Politik | Österreich

Lena Schilling: Skandale & Kontroversen

Lena Schilling polarisiert mit einem scheinbar problematischen Verhältnis zur Wahrheit, erfundenen Liebesaffären, Belästigungsvorwürfen, mutmaßliche Lügen und ihrem politischen Werdegang zum Mitglied im EU-Parlament.
Lena Schilling, Die Grünen
Foto: gruene.at
  • Die österreichische Klimaaktivistin Lena Schilling (23) wurde 2019 durch die Fridays-for-Future-Bewegung bekannt. Im Januar 2024 stellte sie Werner Kogler (Vizekanzler und Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport) als parteilose Spitzenkandidatin der Grünen für die Europawahl vor. Schilling konzentrierte sich als Listenplatz erste im Wahlkampf auf Klimagerechtigkeit und Klimaschutz. Bei der Wahl im Juni 2024 erreichten die Grünen 11,08 Prozent, wodurch Schilling und Thomas Waitz ins Europäische Parlament einzogen. Waitz, der durch Vorzugsstimmen höher gereiht war, übernahm die Delegationsleitung.

  • Eine gespaltene Meinung

    EU-Wahlen: Plakat der Wahlkampagnen von Lena Schilling. Foto: gruene.at

    Viele junge Menschen begrüßten Schillings Kandidatur aufgrund ihres Engagements für Klimagerechtigkeit und soziale Reformen. Als Klimaaktivistin und Vertreterin einer grünen, progressiven Agenda sahen sie in ihr eine starke Stimme für den Wandel, den sie sich wünschten. Schilling wurde als jemand wahrgenommen, der frischen Wind in die europäische Politik bringen könnte, besonders in Bezug auf umweltpolitische Themen, die für viele junge Wähler:innen von hoher Bedeutung sind.

    Gleichzeitig gab es erhebliche Bedenken hinsichtlich ihrer Eignung und bisherigen politischen Aktivitäten. Einige junge Menschen waren besorgt über die Kontroversen und Vorwürfe, die ihre Kandidatur überschattet haben. Darunter Gerüchte und persönliche Auseinandersetzungen, die zu rechtlichen Konsequenzen geführt haben. Diese Vorwürfe haben Fragen über ihre Fähigkeit aufgeworfen, eine glaubwürdige und effektive Vertreterin im Europäischen Parlament zu sein.

  • Kontroversen

    Im Oktober 2023 trat der grüne Nationalratsabgeordnete Clemens Stammler zurück, nachdem er alkoholisiert einen Journalisten gewürgt hatte, der einer von Stammler vermeintlich belästigten Frau zu Hilfe gekommen war. Diese Frau war Lena Schilling. Stammler kritisierte die Klubspitze der Grünen, die seiner Meinung nach eher versucht habe, Schillings Namen aus der Sache herauszuhalten, als die Vorwürfe gegen ihn aufzuklären. Die Parteispitze stellte sich hinter Schilling und bezeichnete die Kritik als „Kampagne" und „anonymes Gemurkse". Parteichef Werner Kogler entschuldigte sich später für diese Formulierung.

    Am 12. April 2024 unterzeichnete Schilling eine Unterlassungserklärung, in der sie sich verpflichtete, belastende Äußerungen über das Ehepaar Bohrn Mena zu unterlassen. Schilling war 2022 Funktionärin der von den Bohrn Menas gegründeten Stiftung Común und eine enge Freundin von Veronika Bohrn Mena. Anfang des Jahres kam es zu einem Streit, als die Bohrn Menas erfuhren, dass Schilling angeblich schwere Gerüchte über sie verbreitet hatte, darunter Vorwürfe häuslicher Gewalt und Mafia-ähnliches Verhalten der Stiftung. Der Streitwert wurde auf 20.000 Euro festgelegt. Schilling soll Gerüchte über häusliche Gewalt und mafiöses Verhalten verbreitet haben. Die Grünen und ihre Unterstützer sahen darin einen Versuch, Schilling zu diskreditieren, während andere eine ernsthafte Überprüfung ihrer Eignung forderten.

    Am 21. Mai 2024 berichteten der Standard und der Spiegel, dass Schilling vor ihrer Nominierung Überlegungen angestellt habe, die Grünen nach der Wahl zu verlassen und zur Linksfraktion zu wechseln. Schilling wies dies zurück und beantragte die Mitgliedschaft bei den Grünen.

    Zwei Wochen nach der Wahl ins EU-Parlament im Juni begann ein Zivilprozess gegen Schilling. Veronika und Sebastian Bohrn Mena klagten Schilling an, zwischen 2022 und 2024 mehrfach kreditschädigende Falschbehauptungen über ihr Ehe- und Berufsleben verbreitet zu haben. Sie fordern von Schilling, diese Behauptungen öffentlich zu widerrufen. Die Parteien beraten separat und reichen anschließend einen Schriftsatz ein, um ein Einigungsverfahren zu starten. Sollte dieses scheitern oder keine Einigung erzielen, soll der Prozess am 24. Oktober um 13 Uhr fortgesetzt werden. 

    Der letze Vorfall ereignete sich am 11. Juli 2024, als Schilling in einem notariellen Protokoll erklärte, dass sie mit dem ORF-Journalisten Martin Thür weder persönlich noch digital bekannt sei, nachdem sie den Eindruck erweckt haben soll, ein Verhältnis mit ihm gehabt zu haben. Sie bedauerte dies und verpflichtete sich, solche Gerüchte künftig zu unterlassen. Thür akzeptierte die Entschuldigung und zog seine Klage zurück.

