Auf der Alm wird´s eng
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Diese Woche ist im Salzburger Innergebirg etwas Schreckliches passiert. Weit oben auf der Alm, über der Baumgrenze hat eine Kuhherde eine Wanderin zu Tode getrampelt. Auf die genaueren Umstände wird hier nicht eingegangen, da das leicht zu Panikmache und Vorverurteilung führt. Doch regt der schlimme Vorfall zu ein paar grundsätzlichen Gedanken über die Alm an.
Das, was wir heute gemeinhin die Alm bezeichnen, ist eine Landschaft über dem Tal. Am Ende der letzten Eiszeit schmelzen die Gletscher und die Alm entwickelt sich zu einer ökologischen Nische. Gams und Murmeltier finden auf der Alm jene kühlen Temperaturen, die es im Tal schon seit Jahrtausenden nicht mehr gibt.
Der Mensch nutzt die Alm seit der Bronzezeit. Frei nach Rousseau gibt es irgendwann den einen Menschen, der sich auf die Alm stellt und meint, sie gehöre ihm. Im Sommer treibt er das Vieh auf die Alm und entlastet so seine Talweiden. Ursprünglich dient die Alm der Produktion von Nahrungsmitteln für den Eigenbedarf. Freilich muss ein Teil davon an den Feudalherren abgegeben werden.
Rechtlich gesehen wandelt sich die Alm durch die Zeit vom Lehensgut über deutschen Grund und Boden zum nationalstaatlichen Territorium. Das hat aber keinen Einfluss auf die immer noch primär landwirtschaftliche Nutzung. Bis, ja bis die wirtschaftliche Nutzung massiv erweitert wird. Damit ist nicht der frühe Tourismus der Kaiserzeit oder in der Zwischenkriegszeit gemeint, sondern vielmehr der in den 1960er und 1970er Jahren aufkommende Massentourismus. Nicht nur, dass man die Almen im Winter als Skipisten nutzt, man lädt die Gäste auch im Sommer zu Fußwanderungen auf die Alm ein. Das bewegt zwar denen einen oder anderen Bauern dazu, die landwirtschaftliche Nutzung der Alm aufzugeben. Doch in der Regel wird die Alm heute sowohl landwirtschaftlich als auch touristisch genutzt.
Wer möchte schon dem Vieh den Sommer auf der Alm verwehren, wenn es doch den ganzen Winter im Stall zubringen muss? Umgekehrt hat auch der Gast ein Recht, auf die Alm zu gehen. Für viele Städter ist der Bergsommer eine der wenigen Naturerfahrungen in ihrem Leben. Und nicht zuletzt ist die Alm Existenzgrundlage für viele Wirtschaftsbetriebe und deren Mitarbeiter.
Trotzdem – wenn sich das alles jetzt Platz haben soll, wird´s eng auf der Alm. Das Vieh fühlt sich von großen Wandergruppen bedroht. Der Gast ist den Umgang mit dem Vieh nicht gewohnt. Er erkennt es nicht, dass, wenn er dem Kalb zu nahekommt, ihm die Mutterkuh die Stirn zeigt und mit den Hufen scharrt. Eigentlich wundert es ja, dass es auf der Alm nicht schon zu viel mehr Zwischenfällen kommt.
Die Alm ist zum Spielball vielfältiger Interessen geworden. Wie schafft man einen vernünftigen Ausgleich, der weder auf horrende Kosten (Umzäunung aller Viehweiden) oder unsinnige Überregulierung (Begehung nur in fachkundliger Begleitung) hinausläuft? Wer eine Lösung hat, sollte sich schnell melden. Zum Beispiel denen, die sich diese Woche in Tirol zum „AlpenKlimaGipfel“ trafen. Dort wollen sie jetzt nämlich den Sommertourismus kräftig ankurbeln. (Mg, 30.06.2024)
...mir gefallen Ihre…
...mir gefallen Ihre Blickwinkel, Markus A. Gaßner!
Meine Idee zu diesem Thema:
Neben einer auf den Menschen fokussierten Definition von "Daseins- und Nutzungsberechtigung", braucht es unbedingt die gleichwertige Darstellung der Bedürfnisse und Wesensheiten der Wild-und AlmTiere. (und der Planzenwelt)
Wie kommen wir - ob Outdoorsport oder Almwirtschaft - in eine Haltung über die Eigeninteressen hinaus?
Wie sollte eine gelebte Koexistenz mit unseren Mitgeschöpfen den Tieren, in der Natur ausschauen?
Ich denke, nur über diese Haltung kanns verträglich/annehmbar weitergehen....
Die Loesung gibt es schon…
Die Loesung gibt es schon:gesunder Menschenverstand.
Die Selbstverständlichkeit…
Die Selbstverständlichkeit mit der die Hotellerie, die Landschaft und darin ihrem Beruf nachgehenden Bauern "für sich vermarktet," sollte eigentlich Anlass sein, "um die Bauern mit einer Versicherung vor den allfälligen Folgen (Schadenersatz für Unfälle mit Kalb-beschützenden Mutterkühen, Angriffe von Kuhherden mit dem zum Eigentümer flüchtenden Hunden, über Zäune und von Steigen stolpernde Touristen usw.) ausreichend zu schützen!"