Ein glückliches Händchen hat er nicht immer. Oder ist es einfach immer wieder nur Pech? Die Rede ist von „Seiner Exzellenz dem 10. Bundeskanzler der Republik Österreich“ – Alfred Gusenbauer. Der besuchte Anfang der Woche Nangolo Mbumba, den Präsidenten Namibias, und bot ihm seine Unterstützung beim Bau von günstigen Häusern und Wohnungen an. 

Parteikarriere

Zu Hause in Österreich ist Alfred Gusenbauer eine Celebrity. Einst kam er von der Provinz zum Studium nach Wien. Dort legt er in den 1980er Jahren eine beachtliche Karriere als origineller SPÖ-Jungpolitiker hin (1985 auf einer Reise nach Moskau küsst er - ganz wieder damals der Papst - nach seiner Ankunft den Boden). Nach einem kurzen Rückzug in den 1990er Jahren wurde Gusenbauer im Jahr 2000 SPÖ-Bundesparteivorsitzender. Die Partei und er wurden nie richtig warm miteinander. Trotzdem brachte es Gusenbauer 2007 zum österreichischen Bundeskanzler. Doch auch hier läuft nicht alles glatt. „Und das wird heute was Ordentliches in Donawitz, oder das übliche Gesudere?“, spricht Gusenbauer vor dem Auftritt bei einer Parteiveranstaltung in die laufende ORF-Kamera. Nach nicht einmal 2 Jahren meint der Koalitionspartner ÖVP „Es reicht“ und die Kanzlerschaft Gusenbauer ist Geschichte. 

Signa

Danach macht Gusenbauer seinen Namen zu Geld. Er gründet eine Consulting Firma und steigt bei Rene Benko ein, seines Zeichens damals noch aufsteigender Stern in der Immobilienbranche. Gusenbauer wird Aufsichtsratschef der Signa Prime Selection AG und der Signa Development. Beide Firmen geraten 2023 ins Straucheln und jedem ist klar, dass das in einem ordentlichen Crash enden wird. Gusenbauer sieht das anders und beteuert bis zuletzt, wie erfolgreich die Signa wirtschaftet. Erst als die Signa-Firmen der Reihe nach krachen, zieht sich Gusenbauer im März 2024 aus seinen Aufsichtsratsfunktionen zurück. Dafür scheint er nun als Gläubiger mit Forderungen in der Höhe von 6.3 Millionen Euro auf. Prominente Stimmen aus der SPÖ fordern seinen Parteiaustritt, doch Gusenbauer bleibt standhaft Mitglied.

Und jetzt?

In den letzten paar Monaten war es um Gusenbauer ruhig geworden. Nun taucht er in Namibia auf. Als Makler für leistbares Wohnen. Der Auftritt von „His Excellency“ Alfred Gusenbauers (Video) wirkt staatsmännisch. In Wahrheit handelt es sich eher um den Pitch eines Immobilienmaklers. Was allerdings sehr gut ankommt, ist der Eindruck, dass da endlich einer seine Leidenschaft gefunden hat. Das mit den ganz großen Projekten in Innsbruck (Kaufhaus Tyrol), Bozen (Waltherpark), Hamburg (Elbtower) und New York (Chrysler Building) verlief zwar alles andere als nach Plan. Doch Alfred Gusenbauer bleibt der Immobilienbranche treu. Und dass er sich darüber hinaus auch noch leistbarem Wohnen widmet, macht ihn auf seine alten Tage wieder zu einem gestandenen SPÖler. (Mg, 19.07.2024, 21:45 Uhr)