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„Schmaler Pfad des Kompromisses“

Arno Kompatscher antwortet in einem dreiseitigen Schreiben auf den offenen Brief der Südtiroler Kultutschaffenden. Kompatschers Antwort im Wortlaut.
Arno Kompatscher
Foto: Seehauserfoto
  • Das Schreiben des Landeshauptmannes trägt das Datum 18. Dezember 2023. Arno Kompatscher schreibt:

    Sehr geehrte und geschätzte Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des offenen Briefes vom 10. Dezember 2023,
    wir stehen vor großen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen. Diese Überzeugung teile ich mit Ihnen ohne Wenn und Aber. Deshalb nehme ich Ihr Schreiben zum Anlass, um zu bekräftigen, dass eine Südtiroler Landesregierung unter meiner Führung das Ziel einer zukunftsfähigen, diversen und vertrauensvollen Gesellschaft anstreben und dabei die Lebensgrundlagen achten und schützen wird. 

    Der bereits eingeschlagene Weg in diese Richtung wird fortgesetzt und bleibt weiterhin machbar. Dabei wird der Wertekompass jedenfalls unverrückbar auf jene von Ihnen zitierten Werte ausgerichtet bleiben, für die ich immer eingetreten bin und auch weiterhin eintreten werde. Daran gibt es für mich keinen Zweifel.

     

    „Der Wertekompass wird unverrückbar auf jene von Ihnen zitierten Werte ausgerichtet bleiben, für die ich immer eingetreten bin und auch weiterhin eintreten werde. Daran gibt es für mich keinen Zweifel.“

  • Proteste gegen Koalition: "Große Keulen, die zu früh oder unpassend eingesetzt werden, verlieren viel von ihrer Kraft". Foto: Seehauserfoto

    „In Vielfalt geeint“ zu sein, bedeutet in der Praxis aber auch, sich tagtäglich mit der Realität der politischen Herausforderungen sowie den herausfordernden politischen Kräften auseinanderzusetzen. Das konstruktive Gespräch auch mit jenen, die andere Standpunkte vertreten als es die eigenen sind, bleibt die einzige Möglichkeit, um einen gangbaren gemeinsamen Weg zu finden. Nicht sicher findet man einen gemeinsamen Weg, aber wer es nicht versucht, findet sicher keinen. Dabei sollte man nach meiner Erfahrung stets den Anspruch haben, respektvoll mit den Menschen zu sein und hart auf der Sachebene zu bleiben. Dies ist bisher in vielen Verhandlungen gelungen und so konnten auch schon positive Ergebnisse erreicht werden, die für unwahrscheinlich gehalten wurden. Dementsprechend wage ich zu hoffen, dass es neuerlich gelingen kann.

  • Viele Menschen haben Angst vor den Veränderungen, welche die Klimakrise, der demographische Wandel, die Migration, die Digitalisierung etc. mit sich bringen werden. Diese Angst ist wiederum ein Nährboden für ein verändertes Wahlverhalten und gesellschaftspolitische Wahrnehmungen, denen man nach meiner Einschätzung nicht herablassend oder mit Ausgrenzung begegnen sollte. Die einfachen Welterklärungen wurden schon öfter durch tägliche sachpolitische Kleinarbeit aus den Angeln gehoben, als durch schneidige Parolen. Auch das hat die Geschichte bereits mehrfach gezeigt. Gerade den gesamtstaatlichen Kontext betrachtend, ist rein sachlich für mich nicht nachvollziehbar, warum man Südtirol zum Türöffner für Parteien hochstilisiert, welche bereits die Regierungsgeschäfte der Republik leiten. 

  • Der Brief der 356

    Urspünglich haben 195 Kunst- und Kulturschaffenden den offenen Brief an Landeshauptmann Arno Kompatscher unterzeichnet. Inzwischen ist die Liste auf 356 Unterzeichnende angewachsen.

