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Kultur | Tourismus

Moloch Tourismus

Der Tourismus in Südtirol verzeichnet Rekorde.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: © Seehauserfoto
  • In Anlehnung an eine Bemerkung des Atomphysikers Hans Kienle, derzufolge „das Laboratorium des Physikers zu einem kosmischen Laboratorium erweitert“ wurde, werden dem Massentourismus – und nicht nur ihm – in seiner entsprechenden Grenzenlosigkeit Landschaft, Gegend und Natur zu verfügbaren Faktoren einer Anlage für die Erlebnisproduktion sogenannter Feriengäste. Diese konkrete Wirklichkeit macht es überflüssig, den Hinweis auch noch zu erläutern, dass all dieser Kommerz nicht das geringste zu tun hat mit einem echten Verhältnis zwischen einem Gastgeber und seinen Gästen, sondern dass es sich hier schlicht um eine Augenwischerei handelt, die dazu dient, sich selber nicht hinter die wahren eigenen Absichten zukommen. 

    Ein anderer Wissenschaftler, Gerrit Hardin, hat einmal entlarvend gesagt: „Nebeneffekte sind Effekte, die ich übersehen habe, oder von denen ich nichts wissen wollte.“ So werden die Nebeneffekte, die ein maßloser Tourismus unweigerlich hervorruft, geflissentlich übersehen und willentlich ignoriert. Und hiermit berühren wir die Frage nach der Verantwortung jener, die auch vor sich selbst behaupten, doch nur der Prosperität des Landes zu dienen, einer Prosperität, die allerdings in jedem Sinne blendend ist und deren Preis tunlichst keinen Platz in ihren Bilanzen findet. So wird Harmlosigkeit vorgegeben, wenn nicht geheuchelt. Und die dadurch sich verbreitende Atmosphäre hat dann etwas Unerträgliches – „Smile or die“, wie Barbara Ehrenreich treffend sagt. 

    Es wäre geradezu grotesk, die vernichtende Wirkung besagter Nebeneffekte hier anführen zu sollen und den Betreibern des unersättlichen Massentourismus in einer Placebodisskussion quasi als Gegenargumente entgegenzuhalten, gehören diese durchaus verheerenden Effekte doch gerade zu dem, was unbedingt übersehen und ignoriert werden muß, soll dieser Betrieb weiterhin jede Grenze prinzipiell als bloßes Hindernis attakieren und nicht als etwas begreifen, worin Menschen und Dinge, Lanschaft und Natur zu sich und zur Ruhe kommen. 

    Vor rund 2500 Jahren hat Solon, der vermutlich früheste Demokrat, die Hybris, mithin die Vermessenheit, als eine Volkskrankheit, ja Epidemie bezeichnet, die die dicksten Mauern und verriegeltsten Türen nicht abhalten können. 

... der Südtirol-Tourismus ist damit auf den Punkt gebracht!
Der Hauptnebeneffekt ist: "es zählen nur die Zahlen".
Wenn man Auftreten und Körpersprache der Brixen-Touristen beobachtet könnte man meinen Brixen /Bressanone wird mit "Sabbiadoro" verwechselt, kein Wunder bei den herrschenden Immobilienpreisen!
Ein weiterer Nebeneffekt: Kultur-landeskundlich-interessierte Gäste werden immer öfter abgehalten, - so mein Eindruck in über zwanzig Jahren Tätigkeit als Gästeführer ...

Di., 12.03.2024 - 15:23 Permalink