Gesellschaft | Fanzine

Bilder und frischer Wind

Die Vorstellung einer Sondernummer der Fanzine Lysistrata nahm man am Freitag Abend zum Anlass um an die propalästinensischen Aktionen des vergangenen Jahres zu erinnern.
Lysistrata, Centro Santa Barbara, Talvera, Palestina
Foto: SALTO
  • „Ist die Versammlung angemeldet? Ich frage für einen Freund…“, meint ein Mann scherzhaft, der fünf Minuten nach Planzeit und vor dem tatsächlichem Start der Veranstaltung eintrifft. Die Antwort des Veranstalters fällt rasch und mit einem entschlossenen „Ja“ aus. Der Quästor ist damit informiert. Für die Vorstellung des „numero speciale - From the River To The Sea“ nimmt man auf den Talferwiesen, auf der Altstadtseite Platz. Um ein kleines Gazebo, das zu wenig Schatten spendet, hängt dabei die Fotodokumentation von fast einem Jahr an Aktionen, die für eine Solidarisierung mit Palästinensern und Palästinenserinnen angesichts der humanitären Lage im Gazastreifen werben.

    Die Bilder, die wie auf einer Wäscheleine aufgehängt sind, werden trotz Fotocharakter zu bewegten Bildern, der Wind machts möglich. Bewegen konnte man auch einige Dutzend Personen, an der Versammlung teilzunehmen und zeigt sich zufrieden, denn auch in anderen, größeren Städten Italiens habe es nicht direkt so viel Zulauf gegeben wie in Bozen. 
    Man erläuterte die Absicht, welche hinter der Umsetzung, der nach einer Komödie von Aristophanes benannten Fanzine steckt. Im dritten der drei pazifistischen Stücke folgen die Frauen Athens und Sparthas dem Beispiel der Titelheldin und verweigern sich ihren kriegstreibenden Männern sexuell. Man habe das „Bedürfnis“ gehabt, „auf der Schwelle zum dritten Weltkrieg“, auch von Bozen aus aktiv zu werden und sich dem Thema Palästina in einer „vielleicht weniger militanten Sprache“ zu widmen, wohlwissend dass man vermutlich keine große Unterstützung für die „causa“ Palästina sein, oder einen breiten Diskurs über Antimilitarismus anstoßen könnte. Am Ende war das, vom Bozner Centro Santa Barbara ausgehende Kollektivwerk, an dem sich auch Personen von außerhalb beteiligen konnten, also eine Bedürfnissache. Der Erlös aus freiwilligen Spenden hilft dem Verein dabei, laufende Prozesskosten zu decken.

  • Lysistrata: Im Rücken der Redner dankt eine Inschrift dem II. Pionierregiment des IV. Armekorps für die Zusammenarbeit mit der Wildbach-Verbauung, während im Abendlicht über die Militarisierung der Gesellschaft gesprochen wird. Foto: SALTO

    Während man sich in der „Zine“ solidarisch mit der Zivilbevölkerung in Gaza und antagonistisch gegenüber der Israelischen Regierung, insbesondere gegenüber Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht, sieht man sich immer wieder auch in Oposition zu den Medien: „Das hier ist nicht, was ihr in den Medien lest“, meint man und hält die Lysistrata in die Luft: „Das hier ist anders, enthält Fakten und ist wahr.“ Gleichzeitig moniert ein Schreiber deutscher Muttersprache in der Fanzine, dass er tagtäglich auf den Facebook-Seiten von Lokalmedien (inklusive SALTO) nachgelesen hätte, „ob da irgendetwas berichtet wird“. Da SALTO ein Lokalmedium ist und „lediglich“ über Protestaktionen in der Provinz, nicht aber über die Lage in Gaza selbst berichtet, scheint das nicht gezählt zu haben.