    Die Organisatoren reagieren jetzt auch auf die Antwort des Landeshauptmannes. So schreibt der Schauspieler und PERFAS-Präsident Peter Schorn:

    „Wir bedanken uns bei LH Arno Kompatscher für die offene Antwort auf unseren und nehmen insbesondere seine Zusicherung zur Kenntnis, seine „Verantwortung jedenfalls ernst zu nehmen“ und die „Dinge im Rahmen der Möglichkeiten bestmöglich zu gestalten“. Aller Möglichkeiten, die es noch gibt.

    Wir begrüßen zudem die Botschaft, den „Protest und das gesellschaftliche Engagement als wertvoll“ zu erachten. Es ist auch unsere Sicht, dass dieser Diskurs ein wichtiger Ausdruck einer gesunden und lebendigen Demokratie ist. Von der Absichtserklärung aktueller Verhandlungspartner der SVP, diesen gesellschaftspolitischen Diskurs mit Klageandrohungen einschränken zu wollen, sehen wir unsere Befürchtungen einer antipluralistischen und autoritären Tendenz dieser Parteien gleichzeitig aber bestätigt und das lange Schweigen der SVP zu diesen Drohungen hinterlässt weiterhin große Fragezeichen in der Kulturwelt und in der Zivilgesellschaft.

    Nach wie vor ist für uns zudem leider nicht erkennbar, wie die Sachthemen und Werte, deren Dringlichkeit auch Landeshauptmann Kompatscher in seiner offenen Antwort bestätigt, mit Parteien erfolgreich umgesetzt werden können, die größtenteils gegenteilige Positionen und Werte vertreten.“

     

    Hier der offenen Brief und die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner. (Auf das Dokument klicken)

     

  • Brief des Landeshauptmannes: "Ich erlaube mir die Bitte, mit allzu drastischen Urteilen abzuwarten". Foto: SALTO

     

    „Die Absicherung und der Ausbau der Südtirol-Autonomie ist in meinen Augen ein sehr hohes Gut und ich finde es bedauerlich, wenn nun so getan wird, als ginge es dabei nur um Nebensächlichkeiten.“

     

    Die Absicherung und der Ausbau der Südtirol-Autonomie ist in meinen Augen ein sehr hohes Gut und ich finde es bedauerlich, wenn nun so getan wird, als ginge es dabei nur um Nebensächlichkeiten. Es mag paradox sein, aber der Moment scheint günstig, um dieses wichtige Ziel zu erreichen. Leider bedeutet das einen schwierigen wie schmalen Pfad des Kompromisses zu gehen. An unserer Wertehaltung – und das will ich klar unterstreichen – werden wir auf diesem Weg uneingeschränkt festhalten. Das gilt für mich persönlich ebenso, wie für die Südtiroler Volkspartei insgesamt. Umso mehr wird es aber wichtig sein, wachsam und aufmerksam zu bleiben. In diesem Zusammenhang erachte ich Ihren Protest sowie Ihr gesellschaftliches Engagement als wertvoll. In einer funktionierenden Demokratie muss es immer auch eine Gegenstimme und warnende Worte geben, die handelnde Personen zur Vorsicht und Verantwortung mahnen. Kunst und Kultur haben hierbei immer eine besondere Rolle gespielt und so wird es auch weiterhin sein. Meine Verantwortung nehme ich jedenfalls ernst und versuche die Dinge im Rahmen der Möglichkeiten bestmöglich zu gestalten. Darauf können Sie zählen und vertrauen.

