Politik | Polemik

„Von gescheiten Beamten“

Der SVP-Kammerabgeordnete Manfred Schullian sinniert auf Facebook über schlechte, italienische Gesetze und Südtiroler Besserwisser in Beamtenjackets. Eine Provokation.

Manfred Schullian ist einer der renommiertesten Südtiroler Rechtsanwälte. Seit 15 Monaten sitzt der Kalterer Jurist für die SVP in der römischen Abgeordnetenkammer. Dass Schullian neben Jus in Innsbruck auch Germanistik studiert hat, wissen nur die wenigsten. 2006 veröffentlichte der Anwalt zusammen mit seinem Kanzleikollegen Christoph Senoner im Provinz Verlag das Kinderbuch „Balduin der Kofferfisch“. Ein Jahr später folgte in der Edition Raetia Schullians Roman „Die Essenz der getrockneten Tomate“.
Die Passion zum Schreiben hat sich Manfred Schullian weder durch die SVP-Zentrale in der Brennerstrasse noch durch harten römischen Politalltag vergällen lassen. Der Onorevole schreibt nicht nur regelmäßig römische Beobachtungen für die Tageszeitung, sondern er sinniert auch immer wieder in Texten auf seiner Facebook-Seite über aktuelle Fragen.

Fehlende Phantasie

Jetzt hat Manfred Schullian einen kurzen Text online gestellt, der für einige Diskussion sorgen dürfte. Weit über die Edelweiß-Reihen hinaus. Es handelt sich um kecke Überlegungen zur italienischen Gesetzgebung und zur Rezeption in Südtirol
Hier der Text:

nachrichten in die provinz, also nach dorten, wo die menschen intelligenter, die natur reiner, die effizienz näher, die beamten sowas von gescheiter und kurzum alles besser ist ....
ich gestehe es: seit ich in rom bin, kann ich nicht mehr (oder zumindest nicht mehr glaubwürdig) über jene im parlament maulen, die in rom alles falsch machen ... angefangen von der zahl der gesetze bis hin zur (nicht minder problematischen) unlesbarkeit derselben ...

aber trotzdem: die gesetze sind - teilweise vermutlich auch bewusst - schlecht formuliert, die anwendung ist problematisch (wenn nicht unmöglich), die sanktionen drakonisch, die folgen katastrophal ... gäbe es da nicht das korrektiv der 'italienischen konstruktivismusdoktrin', wonach ein gesetz, wie auch immer formuliert, nur in der anwendung schlecht wird.
noch mal: die gesetze italiens sind schlichtweg schlecht geschrieben: aber von südtirolern zur anwendung gebracht, werden sie zum desaster.

die gesetze italiens sind schlichtweg schlecht geschrieben: aber von südtirolern zur anwendung gebracht, werden sie zum desaster.

liebe landsleute: jammern wir über diesen staat (teilweise zu recht, teilweise nicht, denn wir sind, ob wir es wollen oder nicht, ein teil davon), beklagen wir uns über dessen gesetze, aber nehmen wir zur kenntnis, dass uns die phantasie fehlt, diese anzuwenden und hören wir endlich auf, uns in unseren beamtenjackets über den staat zu mokieren ... wir sind nicht besser, nur besserwisser und arrogant bis zur stammrollenrente .... unseren beamten ein langes leben, aber kurze karrieren ...
nun denn, schleift die messer, 02.07.2014

Die Provokation dürfte aufgehen. Denn in Südtirol wird spätestens jetzt mehr als nur einer zum Messerschleifer mutieren.

 

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Markus Thenai Do., 10.07.2014 - 12:23

"im"Facebook? Was ist denn das? Facebook verlangt eine einzige Präposition und das ist alleine "auf". Nix in, neben, unter oder sonst was...

Do., 10.07.2014 - 12:23 Permalink
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Christoph Moar Do., 10.07.2014 - 19:03

Antwort auf von Karl Nickel

Lieber Christoph Franceschini, Facebook ist tatsächlich auch ein Soziales Netzwerk (manche sagen sogar: "das" soziale Netzwerk), und "im" Sozialen Netzwerk kann man dann auch bestimmte Dinge tun, manchmal eben auch was schreiben. :)
Das ist jetzt auch nur halbernst gemeint, denn mein guter Studienfreund Dietmar - seines Zeichens Germanist - würde uns im Kontext dieses Artikels jetzt sowieso alle zusammen der Korinthenkackerei beschuldigen.

Do., 10.07.2014 - 19:03 Permalink
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Klaus Hartmann Do., 10.07.2014 - 15:01

natürlich hat schulian recht. rechtsanwalt und politiker aus leidenschaft müsste und sollte er uns der vollständigkeit halber aber dennoch nicht verschweigen dass zynische gesetzesverdreher seiner zunft auch hierzulande anzahl und unlesbarkeit italienischer gesetze ganz gut in den dienst ihrer und ihrer zahlungskräftigen mandanten geschäfte zu stellen wissen.

Do., 10.07.2014 - 15:01 Permalink
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Harald Knoflach Do., 10.07.2014 - 15:51

also entweder entgeht meinen sensoren die feine ironische klinge, die schullian da führt, oder der eintrag ist tatsächlich eine kaum zu überbietende torheit. eine kapitulation und ein staats- und rechtsverständnis aus dem 19. jahrhundert. für alle, die gerne im 21. jahrhundert leben, können wir nur hoffen, dass moderne governance ansteckend ist und wir uns bald infizieren.

Do., 10.07.2014 - 15:51 Permalink
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Oskar Egger Do., 10.07.2014 - 18:26

Herr Schullian hat gesagt: die italienische Gestzgebung ist nicht optimal, schlimm ist die Auslegung und Anwendung der heiligen Provinz. Das sagt er und da hat er recht, denn um Gesetze geht es immerhin, die auf einer der ältesten demokratischen Verfassung begründet sind und dieser entsprechen müssen. Die Regelungen, vor allem die im Namen der Kompetenz umstrukturierten, sind zum Teil Frucht des Erbes preußischer Maßregelungen, denen die, in der Tat bestehende, Intelligenz und Kreativität des italienischen Gesetzgebers total fremd ist. Eine Katastrophe!! da stimme ich mit Schullian überein und er ist der erste, der sich traut das zu sagen. Bravo!!

Do., 10.07.2014 - 18:26 Permalink
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Willy Pöder Sa., 12.07.2014 - 13:40

Schlecht verfasste Gesetze? Ja ist dem Herrn Advokaten denn nicht bewusst, dass gerade seine Berufskategorie in den Parlamenten am stärksten Vertreten ist. Allein im Senat sollen es an die 80 sein!! Damit hat er deren Kompetenz und damit auch sich selbst unmissverständlich in Frage gestellt. Mutig, mutig...!

Sa., 12.07.2014 - 13:40 Permalink