Gesellschaft | Vinschgau

Satt werden reicht nicht (mehr)

Bei der Veranstaltung „A gmahnte Wies“ in der BASIS in Schlanders war die Gemeinschaftsverpflegung Thema: Wie hunderte Personen mit lokalen Lebensmitteln versorgen?
BASIS Markt mit lokalen Produkten
Foto: Marco Telfser
  • Am Donnerstag, 04.07.24 fand in der BASIS Vinschgau Venosta in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Köcheverband (SKV) die zweite Ausgabe der Veranstaltungsreihe „A gmahnte Wies“ statt. Während die Auflage 2023 die bessere Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Gastronomie sowie Hotellerie thematisierte, stand diese Veranstaltung im Zeichen der Gemeinschaftsverpflegung in den öffentlichen und privaten Mensen. Es wurde dabei der Frage nachgegangen, wie man die öffentliche Ausschreibung und den Einkauf in Mensen so gestalten kann, dass lokale, gesunde Lebensmittel auf den Tisch kommen und die lokalen Kreisläufe gestärkt werden.

  • Markt und Fachvorträge

    Frische Karotten: Lokale Produzent*innen luden zum Markt im Garten der BASIS. Foto: Marco Telfser

    Nach der Begrüßung durch Projektkoordinatorin Ghali Egger (BASIS Vinschgau Venosta), Gerda Platzgummer (Vorstand BASIS Vinschgau Venosta) und Roselinde Gunsch (Präsidentin der Bezirksgemeinschaft Vinschgau) gab es für die zahlreichen Besucher*innen bereits viel zu sehen, denn die Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen eröffnete im Anschluss ihre Ausstellung „A is for Apple - From Fruit to Cultural Landscape“.

    Bei den anschließenden Fachvorträgen wurde das Thema der Stunde nun intensiv behandelt. Peter Defranceschi (Direktor ICLEI Brüssel und Koordinator des globalen Ernährungsprogramms CityFood) resümierte die Erfolge der Tagungsreihe „Mensa sana in corpore sano“ für nachhaltigere Gemeinschaftsverpflegung und führte aus, was aus seiner Sicht für Südtirol möglich ist. 
    Alberto Ritucci (Verantwortlicher für Schulverpflegung und Ernährungsbildung der Stadt Turin) erklärte die Bestrebungen seiner Stadt, die zu einer Verwendung von 100 Prozent Bioprodukten (davon über 50 % km-0-Produkte) in den Schulmensen von Turin geführt haben, in welchen täglich 40.000 Kinder und Jugendliche essen. 
    Ivonne Daurù (Ernährungswissenschaftlerin und Fachberaterin für nachhaltige Gastronomie-Großküchen und Gemeinschaftsverpflegung, hier geht's zum SALTO Gespräch mit ihr) und Heidi Altstätter (diplomierte Diätköchin und langjährige Köchin der Schulmensa der Marktgemeinde Schlanders) beleuchtete schließlich die Herausforderungen, der wachsenden Nachfrage an Regionalität, Nachhaltigkeit, aber auch Allergien und anderen Ernährungsanliegen gerecht zu werden, obwohl noch teils Ressourcen fehlen und Potenziale ungenutzt bleiben.

    Während jüngere Besucher*innen sich nun dem vom Elki Schlanders ausgerichteten Kinderprogramm mit Bastel- und Rätselspaß widmen konnten, luden lokale Produzent*innen beim Markt im Garten der BASIS zu Verkostungen, Verkauf und Austausch: Der Befehlhof, die Bürgergenossenschaft Obervinschgau (BGO), der Dornackerhof, EVA bio, das Greiterhaus, der Millnhof, der Oberfrinighof, die Sozialgenossenschaft Vinterra, Sunnfolt, der Vinschger Weinbauverein und die VI.P. Auch die lokale Logistik-Plattform „SLON - Kooperationslogistik. Smart.” informierte über ihre Tätigkeiten und Fortschritte.

  • Die Diskussionsrunde: Wie kann die Versorgung der Mensen mit lokalen Produkten forciert werden? Foto: Marco Telfser
  • Diskussion und Film

    Bei der Diskussionsrunde am Abend mit Moderation von Evi Keifl wurden die brennenden Fragen der Thematik angesprochen: Wie kann die Versorgung der Mensen mit lokalen Produkten forciert werden? Welche guten Beispiele einer Umsetzung, welche Hürden (zum Beispiel finanzielle) gibt es?

    Diese versuchten Anita Tscholl (Präsidentin Seniorenwohnheim „Martinsheim“ Mals), Ivonne Daurù, Stefan de March (Elternvertreter Landesbeirat der Eltern), Thomas Oberhofer (Obmann VI.P) und Heike Mayr (Südtiroler Bauernbund; Vertretung für Evelyn Gallmetzer aufgrund krankheitsbedingter Absage) in knapp eineinhalb Stunden reger Diskussion, auch mit kritischen Fragen aus dem Publikum, zu beantworten. 

    Eine „gmahnte Wies“ ist die lokale Verpflegung in den Mensen gewiss noch nicht, doch wurde vor allem unterstrichen, dass es bessere Vernetzung zwischen Produzent*innen untereinander und den Abnehmern braucht; dass die höheren Kosten von Bio-Produkten zwar gerechtfertigt, jedoch nicht unbedingt direkt auf die Endkonsument*innen abwälzbar sind; und vor allem, dass den Mensen auch eine Sensibilisierungsaufgabe gegenüber den Nutzer*innen, besonders Kindern, obliegt, was eine gesunde, ausgewogene Ernährung angeht.

  • Häppchen aus lokalen Produkten: Nach der Diskussionsrunde lud der Südtiroler Köcheverband mit Chefkoch Roland Hanny (Ausschussmitglied SKV), Roland Schöpf (Vizepräsident SKV) und den Jungköchen Mattia Tassiello, Bastian Rechenmacher und Gabriel Pircher zum Aperitif. Foto: Marco Telfser
  • Nach der Diskussionsrunde lud der Südtiroler Köcheverband mit Chefkoch Roland Hanny (Ausschussmitglied SKV), Roland Schöpf (Vizepräsident SKV) und den Jungköchen Mattia Tassiello, Bastian Rechenmacher und Gabriel Pircher zum anschließenden Aperitif im Garten der BASIS. 

    Die Häppchen wurden aus den saisonalen Produkten der anwesenden Marktstände zubereitet, mit zusätzlichen Produkten vom Pirchhof, Roland Gluderer und Karl Perfler: Von Klassischem wie Vinschger Paarl mit aufgeschlagener Almbutter und Gemüseaufstrichen bis hin zu Erlesenem wie geschmorter Ochsenschwanzpraline mit karamelisierter Zwiebelcreme wurden alle unter großem Zuspruch der Gäste serviert. Musikalisch umrahmt wurde der Aperitif von Fabienne Runggaldier am Piano. 

    Abschließend wurde der Film „Integration mit Ziegenkäse - Die Geschichte einer Äthiopierin in den Alpen” über Agitu Ideo Gudeta unter freiem Himmel gezeigt.