     

    „Persönlich halte ich es für überspitzt, wenn man nun so tut, als stünde in Südtirol ein totalitäres Regime vor der Tür.“

     

  • Koalitionsverhandlungen: "Die Südtiroler Volkspartei hat einen traditionell stabilen Wertekanon" Foto: VB33

    Persönlich halte ich es für überspitzt, wenn man nun so tut, als stünde in Südtirol ein totalitäres Regime vor der Tür. In diesem Zusammenhang fand ich die Mahnung von Martha Stocker passend, die daran erinnert hat, dass große Keulen, die zu früh oder unpassend eingesetzt werden, viel von ihrer Kraft verlieren. Die Südtiroler Volkspartei hat einen traditionell stabilen Wertekanon und führt aktuell Koalitionsgespräche zur Bildung einer Landesregierung unter der klaren Führung der SVP, als deutlich größte Fraktion im Südtiroler Landtag. Diese Gespräche werden geführt mit einer Bürgerliste, die in der Mitte-Links-Regierung in Bozen sitzt, einer Partei, die seit nunmehr drei Jahrzehnten im Südtiroler Landtag sitzt und laut Parteistatut eine liberal-demokratische Minderheitenpartei zum Schutz der deutschen und ladinischen Volksgruppen in Südtirol ist, einer Partei, die in Italien seit einem Jahr die Ministerpräsidentin stellt und einer Partei, die bereits mehrfach in staatlichen Regierungen war und seit Jahrzehnten norditalienische Regionen und Gemeinden verwaltet sowie der Regierungskoalition der abgelaufenen Legislatur angehört hat. 

  • „Es geht nicht um den Verkauf von Seelen oder einen Pakt mit dem Teufel.“

     

    Es geht nicht um den Verkauf von Seelen oder einen Pakt mit dem Teufel. Es geht um die Frage, ob man einen Weg des Konsenses findet, um die Entwicklung Südtirols und seiner Autonomie positiv voranzubringen. 
    Dementsprechend erlaube ich mir die Bitte, mit allzu drastischen Urteilen abzuwarten, zumindest bis ein Regierungsprogramm ausverhandelt ist, sofern es überhaupt gelingt eine Regierung zu bilden. Abschließend ersuche ich Sie weiterhin um Ihr Vertrauen und danke Ihnen für Ihren Einsatz.

    Mit freundlichen Grüßen
    Arno Kompatscher

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Lollo Rosso Mi., 20.12.2023 - 14:14

Sehr schwacher Beschwichtigungsversuch. Überzeugt mich nicht. Wieso nicht einfach dazu stehen, dass man aus Kalkül mit den Fratelli ins Bett steigt anstatt jetzt krampfhaft zu beschönigen und zu verharmlosen?

Mi., 20.12.2023 - 14:14 Permalink
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Hartmuth Staffler Mi., 20.12.2023 - 14:27

Kompatscher macht es wie immer. Er unterstellt seinen Kritikern etwas, was die gar nie behauptet haben, um dann mit voller Argumenten-Breitseite dagegen zu schießen. "Persönlich halte ich es für überspitzt, wenn man nun so tut, als stünde in Südtirol ein totalitäres Regime vor der Tür.“ Das ist nun wirklich nur eine persönliche, überspitzte und verdrehte Meinung Kompatschers. Niemand hat (außer in der regen Fantasie des LH) behauptet, dass Südtirol nun ein totalitäres Regime bevorsteht. Es wurde nur darauf hingewiesen, dass Verhandlungen mit den Faschisten, die - nicht nur in Südtirol - so viel Unheil angerichtet haben, moralisch absolut verwerflich sind. Aber Moral zählt in der Politik, und für einen Kompatscher ganz besonders, überhaupt nicht.

Mi., 20.12.2023 - 14:27 Permalink
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Herta Abram Mi., 20.12.2023 - 14:42

Bitte keine Versuche, Ideologie mit den Mitteln der Politik zu immunisieren, die dazu führen, Faschismus zu normalisieren.

Faschismus ist in vielem eine schleichende Krankheit, sie nistet sich ein, sie verbreitet sich langsam, sie verändert die Gesellschaft im Ton, im Tun, im Opportunismus auch, in der Gefälligkeit derer, die die neue Normalität mitmachen. Auch wenn man miteinander arbeiten will, wie im Fall von Lh Kompatscher und svp, sollte man jede Gelegenheit nutzen, die Unterschiede zwischen Demokraten und Faschisten deutlich zu machen.

