Grazie und Halleluja
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„Memoiren. Ein Gedächtnisteppich von 1937 bis 2014“ nennt sich das neue Buch von Josef Gelmi, das am vergangenen Freitag (17. Mai) im Bozner Pastoralzentrum vorgestellt wurde. An seinem 87. Geburtstag hat der anerkannte Historiker, der unter anderem die bekannten Werke „Die Päpste in Lebensbildern“ und „Geschichte der Kirche in Tirol“ verfasst hat, sein erstes autobiografisches Werk vorgestellt. Von seiner Kindheit in Afens (Gemeinde Pfitsch) über seine Studienzeit bis zu seiner Zeit als Präsident der Brixner Hofburg und darüber hinaus reichen die Stationen, die Gelmi in seinem Buch beschreibt.
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„Du bist absolut kein streitsüchtiger Mensch, kein polemischer Mensch“, würdigte Bischof Ivo Muser in seiner Laudatio mit großer Herzlichkeit und viel Humor das schaffensreiche Leben von Gelmi, der zwar auch seine Freude an kleinen Bonmots zur Kirchengeschichte und den einen oder anderen Skandalen hatte, aber nie hart, nie unbarmherzig war und diese nie mit verurteilenden Zeilen festhielt. „Wenn ich an dich denke, dann denke ich an einen Menschen, der uns die Qualität und die Bedeutung von Geschichte erschließen will. Du machst es mit Passion, mit Leidenschaft, du machst es auch mit persönlicher Freude“, so Bischof Muser, der sich mit einem herzlichen „Grazie und Halleluja“ bei Professor Gelmi für dessen Wirken bedankte.
„Wenn ich an dich denke, dann denke ich an einen Menschen, der uns die Qualität und die Bedeutung von Geschichte erschließen will.“
„Streiten“ war tatsächlich etwas, was der Kirchenhistoriker nie mochte. Wie Gelmi erzählte, rührte das noch aus seiner Kindheit her. Als Sohn eines italienischen Soldaten und einer deutschsprachigen Mutter wurde Gelmi – Jahrgang 1931 – in eine Zeit hineingeboren, die geprägt war von Konflikten zwischen den beiden Sprachgruppen und vom Zweiten Weltkrieg. Aufgewachsen in zwei Welten hat Gelmi mit seinem Vater immer italienisch gesprochen und mit seiner Mutter und seiner Schwester immer deutsch. Seine Eltern haben ihm die italienische Kultur und deutsche Kultur weitergegeben, sodass er sich eigentlich immer in beiden Kulturen zurechtgefunden hat. „Es hat mir immer weh getan, wenn man über die Italiener geschimpft hat, aber auch umgekehrt. Deshalb bin ich irgendwie ein Mensch, der die Harmonie liebt und auch für die Harmonie immer eingetreten ist“, so Gelmi. In seinen Memoiren berichtet der Historiker über seine Kindheit, seine Studienzeit in Brixen und Rom, seine Zeit als Priester in Cortina und Bozen sowie seine akademische Karriere, die ihn beinahe als Dozent an die Theologische Fakultät in Wien geführt hätte. Nach der Emeritierung von Professor Josef Lenzenweger im Jahre 1987 war der Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte für längere Zeit vakant. Im Gespräch für eine Neubesetzung war auch Gelmi, der zu dieser in Brixen lehrte. Verhindert wurde die Berufung durch den Wiener Kardinal Hans Hermann Groër, dessen Karriere ein unrühmliches Ende durch die gegen ihn erhobenen Missbrauchsfälle nahm.
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Den Lehrstuhl erhielt schließlich der Generalvikar der Diözese Gurk, Karl Heinz Frankl. Wie Gelmi in seinen Memoiren schreibt, war er trotzdem alles in allem zufrieden, dass es so gekommen ist, „denn ich fühlte mich in Brixen glücklich“. Ein besonderes Erlebnis, das den Kirchenhistoriker bis heute in tiefer Erinnerung geblieben ist, hat sich im Jahr 1995 zugetragen, als Gelmi mit seinen Studenten in der päpstlichen Privatkapelle eine Messe feiern durfte. Der Privatsekretär von Papst Johannes Paul II. bat Gelmi, die Messe gemeinsam mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche zu konzelebrieren. „Ich kann kaum beschreiben, wie mir war, als ich alleine mit dem Papst am Altar stand und die Messe feierte“, schreibt Gelmi. Aber auch der Humor gehört zum Leben und den Geschichten des Theologen und Historikers. Eine besondere, die sich während der Schulzeit im Vinzentinum zugetragen hat und die von seinem lieben Freund Leonhard Paulmichl handelte, der neben ihm in der gleichen Bank saß, wollte Gelmi seinen Zuhörern nicht vorenthalten. Als Paulmichl während der Zeichenstunde Professor Heinrich Waschgler um Erlaubnis bat, auf die Toilette gehen zu dürfen, lautete die Antwort Waschglers, der laut Gelmi ansonsten einer der besten Professoren im Vinzentinum war: „Sie dürfen schon austreten, aber dann bekomme Sie im Zeichnen eine Fünf.“ Paulmichl verzichtete auf den Toilettengang und machte dafür in die Hose. Andere Zeiten, harte Zeiten, die das Leben des Kirchenhistorikers prägten, auf die er aber ohne Schwermut oder gar Zorn zurückblickt, auch wenn es zu den damaligen Erziehungsmethoden gehörte, Gehorsam mit Ohrfeigen und Strenge einzufordern.
Professor Dr. Josef Gelmi, 1937 in Cavalese geboren, studierte Philosophie und Theologie in Brixen sowie Geschichte und Kirchengeschichte in Rom. Nach seiner Priesterweihe war er ab 1973 als Professor für Kirchen- und Diözesangeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen tätig und nahm Lehraufträge in Innsbruck und Trient wahr. Von 1998 bis 2017 hatte er zudem das Amt des Präsidenten der Hofburg in Brixen inne. Mit seinen Publikationen zur Papst- und Kirchengeschichte zählt Gelmi zu den anerkanntesten Autoren auf seinem Fachgebiet. Gelmis Buch „Die Päpste in Lebensbildern“ ist in verschiedenen Sprachen und mehreren Auflagen erschienen.
Warum keine Wahrheit über…
Warum keine Wahrheit über Muser?
Warum hätte Prof Gelmi in…
Warum hätte Prof Gelmi in seiner Biographie "Wahrheiten" über Muser (gemeint ist wohl der gleichnamige Diözesanbischof) verbreiten sollen? Wer solche "Wahrheiten" kennt, kann sie ohne weiteres veröffentlichen.