Politik | Jugendring

Svens Retourkutsche

Der Südtiroler Jugendring hat sich vor knapp zwei Wochen von der Jungen Südtiroler Freiheit getrennt. Die STF-Landtagsabgeordneten machen jetzt mit einer Anfrage im Landtag gegen den Jugendring mobil.
SJR
Foto: Südtiroler Jugendring
  • Die Anfrage wurde am vergangenen Freitag beim Sekretariat des Landtages eingereicht. Unterzeichnet von Sven Knoll, Bernhard Zimmerhofer, Hannes Rabensteiner und Myriam Atz-Tammerle, will man in der Anfrage „in Bezug auf den Süd-Tiroler Jugendring“ einiges wissen.
    Die Landtagsabgeordneten der Südtiroler Freiheit stellen folgende Fragen: 

     

    • Wie hoch waren die Zuwendungen vonseiten des Landes Südtirol und der Gemeinden für den Jugendring in den letzten fünf Jahren?
    • Wie viele Personen sind beim Jugendring hauptamtlich und in Teilzeit beschäftigt? Wie hat sich der Personalstand in den letzten fünf Jahren verändert? 
    • Wie hoch waren die Personalkosten des Jugendrings in den letzten fünf Jahren? 

     

    In der Antwort sollen nach Wunsch der Einbringer sowohl die Zuwendungen als auch die Personalkosten dabei nach Jahren aufgeschlüsselt werden.
    Diese Anfrage hat einen konkreten, politischen Hintergrund und eine Vorgeschichte. 

  • Der Ausschluss

    Genau neun Tage zuvor hat sich der Südtiroler Jugendring (SJR) von einem seiner Mitglieder getrennt. Am 17. Juli 2024 wird auf einer außerordentlichen Vollversammlung die Jugendorganisation der Südtiroler Freiheit, die  Junge Südtiroler Freiheit als Mitglied des Jugendringes ausgeschlossen. Begründet wird der Schritt mit der Haltung der Knoll-Partei zur Migration. 
    Wir unterstützen kulturelle Vielfalt, wir wollen, dass Berührungsängste und Vorurteile abgebaut werden“, erklärt die Vorsitzende des Jugendringes Tanja Rainer den Ausschluss. „wenn eine Mitgliedsorganisation laufend gegen Migranten Stimmung macht, dann entspricht das nicht mehr den Werten des Jugendrings“. 

  • SJR-Vorsitzende Tanja Rainer: „Wenn eine Mitgliedsorganisation laufend gegen Migranten Stimmung macht, dann entspricht das nicht mehr den Werten des Jugendrings“. Foto: Facebook / Tanja Rainer
  • Im Fokus der Kritik steht dabei vor allem die Ausrichtung der Jungen Südtiroler Freiheit während des Landtagswahlkampfes 2023. Dabei habe es Aussagen, Plakate und Posts in den sozialen Medien gegeben, die innerhalb der größten Südtiroler Jugendorganisation zu einer anhaltenden und durchaus kontroversen Diskussion geführt haben. 
    Anfang Juni macht der Verein für Kinderspielplätze und Erholung (VKE) seinen Austritt aus dem Südtiroler Jugendring bekannt. In einer Stellungnahme der VKE-Führungsspitze wird darauf hingewiesen, dass man die Mitgliedschaft von Jugendorganisationen politischer Parteien im SJR als kritisch sehe. „Vor allem dann wenn die Haltung der politisch gefärbten Jugendorganisationen den Werten sowohl des VKE als auch des SJR widerspricht“, begründen die VKE-Vorsitzende Franca Riesch De Pasquale und VKE-Geschäftsführerin Angelika Stuefer den Austritt.
    Wer damit gemeint war, ist allen im Jugendring klar. Denn zu diesem Zeitpunkt gibt es bereits Anträge mehrerer SJR-Mitglieder, die den Ausschluss der Jungen Südtiroler Freiheit fordern. 

  • Antidemokratische Diskriminierung

    Auf der außerordentlichen SJR-Vollversammlung stimmen Mitte Juni dann neun Mitgliedsorganisationen für den Ausschluss und drei dagegen. Unmittelbar danach spricht die Südtiroler Freiheit von einem Angriff auf die Meinungsfreiheit. „Die junge Südtiroler Freiheit ist einigen links-grünen Mitgliedsorganisationen von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen“, schreiben Sven Knoll & Co. in einer Aussendung. Diese SJR-Mitglieder hätten monatelang im Hintergrund nach Verbündeten für ihr Vorhaben gesucht. 
    Die Südtiroler Freiheit bezeichnet das Vorgehen als „skandalös und undemokratisch“. Die Junge Südtiroler Freiheit sei mit 1.300 Mitgliedern eine der größten Jugendorganisationen im Land und der Jugendring diskriminiere nun all diese jungen, politikbegeisterten Menschen.

