Politik | Luftverkehr

Fliegt SkyAlps bald nachhaltig?

Kerosinsparende Maschinen und mehr Einsatz von SAF sollen SkyAlps zur Nachhaltigkeit verhelfen. Doch die Airline wächst ständig: wie passt das mit dem Klimaplan zusammen?
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  • Foto: Umweltbundesamt
  • In seiner Werbung gibt SkyAlps den Treibstoffverbrauch pro Passagier an: „Mit 2,3 l pro Passagier pro 100 km geflogenen Kilometern sparen die (DASH-8) im Vergleich zu anderen Regionaljets bis zu 50% an Emissionen ein,“ so die Fluglinie. Klingt nach geringem Verbrauch, trifft in der Realität aber nicht zu. Denn 2,3 l Kerosin gilt nur bei Vollbesetzung und die SkyAlps-Maschinen mit ihren 76 Sitzen sind meistens nur halb voll, weshalb auch die CO2-Emissionen pro Kopf der beförderten Passagiere entsprechend höher liegen. Auf der Mittelstrecke (800-3000 km) liegt der durchschnittliche Verbrauch dieser Maschinen pro Passagier bei 4-5 l Kerosin auf 100 km, bei Kurzstreckenflügen unter 800 km bei 7-8 l auf 100 km, weil der Start sehr verbrauchsintensiv ist. Pro Kopf erzeugt ein Flug somit immer noch auf der derselben Strecke mehr CO2 als ein vollbesetzter PKW.

    Eine umgekehrte CO2-Kompensation

    SkyAlps will sich auch auf andere Art für eine nachhaltige Luftfahrt einsetzen. Als Tochter von Gostners FRI-EL-Gruppe spare sie durch die Erzeugung grüner Energie jährlich 860.000 t CO2 ein, so die SkyAlps-Website (https://www.skyalps.com/de/nachhaltigkeit): „Entsprechend ist das Thema Nachhaltigkeit seit der Geburtsstunde von SkyAlps Teil unserer DNA,“ schreibt die Airline, „weil hocheffiziente TurboProp zum Einsatz kommen, die bis zu 50% weniger Emissionen freisetzen als andere Regionaljets.“ Mag sein, aber diese Argumentation kommt einer umgekehrten CO2-Kompensation gleich: wenn ein Unternehmen im Bereich grüner Energie CO2-Emissionen einspart, ist es legitim, diese Einsparungen durch den Gesamtausstoß einer Tochterfirma mit Geschäftsfeld klimaschädlichster Transportmodus zu kompensieren. Mit einer Hand wird reduziert, mit der anderen wieder befeuert. So kommen wir auch nicht weiter. 

    SAF als Ausweg?

    Wie die Luftfahrtindustrie allgemein setzt auch SkyAlps anscheinend auf SAF (Sustainable Aviation Fuel, Kerosin aus Biodiesel), die große Hoffnung der Luftfahrtindustrie. Im September 2023 hat SkyAlps seinen ersten Flug mit SAF durchgeführt. Die EU hatte schon im April 2023 beschlossen, dass ab 2025 Schritt für Schritt dem herkömmlichen Kerosin immer mehr SAF beigemischt werden muss: ab 2025 2%, ab 2030 6% und 2050 70%. Bis 2050 soll außerdem der Anteil des e-Fuels (synthetisch aus Strom hergestelltes SAF) auf 35% steigen. Ob SkyAlps tatsächlich mehr SAF einsetzt, ist nicht bekannt. 

    Theoretisch könnten SAF die CO2-Emissionen je nach Ausgangsrohstoff um 20-95% reduzieren. Damit will man den Klimaschutz im Luftverkehr vorantreiben, wo es als besonders schwierig gilt, die CO₂-Emissionen zu senken. Die EU-Vorschrift von 2023 soll außerdem für Planungssicherheit sorgen, damit Unternehmen in die Produktion von Biokerosin und synthetischem Kraftstoff investieren. SAF einzusetzen ist durchaus zukunftsträchtig, doch ein Normalbetrieb mit SAF liegt aufgrund der Herstellungskosten noch in weiter Ferne. Sie lagen 2022 beim zweifachen bis dreifachen bei biobasiertem SAF (Abfälle, Holzreste, Speisealtöle usw.), und beim zehnfachem bei synthetischem SAF. So machte SAF machte 2023 gerade mal 0,2% des vertankten Kerosins aus. CO2-Neutralität wäre aber erst dann gegeben, wenn die ganze Lieferkette dekarbonisiert ist, nicht etwa e-Fuel aus Kohlestrom hergestellt wird. Ein wichtiger Einwand bleibt aufrecht: auch wenn ein SAF-betriebener Flieger die CO2-Emissionen pro Personenkilometer halbiert, wäre er zwar klimafreundlicher als ein durchschnittlicher vollbesetzter PKW auf derselben Strecke, aber immer noch drei Mal so emissionsintensiv wie Bahn und Bus.

