Politik | Gemeindewahl Brixen

Den Sieg nach Hause gebracht

Die Brixner Bürger und Bürgerinnen haben für eine Fortsetzung der SVP-PD-Koalition gestimmt. Der neue Bürgermeister heißt, wie erwartet, Andreas Jungmann.
Jungmann Prader
Foto: SVP/Privat
  • Ob es daran lag, dass das Ergebnis bereits im Vorhinein feststand? Oder war es der unaufgeregte und und brave Wahlkampf, den sich die Parteien im friedlichen Miteinander lieferten?

    Besonders wichtig war den Brixner Bürgern und Bürgerinnen die Wahl offenbar nicht, denn gerade einmal 56,5% (10.325 Wähler) – etwas mehr als die Hälfte der 18.276 Wahlberechtigten – hat von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Die großen Überraschungen sind dabei ausgeblieben: Wie erwartet hat SVP-Bürgermeisterkandidat Andreas Jungmann den Sieg nach Hause gebracht. Daran konnte auch der angebliche Skandal rund um seine unternehmerische Tätigkeit im Zusammenhang mit Immobilienvermietungen nichts ändern, der vor einigen Wochen wie ein kleines Störfeuer durch einige Medien geisterte. Mit 5.479 Stimmen (54,3%) setzte er sich klar gegen seine Mitbewerber durch. Der Vergleich zu Peter Brunners Ergebnis von vor vier Jahren fällt dabei weniger zufriedenstellend aus: Jungmann hat rund 1.000 Stimmen weniger bekommen als sein Vorgänger (6.468; 58,9%). Zu Hause geblieben sind also offenbar vor allem die SVP-Wähler, was auch an den Vorzugsstimmen ersichtlich ist: Erhielt die Edelweißpartei bei den letzten Wahlen 6.356 Vorzugsstimmen bzw. 59,2%, waren es dieses Mal 5.449 bzw. 54,9% (-4,3%). Damit verliert die SVP einen Sitz im Gemeinderat und stellt künftig 15 Räte. 

  • In der Gemeinde Brixen fanden am 25. Februar 2024 Gemeinderatswahlen statt: Als stärkste Partei behauptete sich die SVP mit 54,9% der Stimmen. Foto: SALTO
  • Punkten konnte dagegen der PD: Die interethnische Partei rund um Bürgermeisterkandidatin Renate Prader ist zur drittstärksten Fraktion aufgestiegen. Im Vergleich zu 2020 hat der PD (+2,4%) einen Sitz dazu gewonnen und hält nun 3 Mandate. Das Werben um deutsche Wählerstimmen und das Hervorheben der sozialen Ausrichtung haben ihre Wirkung anscheinend nicht verfehlt. Mehr als deutlich war Prader auch mit ihrer Ansage, dass man sich gegen eine Mitte-Rechts-Koalition stelle. Davor brauchte sich die Frontfrau des PD, die 1.061 Stimmen (10,5%) erhielt, allerdings nicht  zu fürchten, denn die SVP hatte bereits bei der Vorstellung der Kandidatenliste erklärt, dass man die Koalition mit dem PD fortführen wolle. Zudem können die Fratelli d’Italia im Vergleich zu 2020 (3,1%; 268 Stimmen) zwar einen Zugewinn verzeichnen, allerdings musste der Bündnispartner Lega herbe Verluste einstecken (-3%) und stellt damit keinen eigenen Gemeinderat. Ein kleiner Triumph bedeutet für Antonio Bova, Bürgermeisterkandidat des Rechtsbündnisses, dieses Ergebnis trotzdem. Schaffte es der Fratello im Jahr 2020, mit gerade einmal 189 Stimmen in den Gemeinderat einzuziehen, errang er bei diesen Wahlen 811 Stimmen (8%). Das Mitte-Rechts-Bündnis stellt damit zwei Gemeinderäte. 