Mi., 20.12.2023 - 14:42 Permalink
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Hansi Kafmann Mi., 20.12.2023 - 15:17

Der Ärger im linken Lager ist ja verständlich und irgend wie muss man die Sau halt heraus lassen. Es zeigt sich jedoch europaweit dass man auf der linken Hälfte einige Hausaufgaben nicht richtig macht. Desshalb ist der Weg den Kompatscher geht irgend wie auch ein Wählerwille und wird sicher nicht ins Verderben führen wenn auch so mancher gewählte Landtagskandidat auf einen erwartungsvollen Posten verzichten muss bis er endlich an der Reihe ist.

Mi., 20.12.2023 - 15:17 Permalink
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Hartmuth Staffler Mi., 20.12.2023 - 18:04

Antwort auf von Hansi Kafmann

Der Ärger beschränkt sich keineswegs auf das "linke Lager", sondern er erfasst alle demokratisch denkenden Menschen. Eine Sache ist, ob eine Partei imstande ist, gut oder weniger gut zu verwalten, und das trifft auf rechte wie linke Parteien zu, oder ob sie eine menschenverachtende Ideologie als ihre Grundlage hat, und das trifft auf die von der SVP gewünschten Koalitionspartner zu. Das Verhalten der SVP ist daher nicht nur politisch gesehen fragwürdig, moralisch gesehen im höchsten Maße verwerflich.

Mi., 20.12.2023 - 18:04 Permalink
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rotaderga Mi., 20.12.2023 - 15:21

Also ich seh das etwas anders:
Wie man es auch dreht und wendet. Schwächeln die Freunde im Edelweiß erstarken sogleich die Schwestern und Brüder im Tricolore.
Ich würde lieber auf Beides verzichten.
Aber die Nabelbeschau geht weiter.

Mi., 20.12.2023 - 15:21 Permalink
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Markus Lobis Mi., 20.12.2023 - 16:49

Es steht gewiss kein totalitäres Regime bevor. Wohl aber eine undurchsichtige Machtachse, die mit dem Wahlergebnis nichts zu tun hat und wo jene das Sagen haben, die bei den Wahlen abgestraft wurden: Die Konservativen in der SVP, die Lobbys, die Ebner-Athesia und der Bauernbund.

Diese Konstellation hätte Kompatscher verhindern können, wenn er sich im Parteiausschuss gegen die Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen durchgesetzt hätte und mit einer Landesregierung aus SVP-WahlgewinnerInnen in die Zukunft gegangen wäre. Mit einem starken bürgerlich-progressiven Kern wäre eine Regierungsbeteiligung der Fratelloni als Sachzwang händelbar geworden.

Nun können sich seine Gegner in der SVP mit den Koalitionären - und die Fratelloni und die Freiheitlichen untereinander - verbünden und Kompatscher, Pamer und Messner vor sich hertreiben. Er wird dann zum Grüßonkel und kann je nach Laune ein düsteres oder ein staatstragendes Gesicht aufsetzen.

Und Ebner regiert aus dem Hintergrund.

Mi., 20.12.2023 - 16:49 Permalink
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Stefan S Mi., 20.12.2023 - 17:14

"In Vielfalt geeint“ zu sein, bedeutet in der Praxis aber auch, sich tagtäglich mit der Realität der politischen Herausforderungen sowie den herausfordernden politischen Kräften auseinanderzusetzen"
Ich habe schon an diesem Absatz aufgehört zu lesen, welcher nichts anderes bedeutet als der pure Machterhalt ohne sichtbare Inhalte. Oder wofür stehen FDI, Lega und Freiheitliche?

Mi., 20.12.2023 - 17:14 Permalink
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Günther Stocker Mi., 20.12.2023 - 17:42

SVP - Wertekompass, da verstehe ich etwas nicht ...
Welche Werte vertritt die SVP...
Wer regiert in der SVP?
Durnwalder!
Und der kennt nur seinen Selbstwert .

