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Politik | Eiertreter*in

Stumpfgleis der Unendlichkeit

Die STA - Südtiroler Transportstrukturen AG hat ihr 30-Jähriges gefeiert. Wenn sie um des Feierns Willen gefeiert hat, soll mir das Recht sein, denn eine Erfolgsgeschichte war es bis hierher eher nicht.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Baustelle bei Algund entlang der Vinschger Bahnstrecke
Foto: LPA/Patrick Thaler
  • Ich feier ja für mein Leben gern. „Partylöwin“ passt wie angegossen auf mich: Abgefüllt bis Oberkante Unterlippe anderen grölend in den Armen liegen, ist genau mein Ding. Deshalb wäre ich bei der Sause auch gerne mit von der Partie gewesen. Leider war ich nicht eingeladen - obwohl ich Hauptsponsor war. Also mit meinem Steuergeld meine ich. Offengestanden habe ich nicht verstanden warum „die STA gemeinsam mit zahlreichen Südtirolerinnen und Südtirolern das 30-jährige Jubiläum gefeiert“ hat, wie sie auf ihrer Website schreibt. 30 Jahre? Komische Zahl. Haben die nicht erst in der alten Trenitalia-Remise am Bozner Bahnhofsgelände ihr 25-jähriges Bestehen bejubelt? Vermutlich brauchte das Verkehrs-Ressort nach dem Desaster um den kostenlosen GuestPass mal wieder etwas gute PR. Mir fällt spontan rein gar nichts ein, warum man die STA feiern sollte.

  • 2025

    Nimm beispielsweise die „Elektrifizierung der Vinschger Bahn“. Im September 2015, zehn Jahre nach der Wiederinbetriebnahme, wurde „das Konzept für diesen neuerlichen Quantensprung für die Vinschger Bahn“ vom damaligen Landesrat Florian Mussner den Bürgermeistern vorgestellt und der Eindruck erweckt, im Jahr 2019 würden die FLIRT- Zügen keinen Diesel mehr in unseren schönen Vinschgau rußen. Ein Jahr lang werkelte man an der Finanzierung bis „genau 110 Jahre nach der erstmaligen Inbetriebnahme der Bahnlinie zwischen Meran und Mals“ Bauarbeiter Bretter zur Verlängerung der Bahnsteige über die Geleise schleppten.
    Es ist noch nicht klar, wann das Projekt vom Morbus „Verlängerung der Autobahn-Konzession“ befallen wurde, dessen Krankheitsbild sich vor allem im gelegentlichen Absondern von Pressemitteilungen zeigt, in denen überschwänglich bejubelt wird, dass es genau jetzt gelungen sei, die Konzession der A22 in trockene Tücher zu bringen oder auf die Zielgerade. Übertragen auf die Vinschger Bahn, war jeder „Austausch der Bahnschwellen“, die Bauleitplanänderung zur Errichtung einer Elektrokabine, die „Absenkung des Marlinger Kehrtunnels“ eine eigene Pressemitteilung wert. Lobend hervorzuheben ist eine Wortwolke vom März 2019: „Lobend hervorzuheben ist laut Alfreider die straffe Organisation der Arbeiten, die koordinierte Vorgangsweise und der unermüdliche Einsatz der Arbeiter vor Ort. Die Inbetriebnahme der elektrifizierten Bahnlinie ist für Ende 2021 geplant“, weil man da zum ersten mal Licht am Ende des abzusenkenden Josefsberg-Tunnels sah. 2021, wichtiges Datum. Schließlich hatte der LH im Sommer 2018 den „Freunden der Eisenbahn“ versprochen, 2021 könnte es mit den Elektrifizierungsmaßnahmen etwas werden. Leider hat dann das Konkurs-Virus die Tunnelfirma dahingerafft und das Corona-Virus die straffe Organisation des Landesrates. Aber jetzt im Herbst 2024 müsste es soweit sein - hatte der Daniel den Grünen auf eine Landtagsanfrage im Jahr 2022 versprochen.
    Hmmm … also in Latsch war am Sonntag noch nichts von den 1500 Masten für die Oberleitung zu sehen. Die Schuld dafür verorte ich bei unserem medienaffinen Verkehrslandesrat und seinem STA-Generaldirektor, wenn sie andauernd für irgendein Pressefoto, die Baufirmen von der Arbeit abhalten. So werden die 59,8 km zwischen Meran und Mals nie und nimmer bis Ende 2025 unter Strom stehen. Mir persönlich wäre es zu dumm, sich für das Setzen der ersten Oberleitungsmasten vor die Kamera zu stellen ... also im Juni 2023 ... für Arbeiten die du für Mitte 2019 angekündigt hattest, als nur eine Handvoll Virologen wussten was ein Coronavirus ist und diese Ausrede darum wenig taugt.

