„Permanent Steine im Weg“
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SALTO: Frau Nagler, Herr Nicli, der Ost West Club ist umgezogen, warum?
Stefanie Nagler: Das Thema des Umzugs beschäftigt den Ost West Club schon seit Jahren. Der Grund hierfür ist einfach, unser vorheriger Standort in der Passeirergasse war einfach zu klein. Ein weiteres Problem war natürlich die Lautstärke der Konzerte und Veranstaltungen, weil der Ost West Club einfach mitten in der Stadt war. Im neuen Sitz sind wir nicht so zentral, mal sehen, wie es sich hier entwickelt.
Stefano Nicli: Das Bedürfnis eines neuen Sitzes ist schon über zehn Jahre alt. Jetzt haben wir endlich den neuen Platz gefunden.
Was erwartet man sich vom neuen Standort?
Stefano Nicli: Wir wünschen uns natürlich eine gewisse Partizipation der umliegenden Anrainer. Mit ihnen ist uns auch schon ein erfolgreicher Austausch gelungen, weshalb wir auf eine gute Zusammenarbeit pochen. Das Gebiet Maria Himmelfahrt wurde von der Gemeindeverwaltung in den letzten Jahren etwas vergessen, weshalb wir jetzt dieses Gebiet wieder aufwerten können.
„Es braucht Räume, wo man sich treffen kann und so sein kann, wie man ist.“
Was macht den neuen Standort besser als den alten?
Stefano Nicli: Im neuen Gebäude haben wir die Möglichkeit, mehrere Aktivitäten gleichzeitig zu veranstalten. Wir wollen unser Angebot ausweiten und unseren Besuchern immer mehr bieten.
Stefanie Nagler: Durch den vielen Platz ist es uns jetzt auch möglich, Räumlichkeiten an andere Vereine zur Verfügung zu stellen. Somit wird das Gebäude belebt, es wird zu einem Ort der Begegnung und das nicht nur im Sinne des Ost West Clubs. Der neue Standort bietet außerdem auch logistische Vorteile. Bis dato mussten wir unser Sommerangebot immer im Ex-Minigolf Marconi Park abhalten, während das Winterangebot in der Passeirergasse stattfand. Unsere Büros hingegen waren in der Laubengasse. Jetzt haben wir alles unter einem Dach, das vereinfacht so einiges.
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Was ist für die heutige Eröffnung geplant?
Stefano Nicli: Wir haben mehrere Veranstaltungen geplant: Ab 20 Uhr findet unsere klassische Jam-Session statt, danach wird es ein DJ-Set von Prof. Funkstein geben und zudem wird die Band „Lampenfieber“ auftreten. Dabei handelt es sich um ein Projekt von Andreas Unterholzner mit beeinträchtigten Jugendlichen. Nicht zuletzt wird noch eine Tanzeinlage von den Gypsi Moon Sisters stattfinden. Der Start des Abends war eigentlich um 17 Uhr geplant, aber da wir hierfür nicht die Genehmigung von der Gemeinde erhalten haben, beginnt die Eröffnung erst um 19 Uhr.
Und was ist für den Sommer geplant?
Stefano Nicli: Einmal pro Woche wird ein Konzert einer Liveband oder eines DJs stattfinden. Des Weiteren ist ein Literaturclub, mehrere Pub-Quiz, Tanzabende, Calcetto-Turniere sowie ein bis zwei Poetryslams geplant. Ende September werden wir dann noch eine Kooperation mit Kunst Merano Arte und Transart eingehen. Und in unserem großen Konzertraum wird die Künstlerin Betty Tchomanga auftreten.
Stefanie Nagler: Und dann wird es noch die Stadtler-Olympiade zusammen mit dem SCM organisiert.
„Ich möchte, dass der Ost West Club weiterhin als Platz für alle gesehen wird.“
Was ist die Stadtler-Olympiade?
Stefanie Nagler: Die Stadtler-Olympiade ist ein Event der Sportclubs Meran, aber da wir jetzt quasi Nachbarn sind, hat der SCM uns gefragt, ob wir mitwirken möchten. Leider hatte ich persönlich noch nicht die Möglichkeit, an der Olympiade teilzunehmen. Dafür dieses Jahr als Mitorganisatorin. Ich finde den Gedanken hinter der Zusammenarbeit von Sport und Kultur aber auf jeden Fall super.
