Kultur | Alpinismus

Gipfel aller Gipfel

Die Bergsteigerlegenden Reinhold Messner und Erich Abram machen gerade von sich reden. Der eine durch Streitereien, der andere durch eine Jubiläums-Online-Fotoschau.
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Foto: TVEppan (Marion Lafogler)
  • „Mir ist wichtig, dass sich mein Vater weiterhin einbringt, solange er noch so viel Energie hat. Es ist nach wie vor sein Projekt“, erzählte Magdalena Messner vor ein paar Jahren im Rahmen eines Doppelgesprächs für das Magazin des Tourismusvereins Eppan im Innenhof des MMM Firmian auf Schloss Sigmundskron. Natürlich kam auch Bergsteigerlegende Reinhold Messner ausführlich zu Wort. Er stellte langsam aber sicher die Weichen für die nachkommende Generation. Während sich das einvernehmliche Verhältnis Vater/Tochter damals nicht besser hätte darstellen können, ist die gegenwärtige Situation im Hause Messner so verworren wie ein scheinbar unlösbarer Knoten im Kletterseil. 

  • Gespräche am Feuer: Morgen geht es los. Insgesamt fünf Abende im August. Am Feuer, aber ohne Reinhold Messner. Foto: SALTO

    Am morgigen 6. August wird die Direktorin der Messner Mountain Museen Magdalena Messner ohne Vater Reinhold im Innenhof Platz nehmen und im Rahmen der Gespräche am Feuer – Family & Friends Edition zu den Menschen sprechen. Insgesamt werden während der Wochen im August noch vier weitere Termine im MMM angeboten. Sohn Simon Messner spricht am 13. 8. und 27. 8., Alessandro Filippini (Journalist) im Dialog mit der Alpinistin Nives Meroi am 14. 8. und am 20.8. der Bergsteiger Hanspeter Eisendle.
    Eigentlich hätten die seit Jahren erfolgreich durchgeführten Feuer-Gespräche mit Bergsteigerlegende Messner auch in diesem Jahr das Highlight im MMM Firmian sein sollen. Gekommen ist alles anders. Es krachte zwischen Kindern und Papa und es ist sozusagen gerade Feuer am Dach. Nachdem es bereits im Spätherbst 2023 zu ersten/ernsten Spannungen gekommen war, eskalierte der angebliche Erbstreit vor wenigen Monaten. „Einer meiner größten Fehler“, beschrieb Messner etwas hochtrabend den Tatbestand, seinen Kindern bereits den Großteil seines Vermögens überlassen zu haben. Und so sind aus der familiären Seilschaft inzwischen mehrere geworden. Doch geht es wirklich "nur" um das Erbe? „Hinter dem öffentlich ausgetragenen Streit verbirgt sich möglicherweise eine andere Geschichte“, spekuliert die Neue Züricher Zeitung am 3. August und hängt sich mit Vermutungen an italienische Medien, die glauben die Ursache des Zwists in der Figur Diane Schumacher, Messners aktuelle Frau, festzumachen. Das Messner`sche Zerwürfnis bietet demnach ausreichend Futter für einen alpenländischen Bauernschwank: der reiche, angesehene Bauer und Bergfex, die junge Frau aus der Steueroase, die (un-)geliebten Kinder, die Schlösser, die Gipfel und die Museen. 

  • Hike and Talk: Mitte Juli kam es zu einer gemeinsamen Wanderung mit Reinhold und Diane Messner von der Bergstation der Seilbahn Sulden zur Sommerweide der Yaks ins Madritschgebiet. Foto: SALTO

    „In unserer kleinen Theaterarena machen wir ein Feuer und ich erzähle Geschichten. Das ist die Urform des Erzählens“, schilderte Messner einst das einfache und schlüssige Konzept zu den Gesprächen am Feuer. Nun geht er eigene Wege und findet neue Erzählstränge, die etwas aufgeblasener daherkommen und mit der feurigen Urform wenig zu tun haben, wenn er etwa mit Diane Schumacher in Sulden wandernd zum HIKE AND TALK lädt, oder wenn er wie gestern im Rahmen des Schleswig-Holstein Festivals als Erzähler inmitten des Festivalorchesters zu den Klängen der Alpensinfonie von Richard Strauss eigene Bergsteigerlegenden erzählt. 

  • Rückmarsch vom K2: Der Rückmarsch führte – wegen der stark wasserführenden Flüsse – über schwingende Korkseilbrücken, August 1954 Foto: Tiroler Archivs für photographische Dokumentation und Kunst (TAP)

    Über eine andere Bergsteigerlegende hat Bergsteigerlegende Messner vor 20 berichtet, als er bei einer Buchvorstellung in Bozen zugegen war, bei welcher anlässlich des 50jährigen der K2-Erstbesteigung, das zweisprachige(!) Buch Erich Abram Un alpinista bolzanino / Ein Bozner Bergsteiger des Journalisten Augusto Golin präsentiert wurde. 
    Vor wenigen Tagen, am 31. Juli, jährte sich die K2-Erstbesteigung zum 70. Mal. Abram (1922-2017) war Teil des Expeditionsteams gewesen und konnte zur erfolgreichen Erstbesteigung des zweithöchsten Gipfels der Welt durch Achille Compagnoni und Lino Lacedelli wesentlich beitragen. Eine aus gegebenem Anlass seit kurzem zugängliche Online-Ausstellung des Tiroler Archivs für photographische Dokumentation und Kunst (TAP) zeigt „erstmalig Fotos der Expedition aus den privaten Beständen von Erich Abram“, sowie „persönliche Postkarten und Briefe, in denen er die Situation im Camp bzw. am Berg schildert“. Gezeigt werden außerdem Objekte, die am Himalaya „mit dabei“ gewesen sind, wie der Wimpel der Hochtouristen-Gruppe Bozen. 

  • Bozen am K2: Wimpel der Hochtouristen-Gruppe Bozen an den Ausläufern des zweithöchsten Berges. Foto: Tiroler Archiv für photographische Dokumentation und Kunst (TAP)
  • Bergsteigerlegende Messner bezeichnete den K2 übrigens als den Berg der Berge und Erich Abram als großes Vorbild. Kurz nach der K2-Erstbesteigung 1954 hatte Messner – als Kind – seinen 10 Geburtstag gefeiert. In ein paar Wochen feiert er seinen 80er. Ohne Kinder, wie er die Medien bereits wissen ließ. 
    Außer der zeitgenössische Berg- und Bauernschwank findet noch ein rasches Happy End zum Happy Birthday.

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Salto User
nobody Di., 06.08.2024 - 22:35

Und auch bei der italienischen K2-Eroberung gab es Unstimmigkeiten mit dem Expeditionsleiter wie später bei Herligkoffer und Messner. Zum Glück sind die Zeiten der militärisch organisierten Eroberungen vorbei.

Di., 06.08.2024 - 22:35 Permalink
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Christian I Do., 08.08.2024 - 14:25

Proprio recentemente ho sentito dire da una persona esperta (credo fosse il noto psichiatra Crepet) che il più "grande" sbaglio che i genitori possano fare con i propri figli è di lasciargli tutta l'eredità quando sono ancora in vita...

Do., 08.08.2024 - 14:25 Permalink