    Zusätzlich zu den Aktionen von bürgerlichem Dissens, die man sich bereits geleistet hat, will man sich nicht ausruhen. Zuletzt wurde mann neben Stolpersteinen im Stadtzentrum aktiv, deren Format man für einen Hinweis auf den Tod von Palestinensern und Palestinenserinnen seit dem Jahr 1948 übernommen hat. „Avevamo giurato di non ripetere“ steht dort auch. Vor Ort betont man noch einmal, dass die Aktion mit „größtem Respekt“ umgesetzt wurde. Nach dem Sommer soll es noch einmal frischen Wind geben und, ab Oktober, wieder vermehrt Aktionen um auf das Thema hinzuweisen und den Diskurs am Leben zu halten. Mitte Oktober stellt man eine öffentliche Demonstration in Aussicht, auch wenn „die Quästur, gemeinsam mit den Zeitungen versucht hat, die Bewegung, die sich in Bozen gebildet hat, auszuhöhlen und zum Schweigen zu bringen.“ Viel mehr als „Wir lassen uns nicht einschüchtern“ wird zum Bozner Quästor und den ausgestellten „ avvisi orali“ und „fogli di via“ nicht gesagt.

  • Am Wochenende folgt eine kritische Lektüre zur neuen Lysistrata. Erhältlich ist diese auch als 0 Nummer zum Thema Krieg.

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    Salto User
    Cicero Di., 27.08.2024 - 14:54

    Ein bisschen Isreal-Auslöschungs-Phantasien mit "From the River to the Sea" Parolen, ein bisschen Israel Kritik ohne den 7. Oktober 23 zu erwähnen, dazu noch etwas Alternative Fakten "die man nicht in den Medien liest"... und fertig ist der linke Pazifismus und Antimilitarismus.

    Di., 27.08.2024 - 14:54 Permalink
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    Profil für Benutzer Peter Gasser
    Peter Gasser Do., 29.08.2024 - 09:02

    ... eine palästinensische Hamas, Terroristen, Mörder, Vergewaltiger, Menschenräuber, Folterer, brutale Schänder von Frauen, Waffenhändler, Drogenhändler, Milliardäre und zugleich Folterknechte, Stasi und SS gegenüber den eigenen palästinensischen Mitbürgern, nein, die gibt es nicht.
    Das deklarierte Ziel, Israel auszulöschen, gibt es auch nicht. Die Zusammenarbeit mit den Religionsfanatikern des Dschihad und des Iran auch nicht.

    From the river to the Sea - von Palermo bis zum Brenner - von Wladiwostock bis Lissabon —> immer dieselben Parolen, um andere “auszulöschen”, die Palästinenser-Hamas schreibt es gar in ihre Charta.

    Dieses öffentliche Leugnen, so meine ich, der wohl größten, aktivsten und brutalsten Schlächter- und Terrororganistaion der Welt ist wahrlich eine bemerkenswerte Leistung, der Versuch, damit zu missionieren, erinnert, so meine Einschätzung, an dunkle Zeiten.

    Do., 29.08.2024 - 09:02 Permalink
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    Ludwig Thoma Do., 29.08.2024 - 13:07

    .. und auf der anderen Seite Leute die ausblenden/billigend dulden/unterstützen, wenn ein Minister eines befreundeten Landes erklärt, dass er gerne zwei Millionen Menschen aushungern lassen möchte. Wahrlich eine bemerkenswerte Leistung, so meine Einschätzung.

    Do., 29.08.2024 - 13:07 Permalink
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    Profil für Benutzer Peter Gasser
    Peter Gasser Do., 29.08.2024 - 14:37

    Antwort auf von Ludwig Thoma

    Ja, diese Leute gibt es, ich mag sie auch nicht.

    Erzkonservative, religions-fanatische Juden sind genauso schlimm wie Islamisten, sagte ich schon mal.
    Von jeher stehe ich Netanjahu ablehnend gegenüber und bin für die 2-Staaten-Lösung und für ein freies Gebiet für die Palästineser, frei vor allem von der brutalen Terror- und Mörderbande der Hamas.

    Gemessen an den Hilfsleistungen für 2 Millionen Gaza-Palästinenser der letzten 10 Jahre müsste/könnte dort ein Garten Eden sein - ohne die Hamas-Palästinenser.

    Do., 29.08.2024 - 14:37 Permalink