Wie nachhaltig ist Südtirol?
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Heute (22.11.2023) haben die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und Landeshauptmann Arno Kompatscher den ersten Nachhaltigkeitsbericht für Südtirol vorgestellt. Die OECD begleitet weltweit mehrere Regionen und Staaten bei der Erreichung der 2015 verabschiedeten 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals/SDG) der Vereinten Nationen.
Der Report mit dem Titel „A Territorial Approach to the Sustainable Development Goals in Bolzano-Bozen, Italy“ wurde unter der Leitung der OECD in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden aus allen Ressorts der Landesverwaltung, mit den Gemeindeverwaltungen, der Euregio und rund 100 Stakeholdern aus den Bereichen Wirtschaft, Umwelt, Soziales, Jugend, Finanzsektor und Wissenschaft zwischen Sommer 2022 und Herbst 2023 erarbeitet.
Bei der Präsentation heute Vormittag im Landhaus 1 waren OECD-Mitglieder aus aller Welt über Zoom zugeschalten, vor Ort fanden sich zahlreiche Vertreter*innen der Politik und Verbände ein, unter anderem Gemeindenverbandspräsident Andreas Schatzer (SVP), die scheidende Raumordungslandesrätin Maria Hochgruber Kuenzer (SVP), die Neo-Abgeordneten der Grünen Madeleine Rohrer und Zeno Oberkofler sowie Marco Galateo von der Fratelli d’Italia-Landtagsfraktion.
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Die Ergebnisse
Der OECD-Report hat die in Südtirol verfügbaren Daten zu 81 von 248 Indikatoren der Nachhaltigkeitsziele bewertet. Dabei wurden auch die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes „Everyday for Future“ und die Sektorpläne analysiert. Laut OECD stehen 62 Prozent der strategischen Ziele und 55 Prozent der politischen Prioritäten im Zusammenhang mit einem oder mehreren Nachhaltigkeitszielen.
Die Stärken Südtirols liegen im Vergleich zum OECD-Durchschnitt vor allem in der niedrigen Armutsrate, in der Produktion erneuerbarer Energien, bei der Gesundheit der Bevölkerung und einer geringen Arbeitslosenrate. Herausforderungen liegen vor allem bei der nachhaltigen Mobilität, den Auswirkungen von Tourismus und Landwirtschaft auf die Umwelt sowie beim leistbaren Wohnen.
Dabei zeigt sich, dass im Jahr 2019 93,4 motorisierte Fahrzeuge pro 100 Einwohner*innen registriert waren – im Vergleich zu weniger als 40 in OECD-Regionen. Der Verkehr verursacht 44 Prozent der Südtiroler Treibhausgase und die Luftverschmutzung ist beinahe doppelt so hoch wie von der Weltgesundheitsorganisation als Grenzwert empfohlen wird.
Außerdem ist Südtirol die touristisch am meisten besuchte Region Italiens mit rund 65.000 Übernachtungen pro 1.000 Einwohner*innen im Jahr 2022. Zwischen 1990 und 2022 haben sich die Ankünfte um beinahe 50 Prozent erhöht und 90 Prozent der Gäste reisen mit dem Auto an. Auch die starke Abhängigkeit von ausländischen saisonalen Arbeitskräften sei eine Herausforderung.
Was die Landwirtschaft betrifft, so emittiert dieser Wirtschaftszweig des Landes 76 Prozent der Methan- und 17 Prozent der Kohlenstoffdioxid-Emissionen. Darüber hinaus hat der durchschnittliche Düngerverbrauch der Provinz mit 863 Kilogramm pro Hektar den nationalen Durchschnittswert von 632 Kilogramm pro Hektar im Jahr 2021 überschritten. Auch der Wasserverbrauch und die Nutzung fossiler Energieträger in der Lebensmittelproduktion stellen weitere Hindernisse bei der Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele dar.
In Südtirol fallen 35 Prozent der Lebenshaltungskosten beim Wohnen an, im Vergleich dazu sind es 24 Prozent im OECD-Durchschnitt. Teilweise durch die touristische Entwicklung verursacht, hat die Provinz im Jahr 2021 die höchsten Quadratmeter-Preise für Immobilien in Italien verzeichnet. Daher waren im Zeitraum von 2008 bis 2018 auch nur 46 Prozent der Südtiroler Bevölkerung mit dem Wohnungsangebot zufrieden, im OECD-Durchschnitt sind es 53 Prozent der Bevölkerung.
Die EmpfehlungenAufbauend auf die Ergebnisse des Reports hat die OECD Empfehlungen für Südtirol ausgearbeitet. Auf politischer Ebene wird geraten, im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes konkrete Maßnahmen für die gerade genannten Herausforderungen zu definieren und dafür ausreichend finanzielle Mittel bereitzustellen. Zudem könne die Landespolitik zwischen den bereits ausgearbeiteten Plänen bestimmter Bereiche wie Klima oder Mobilität Synergien schaffen sowie Interessenskonflikte identifizieren und aufarbeiten.
