Direkt sympathisch, dieser…
Direkt sympathisch, dieser Teufel. Ich kann verstehen, dass er mit der SVP nichts mehr zu tun haben will.
Interviewerin: Herr Luzifer, wieso haben Sie sich bei uns gemeldet?
Luzifer: Ich muss meinem Ärger (pupst geräuschvoll) – Pardon! – Luft machen. Dass der Karl Zeller sagt, „wenn es der Autonomie dient, dann machen wir SOGAR einen Pakt mit dem Teufel“, das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Wie unverschämt ist das denn? Bei den Partnern, bei denen sie sich jetzt anbiedern, als wäre ich da schlimmer!
Wieso beschweren Sie sich nicht bei ihm persönlich?
Habe ich versucht! Ich habe Zeller angerufen, die Sekretärin wollte mich ihm weiterleiten mit den Worten „Der Teufel will mit Ihnen sprechen“, da hat er gemeint „Sagen Sie dem Ebner, ich rufe zurück“ und aufgelegt. Keine Ahnung, was das soll. Dabei bin ich schon so lange Mitglied.
Mitglied? Bei der SVP?
Was schauen Sie so?
Na ja, ich wusste nicht, dass Sie Südtiroler sind…
Kein richtiger, stimmt, die IDM hat mich mit ihrer Workation-Kampagne hergelockt: Ich kann ja von überall aus arbeiten, und Südtirol finde ich für mich persönlich sehr inspirierend. Bei der SVP bin ich schon lange, da kann ich mir immer etwas abschauen, es ist eine Art ständige Fortbildung für mich.
Das ist hart.
Aber nein, so richtig große Dinger mache ich ja nicht mehr. Die Sterblichen haben mich da längst übertrumpft, schauen Sie sich an, wie’s gerade zugeht auf der Welt. Mich braucht’s da gar nicht mehr. Ich bin mittlerweile auch alt, altersmilde vielleicht, das ganz grausame Böse ist mir zu anstrengend. Ich mache nur noch Fingerübungen: bissl Intrigen, Machtgier, hie und da einen Verrat.
Bei der SVP bin ich schon lange, da kann ich mir immer etwas abschauen, es ist eine Art ständige Fortbildung für mich.
Ich hätte Sie da eher bei anderen Parteien gesehen…
Ha! Bei den rechten Hetzern? Nein, danke. Das ist sogar mir zu plump. Ich stelle die Menschen ja vor die Wahl mir zu folgen und führe sie nicht an der Nase herum.
…oder gewissen Kleinstparteien…
Ich bitte Sie, ich bin doch kein Dilettant. Ein bisschen Niveau können Sie mir schon zutrauen. Wobei ich zugeben muss: Den Floh, eine Partei zu gründen, den hab‘ schon ich ihnen ins Ohr gesetzt. Aber bloß zu meiner Unterhaltung, das war ein Jux. (Pupst wieder, es stinkt fürchterlich) Pardon, die Sache schlägt mir einfach auf den Magen.
Das mit Zeller?
Ja, nicht nur. Ich bin ja sofort ausgetreten nach diesem beleidigenden Sager. Aber auch die Sache mit Arno (seufzt tief)…Ich war ja Fan.
Sie? Fan von Kompatscher?
Aber ja! Wieso immer diese Vorurteile mir gegenüber? Ich habe mich auch geändert, immer nur gemein sein, das tut auf die Dauer nicht gut. Ich habe zig Magengeschwüre. Der Arno, der hat mir Hoffnung gegeben, ich war sein Fanboy Nummer eins. Seine Themen, das sind ja mittlerweile auch meine Themen.
Da bin ich jetzt aber gespannt…
Ist doch klar: Die Klimakrise betrifft mich auch, und wie! Ich hab ja jetzt schon Temperaturen da unten, die kaum auszuhalten sind. Wenn es noch heißer wird, dann kündigt mir das Personal, dann pack‘ ich es selbst auch nicht mehr in meinem Alter. Und die Gleichstellung, Gendern: Da sagen manche nicht umsonst, das kommt direkt aus der Hölle. Wir haben die perfekte Gleichberechtigung da unten, auch ein sehr ausgewogenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Und ich sage Ihnen aus meiner persönlichen Erfahrung: Frauen können alles, was Männer können. Im Guten, wie im Schlechten. Der Arno hätte da im Land etwas weitergebracht, das habe ich zumindest geglaubt, bis zu diesem verdammten Samstag…
Wie war das für Sie, aus den Medien zu erfahren, dass es Rechts-Rechts wird?
Aus den Medien, machen Sie Witze? Ich war ja dort, vor Ort!
Wie bitte? Sie? So? (deutet auf den pelzigen Körper, die Hörner)
Na, natürlich nicht so. Ich habe da schon meine zwei, drei Kandidaten, derer ich mich bemächtige, wenn ich unters Volk gehe…
Sie schlüpfen in andere Körper? Welche?