Mi., 20.12.2023 - 17:42 Permalink
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Profil für Benutzer Rosina Ruatti
Rosina Ruatti Mi., 20.12.2023 - 18:00

Il problema di fondo è che il piano di K era già pronto da mesi e che è stato tenuto nascosto e non esplicitato prima delle elezioni. Molti hanno votato K proprio per evitare una virata a destra e sono stati ingannati .
Dopo un inganno così come si può ancora chiedere fiducia e comprensione ?

Mi., 20.12.2023 - 18:00 Permalink
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kuno prey Mi., 20.12.2023 - 18:44

möchte mich vom „ausbau der autonomie“ nicht ablenken lassen. aus meiner bescheidenen sicht geht es doch um folgendes: die SVP will einfach nicht lockerlassen und geht jedes spiel ein, um ihre machtstrukturen zu erhalten. dabei darf auf keinem fall lokale kompetenz in die regierung; kompetenz die sich nicht so einfach abwickeln lässt, mit einigen „bonbons“ zufrieden stellen, wie die kleinen parteien, die z.z. in die koalitionsgespräche einbezogen sind.

macht, nicht mehr!

nachhaltigkeit schreibt sich zwar herr kompatscher auf die grosse fahne und organisiert kostspielige veranstaltungen, aber davon wurde doch bisher äusserst wenig umgesetzt. ich kann ihm mein vertrauen nicht geben; nicht mehr.

ps: unsere gute autonomie kann problemlos auf eine „perfektionierung“ warten, unsere umwelt nicht!

Mi., 20.12.2023 - 18:44 Permalink
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Salto User
Martin Brugger Do., 21.12.2023 - 04:07

Ich darf einige Befürchtungen hier äußern und bin froh, wenn vor allem in den Reihen der Südtiroler Volkspartei die kritischen Stimmen laut und immer lauter werden (wie jene vom Forum Heimat, von Harald Stauder, Martha Stocker und und und...) bevor es zu spät ist, denn diesmal geht es um mehr als nur um eine politische Spielart. Es geht um das Ansehen unseres Landes vor dem Hintergrund seiner Historia. Alles, was jetzt passiert, wird im benachbarten Ausland mit Argusaugen betrachtet.

Die Chefverhandler und ihr Koalitionsarchitekt – kurz das „ZAK-TRIO“ wie man es bezeichnen kann – ist sich dessen wohl bewusst und dennoch: nach den vielen Bitten aus allen Bevölkerungsschichten um Kursänderung, ist die Antwort: „Jetzt erst recht“ und schnell obendrein noch: alles muss bis spätestens Freitag Abend unter Dach und Fach sein, vor der Samstags-Demo, dann wird sie wohl langsam abklingen - so wie damals in Österreich? Die Hoffnung darauf stirbt zuletzt. Ob der Kurs, der eingeschlagen wird (dem bislang aber nur 41% der Mitglieder im Parteiausschuss zugestimmt haben - bis auf Gegenprobe) der richtige ist?

Die Mahner aller Couleur, die in der „No Excuses Bewegung“ noch zusammenfinden werden und bisher zusammengefunden haben (außer schwarz-braun natürlich) stemmen sich mit Herz und Verstand, mit Fuß (durch ihre friedliche Gangart bei den Demonstrationen) und Hand (Unterschriften) gegen die unheilvolle Verbindung.

Jenen, die für diese Rechtskoalition eintreten und mit ihrem Namen garantieren und bürgen, darf mit Verlaub aber schon die Frage gestellt werden: wer verbürgt sich denn für euch?

Und wofür eigentlich bürgen? Dafür, dass jetzt mit genau jenem rechten Spektrum paktiert wird, das vor Jahren von den Lauben tänzelnd und hüpfend kommend die SVP-Parteizentrale aufgesucht hat mit den Schreirufen: “eins, zwei, drei abbasso Volkspartei”?