Mit welchen Herausforderungen ist Südtirols Nachtleben konfrontiert?
Stefano Nicli: Wir beobachten Probleme vor allem im Zusammenhang mit Gewaltakten und Substanz- oder Alkoholmissbrauch im Nachtleben. Ich bin der Meinung, dass wir hier eine gute Alternative zum klassischen Nachtleben darstellen.
Stefanie Nagler: Es braucht Räume, wo man sich treffen kann und so sein kann, wie man ist. Es braucht einfach einen Raum, den man sich so gestalten kann, wie man gerne möchte. In meiner Jugend haben wir uns sehr engagiert, solche Räume zu schaffen, uns wurde aber auch die Möglichkeit gegeben. Für die Veranstalter und Vereine wird es immer schwieriger, diese Räume zu schaffen, weil es einen unglaublichen bürokratischen Aufwand mit sich bringt, etwas zu organisieren oder entstehen zu lassen. Permanent werden einem Steine in den Weg gelegt, nicht nur finanziell, denn diese Mittel fehlen vorne und hinten. Es stellt sich die Frage, wie viele Vereine in Zukunft noch die Ressourcen haben werden, sich der großen Bürokratie zu stellen und überhaupt noch etwas zu organisieren.
An wen richtet sich der Ost West Club außer an Nachtschwärmer noch?
Stefanie Nagler: Unser Angebot richtet sich an jeden. Unser Programm ist vielseitig und bietet einen Austausch der Generationen. Bei den Calcetto-Turnieren zum Beispiel spielt Jung gegen Alt, generell haben wir eigentlich nichts, wo ausschließlich junge Menschen oder nur Ü50 Personen kommen. Dieser Austausch verschiedener Altersgruppen soll auch weiterhin unser Weg sein.
Im Ost West Club finden auch politische Themen stets einen Platz. Warum ist euch das ein Anliegen?
Stefanie Nagler: Politische Aufklärung ist sehr wichtig und das immer mehr. Wichtig zu betonen ist aber, dass wir keiner Partei angehören. Unsere Aufgabe als Kultur- und Kommunikationszentrum ist eben auch die Aufklärung über politische Themen. Heutzutage gibt es fast kein wichtigeres Thema mehr als die politische Bildung.
Welche weiterreichenden Ziele strebt der Ost West Club an?
Stefano Nicli: Ich möchte, dass der Ost West Club weiterhin als Platz für alle gesehen wird.
Stefanie Nagler: Wichtig ist, dass uns in Zukunft nicht der Stempel einer neuen Disco in Meran aufgedrückt wird, sondern dass klar ist, dass man zu uns kommt, weil es sich hier um einen Treffpunkt handelt, den jedes Vereinsmitglied mitgestalten kann. Nachtleben muss nicht immer gezwungenermaßen in einer Diskothek stattfinden. Unsere Vereinsmitglieder sind Teil dieses soziokulturellen Projektes.
Heute AbendAb 19.00 Uhr findet heute im Ex-Bersaglio, dem neuen Standort des Ost West Clubs, di offizielle Eröffnungsfeier statt.
Adresse: Schießstandstraße 1, MeranWeitere Artikel zum Thema
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Es gibt keinen „Platz für…
Es gibt keinen „Platz für alle“! - Aber besser so was als gar nichts.
"Für die Veranstalter und…
"Für die Veranstalter und Vereine wird es immer schwieriger, diese Räume zu schaffen, weil es einen unglaublichen bürokratischen Aufwand mit sich bringt, etwas zu organisieren oder entstehen zu lassen."
Das kann man nur bestätigen!
Ich vermute seit längerem die Absicht der Landesregierung, die lästigen Vereine zu beseitigen und sie - wo überhaupt möglich - durch professionelle Dienstleister zu ersetzen.
Würde möglicherweise das Bruttosozialprodukt etwas steigern, da weniger "freiwillige" und "kostenlose" Arbeit geleistet wird.
Problem: 85% der Vereinstätigkeiten in Südtirol könnten nie als unternehmerische Tätigkeit existieren, da sie sich einfach nicht auszahlen. Und damit dünnt sich das Angebot - vor allem abseits der Städte - noch mehr aus.