Wirtschaft | Energiewende

E-Autos als Speicher für Erneuerbare

Forschende der Eurac wollen die Batterie von E-Autos als Speicher nutzen, etwa für überschüssigen Solarstrom. Das könnte das Image von Pkws ordentlich aufbessern.
E-Auto
Foto: Michael Fousert / Unsplash
  • Elektrisch betriebene Autos sollen in Zukunft nicht nur die klimaschädlichen Verbrennermotoren im Fahrzeugsektor ersetzen, sondern auch als Batterien für erneuerbare Energie dienen. Schließlich stehen Autos in der Regel die meiste Zeit auf einem Parkplatz. Forschende wollen diese Zeitspanne nutzen, um zum Beispiel überschüssige Energie einer Photovoltaik-Anlage während den Sonnenstunden mit der Batterie des E-Autos speichern zu können. 

  • Matteo Prina: „Gemeinsam werden wir eine breite Forschungsallianz gründen, um diese Technologie europaweit voranzubringen.“ Foto: Eurac Research

    „Weil erneuerbare Energien wie Wind- und Solarkraft volatil, also in der Produktion unbeständig sind, braucht es Batterien mit großer Speicherkapazität, um die Energiewende umzusetzen“, erklärt Matteo Prina vom Institut für Erneuerbare Energien bei Eurac Research. Gemeinsam mit Alpitronic, Leitner Energy und Neogy, dem Tochterunternehmen von Alperia und der Trentiner Dolomiti Energia, arbeitet das Südtiroler Forschungsinstitut deshalb an der Entwicklung einer neuen Ladestation.

    „Je mehr E-Autos und Anlagen wie Photovoltaik miteinander interagieren sollen, desto komplizierter wird das System.“

    Die neue Technologie trägt die englische Bezeichnung „Vehicle-to-Grid“ (V2G) und wird im Deutschen mit „bidirektionalem Laden“ übersetzt. Im Unterschied zu den Ladestationen auf dem Markt soll das Auto nicht nur Strom aufladen, sondern auch an das Stromnetz abgeben können. Die Anwendungsfelder sind breit gefächert: Sowohl private Haushalte und Unternehmen als auch Energiegemeinschaften und Betreiber von Ladeinfrastruktur können potentiell Nutzen daraus ziehen. 

  • Intelligent genutzt: E-Autos könnten in Zukunft während ihrer Parkzeit als Speicher für erneuerbare Energie dienen. Foto: LPA
  • „Je mehr E-Autos und Anlagen wie Photovoltaik miteinander interagieren sollen, desto komplizierter wird das System. Künstliche Intelligenz (KI) spielt deshalb in unseren Anwendungsmodellen eine große Rolle“, erklärt Projektleiter Prina. „Wenn beispielsweise ein privates E-Auto auf einem öffentlichen Parkplatz Speicherplatz zur Verfügung stellt, muss das auch finanziell belohnt werden. Wie hoch die Auszahlung dafür ist, kann mithilfe von KI berechnet werden.“ 

    Auch in weniger komplizierten Anwendungsbereichen dürfte sich die neue Technologie rechnen: Wenn etwa der aus Sonnenenergie gewonnene Strom erst abends für die volle Spülmaschine einer vierköpfigen Familie genutzt wird, kann er im E-Auto vor dem Haus zwischengelagert werden. Technikerinnen und Techniker sprechen hier von einem „intelligenten Energiesystem“

    Das Forschungsprojekt der Eurac sieht sich im Speziellen an, wie die Speicherung von Strom über eine Schnellladesäule mit Starkstrom erfolgen kann. Getestet wird V2G in Zusammenarbeit mit den Südtiroler Unternehmen. Die Forschungsziele sind die Entwicklung einer App und darauf basierende Geschäftsmodelle. „Dabei kooperieren wir mit anderen europäischen Forschungsprojekten wie Flow und Scale. Gemeinsam werden wir eine breite Forschungsallianz gründen, um diese Technologie europaweit voranzubringen“, so Prina.