Ach, das ist doch nicht schwierig, denken Sie halt ein bisschen nach. Egal, es hat mir jedenfalls fast das Herz gebrochen, mitansehen zu müssen, wie der Arno da übertölpelt wurde.
Nehmen Sie ihn doch nicht in Schutz, er hat sich doch angeblich kaum ins Zeug gelegt für andere Koalitionspartner…
Ja, da bin ich womöglich sogar ein bisschen mit Schuld daran. Ich hab geahnt, wie das ausgehen wird mit diesen Faschos, mein Magen hat rebelliert, mir ist da ein ziemlicher Stinker nach dem anderen entfahren. Ich befürchte, der Landeshauptmann war über weite Strecken der Sitzung schlichtweg ohnmächtig.
So ein Blödsinn! Jetzt helfen Sie ihm doch nicht auch noch in die Opferrolle! Er ist der Landeshauptmann, er hätte es in der Hand gehabt, Druck aufzubauen.
Ja, vermutlich. Ich bin da zu nahe dran wahrscheinlich, das erinnert mich alles so an mich selbst: Ich war ja auch eine Lichtgestalt, bis ich tief gefallen bin, ich fühle da mit. Aber ich hab ihm auch oft angeboten: Arno, komm, gründen wir eine ökosoziale Partei, gehen wir in Opposition zu diesen Opportunisten: Das wollte er halt auch nicht. Ich glaube, ich war ihm nicht fein genug. „Dann kann ich ja nicht mehr nach Rom fahren!“, hat er gemeint.
Aber ich hab ihm auch oft angeboten: Arno, komm, gründen wir eine ökosoziale Partei, gehen wir in Opposition zu diesen Opportunisten: Das wollte er halt auch nicht.
Hat Sie das gekränkt?
Seine Poster habe ich abgehängt, ja, und das Tattoo lasse ich zuwachsen. Jetzt muss er selber schauen, wie er zurechtkommt mit diesen…diesen…hach, andererseits muss ich Sie ja fast bewundern! Da wäre großartiges Personal für mich dabei: Der Dorfmann mit seinem Brüssel-Fetisch, die sogenannten „Arbeitnehmerinnen“, die für rechts votieren, das ist schon großes Kino. Ich hab mich ja auch oft verbogen und gewunden, aber solche Verrenkungen habe ich nie hingekriegt.
Sie klingen beinahe neidisch.
Ach, jetzt sind halt die Jüngeren dran, das passt schon. Und ich muss sagen, ich bin froh, dass ich ausgetreten bin. Weil, so gar keine Prinzipien zu haben, das ist sogar mir zu unheimlich. Da muss man ja mit allem rechnen, wenn der Zweck alle Mittel heiligt. Ich stelle die Menschen ja immer vor die Wahl, gut oder böse, sie wissen, worauf sie sich einlassen. Wer die SVP gewählt hat, der muss alles in Kauf nehmen, das haben wir jetzt gesehen.
Danke für das Gespräch.
Gerne. (Weint ein bisschen.)
Direkt sympathisch, dieser Teufel. Ich kann verstehen, dass er mit der SVP nichts mehr zu tun haben will.
Wenn sogar der Teufel sich von den Faschismusverstehern distanziert, dann kann ich nicht abseits stehen.
...ich war auch BestFan vom Arno, lieber Teufel.....seufz.
Wieder großartig erzählt, Frau Kienzl!!
"BestFan" ui, diesen emotionalen Ausflug darf man sich in der Politik sparen :-)
Wenn selbst dem Teufel v o r - d e r - e k l i g e n - b r a u n e n - S O ß E graust ...
Ich dachte die braune Farbe war das Symbol der Nazis, wärend die italienischen Faschisten schwarze Hemden trugen?!
Himmlisch gut geschrieben!!
Komplimente!
Wie immer perfekt auf den Punkt getroffen!!
Weiter so!!
Alexandra Kienzl scrive ancora una volta con arguzia ed ironia, colpendo nei punti giusti. Brava!
....habe den Arno nie gewählt, trotzdem war mir seine Art nicht unsympathisch! Jetzt scheinen mir seine Aktionen und sein Verhalten sehr verdächtig, vor allem hat er kein Rückgrat gezeigt. Pragmatismus hat Oberhand gewonnen, obwohl der Wählerwille eindeutig Mitte / Links ist! Schade, der Arno ist für mich jetzt ein unsympathischer Politiker aus Südtirol!
Jedenfalls: Ich kenne keine Erzählung und keine reale Begebenheit, bei der ein Pakt mit dem Teufel nicht ins zeitweilige Verderben geführt hat!
Herr Zellers Weisheit scheint mit dem Alter nicht gewachsen zu sein - ist ja auch kein Automatismus.