  • Landtagsfraktion der Südtiroler Freiheit: Fragen nach Finanzierung des SJR. Foto: SALTO
  • Der Protest scheint der volkstumspolitischen Saubermann-Partei aber nicht genug zu sein. Jetzt versuchen Sven Knoll und seine Mitstreiter sich gegen den Südtiroler Jugendring einzuschießen. Dazu gehört auch die Anfrage im Landtag. Man will anscheinend nachweisen, dass im SJR öffentliche Gelder verschwendet werden. Nur so können die Fragen verstanden werden.
    Denn als langjähriges SJR-Mitglieder hat die Junge Südtiroler Freiheit jährlich auch die Bilanz des Jugendringes abgesegnet. Dort findet man auch alle Zahlen, Daten und Fakten, die jetzt das Kleeblatt der Südtiroler Freiheit per Landtagsanfrage erfahren will.
    Die Anfrage ist eine erste Retourkutsche für den Ausschluss der Jugendorganisation aus dem SJR. Antworten muss im Landtag der zuständige Landesrat Philipp Achammer. Bis vor wenigen Wochen auch SVP-Parteiobmann.
    Damit geht die politische Provokation für Sven Knoll auf jeden Fall auf.

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nobody Mo., 29.07.2024 - 13:59

Würde den Jugendring nicht zu ernst nehmen. Zudem sollte keine Jugendorganisation einer Partei den Jugendring beeinflussen bzw. dabei sein, der sollte wenn schon unparteiisch sein.

Mo., 29.07.2024 - 13:59 Permalink
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Johannes Engl Mo., 29.07.2024 - 22:11

Andererseits ist der Jugendring eine Chance für die Jugendorganisationen der Parteien, such kennen zu lernen, miteinander im Gespräch zu bleiben und andere Standpunkte kennen zu lernen. Sich selbst zu reflektieren.
Es sollte doch Jugendthemen genug geben, welche - über Parteigrenzen hinweg - alle interessieren sollten.
Dass den Extrempositionen der STF das Stopp-Schild gezeigt wird, ist richtig und notwendig.

Mo., 29.07.2024 - 22:11 Permalink
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Salto User
Cicero Mo., 29.07.2024 - 22:44

Verbände wie auch andere Organisationen der Zivilgesellschaft müssen unparteiisch sein. Am besten alle Jugebdorganisationen der Parteien ausschließen. Jeder Politiker kann sich gern nach seinem Gusto selbst ehrenamtlich in Mitgliedsprganisationen engagieren und für das Wohl von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Parteipolitik darf in Vereinen keinen Platz haben. Ich selbst habe das Vergnügen in einem Vereinsausschuss zu arbeiten in dem aktuelle und ehemalige Kommunalpolitiker von VP, STF, FH und einer grünnahen BL sitzen. Alle setzen sich ehrenamtlich für die Ziele unseres Vereins ein und Parteipolitik ist genau gar kein Thema.

Mo., 29.07.2024 - 22:44 Permalink
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Josef Fulterer Di., 30.07.2024 - 06:15

Die "jugendliche Begeisterung" wurde leider viel zu oft für politische Ränke / Kundgebungen / Anschläge / sogar Attentate missbraucht!
Die bei Ausschreitungen / Demonstrationen / Anschlägen / Attentaten verhafteten Jugendlichen, wurden aber von ihren ermunternden Politikern / Anstiftern erbärmlich im Stich gelassen, ja sogar verleugnet, wenn sie von der bürgerlichen Gesetzgebung in voller Härte getroffen wurden, ähnlich wie die feinen Herren / Verbrecher die sich selber die Hände nie blutigmachen, aber aus ihren klimatisierten Büros Verderben + den Tod von Menschen anordnen!

Di., 30.07.2024 - 06:15 Permalink
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Manfred Klotz Di., 30.07.2024 - 07:32

Die Anfrage ist nichts anderes als ein Drohbrief in Richtung SJR. Beschämend von einer Partei, die größtes Interesse daran haben müsste, in der eigenen Jugendorganisation aufzuräumen. Aber scheinbar stört Knoll und Konsorten nicht, dass einige tragende Mitglieder rechtsextreme Ansichten teilen und rechtsextreme Parolen grölen. Was natürlich die STF selbst in ein bedenkliches Licht rückt.

Di., 30.07.2024 - 07:32 Permalink