Kultur | Kunstführer

Der Wein von Maria Heim

Der Kunsthistoriker Hanns-Paul Ties hat sich kulturwissenschaftlich mit dem alten Bozner Weinhof "Maria Heim" auseinandergesetzt. Und ein Buch dazu gemacht.
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Foto: Gemeinschaftszentrum
  • Er ist in Bozen aufgewachsen und interessierte sich schon von klein auf für die Geschichte und Kunst der Stadt. Dennoch dauerte es bis zum Herbst 2019, bis Kunsthistoriker Hanns-Paul Ties im Rahmen seiner Tätigkeit als Kurator des Neustifter Stiftsmuseums zum ersten Mal – in Begleitung von Armand Mattivi und Karl WolfMaria Heim besichtigen konnte. „Ich habe diesen besonderen Ort, diese Welt von gestern inmitten der dicht-bebauten Bozner Neustadt damals sofort ins Herz geschlossen“, erinnert sich Ties und musste auch nicht lange überlegen, als er wenig später gefragt wurde, ob er im Auftrag der Genossenschaft Gemeinschaft Maria Heim-Neustift einen Kunstführer erarbeiten würde. Gefragt, getan.

  • Lageplan: Ein Stück Vergangenheit inmitten von Gegenwart Foto: Gemeinschaftszentrum

    Die Ursprünge von Maria Heim gehen auf den Propst Markus Hauser zurück, der in den Jahren um 1630 acht zusammenhängende Weinberge mit einer Gesamtfläche von knapp über 8 Hektar südwestlich der Stadt Bozen erwarb. Mit dem Kauf der Weinberge wollte er die Qualität des Weines für sein Kloster (jenes von Neustift) verbessern. Damals erhielt das Kloster als Teil des jährlichen Tributs reichlich Wein von zahlreichen Bauernhöfen und Gütern. Auf dem Gelände der neu erworbenen Weinberge ließ Hauser eine ländliche Anlage errichten, die er zu Ehren der Jungfrau Maria, Maria Heim nannte. Und der Wein? Der war zu Beginn (laut Chronik) oft verunreinigt und wirkte eher gesundheitsschädlich. Doch änderte sich das zum Glück im Lauf der Zeit.

  • „Der Baukomplex ist nachweislich nicht aus einem Guß entstanden“, erzählt Ties, „sondern schrittweise. So stand der turmartige Mittelteil des Südtrakts in einem ersten Moment frei und wurde erst ein paar Jahre später mit den seitlichen Anbauten versehen.“  

  • Mittelalterliche Reminiszenzen

    Neustift in Bozen: Drei Kapellen unter einem Dach Foto: Gemeinschaftszentrum

    Auch die drei unter einem Dach zusammengefassten Kapellen hat Hauser im Lauf von nur etwa 20 Jahren nacheinander errichten lassen, „in dem das interessante Phänomen vorliegt, dass hier zur Zeit des Frühbarock wohl ganz bewusst auf charakteristische Formen der mittelalterlichen Kirchenarchitektur“ zurückgegriffen wurde. Diese „mittelalterlichen Reminiszenzen“  hätten - so Ties - in der Literatur zu der Vermutung geführt, „die Kapellen würden zumindest teilweise auf das Mittelalter zurückgehen“, tatsächlich handle es sich bei dem Rückgriff auf gotische Formen um ein typisches Beispiel für die sogenannte Nachgotik, „die im 16./17. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum recht verbreitet war“. Vielleicht zielte der Neustifter Propst Markus Hauser mit diesem Rückgriff auf sowohl romanische als auch gotische Bauformen im Kapellentrakt von Maria Heim ja nicht zuletzt darauf ab, „einen Hauch von der Altehrwürdigkeit seines 1142 gegründeten Klosters Neustift auf den Neubau zu übertragen“, vermutet Ties.

  • Arma Christi

    Gruftiges: In der Gruftkapelle ließ Propst Hauser mehrere Engel wiedergegeben, die einzelne Leidenswerkzeuge präsentieren. Foto: Gemeinschaftszentrum

    Das interessanteste Element innerhalb der Ausstattung des Kapellentraktes von Maria Heim sind die zwei Zyklen von Wandmalereien mit Darstellungen der sogenannten Arma Christi, der Leidenswerkzeuge Jesu – „also einer Reihe von Waffen und anderen Objekten, die auf die einzelnen Stationen der Passion hinweisen.“ Dieses klassische Motiv der christlichen Kunst sollte die Betrachterinnen und Betrachter dazu anregen, „die einzelnen Passionsstationen vor ihrem inneren Auge zu vergegenwärtigen und gleichsam mitleidend nachzuvollziehen.“  Was aber ist so besonders beim Zyklus von Maria Heim? „Normalerweise wurden die Leidenswerkzeuge – wie auf diesem spätgotischen Holzschnitt – alle in einem einzigen Bildfeld rund um das zentrale Kreuz oder die Figur von Christus als Schmerzensmann gruppiert. Im Kapellentrakt von Mariaheim dagegen wurden die Arma Christi – was äußerst ungewöhnlich ist – als zentrales Bildmotiv von gleich zwei Raumausstattungen im Medium der Wandmalerei herangezogen.“ 