    Eine Überraschungen gab es dann doch noch, und zwar bei den meistgewählten Kandidaten der SVP. Peter Natter ließ seine Stadtrat-Kollegen Thomas Schraffl, Bettina Kerer und Monika Leitner mit über 1.8oo Stimmen weit hinter sich. Nicht einmal die bürgernahe Paula Bacher, die es aus dem Landtag wieder in die Gemeindepolitik gezogen hat, konnte Natter gefährlich werden. 

  • Wieder in der Oppositionsrolle?

    Sabine Mahlknecht, Bürgermeisterkandidatin des Team K: Die Gelben stellen wie die Grüne Bürgerliste 3 Gemeinderäte. Foto: Team K

    Wie die Grüne Bürgerliste kann auch das Team K Zugewinne verbuchen. Beide Parteien stellen künftig 3 Gemeinderäte. Die Gelben, die vor vier Jahren noch mit Bürgermeisterkandidat Ingo Fink angetreten sind – dieser hat inzwischen seinen Beruf als Politiker an den Nagel gehängt – können sich als zweitstärkste Fraktion (1.135 Stimmen; 11,4%) hinter der SVP etablieren. Bürgermeisterkandidatin Sabine Mahlknecht kann 1.170 Stimmen (11,6%) auf sich vereinen. Auch die Grünen können im Vergleich zu vor vier Jahren etwas zulegen und erreichen 988 Stimmen. Für Bürgermeisterkandidat Markus Frei votieren 1.004 Bürger und Bürgerinnen. 

  • Wahlergebnis im Vergleich zu 2020: Die SVP verliert 4,3 Prozentpunkte, kann aber die absolute Mehrheit halten. Die Liste JWA und die Lega schaffen den Einzug nicht, das Team K, der PD und die Grüne Bürgerliste gewinnen je ein Mandat hinzu. Die Süd-Tiroler Freiheit kann trotz Gewinne kein weiteres Mandat erringen. Foto: SALTO
  • Gemeindepolitik ist nicht Landespolitik

    Dieser Spruch bewahrheitet sich einmal mehr in der Gemeinde Brixen. Während auf Landesebene die Süd-Tiroler Freiheit als der große „Gewinner“ hervorging, tat sich das fünfköpfige Team rund um Bürgermeisterkandidat Konrad Unterfrauner auf Gemeindeebene schon schwerer. Will man einen starken Platzhirsch aus dem Revier drängen, braucht es zugkräftige Kandidaten – einzig der Mediziner Andreas Tutzer stach hervor – und eine Denkzettelwahl für SVP war nicht zu erwarten. Dieses Schicksal teilt die Süd-Tiroler Freiheit mit der Liste JWA und ihrem Bürgermeisterkandidaten Christopher Fissneider. Während die Liste JWA den Einzug allerdings nicht schafft, erringt die Süd-Tiroler Freiheit zumindest ein Mandat. 

  • Gemeinderat Brixen

    SVP (15 Sitze): Jungmann Andreas (Bürgermeister), Natter Peter, Schraffl Thomas, Bacher Paula, Kerer Bettina, Leitner Monika, Dejakum Sara, Siller Gerold, Obexer Vera, Frener Martin (Hune), Fellin Oscar (Ossi), Tauber Margit, Fischer Alex, Ferretti Heinrich, Gummerer Philipp.

    Team K (3 Sitze): Mahlknecht Sabine, Fulterer Elisabeth, Waldboth Verena (Nena).

    PD (3 Sitze): Prader Renate, Shabbeir Ahmed, Stablum Ferdinando. 

    Grüne Bürgerliste Brixen (3 Sitze): Frei Markus, Stenico Verena, Wielander Barbara. 

    FdI (2 Sitze): Bova Antonio, Del Piero Claudio.

    STF (1 Sitz): Unterberger Stefan.

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Salto User
Cicero Mo., 26.02.2024 - 04:53

Brixen zeigt wie‘s gehen kann.

