Umwelt | Verbraucherschutz

Toxische Pfannen

Der Verbraucherschutzverein Robin warnt vor einer unsichtbare Gefahr in unseren Pfannen: Die sogenannte PFAS-Stoffe und ihre lokalen Auswirkungen.
Verschmutzung
Foto: Bayrischer Rundfunk
  • Unter dem Akronym PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) wird eine Gruppe von Chemikalien zusammengefasst. Je nach Standpunkt geht man von mindestens 4.000 bis 10.000 Chemikalien aus, die man zu dieser Gruppe rechnen kann. Den Stoffen ist eines gemeinsam: Fluor-Bindungen machen sie extrem stabil, sowohl unter Hitze als auch bei Säure. Sie sind so robust, dass manche von ihnen erst nach Hunderten oder Tausenden Jahren in der Umwelt abgebaut werden, weshalb sie auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt werden. Diese Eigenschaften führen dazu, dass sie vor allem in Pfannen, Funktionskleidung, Backpapier, Zahnseide, Putzschwämme, Pizza- und Fast-Food-Kartons verwendet werden. 
    Trotz ihrer vielseitigen Verwendung in Produkten des täglichen Lebens stehen sie im Verdacht,  das Immunsystem zu schwächen und verschiedene Krebsarten sowie Entwicklungsstörungen zu begünstigen“, warnt jetzt aber Walter Andreaus, Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin.

  • Die Studie

    Unter dem Titel „ Forever Pollution Projekt“ wurde jetzt eine Studie durchgeführt, die auf diese Gefahr hinweist. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass Europa stark von PFAS-Verschmutzungen betroffen ist, was ein EU-weites Verbot notwendig macht. „Doch Industriellenvereinigungen, Think Tanks und Großbetriebe versuchen, dieses Vorhaben zu untergraben“, kritisiert Andreaus.
    Die Belastung durch PFAS in der Umwelt und im menschlichen Körper ist alarmierend hoch. Dabei geht es nicht nur um den Gebrauch und Konsum von PFAS sondern auch um ihrer Herstellung, denn dort und nach ihrer Entsorgung fallen die meisten Emissionen an.
    Laut der Studie werden Millionen von Tonnen dieser Chemikalien in die Umwelt freigesetzt, kontaminieren Böden, Gewässer und sogar die entferntesten Regionen der Erde. Das „Forever Pollution Projekt“ deckte auf, dass allein in Europa 17.000 Standorte durch PFAS verschmutzt sind, darunter auch sensible Gebiete wie Flughäfen und Militärstandorte.

  • Wie gelangen PFAS in den Körper?

    Über den direkten Kontakt mit später verzehrten Lebensmitteln oder eingeatmete Teilchen bei Sprays können PFAS direkt in den Körper gelangen. Durch den Abrieb von Kleidung oder Gegenständen verteilen sich die Stoffe außerdem in der Umwelt und reichern sich wegen ihrer Langlebigkeit dort an. Am Ende erreichen sie über die Nahrungskette auch auf diesem Wege den menschlichen Körper. 
    Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nehmen VerbraucherInnen vor allem über Fisch- und Fleischerzeugnisse PFAS auf; andere tierische Produkte wie Eier und Milchprodukte spielen eine geringere Rolle. Die Bedeutung pflanzlicher Lebensmittel lässt sich aufgrund der mangelhaften Datenlage gemäß BfR aktuell nicht beurteilen. Auch das Trinkwasser kann für die Aufnahme von PFAS relevant sein kann und durch verseuchtes Wasser gezogenes Gemüse und Obst (siehe Vicenza). Zudem können die chemischen Verbindungen über die Muttermilch an Säuglinge weitergegeben werden.

    Foto: SALTO
  • Lokale Vorkommen

    Die von der französischen Zeitung Le Monde veröffentlichten europäischen Daten umfassen dabei auch zahlreiche Standorte in unseren Breitengraden, deren Vorhandensein bisher unbekannt war: Schadstoffe wurden unter anderem in Trient, Villa Lagarina, Arco und Pergine nachgewiesen. In Vicenza findet bereits ein Prozess gegen die Führungsspitze eines Unternehmens statt, in dem diese wegen der Vergiftung des Wassers durch PFAS angeklagt ist.
    Die Europäische Union hat erste Schritte unternommen, um den Gebrauch dieser Chemikalien zu regulieren, aber ein umfassendes Verbot steht noch aus. Alternativen zu PFAS sind zwar vorhanden, aber ihre Entwicklung und Umsetzung erfordert Zeit und Forschung. 

  • Wasserproben: Vergiftetes Wasser in Vicenza Foto: Greenpeace
  • Menschen können im Alltag kaum beeinflussen, wie stark sie PFAS ausgesetzt sind, da die Stoffe nicht angegeben werden müssen. Es gilt die Exposition so weit wie möglich zu reduzieren. Wer auf Nummer sicher gehen möchte und die Inhaltsstoffe von Kosmetikartikeln oder Kinderprodukten checken will, kann auf die Bezeichnung »Fluor« achten und Apps wie »ToxFox« oder »CodeCheck« nutzen“ rät Walter Andreaus. 
    Der Verbaucherschützer weiter: „Es ist an der Zeit, dass die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten konsequent handeln, um die Gesundheit der Bevölkerung und die Umwelt zu schützen“.