Politik | Europawahlen 2024

Die Konkurrentin aus dem Veneto

Sie heißt Cristina Guarda und überholt Brigitte Foppa mit 2.400 Stimmen. Mit italienischem Pathos spart sie nicht und ist ihrer Parteikollegin doch erstaunlich ähnlich.
Cristina Guarda
Foto: Cristina Guarda
  • Es fehlten Brigitte Foppa rund 2.400 Stimmen, dann hätte sie den Einzug ins EU-Parlament geschafft. Mit vorläufig 32.774 Vorzugsstimmen hat ihre Parteikollegin Cristina Guarda das Vorrecht. Denn die italienischen Grünen werden mit 6,72 Prozent der Stimmen fünf der 76 italienischen EU-Parlamentsabgeordneten stellen. 

    Mit Blick auf die Vorzugsstimmen kommt Foppa mit 30.387 auf Platz sechs der Liste „Alleanza Verdi e Sinistra“. Es ist mehr als ein Achtungserfolg und doch hat es für den Weg nach Straßburg nicht gereicht. Die langjährige Landtagsabgeordnete reagiert im Interview heute früh gefasst und spricht von einem „überwältigenden Ergebnis“.

    „Es hätte ein bunteres Bild von Südtirol gezeigt.“

    Im Wahlkampf konkurrierte Foppa auf der Liste mit Schwergewichten wie Mimmo Lucano, der sich als Bürgermeister von Riace in Kalabrien mit seinem flüchtlingsfreundlichen Kurs einen Namen gemacht hat. Er erhielt im links-grünen Bündnis am meisten Vorzugsstimmen (189.848), hinter ihm die Newcomerin Ilaria Salis (175.088). Wer die Südtiroler Landtagsabgeordnete aber mit nur wenigen Tausend Stimmen überholt hat, ist Cristina Guarda

    Die Regionalratsabgeordnete aus dem Veneto kandidierte ebenso im Wahlkreis Nord-Ost für „Alleanza Verdi e Sinistra“. Mit 20.047 Stimmen erhielt sie im Veneto die meisten Stimmen im Listenbündnis. Guarda positioniert sich klar gegen den Neubau der Bobbahn in Cortina und die aktuelle Agrarpolitik auf EU-Ebene. Die 34-Jährige leitet in der Kleinstadt Lonigo selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb. Auf Instagram folgen ihr 10.800 Personen, Foppa 1.874. Beide Frauen kennen die Lokalpolitik und wollen auf EU-Ebene weitermachen. Nur einer ist es nun gelungen. 

  • Brigitte Foppa: Die langjährige Landtagsabgeordnete der Grünen erhielt bei der EU-Wahl 30.387 Vorzugsstimmen. Foto: Facebook/Brigitte Foppa

    „Wir träumen von einer besseren Welt, die auf Frieden, Würde, Wohlbefinden und Umweltschutz baut.“ Mit diesen Worten hat die Grüne EU-Kandidatin aus dem Veneto ihre Unterstützerinnen eingeschworen. Sie steht auf einem großen Platz im historischen Ortszentrum von Lonigo, einer Stadt mit rund 16.000 Einwohnern. Auf demselben Platz hat sie vor neun Jahren ihre Kandidatur für den Regionalrat angekündigt. Ihr Auftritt ist in einem Youtube-Video festgehalten, Menschen klatschen, es erklingt Musik im Hintergrund. 

    Auch Foppa setzte im Wahlkampf auf multimediale Inhalte. Im Video hält sie die europäische Flagge in den Wind, sie spricht von einer Klimawende, einer enkeltauglichen Landwirtschaft, komfortablen und erschwinglichen Zugverbindungen durch ganz Europa und leistbarem Wohnen. „Demokratie ist etwas, für das wir uns jeden Tag einsetzen müssen“, sagt sie. 

    Dass nach Alexander Langer, Sepp Kusstatscher und Reinhold Messner zum ersten Mal eine Frau die Südtiroler Grünen im EU-Parlament vertritt, wäre ein wichtiger Schritt für unser Land gewesen. Es hätte ein bunteres Bild von Südtirol gezeigt. Selbst der langjährige und wiedergewählte Europaparlamentarier der SVP, Herbert Dorfmann, spricht von einem „sehr guten Ergebnis“ von Foppa. Das müsse man „neidlos anerkennen“

  • Update (10. Juni, 17:00): Die italienischen Grünen dürften im Bündnis mit den Linken mit sechs Abgeordneten ins EU-Parlament einziehen. „Das Südtiroler Mandat wurde um Haaresbreite verfehlt", teilt das Parteibüro in Bozen mit. 

Bild
Profil für Benutzer Martin Daniel
Martin Daniel Mo., 10.06.2024 - 18:50

Reinhold Messner vertrat im EU-Parlament NICHT die Südtiroler Grünen, sondern die gesamtstaatliche Federazione dei Verdi. Er wurde von Rom durchgesetzt ob seines Bekanntheitsgrades, nicht (nur) zum Wohlgefallen der Südtiroler Grünen.
Grüne Politik hat er nach seiner Wahl nicht gemacht.

Mo., 10.06.2024 - 18:50 Permalink