszubügeln. Aber vieles davon landet schlecht gefaltet in den Hinterzimmern der eigenen Lobbyisten. 
Wenn mir jemand den Wahlmodus ändern würde damit ich 4 Vorzugsstimmen und 4 Abzugsstimmen platzieren könnte, dann würde ich glatt SVP ankreuzen. 
Ich würde dann Kompatscher hinkratzeln (leserlich). Dann Messner Hubert, weil ich ihm am ehesten zutraue das Gesundheitswesen besser aufzustellen. Zusammen mit Kompatscher, der sich mit diesem Sektor inzwischen auseinandersetzen musste und schön langsam nach vorne kommt. 

Man(n) soll auch Frauen wählen! ... wenn es die Weiber schon nicht tun. Meine Wahl würde dabei wohl auf Pamer Rosmarie (als BMin erfahren, hat Zeit, ausgewogene Ansichten) fallen. Beim 4ten würde ich mich wohl hart tun? Eine/r von diesen hier wäre es wohl (laut gereihter SVP-Kandidatenliste): Achammer (nicht meine Sympathie, aber halt Obmann), Tröger (sympathisch), Aichner (ausgewogen), Frank (jung), Lanz (weil er anscheinend gesetzgeberisch fit ist), Lintner (als Ex-Bürgermeister verwaltungstechnisch hoffentlich fit), Von Wohlgemuth (Senioren) Walcher (Alleskönner). Nein Walcher nicht, weil ich den lieber weiterhin in Bozen als Vize-Bürgermeister hätte. Dafür Alfreider (komischer Kauz, aber arbeitet eigentlich fleißig) Shit ... wenig Frauen! Ach ja, den rechten Stauder ... den wähl ich nicht, weil er in Brüssel besser aufgehoben wäre und kompetenztechnisch den Dorfmann weit überlegen wäre.

Was mir prinzipiell auf ALLEN LISTEN fehlt, sind echt Fachleute; Politiker, die ihr Handwerk verstehen – verwaltungstechnisch, juridisch, kulturell ... zumal jetzt auch ein Dello Sbarba fehlen wird, und auch nach 5 Jahren kein Ersatz für einen echt bürgerlichen Hans Heiss gefunden wurde. 

Meine Wahl bleibt also eine Seelennot, eine Verlegenheit ... Zwangslage. Aber ich werde am 22. Oktober meine Stimme abgeben. Wenn ich das nicht tue, erhalten jene die entsprechenden Anteile, die ich niemals wählen würde. Will heißen; wenn ich nicht zur Wahl schreite, erhalten auch Fratelli d´Italia, Centro Destra, Enzian, Lega, Vita, Forza Italia, STF & Co ihren Anteil meiner Stimme. 

Ja, ich weiß! … es tut immer noch weh. Tut mir leid!  
Aber wenn ihr nicht so feige seid wie ich, könnt ihr hier im Kommentarbereich gerne das Wahlgeheimnis brechen und mit Klarnamen Kreuzl machen und 1 bis 4 Namen dazuschreiben.