  • Für das Klima: Lena Schilling steht für ein klimagerechtes, demokratisches, gleichberechtigtes Europa, dass sich tatkräftig gegen Armut stellt Foto: gruene.at
  • Eine polarisierende Figur

    In ihrer kurzen politischen Laufbahn hat Schilling viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie steht im Zentrum zahlreicher Vorwürfe, darunter das Verbreiten falscher Gerüchte und die Erfindung von Affären, was zu ernsthaften Problemen für die Betroffenen führte. Schilling war angeblich auch in interne Konflikte innerhalb des Grünen Parlamentsklubs verwickelt. Das Verhalten von Schilling wurde, so die Gerüchte, von vielen aus ihrem Umfeld als problematisch beschrieben. Sie habe zahlreiche Menschen verärgert oder verletzt und Vorwürfe in den Raum gestellt, die sich später als unbegründet herausstellten. 

    Trotz der vielen Kontroversen hat Lena Schilling den Sprung ins Europäische Parlament geschafft und bleibt eine polarisierende Figur in der österreichischen und europäischen Politik. Ihr Engagement für Klimagerechtigkeit und Klimaschutz hat ihr viele junge Anhänger:innen eingebracht, während ihre fragwürdigen Aktionen und die daraus resultierenden Konflikte weiterhin für Diskussionen und Kritik sorgen. Die kommenden Jahre im Europäischen Parlament werden zeigen, ob Schilling in der Lage ist, ihre politische Karriere zu stabilisieren und ihre Versprechen umzusetzen, oder ob die Kontroversen sie weiter begleiten werden.

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Salto User
Milo Tschurtsch Sa., 13.07.2024 - 17:35

Eine solche Person, die durch gezielt verbreitete Unwahrheiten den guten Ruf anderer Personen bewusst beschädigt, gehört von der Partei ausgeschlossen.
Stattdessen vertritt sie Bürger im EU-Parlament und kassiert richtig ab. Ein weiteres Beispiel des Niveaus bestimmter Volksvertreter bzw. deren Wähler.

Sa., 13.07.2024 - 17:35 Permalink
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Stefan S So., 14.07.2024 - 09:29

Antwort auf von Milo Tschurtsch

Wer sich als Grüne mit der Kronenzeitung einlässt, ansonsten übliches Grünen Bashing,
"Neben Kritik an den Grünen wurde auch die Berichterstattung über Schilling kritisiert. Manfred Perterer beklagte in den Salzburger Nachrichten den „Verlust jeglicher Verhältnismäßigkeit“, Schilling würde „fertiggemacht wie eine Schwerverbrecherin“. Florian Gasser schrieb in der Zeit: „Der Voyeurismus und die diebische Freude daran, dass sich eine Grüne, eine junge Frau noch dazu, vielleicht unmoralisch verhalten haben könnte, waren stärker als das journalistische Ethos und politische Spielregeln.“ Stefan Kappacher nannte in seinem Radioblog die Berichterstattung „eine Grenzüberschreitung“ und beklagte die mangelnde Distanz zwischen Journalisten und Politikern in Österreich."

So., 14.07.2024 - 09:29 Permalink
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Peter Gasser So., 14.07.2024 - 10:13

Zitat: “Viele junge Menschen begrüßten Schillings Kandidatur aufgrund ihres Engagements für Klimagerechtigkeit und soziale Reformen. Als Klimaaktivistin und Vertreterin einer grünen, progressiven Agenda sahen sie in ihr eine starke Stimme für den Wandel, den sie sich wünschten”:

‘es gibt kein richtiges Leben im falschen Leben’.

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Zitat: “ ...bleibt eine polarisierende Figur “:

ich habe einige Berichte über Frau Lena Schilling gelesen, auch ihre eigenen Stellungnahmen, in denen sie selbst Vieles von den Vorhaltungen zugibt.
Hier zeigt sich meiner Meinung nach nicht eine “polarisierende Figur” (Sprachgebrauch!), sondern schlichtweg jemand, der Mitmenschen instrumentalisiert und manipuliert, und dadurch *selbst* eine zweifelhaften und für ein politisches Mandat ungeeigneten Charakter zeigt.
Dies hat meiner Ansicht nach nichts mit der politischen Partei, sondern mit dem Charakter der Person zu tun.

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Aber wir sind ja Putins, Trumps, Orbans... gewohnt, jetzt eben auch das...

... die Achillesferse der Demokratie, dass sie gelegentlich leider nicht geeignete, nicht charakterfeste Menschen nach oben spült....

So., 14.07.2024 - 10:13 Permalink
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K V So., 14.07.2024 - 13:48

Zitat PG "Hier zeigt sich meiner Meinung nach nicht eine “polarisierende Figur” (Sprachgebrauch!), sondern schlichtweg jemand, der Mitmenschen instrumentalisiert und manipuliert, und dadurch *selbst* eine zweifelhaften und für ein politisches Mandat ungeeigneten Charakter zeigt."
Und ich würde sagen, die junge Frau hat beste Voraussetzungen, um in der Politik erfolgreich zu werden.

So., 14.07.2024 - 13:48 Permalink