1. Eine (weiterhin) stabile Regierung für die nächsten 6 Jahre.
2. Die Bürger lassen sich nicht von einem medial konstruierten vermeintlichen „Skandal“ und einer niceaulosen Schmutzkübel Kampagne der stärksten Oppositionspartei, die einzig gegen die Person des Spitzenkandidaten zielt und null politischen Inhalt hat, hinters Licht führen.
3. Oppositionswähler in Brixen wählen Mitte und geben konstruktiven Kräften ihr Vertrauen.
4. Kein Gemeinderat in Südtirol dürfte jemals so nah an einer paritätischen Geschlechterverteilung gewesen sein.
5. Das Wichtigste, 85% der Brixner haben ihre Stimme NICHT rechten Populisten und Coronaschwurblern gegeben.

Mo., 26.02.2024 - 04:53 Permalink
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Thomas Unterwinkler Mo., 26.02.2024 - 13:12

Antwort auf von Robert Zagler

Naja, gewisse Trends sind schon ablesbar. Hier im Forum wurde ja nach der Bildung der Landesregierung von nicht wenigen Kommentatoren mit großem Getöse verkündet, dass die SVP aufgrund der Koalition mit FdI/Lega den Rückhalt in weiten Teilen der Bevölkerung verloren hat, dem Untergang geweiht ist und keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen wird. Ganz so dramatisch scheint es dann doch nicht zu sein.

Mo., 26.02.2024 - 13:12 Permalink
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Josef Fulterer Mo., 26.02.2024 - 05:42

Die -u n s i n n i g e- Bürgermeister-Direktwahl, führt immer wieder zu mehr als überflüssigen Neuwahlen in den Gemeinden.
Wenn der Bürgermeister das Vertrauen verliert + verräumt werden muss, schwer erkrankt oder stirbt + der Aufgabe nicht mehr nachkommen kann oder das Amt aufgibt, weil er überfordert ist oder zu höheren politischen Würden aufsteigt, war früher eine Gemeinderats-Zusammenkunft ausreichend, um den Bürgermeister zu ersetzen!

Mo., 26.02.2024 - 05:42 Permalink
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Thomas Unterwinkler Mo., 26.02.2024 - 13:04

Antwort auf von Josef Ruffa

Von einer Gefahr für die Demokratie zu sprechen, ist doch ein wenig übertrieben. Es herrscht vielleicht eine gewisse Wahlmüdigkeit, weil binnen acht Monaten drei Wahlen (Landtag, Gemeinderat, Europaparlament) angesetzt sind. Man sollte die Wahlbeteiligung auch nicht überbewerten. Bei den US-Präsidentschaftswahlen lag sie z.B. von 1980 bis 2020 nur dreimal (knapp) über 60 %, ansonsten immer zwischen 50 und 60 %. Dass der wahrscheinlich mächtigste Mensch der Welt deshalb nicht ausreichend legitimiert sein könnte, hätte ich noch nie gehört.

Mo., 26.02.2024 - 13:04 Permalink
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Hartmuth Staffler Mo., 26.02.2024 - 13:27

Die Graphiken in diesem Artikel sind zwar, vor allem farblich, schön gemacht, sie stimmen aber nicht mit den offiziellen Wahlergebnissen überein. Das ist zwar keine Gefahr für die Demokratie, wohl aber für die Glaubwürdigkeit der Medien.

Mo., 26.02.2024 - 13:27 Permalink
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Salto User
Cicero Di., 27.02.2024 - 09:55

Antwort auf von opa1950

Bin vollkommen Ihrer Meinung. Alles unter 100% ist ein desolates Abschneiden. Genau, eine Frage noch... Wann gibt es jetzt die von Ihnen hier auf Salto und auch anderen Seiten (TZ) prophezeite Stichwahl zwischen Herrn Jungmann und Frau Mahlknecht? Ich glaube an den nächsten Wochenenden steht nichts dergleichen auf dem Programm in Brixen, oder irre ich mich?

Di., 27.02.2024 - 09:55 Permalink