  • In der Gruftkapelle ließ Propst Hauser mehrere Engel wiedergegeben, die einzelne Leidenswerkzeuge präsentieren. Die Darstellungen gehen teilweise, so wie der Engel mit den Attributen der Abnahme Jesu vom Kreuz, unmittelbar auf flämische Kupferstiche zurück. Was den Zyklus so zudem so besonders, ja einzigartig macht, „ist zum einen die ungewöhnlich große Spanne von Ereignissen – vom Einzug in Jerusalem bis zur Himmelfahrt Christi –, auf die durch bildliche Kurzformeln hingewiesen wird. Zum anderen sind hier neben den Leidenswerkzeugen auch die Loca, also die Schauplätze der einzelnen Passionsszenen dargestellt.“ 

  • Verfall und Sanierung

    An die Decke gehen: Kassettendecke des Saales mit den 49 geschnitzten Rosetten Foto: Gemeinschaftszentrum

    Im Zuge der Bozner Stadterweiterung ab den 1930er Jahren wurden die Weingüter zwischen Gries und Maria Heim nach und nach verbaut und auch die zu Maria Heim gehörige Rebfläche selbst schrumpfte durch Enteignungen und Verkäufe auf weniger als ein Viertel der ursprünglichen Fläche. Im Buch kann die sukzessive Veränderung der Umgebung des Gutshofs anhand von mehreren Fotos nachvollzogen werden. Das Kloster Neustift erwarb als Ersatz bereits 1938 das Weingut Marklhof bei Girlan und verlegte dorthin mit der Zeit auch die Verarbeitung der nach wie vor in Maria Heim geernteten Trauben. Der barocke Gutshof hingegen wurde zunehmend dem Verfall preisgegeben. 
    1981 erwarb die eigens gegründete Genossenschaft Gemeinschaftszentrum Maria Heim-Neustift – mit einem großzügigen Beitrag der Südtiroler Landesregierung – den ehemaligen Gutshof, in den Jahren von 1985-1988 wurde der Südtrakt saniert, später der Kapellentrakt, wobei es mitunter zur Freilegung der Wandmalereien kam.

  • „Auf kurz oder lang wird es wohl notwendig sein, das Nutzungskonzept zusätzlich zu erweitern und weitere Partner miteinzubeziehen, um den Fortbestand des Gemeinschaftszentrums zu garantieren und die noch ausstehenden Sanierungsmaßnahmen im Nord-, Ost- und Westtrakt von Mariaheim zu ermöglichen“, ist der Experte für Kunstgeschichte Hanns-Paul Ties überzeugt. Sein Buch bildet schon mal ein sehr gutes wissenschaftliches Fundament für mögliche Schritte Richtung Zukunft und einer zeitgemäßen Nutzung. 

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Simonetta Lucchi So., 14.01.2024 - 06:37

Questo era un luogo amatissimo dalla popolazione di Bolzano, da ragazzini andavamo a passeggiare nella stradina delle vigne, c'era un bar tranquillo dove si leggevano libri,era un luogo di incontro vicino alle scuole e in un quartiere popolare. Poi è stato chiuso tutto come il solito e la popolazione ha perso un luogo di riferimento - fra il resto anche con un significato spirituale - nel bel mezzo della città. Guarda caso nel 1981 è stato riservato solo ad associazioni in lingua tedesca, il transito è stato vietato, il bar chiuso. Mi risulta peraltro che restauri fossero in atto già precedentemente al 1981. Un altro modo per privare la cittadinanza di luoghi significativi di incontro e riflessione.

So., 14.01.2024 - 06:37 Permalink
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Simonetta Lucchi So., 14.01.2024 - 12:34

Antwort auf von karl.josef.wol…

Ma sinceramente ho solo raccontato quello che era questo luogo per chi abitava nella zona, cioè la nostra infanzia e adolescenza, per cui è verità. Per il resto ho tratto informazioni dall'articolo stesso, quindi che nel 1981 l'area ha passato di proprietà. Nessuna polemica, solo dispiacere. Ma volentieri avrei piacere di parlarne anche da un punto di vista storico artistico, grazie dell'invito.

So., 14.01.2024 - 12:34 Permalink