Politik | St. Martin/Passeier

„Ungerechtigkeit und Intrigen“

In ihrem Rücktrittsschreiben rechnet Anneliese Weiss Angerer mit der Personalpolitik des neuen Bürgermeisters Dominik Alber ab: Es ist ein Paukenschlag, der deutlich macht, wie hart die Machtkämpfe in der SVP geführt werden.
st martin
Foto: Weiss Angerer
  • Es ist ein Paukenschlag. Am Montag hat Anneliese Weiss Angerer ihren Rücktritt aus dem Gemeinderat erklärt. In einem Schreiben – das SALTO vorliegt – an den Bürgermeister von St. Martin in Passeier, Dominik Alber, den Gemeindeausschuss und die Gemeinderäte, erklärt die SVP-Gemeinderätin die Gründe für diesen eklatanten Schritt.
    Weiss Angerer schreibt: 

    Mit dieser Erklärung möchte ich meinen sofortigen Rücktritt als Gemeinderätin von St. Martin in Passeier bekanntgeben.
    Dieser Schritt fällt mir nicht leicht, da ich mit Leidenschaft und Engagement für die Interessen unserer Bürgerinnen und Bürger gearbeitet habe. Ich sehe mich zunehmend mit sozialer Ungerechtigkeit und Intrigen konfrontiert, die die Grundprinzipien meiner demokratischen Arbeit untergraben.
    Trotz des großen Zuspruchs aus der Bevölkerung, insbesondere von unseren Seniorinnen und Senioren, und obwohl ich die meistgewählte Frau bin, wurde ich nicht in den Ausschuss gewählt. Dies widerspricht dem klaren Willen unserer Bürgerinnen und Bürger und stellt eine erhebliche soziale Ungerechtigkeit dar.


    „Die Tatsache, dass Intrigen und Machtspiele innerhalb des Gemeinderats offenbar wichtiger sind als der klare Wählerwille und eine gerechte Vertretung, hat ein Ausmaß erreicht, das mir eine konstruktive und transparente Zusammenarbeit nahezu unmöglich macht.“

  • Anneliese Weiss Angerer: Rücktritt aus Protest gegen die eigene Partei. Foto: privat

    Die Tatsache, dass Intrigen und Machtspiele innerhalb des Gemeinderats offenbar wichtiger sind als der klare Wählerwille und eine gerechte Vertretung, hat ein Ausmaß erreicht, das mir eine konstruktive und transparente Zusammenarbeit nahezu unmöglich macht.
    Ich trete zurück, weil ich unter diesen Umständen meine Arbeit nicht mehr in der Weise fortsetzen kann, wie ich es mir selbst und meinen Wählerinnen und Wählern gegenüber schuldig bin. Ich hoffe, dass mein Rücktritt ein Zeichen setzt und ein Umdenken anregt, damit soziale Gerechtigkeit und ehrliche, aufrichtige Zusammenarbeit wieder in den Vordergrund rücken.
    Ich bedanke mich bei all denjenigen, die mich unterstützt und mit mir zusammengearbeitet haben. Mein Einsatz für unsere Gemeinschaft endet nicht mit diesem Rücktritt; ich werde weiterhin auf andere Weise für die Werte einstehen, die mir wichtig sind.“

    Das Schreiben ist eine politische Kampfansage. 

  • Die Ausbootung

    Bürgermeister Dominik Alber: Eine andere Frau als Referentin vorgesetzt. Foto: Privat

    Denn Anneliese Weiss Angerer ist keine politische Hinterbänklerin. 
    Die heute 61-jährige Lehrerin aus St. Martin in Passeier, sitzt seit über 13 Jahren im Landesausschuss des KVW, sowie als Vertreterin des Rates der Gemeinden im Landessenioren-Ausschuss. In der vergangenen Amtsperiode war Weiss Angerer Referentin im Gemeindeausschuss von St. Martin.
    Bei den Neuwahlen im Mai schafft sie ein hervorragendes Ergebnis. Anneliese Weiss Angerer erhält 364 Vorzugsstimmen, wird damit zur meistgewählten Frau im Gemeinderat und landet auf der SVP-Liste auf dem dritten Platz. 
    Eigentlich eine klarer Fingerzeig der Wählerinnen und Wähler, dass die SVP-Arbeitnehmerin als Ausschussmitglied bestätigt werden soll. 
    Doch der neue Bürgermeister Dominik Alber sieht das anscheinend anders. Denn er beruft nicht Weiss Angerer, sondern die Jungkandidatin Martina Ilmer als einzige Frau in den Gemeindeausschuss. In St. Martin geht man davon aus, dass der Neo-Bürgermeister das Antreten von Anneliese Weiss Angerer bei den Vorwahlen gegen ihn nicht überwunden hat. Zudem gilt die Ex-Referentin als äußerst kritische Person, was sie auch im Wahlkampf bewusst herausgestrichen hat. (Siehe auch ihre Wahlwerbung im Aufmacherbild oben).
    Nach den Wahlen hatte die SVP-Frauenchefin Renate Gebhard den Wahlausgang in St. Martin noch besonders hervorgehoben, wo fünf SVP-Frauen in den Gemeinderat gewählt wurden. Man darf gespannt sein, ob man nach dem Rücktritt der meistgewählten Frau in der Volkspartei jetzt einfach zur Tagesordnung übergeht.

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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Di., 06.08.2024 - 11:24

Wenn die drittgewählte Person, zudem meistgewählte Frau mit Polit-Erfahrung, nicht in den Ausschuss kommt, dann ist etwas faul an der Entscheidung.

So einfach ist das.

Di., 06.08.2024 - 11:24 Permalink
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Salto User
opa1950 Di., 06.08.2024 - 12:47

Die SVP Skandale breiten sich immer mehr aus. Kein Wunder unter dieser Führung und diesem möchte gerne Landeshauptmann.

Di., 06.08.2024 - 12:47 Permalink