Kultur | Bibliophile Fragen

„Ich mag Papier und Umschlagbilder“

Michaela Grüner ist seit Jahren eine der Mitorganisatorinnen der Literaturnächte in Bruneck. Auf die (fast) "immer gleichen Fragen" von SALTO hat sie folgende Antworten.
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Foto: Stadtbibliothek Bruneck
  • SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?

    Michaela Grüner: Astrid Lindgrens Mio mein Mio finde ich heute noch galaktisch. Ich habe es kürzlich erst wieder gelesen. Das ist ein All-Age-Buch, welches man in jedem Alter lesen kann und von dem man immer etwas mitnimmt. Ich wundere mich selber, dass es mich so fasziniert, weil ich sonst mit dem Märchenhaften nicht allzu viel am Hut habe. Und ich wundere mich, wie viel ich nach 40 Jahren noch gewusst habe.

    Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?

    Kein letzter, sondern der erste Satz von Ulrich Wölks Roman Der Sommer meiner Mutter „Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben.“ Normalerweise würde ich nicht mehr weiterlesen, wenn ich schon weiß, dass die Geschichte schlecht endet, aber diesen Satz fand ich so mutig, dass ich dem Buch eine Chance gegeben habe. Und es hat sich vom Anfang bis zum Ende gelohnt.
     

    Ich lasse keinen Müll auf einsamen Inseln

  • Literaturnächte im UFO: Fast immer volles Haus Foto: Gunther Niedermair

    Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?

    Gabriel Garcia Marquez: Die Liebe in den Zeiten der Cholera. Ich habe geschlagene 6 Monate dafür gebraucht und immer weitergelesen, weil ich dachte, da kommt noch was. Dem war nicht so.

    Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?

    Oft gibt es in diesen Krimis gute Rezepte zum Ausprobieren. Damit Außerirdische die regionale Küche kennenlernen. Den Rest kann man ja überspringen.

    Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?

    Ich arbeite im Team der Stadtbibliothek Bruneck. Meinen Kolleginnen.

  • Titanic trifft UFO: Im Rahmen der Literaturnächte im Jugend- und Kulturzentrum UFO las vor kurzem die Chefredakteurin des Satiremagazins "Titanic" Julia Mateus aus ihren Texten. Foto: Gunther Niedermair

    Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?

    Ich lasse keinen Müll auf einsamen Inseln.

    Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?

    Was ist ein E-Book-Reader? Ich mag Papier und Umschlagbilder und ich will wissen, wie weit ich bin und ich klebe Post-its ein, schreibe hinein und knicke Ecken um, wenn die Bücher mir gehören. Auf dem E-Book-Reader würde ich nur lesen, wenn es die Papierform nicht mehr gäbe.

    Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen? 

    Eine gefährliche Frage und eine unfaire. Es gibt viele Bücher, die ich weiterempfehlen würde. Nur eins… ich mag die Lyrik von Martha Lanz. Heimweh nach Nirgendwo ist mein Favorit.