Geister der Vergangenheit mit einem überkommenen ideologischen Hintergrund zu beschwören ist fahrlässig und höchst gefährlich. Zu glauben, die Kontrolle über die rechten Brüder zu bewahren, das erscheint höchst fragwürdig, denn “Wolf frisst Kreide!” Als Vergleich mögen tatsächlich Bär und Wolf herhalten: sie wurden einst hier angesiedelt und sollen nun entnommen werden (eine schäbigere “Endlösung” für diese Tiere kenne ich nicht - ach ja, der Kosten wegen!). Und das nur, weil die Kontrolle entglitten ist, weil man nicht aufgepasst hat.

Was aber passiert, wenn der eingeschlagene politische Rechtskurs schief geht? Man kann sich das, nach allem was gesagt wurde, vielleicht besser bildlich vorstellen: der Kapitän deutet an, die Reißleine zu ziehen, wenn es brenzlig wird und die Mannschaft meutert. Er wird, wie er beteuert hat, als Erster das Schiff verlassen (angemerkt sei, dass diese, seine letzte Fünfjahresfahrt ist). Der Ober-Maat wird die Kontrolle über das rettende, aber wegen eines Riesen-Lecks sinkende Beischiff einer dezimierten Ruder-Mannschaft anvertrauen. Übrig bleiben vom Trio wird dann noch ein mittlerweile „alter Mann und das Meer“: vom prächtigen Marling, den er gerade noch ins marode Schiff ziehen kann, wird nur mehr das Skelett übrig bleiben, weil Raubfische den „Fang seines Lebens“ fressen werden. Ein Schelm, wer an Ernest Hemingway denkt.

Das alles kann sich aber real in Rom und in Bozen abspielen und das sinkende Beischiff, welches im Jahr 1948 mit weit geöffneten Segeln vom Stapel ging und sogar Skylla und Charybdis schadlos überstanden hat, wurde damals auf den Namen S.V.P. getauft. Ob Südtirol nach einer solchen Koalition unbeschadet wieder zu sich finden kann, selbst wenn in Rom ein “Lucky Punch” gelingen mag, das steht in den Sternen. Es sei dem "ZAK-TRIO" vergönnt - allein ich glaube nicht daran.

Die Vorzeichen lassen nämlich nichts Gutes erahnen. Die “Raubfische” sind allgegenwärtig: das sind die politisch protegierten Emporkömmlinge, die Macher und Opportunisten und jene Nimmersatt, die sich ungeniert Beiträge aus Rom sichern und abholen: nicht zu vergessen aber auch jene Medienwelt, die sich öffentlich finanzierte Werbeseiten und Beiträge für ihre Blätter, Portale und Fernsehanstalten im Gegenzug für gefällige PR-Beiträge und Berichte erwartet. Man lese, höre, sehe und staune dazu nur über die heutigen Ausgaben…

In den letzten Jahren ist hierzulande einiges ins Wanken geraten: nach obenhin hat man die Kompetenzen, die im Zeichen der Autonomie heimgeholt wurden, alle schön und schick nach Proporz geteilt. Unten in der Bevölkerung ist von alledem aber herzlich wenig angekommen. „Gratis Strom für die öffentlichen Einrichtungen, nicht für Private“, titelt die „Dolomiten“ heute. Das waren Kompetenzen der Vergangenheit, die entglitten sind: nicht aufgepasst und Kontrolle abgegeben!

Solange diese und andere Missstände in Südtirol nicht beseitigt - und auch besser kontrolliert werden, wird die Heimholung von Kompetenzen in der Bevölkerung kaum anders wahrgenommen, als vergebene Liebesmüh. Denn von Kompetenzen allein kann die Südtiroler Bevölkerung nicht abbeißen: die junge nicht und die ältere Bevölkerungsschicht, die wirtschaftliche Sorgen plagen, schon gar nicht. Die Südtiroler wissen um die Skandale der Vergangenheit, vor allem weil Kompetenzen in falsche oder nicht treue Hände geraten sind.

