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Paradigmenwechsel im Bausektor

Heute fand die Jahreshauptversammlung des Baukollegiums statt. Neben Ehrungen stand vor allem das Thema Leistbares Wohnen im Zentrum der Veranstaltung.
Jahreshauptversammlung Baukollegium
Foto: Baukollegium
  • Nach der Begrüßung einiger Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft bat Geschäftsleiter Thomas Hasler den scheidenden Präsidenten des Baukollegiums, Michael Auer, um seine Abschiedsrede. Dieser schilderte die vergangenen sechs Jahre als Präsident und erlaubte einen Rückblick auf seine von vielen Herausforderungen geprägte Präsidentschaft. Dabei sprach er vor allem das Thema Corona an. Sichtlich wichtig war ihm aber der Dank. Er bedankte sich bei den politischen Vertretern, dem Unternehmerverband und ganz besonders bei seiner Familie. 

  • Der Neue

    Zepterübergabe: Der neue Präsident Christian Egartner (links) und sein Vorgänger Michael Auer. Foto: SALTO

    Im Anschluss durfte der neue Präsident Christian Egartner seine Grußworte aussprechen. „Vielen Dank für euer Vertrauen“, begann der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Brenner. Er unterstrich, dass heute zwar der Kopf an der Spitze des Kollegiums ausgetauscht würde, nicht aber die Vision. Nach seinem Dank an seine Vorgänger kam Egartner relativ schnell auf das zentrale Thema des Vormittags zu sprechen: „Leistbares Wohnen braucht einen Paradigmenwechsel.“ Das Baukollegium beschäftigt sich schon seit Jahren mit diesem Thema. Eines Paradigmenwechsels bedürfe es jedoch auch in der Urbanistik, der Wohnbauförderung. „Das System, das jahrzehntelang funktioniert hat, ist mittlerweile an seine Grenzen gestoßen“, so Egartner. Deshalb müsse man neue Systeme zulassen, um der Preisspirale entgegenzuwirken. Zum angesprochenen Paradigmenwechsel hat das Baukollegium sechs Grundsätze erarbeitet, mit denen erste Schritte in die richtige Richtung gelingen sollen. Am Ende seiner Rede fasste der neue Präsident noch einmal zusammen: „Leistbares Wohnen, sei es in Miete oder Eigentum, ist entscheidend für die Entwicklung unseres Landes.“ Deshalb sei es wichtig, sich etwas zu trauen, um innovative und zukunftsweisende Lösungen zu finden. Große Priorität sprach der Neue auch der Nachhaltigkeit zu.

  • Paradigmenwechsel durch sechs Grundsätze (Wortlaut):

    • Freier Wettbewerb fördert Qualität und nachhaltige Preise: durch freien Zugang zum Baugrund wird der Preis durch den Markt reguliert. Der Wettbewerb unter den Marktteilnehmern garantiert nachhaltige Preise und hohe Qualität. Restriktionen und zusätzliche Einschränkungen führen nur zu einer weiteren Verteuerung.
       
    • Gleicher Zugang zum Baugrund für alle: Um Ungleichheiten zu vermeiden, sollte jedem Südtiroler und jeder Südtirolerin gleicher Zugang zum Wohnbau garantiert werden. Der Bedarf an Sozialwohnungen sollte weiterhin durch das Wohnbauinstitut gedeckt werden.
       
    • Effiziente Wohnraumplanung: Wir stehen für einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden, gleichzeitig muss aber auch genügend Wohnraum geschaffen werden, um Entspannung in den Markt zu bringen und leistbare Wohnpreise zu garantieren.
       
    • Gezielte, subjektbezogene Förderungen: Bedürftige Familien sollen weiterhin für den Bau, Kauf oder Miete einer Wohnung unterstützt werden. Indirekte Förderungen von Wohnraum (Zum Beispiel Beitrag für Grundankauf oder für Infrastrukturen) sind nicht zielführend. Die so erzielten Einsparungen können in die Erhöhung der Subjektförderung, vor allem für Bedürftige, fließen.
       
    • Schaffung eines funktionierenden Mietmarktes: Südtirol braucht einen modernen Mietmarkt, der vor allem auch den sich ständig ändernden Bedürfnissen unseren Jugendlichen entspricht.
       
    • Liberalisierung des Mietmarktes: Mieterschutz ist richtig und wichtig. Allerdings führen die zu rigiden Regelungen dazu, dass verfügbare Objekte oft eben genau aufgrund der zu starren und auch zu stark auf den Mieterschutz ausgelegte Gesetze gar nicht angeboten werden. Eine Liberalisierung und Stärkung der Rechte der Vermieter ist daher notwendig.
  • Thomas Hasler: Der Geschäftsleiter führte die Moderation. Foto: Baukollegium
  • Ehrungen und Auszeichnungen

    Auch Vertreter aus dem Südtiroler Landtag waren anwesend. Neben Wohnbaulandesrätin Ulli Mair und Hochbaulandesrat Christian Bianchi war auch Landeshauptmannstellvertreter Daniel Alfreider anwesend. Dieser wurde nach dem Präsidenten ebenfalls um seine Grußworte gebeten. Alfreider bedankte sich zunächst bei Auer für die Zusammenarbeit der letzten Jahre. „Wenn wir von Michael sprechen, denke ich immer als Erstes an Zuverlässigkeit“, lobte der Landesrat den scheidenden Präsidenten. Alfreider betonte außerdem die Wichtigkeit von Infrastrukturen und deren Bau. Letztlich sprach er sich noch für eine gute Zusammenarbeit auch in Zukunft aus. Nach dieser Intervention stand ein besonders wichtiger Punkt auf der Tagesordnung: die Ehrungen. Das Baukollegium ehrte zusammen mit den Landesräten Mair und Bianchi drei Mitglieder für ihr jahrelanges Engagement in der Vereinigung. Vittorio Repetto, Rainer Gasser, und Sebastian Plattner wurden Dankesurkunden überreicht. Das Baukollegium feierte vergangenes Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Seit diesem Zeitpunkt werden jene Unternehmen geehrt, die seit 30 Jahren Mitglied sind. 2024 erhielten die Erdbau GmbH und die Mederle Recycling GmbH diese Auszeichnung. Nach diesen Ehrungen fanden noch weitere Auszeichnungen statt. Nämlich jene der Gesellen und Master of Machine.