Im Bereich der Zusammenarbeit mit lokalen und nationalen Akteuren könne Südtirols Politik vermehrt mit Italien an der gemeinsamen Erreichung der Nachhaltigkeitsziele arbeiten und auf lokaler Ebene die Nachhaltigkeitsbeauftragten der Gemeinden gezielt stärken. In Anbetracht der Datenerfassung sei es notwendig, den von ASTAT eingerichteten SDG Tracker zu den Nachhaltigkeitszielen auch für das Monitoring bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes zu nutzen.
Die letzte Handlungsempfehlung betrifft das Engagement: Die OECD rät dazu, die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft zu stärken und klar zu regeln, wer bei den unterschiedlichen Aufgaben zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie die Verantwortung trägt.
Was Komaptscher und die Opposition sagenPanel-Gast der OECD-Präsentation und Grüne Gemeindereferentin sowie Nachhaltigkeitsbeauftragte der Gemeinde Abtei, Elide Mussner, betont die Schlussfolgerungen der OECD. „Die Nachhaltigkeitsbeaufragten der einzelnen Gemeinden haben eine wichtige Brückenfunktion bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes, gerade in ländlichen Gemeinden. Umso wichtiger ist es deshalb, dass sie mit einem ordentlichen Budget ausgestattet werden."
Der Grüne Landtagsabgeordnete Zeno Oberkofler teilt in einer Mitteilung an die Medien mit: „Wie ein roter Faden ziehen sich die Themen Zusammenarbeit, bessere Koordination, Klärung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sowie Aufstockung der Ressourcen durch die Empfehlungen der OECD.“ Auch seine Fraktionskolleginnen Madeleine Rohrer und Brigitte Foppa erklären, dass es nun von der SVP-Spitze abhänge, ob sie die Empfehlungen der OECD ernst nimmt und bereit ist, dafür „kompetente politische Partnerschaften“ einzugehen.
Als kompetent betrachtet sich jedenfalls auch der Landtagsabgeordnete Marco Galateo von Fratelli d’Italia: „Es wird oft der Fehler gemacht, dass die Nachhaltigkeit nur eine Frage bestimmter politischer Parteien ist. Dabei betrifft Nachhaltigkeit alle, darin liegt auch das Problem. Denn wenn es in der Praxis alle betrifft, dann fühlt sich häufig niemand verantwortlich.“
Deshalb sei es nun die Aufgabe des Landes, die Frage der Nachhaltigkeit für alle Menschen verständlich zu machen und zu vermitteln, wie ausschlaggebend die Veränderung des eigenen Verhaltens ist. „Besonders wichtig ist es hier, von Green Washing zu unterscheiden.“
In seinen Schlussworten bekräftigt auch Landeshauptmann Kompatscher die Ergebnisse des OECD-Reports. „Die große Herausforderung liegt nun darin, als Politik und Gesellschaft unsere Prioritäten zu ändern – auf Basis der bereitgestellten Daten. In diesen Tagen versuchen wir eine neue Regierungskoalition aufzustellen und verhandeln genau diese Prioritäten.“
Der OECD-Report in englischer Fassung wird nun in die deutsche und italienische Sprache übersetzt werden.
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„Besonders wichtig ist es hier, von Green Washing zu unterscheiden“, sagt im obigen Artikel der FDI Politiker Marco Galateo! Erlaube mir dazu ein aktuelles Greenwashing-Beispiel in Brixen zu erwähnen: die Erweiterung der Millander Au in eine Bauschutt- bzw. Mülldeponie als Ausgleichsmassnahme für die Rodung des Auwaldes in der Industriezone, siehe auch:
https://salto.bz/en/article/08092022/greenwashing-made-brixen
Antwort auf „Besonders wichtig ist es… von Franz Pattis
um zu verstehen, was die FDI…
um zu verstehen, was die FDI über Klimaprobleme und Klimaschutz denkt, braucht man sich nur die Gemeinderatssitzung in Bozen vom 30.11.2022 anhören: https://www.youtube.com/watch?v=2l1H0yyxNGs&list=PLfvBv3aAVQHM6A57w1kfb…
bei Min. 45
Die Zahlen sprechen hier…
Die Zahlen sprechen hier eine ziemlich eindeutige Sprache. Gerade in den Sektoren Mobilität, Landwirtschaft und Tourismus, sollte die Frage nicht heissen, wie nachhaltig ist Südtirol, sonder: Ist Südtirol überhaupt nachhaltig? Ich würde die Frage mit einem klaren Nein beantworten.
Jeder schreibt sich "nachhaltig" auf die Fahne, aber einen Preis dafür will kaum jemand bezahlen. Der Rubel muss rollen, allein 'nachhaltige' Profite sind wichtig. Nachhaltig zu wirtschaften ohne auf Gewinnmaximierung zu verzichten geht meiner Meinung nach nicht.
Also doch Green Washing vom feinsten.
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Die Politiker lösen die Probleme zu gern "mit viel Geld." Die Wirtschaft nimmt -e s- sehr freudig an, um "damit Alles eher als -n a c h h a l t i g- und K L I M A - v e r t r ä g l i c h-" die Natur vergewaltigen.