Italiens 5G-Strategie
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Das Kabinett Meloni hat seinen eigenen Kopf. Ende vergangenen Jahres erließ die italienische Regierung eine gesetzliche Bestimmung, mit der die Grenzwerte des 5G-Netzes von 6 auf 15 Volt pro Meter erhöht werden sollen. Die gesetzliche Regelung beinhaltete eine Übergangsfrist von 120 Tagen vor Inkrafttreten der neuen Grenzwerte, was bedeutet, dass bis zum 30. April 2024 Gemeinden und Regionen die Möglichkeit hatten, ihre Einwände vorzubringen. In Südtirol haben sich 82 der 116 Gemeinden gegen das Gesetz ausgesprochen. Damit war Bozen eine der Provinzen, aus denen der größte Gegenwind kam. Dies ist vor allem auf die Aufmerksamkeitsmache der Verbraucherzentrale und des Gemeindeverbandes zurückzuführen.
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Was nun?
Seit Ablauf der Frist ist nicht viel passiert. Die Regierung äußerte sich nicht zum großen Einspruch der Gemeinden und Provinzen. Der Ausgang ist somit Auslegungssache. Während manch einer behauptet, das Dekret sei nichtig, beginnen erste Anbieter das neue Gesetz - „Legge concorrenza“ – bereits anzuwenden und ihre Anlagen aufzustocken, obwohl die Bestimmung offiziell noch gar nicht in Kraft getreten ist. Im selben Zug hat die Regierung neue Gesetze erlassen, um den Mobilfunkgesellschaften – überwiegend große aus dem Ausland – kleine Geschenke zu machen. So zum Beispiel, dass Sendeantennen unter einer bestimmten Größe nicht genehmigt werden müssen und somit theoretisch gesehen auch nicht auffindbar sind. Francesco Imbesi, Experte der Verbraucherzentrale im Bereich Elektrosmog, 5G und Strahlenbelastung, ist fassungslos: „Genau diese kleinen Antennen sind das Problem. Sie bestehen aus 64 kleinen Antennen, die den Nutzern folgen, wenn sie beispielsweise etwas herunterladen.“ Seiner Meinung nach sind die Interessen der Regierung rein wirtschaftlicher Natur, ohne dabei Rücksicht auf die Gesundheit der Bevölkerung zu nehmen. „Man will ausländische Mobilfunkriesen durch lockere Auflagen ins Land holen“, wettert Imbesi.
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Gesundheitliche Risiken
„Konkrete Folgen werden erst im Nachhinein klar werden“, meint Imbesi. Unabhängige Wissenschaftler seien jedoch der Meinung, dass es sich bei den erhöhten Grenzwerten um eine Aggression handelt, die die Anzahl der elektrosensiblen Personen nach oben schnellen lassen wird. Aktuell betreffe das etwa drei bis vier Prozent der Bevölkerung. Die als Mikrowellensyndrom bekannte Krankheit könne Symptome wie Nervosität, Hautprobleme und sogar Beeinflussung der Hirnströme zur Folge haben. „Das Ganze reicht bis hin zu Folgen, die wir aktuell noch gar nicht nennen können, die Entwicklung von Krebs zum Beispiel“, kommentiert der Experte. Demnach würden bereits viele Umweltärzte auf die Barrikaden gehen und sich für eine Senkung der Werte aussprechen.
Die Messung der WerteItalien sei, so Imbesi, das einzige Land der Erde, in dem die Grenzwerte nicht im Sechs-Minutentakt, sondern auf 24 Stunden berechnet werden. Somit ist eine genaue Messung nicht möglich, da Ausschläge oder tägliche Spitzenwerte nicht beachtet werden können. In Deutschland werden beispielsweise alle sechs Minuten die Werte jedes einzelnen Sendemasten gemessen. Im italienischen Staat gelten seit 20 Jahren 6 Volt pro Meter als Grenzwert für eine Exposition über 4 Stunden. Ursprünglich wurde auch hier dieser Grenzwert für ein Intervall von 6 Minuten festgelegt, später änderte die Regierung Monti die Berechnungsgrundlage auf 24 Stunden. Das neue - oben genannte - Gesetz sieht vor, dass die Messung auch weiterhin auf 24 Stunden basiert, jedoch die Grenzwerte auf 15 Volt pro Meter angehoben werden.