    SkyAlps will weiter wachsen

    Während der nennenswerte Einsatz von SAF noch auf sich warten lässt, trägt SkyAlps wie die ganze Branche zur Klimabelastung deshalb stärker bei, weil seit 2021 konsequent auf Wachstumskurs. Gostners Airline erweitert laufend die Palette der Destinationen und bedient 2024 mindestens 22 Destinationen in 9 Ländern von Dänemark bis Griechenland. Topdestinationen sind London, Korfu, Rom, Mostar, Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart. Der Maschinenbestand ist auf 8 DASH-8 (DHC 8-Q 400) gewachsen. Dabei ist SkyAlps nicht nur von Bozen, sondern auch von anderen Flughäfen aus tätig, wie z.B. Mostar und Ancona. Begünstigt wird diese Expansion durch immer noch billige Kerosinpreise und entsprechend niedrige Flugticketpreise. So kostet ein Flug Bozen-Berlin oder Bozen-Billund (Dänemark) nur 174 Euro, nach Göteborg gar nur 150 Euro, nach Ancona 83 Euro, also kaum mehr als die Bahn. Das heißt, der emissionsintensive Regionalflugverkehr sticht die klimafreundliche Bahn aus, weil seine wahren Kosten nicht im Ticket eingepreist werden. Das deutsche Umweltbundesamt beziffert die Schäden, die durch 1 Tonne CO2 entstehen, auf 195 Euro. So hoch müsste eigentlich auch die CO2-Steuer aufs Kerosin liegen. Diese Art „kundenfreundlicher“ Preisgestaltung beim Regionalflugverkehr gehört wohl zu den Widersprüchen der EU-Verkehrspolitik.

    Im Klimaplan Flugverkehr totgeschwiegen

    Bei diesen Rahmenbedingungen wird die Expansion des Flugbetriebs von und nach Bozen ziemlich unbeirrt weitergehen, vor allem solange die Bahn mehr verlangt als eine Airline. Wie passt das mit dem Südtiroler Klimaplan zusammen, der den Umstieg auf den ÖPNV zu Lasten des motorisierten Individualverkehrs (-30% bis 2037) als Ziel setzt? Formal betrachtet ohne weiteres, denn der Flugverkehr wird dort gar nicht erwähnt, und bleibt auch im Landesplan für nachhaltige Mobilität so gut wie ausgeklammert. Auf diese paar tausend Flüge im Jahr wird es wohl nicht ankommen, wird es in oberen Etagen Lauten. Der Klimaplan benennt zudem mit keinem Wort die reale Flugreiseaktivität der Südtiroler außerhalb des Landes, die weit über die Abflüge und Ankünfte am Bozner Flughafen hinausgeht. Das läuft auf die Botschaft hinaus: wer kein Problem mit dem Klima hat, soll halt weiter fliegen wie bisher und irgendwann wird das Fliegen dann klimaneutral.

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Sigmund Kripp Do., 25.07.2024 - 07:03

Zusätzlich wird Flugbenzin weiterhin steuerlich extrem begünstigt! Daher muss ihm eine Steuer auferlegt werden, die mindestens jener des Autosprits entspricht! Also ca. 65 - 75 cent plus Mwst pro Liter.
Wie kann die Politik von "Nachhaltigkeit" schwafeln, und weiterhin das Chicagoer Abkommen von 1944 (mit dem die Steuerbfreiung von Flugbenzin im internationalen Verkehr beschlossen wurde), in Wirkung belassen?

Do., 25.07.2024 - 07:03 Permalink