Community Highlight Community Highlight
Politik | Alltagsgeschichten

Der Halbblutprinz

Arno unser im Landtag, geheiligt werden deine Mittel, deinen Taten werden wirken, dein Wille geschehe, wie in Bozen so auch in Rom!
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Der Halbblutprinz
Foto: des Halbblutprinzen
  • Obwohl er uns jahrelang erklärte, wie toll und einzigartig unsere Autonomie ist und sie in der UN-Vollversammlung als „weltweites Lösungsmodell“[1] pries, scheint sie uns nun nicht mal eine freie Wahl der Koalitionspartner zu ermöglichen. Denn Landeshauptmann Kompatscher wird nicht müde zu erwähnen, dass man „geradezu gezwungen gewesen [sei], mit den italienischen Rechtsparteien zu koalieren“[2]. Anscheinend garantiert unsere Autonomie nicht für eine Landesregierung entsprechend des Wahlergebnisses, sondern für eine nach Vorgabe aus Rom. Unsere Autonomie scheint Wahlen zur Akklamation der SVP vorzusehen. Im Gegenzug akzeptiert Rom diese wilden Wahlen in der Provinz, wenn es dafür weitere Regierungspartner nach Wahl einbringen darf. Das ist wohl auch der Grund, wieso die SVP nicht müde wird, den Wählern die Schuld zu geben. Hätte man nämlich mehrheitlich die SVP gewählt, wie vom Autonomiestatut vorgegeben, hätte man die gleichen Koalitionspartner eingeladen, jedoch ohne La Civica, und somit eine „ordentlich“ rechte Regierung bilden können. Jetzt sei der Streit der Italiener jedoch als Wählerwille hinzunehmen. Grundsätzlich ist das so ein Ding mit dem Wählerwillen. Denn obwohl auf meinem Wahlzettel keine Koalitionsmöglichkeiten ankreuzbar waren und auch nur eine Partei gewählt werden konnte, weiters aber keine Partei abwählbar war, werden Politiker nicht müde zu erwähnen, dass dies jedoch beim Großteil der Wähler der Fall war. Zwar bleibt unklar, ob diese besonderen Wahlzettel als gültig oder ungültig gezählt wurden, jedenfalls wurden sie anscheinend auch ausgewertet und die Ergebnisse an die Parteien verteilt.

     

    Bitte lieber Arno hilf uns unsere Autonomie zu retten!

     

    Vielleicht ist unsere Autonomie tatsächlich in Gefahr, wenn nicht mal mehr die SVP an die Stärke unserer Autonomie glaubt. Jedenfalls fällt schon auf, dass zurzeit niemand so schlecht über unsere Autonomie redet wie die Autonomiepartei selbst. Während sie die Autonomie, deren Gültigkeit und Stärke außerhalb Südtirols stets hochhält und als  „weltweites Lösungsmodell" [1] sieht, wird nun plötzlich innerhalb der Landesgrenzen die Schwäche der Autonomie „insgesamt“[3] also „noch einmal, in allen Bereichen(!)“[4] betont. Man scheint den Grund für den bereits eingeschlagenen Weg erst schaffen zu müssen: Man will die Autonomie retten, also muss sie in Gefahr sein!

    Sicherlich hat Kompatscher recht, und Südtirol steht mit der neuen Landesregierung nicht ein fünfjähriges „totalitäres Regime vor der Tür“[5]. Jedoch hat sich die Mehrheitspartei dafür entschieden, in den nächsten fünf Jahren jeglichen Diskurs und jegliche Energie in der Landesregierung dem Erhalt des Status Quo zu widmen und so Tendenzen nach rechts abzuwehren. Damit bleibt aber keine Zeit und Lust mehr, über zukunftsträchtige und neue Visionen für Südtirol zu debattieren. Das scheint der Partei auch bewusst zu sein, denn ihr neuster Slogan lautet „Garant für unsere Werte“[6] zu sein, was nichts anderes bedeutet als: Es bleibt alles beim Alten! Also wieder fünf Jahre weiter so ohne große Veränderungen und Fortschritte. Im Gegenteil sollen wir ihr sogar dankbar sein, die von Ihr verursachten Rückschritte abgewehrt zu haben.

    Natürlich wünscht man sich nach all den gemeinsamen Jahren, dass Arno Kompatscher der Gute in der Geschichte ist. Dass er es wirklich schafft, die Autonomie auszubauen (oder besser gesagt wiederherzustellen) ohne mit dem Koalitionspartner nach rechts abzurutschen und zum Wohl aller die Rolle des leidensfähigen Severus Snape einnimmt. Doch es bleibt ein Gedanken im Kopf. Was, wenn LH Kompatscher nicht erst jetzt angefangen hat, uns allen etwas vorzumachen, um uns zum Schluss zu retten? Was, wenn er bereits seit vielen Jahren den dunklen Künsten verfallen ist und er uns staatsmännisch, nachhaltig und weltoffen etwas vorgespielt hat und jetzt sein wahres Ich zeigt? Seine Aussagen, Wahlverständnis und Taten in letzter Zeit scheinen in diese Richtung zu gehen. Denn auch das aufopfernde Leben von Severus Snape begründete sich im Wesentlichen dadurch, dass er sich durch seine früheren Taten Mitschuld an vielem gab.

    Es bleibt also spannend und offen, nach wem ich mein Erstgeborenes benennen werde. Zurzeit scheint Albus Severus jedoch weit wahrscheinlicher als Philipp Arno.

     

    [1] https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2022/09/tag-Kompatscher-…

    [2] https://salto.bz/de/article/15012024/durni-lobt-kompatscher

    [3] /[4] https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/video/2024/01/neujahrsgesprach-dann-gibt-es-eine-regierungskrise-und-neuwahlen-a924668b-7b6d-4bf2-96b3-b82efb6a4210.html

    [5] https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2023/12/uberspitzt-wenn-man-so-tut-als-stunde-totalitares-regime-vor-der-tur-d0e16a5b-a7a3-46dc-877b-305dfafba634.html

    [6] https://salto.bz/de/article/18122023/garant-fuer-unsere-werte

Bild
Salto User
nobody Mo., 15.01.2024 - 21:34

Heiliger Arnulf hilf, zumindest den Bierbrauern. Arno, der Retter der Autonomie! Auf dass es die weltbeste Autonomie bleibe. Amen

Mo., 15.01.2024 - 21:34 Permalink