„Konkrete Folgen werden erst im Nachhinein klar werden.“
Eine Herausforderung sei Imbesi zufolge außerdem, dass die Messung der elektromagnetischen Belastung alles andere als einfach ist. Ein diesbezügliches Dekret legt fest, dass die Leistung in Watt an der Quelle gemessen wird. Von diesem Wert aus wird die Belastung dann berechnet. Problem nur, allein in Bozen gibt es über 540 Antennen. Somit sei nicht bekannt, welcher Strahlung die Bürger insgesamt ausgesetzt sind, da die kombinierte Belastung der ganzen Sendemasten niemand unter die Lupe nehme, so der Experte.
Die Ironie der Aussage "Das…
Die Ironie der Aussage "Das Ganze reicht bis hin zu Folgen, die wir aktuell noch gar nicht nennen können, die Entwicklung von Krebs zum Beispiel" - in dem das Ende des Satzes im kompletten Widerspruch zum Anfang steht - war dem zitierten Experten wohl nicht ganz bewusst...
Sagen dass man noch nichts weiß, aber wild spekulieren. Wissenschaftlich ist das nicht.
Die Auswirkung auf die…
Die Auswirkung auf die Gesundheit ist noch nicht eindeutig erwiesen- was nicht viel heißt. Dass Autoabgase schädlich sind, Reifenabrieb, Zigarettenqualm und Affumicati, wissen wir, ohne deswegen weniger zu fahren oder essen bzw. inhalieren. Wenn man wegen 5G kein Theater macht, dann soll man auch mit Roundup besprühtes Getreide essen. Zudem: Nebenher laufen und bestrahlen die alten G's a auch noch herum. Die werden ja nicht abgeschaltet. Es kommen nur ständig neue Mikrowellen dazu.
Antwort auf Die Auswirkung auf die… von nobody
Fachlicher Einwand: der…
Fachlicher Einwand: der internationale Trend geht sehr wohl in Abschaltung von 3G (wird in der Industrie "3G Sunset" genannt). Sogar die 2G Netze, über die zurzeit noch IOT Anwendungen laufen, werden auslaufen, da es für 5G schon sogenannte RedCap-Verbindungen gibt (RedCap = Reduced Capability). FPr den Mobilfunkbetreiber ist es zu teuer, mehrere Netze parallel zu betrieben. Das stellt die Aussage des Artikels per se natürlich nicht in Frage.
...in Deutschland liegt der…
...in Deutschland liegt der Grenzwert bei 60 Volt/Meter. Nebenbei gibt es bis heute hunderte Studien, welche die Ungefährlichkeit von Mobilfunkstrahlung belegen.
Es gab diese Diskussionen schon bei 3G, dann bei 4G und jetzt eben bei 5G...und nei 6G wird es sie wieder geben.
Nebenbei geht die stärkste Strahlung ja sowieso vom Handy in der Hosentasche aus....die wird von einem Masten nie erreicht.
Die Gefahr, dass (kleine)…
Die Gefahr, dass (kleine) Sender nicht auffindbar sind, sehe ich nicht. Der Betreiber ist bestrebt, den (potentiellen) Kunden seine gute Netzabdeckung darzustellen - https://www.nperf.com/de/map/IT/-/-/signal?ll=20&lg=0&zoom=3
Wie immer eine Frage des…
Wie immer eine Frage des politischen Willens. Du kannst den Data Highway über Festnetz (LWL) oder mobil (Richtfunk) ins Tal holen und von dort zentral mit geringer(er) Belastung verteilen. Public WLAN wäre ein innovativer Ansatz. Basestation Sharing (mehrere Anbieter teilen sich eine Mobilfunkstation) ...