  • Urkundenübergabe: Drei Mitgliedern wurde für ihren Einsatz gedankt. Foto: SALTO
  • Vorreiter aus dem Pustertal

    Bevor Ulli Mair die Versammlung mit ihren Schlussworten beendete, fand noch ein weiterer wichtiger Tagespunkt statt. Der Bürgermeister der Gemeinde Pfalzen Roland Tinkhauser referierte über Wohnungen mit Preisbindung als möglichen Lösungsansatz für leistbares Wohnen. Wie er erklärte, sei in seiner Gemeinde vor Kurzem eine neue Wohnbauzone ausgewiesen worden. Das Problem: Es sei relativ schwierig gewesen, die Wohnungen zuzuweisen, da die Bürger das Geld nur schwer aufbringen könnten. „Deshalb haben wir uns gedacht, wir müssen uns etwas überlegen und haben dann das Baukolegium bei uns in den Ausschuss eingeladen“, so Tinkhauser. Es sei nämlich bekannt, dass das Kollegium sich schon seit längerem für ein Projekt von Wohnungen mit Preisbildung stark mache. Was als Idee geboren ist, sei mittlerweile gereift, so der Bürgermeister. Konkret funktioniere das System so, dass die Gemeinde keinen Grund mehr zu einem festgesetzten Preis enteignet, sondern dass eine Baufirma mit dem Grundbesitzer in Verbindung und Verhandlung tritt und der Gemeinde anschließend ein Angebot zu einem fix ausgemachten Preis macht. „Dieser betrifft in Pfalzen 3.300 bis 3.350 Quadratmeter, immer für den 60-Prozentanteil, der ansonsten gefördert ist“, kommentierte der Pusterer. Das Konzept komme ihm zufolge gut an, zumal sich bereits 40 Interessenten gemeldet hätten. Das Ganze habe auch Vorteile für die Gemeinde und die öffentliche Hand wie etwa weniger Bürokratie, Aufwand und Kosten oder Entlastung der Landesämter. Im selben Zug seiner Erklärung sprach Tinkhauser auch die anwesenden Landespolitiker an, da es für das Vorhaben unbedingt noch die nötigen Durchführungsbestimmungen brauche. Zum Schluss erläuterte er noch, dass das Konzept in Pfalzen gut funktioniere, da viel Angebot und somit auch Verhandlungsmöglichkeiten bestünden. Dass Wohnungen mit Preisbindung auch in anderen Gemeinden funktionieren, könne er deshalb nicht garantieren. 
     

    „Es muss bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Wer ihn erbaut, ist mir egal.“

     

    Das letzte Wort des Vormittags galt Landessrätin Mair. „Es muss bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Wer ihn erbaut, ist mir egal“, so Mair. Trotzdem sei es wichtig, einen Ausgleich zwischen öffentlichem Nutzen und privatem Interesse zu finden. Bedeutend sieht die Freiheitliche außerdem den Mietmarkt. Letztlich bekundete sie noch, dass der Bausektor jener sei, der Visionen und Träume verwirklicht.

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nobody Fr., 17.05.2024 - 20:28

Käufer für Zweitwohnungen sind bedient, jetzt wird der Pöbel als Kunde wieder interessant. Übrigens, ist das der Egartner?

Fr., 17.05.2024 - 20:28 Permalink
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opa1950 Sa., 18.05.2024 - 15:47

Antwort auf von nobody

Genau der Egartner der sich das Höfl eines Alten Herrn unter den Nagel reißen wollte oder auch getan hat. Aber der Südtiroler Baulobby ist ja nichts zu dumm. Aber lächerlich ist schon das unsere Landesregierung diesem Herrn , Miteigentümer einer Firma die meisten Arbeiten zwischen Brixen und Brenner zu schantzt. Gibt es den für diese Sachen keinen Rechnungshof oder keine Kontrolle bei der Vergabe der Arbeiten von den zuständigen Landesdirektoren.

Sa., 18.05.2024 - 15:47 Permalink
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opa1950 Sa., 18.05.2024 - 08:30

Es muss bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Wer ihn erbaut ist mir egal. Frau Mair, ihre Worte sind nur zum schämen. Was ist ihnen noch alles egal ? Sie haben diesen Posten Landesrätin für den Wohnbau zu sein von einer Versagerin übernommen,und möchten ihn mit großen Worten und vielen leeren Versprechungen so weiterführen. Das ist das typische Getue der Freiheitlichen Partei und der Frau Mair Ulli. Das hat man ja die letzten Jahre gezeigt und bewiesen.

Sa., 18.05.2024 - 08:30 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Mo., 20.05.2024 - 16:42

Die 40 % mit denen die Bauunternehmer weiterhin ihre fetten Bilanzen füllen möchten, sind auf 0 % zu setzen + den Zweitwohnugs-Besitzern, aber auch den Leerstands-Wohnungs-Besitzern, ist eine jährliche Gebühr in der Höhe der Orts-üblichen Jahres-Miete ab zu knöpfen.

Mo., 20.05.2024 - 16:42 Permalink