Jetzt aber lauern die “Fratelli” am Honigtopf: ihnen ist nichts zu unterstellen, denn sie werden das sozial brachliegende Feld gut zu bearbeiten wissen, davon ist auszugehen. Der politische „Black Friday“, am Vortag der „No Excuse – Demo“ naht. Die „Zwickmühle“ ist aufgestellt, die schwarzen Steine sind bereits in Stellung gebracht.

Alles unter Kontrolle? Diese Frage stellen sich die Südtiroler und für die Antwort reichen Beteuerungen nicht aus, sondern nur noch Sicherheiten. Die Nagel- oder Feuerprobe für die Fratelli besteht als letztem Ausweg und als mögliche Rettung für den eingeschlagenen Kurs noch im Verhandeln eines “Wiederbetätigungsverbotsgesetzes” als condition sine qua non: mit drakonischen Strafen nach deutschem Vorbild: zum Schutz nicht nur für sprachliche Minderheiten. Meloni könnte sich damit zudem vom ultrarechten Rand abgrenzen. Mal sehen, ob sie dafür zu haben wären. Europa hat Südtirol nämlich fest im Visier und schaut genau zu, was mit uns Südtirolern passiert.

Do., 21.12.2023 - 04:07 Permalink
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Peter Gasser Do., 21.12.2023 - 08:03

Antwort auf von Martin Brugger

Ein Segelschiff - um bei Ihrem Bild zu bleiben - das 5 Jahre im schwarzen Sturm segeln muss, wird letztlich an „Materialermüdung“ untergehen...

(klüger wäre es wohl, nicht in diese schwarzen Wasser zu segeln, es gäbe auch die Route drum herum, so meine Meinung...
Danke für diesen Beitrag)

Do., 21.12.2023 - 08:03 Permalink
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Josef Fulterer Do., 21.12.2023 - 06:47

Eine kleine Verfassungs-Änderung und schon -b e t t e l n- Alle wieder wie ein hungriges Haustier.
Ob -m a n- mit Allem was -m a n- so heimholen möchte, besser umgehen kann wie -d i e- in Rom, ist auch nicht so sicher ...

Do., 21.12.2023 - 06:47 Permalink
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Martin Ancient Do., 21.12.2023 - 10:24

Man hat wohl Wien im Voraus die Absichten mitgeteilt. Dennoch wird bei der Schutzmacht der Gedanke hängen bleiben, weshalb man nochmal ein Auge auf Südtirol haben sollte, wenn diese sich sogar mit den "Feinden" ins Bett legen. Die Entscheidung der SVP ist an Kurzsichtigkeit kaum zu überbieten. Der politische und gesellschaftliche Schaden wird, Beschwichtigungen und "Garanten" hin oder her, immens sein.

Do., 21.12.2023 - 10:24 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Mo., 25.12.2023 - 06:07

Mit der Verfssungs-Änderung hat sich Rom reichlich Speck + Wurst + Käse für die "Mausefalle" verschafft, um "-d i e-" die SVP recht leichtfertig herum tänzelt.
Dabei hätte "-s i e-" angesichts der "K L I M A - F I E B E R - D R O H U N G E N" bei Gott Wichtigeres zu tun, als bei der Verwaltung laufend "P F U S C H zu L I E F E R N," Schutzhütten, Lifte, Standseilbahnen, Kavernen-Garagen, Hotels, über-dimensionierte Straßen-Kreuzungen, ENERGIE- + BETON - fressende Verkehrs-Verrohrungen + Überführungen usw., mit Landes-Haushalts-Geldern kräftig zu befeuern + damit noch mehr CO2 und "Wasser-Verdunstung, die noch -s c h ä d l i c h e r - w i r k t-" in die Atmosphäre zu jagen.

Mo., 25.12.2023 - 06:07 Permalink