  • 2045

    Würde ein Privater bauen wie das Land, müsste er fünf Jahre unter der Brücke wohnen, bis seine Klimahaus-A-Bude endlich bezugsfertig ist. Das Projekt für die neue Seilbahn Bozen-Jenesien wurde 2017 vorgestellt, während der erste Ideenwettbewerb für die Riggertalschleife 2008 ausgeschrieben wurde. Gut, wichtig ist bei einem Bauvorhaben die Planung, nicht die Exekution desselben. Da machst du flugs eine Pressekonferenz mit Häppchen und ein paar Renderings - wenn's ganz fancy sein soll auch eine Computeranimation - und alle sind ob deiner Visionen hin und weg. Ist viel besser als so eine laute, staubige Baustelle bis Ende 2025.  Klar, schließlich ist die Mobilität im Land in den Händen von Bau-Ingenieuren und nicht Bau-Arbeitern. Da wird gemachbarkeitsstudiert auf Teufel komm raus: Mobilitätszentrum Sigmundskron, Eisenbahnverbindung Pustertal-Cadore, Bozner Tram, Mobilitätszentrum Schabs, neue Grödner Bahnlinie - Zeichenpapier ist bekanntlich geduldig. Deine Kundschaft übrigens auch - wenn sie, so wie die Overtouristen, gratis durchs Land gondeln kann. So wie ich vor ein paar Wochen: Pflichtbewußt halte ich meinen SüdtirolPass zur Entwertung an den blauen Kasten im Citybus, da meint der Busfahrer, das Ding sei noch gar nicht angeschlossen. Ich verstehe ja, dass es eine Mammutaufgabe ist, aus den 700 Bussen sämtlicher Konzessionäre die grünen Kästen rauszureißen und blaue Kästen einzubauen, aber laut der eigenen Zwischenbilanz im September letzten Jahres wollte man damit Ende 2023 fertig sein. Ganz sicher wurschtelt die STA in einem Paralleluniversum, wo die Zeitdilatation eine völlig andere ist. Dort sind die Uhren auf die Weltzeituhr im Landhaus 2 getaktet. Genau, dort hat der Interessenskonflikt-Daniel sein warmes, landesratunterfüttertes Plätzchen. Beim Daniel gehen die Uhren hundertpro gaaanz langsam. Zwischen März 2014 und 2015 „erfolgen eine umfassende Analyse der Gesamtsituation, die Analyse der Verkehrsströme auf den Passtrassen des Sella-, Grödner- und Pordoijoch, sowie Campolongo-, Fedaia- und Karerpass und seine Auswirkungen auf die Umwelt und die Erfahrung der Besucher. Während der Projektlaufzeit werden an ausgewählten Punkten Lärm- und Luftschadstoffemissionen gemessen sowie die Verkehrssituation analysiert sowie eine Befragung der Passbesucher durchgeführt“ wie die EURAC zu ihrem Projekt „Dolomitenpässe“ schreibt. Hat damals 19.370 Euro gekostet. Das war dem Landesrat vermutlich zu minder. Weiß man ja, dass in den ladinischen Tälern der Espresso am Pudl heute schon zwei Euro kostet - da darf's auch beim Rest etwas mehr sein. Natürlich ist das eine boshafte Unterstellung meinerseits. Sicher ging es dem Landesrat beim Für und Wider einer Pässesperrung um exakte, belastbare Zahlen. Die bekommst du nicht wenn ein Projekt-Biabl der EURAC auf seinem Campinghocker am Sellajoch Strichlisten führt. Dafür braucht es ein „Monitoring mit Zahlen, Daten und Fakten sowie Expertisen von Fachleuten“ wie der Landesrat auf einer (enesima) Pressekonferenz in Plan de Gralba im Juli 2020 ausführte: „Seit Herbst 2019 teilweise und ab Jänner 2020 vollständig aktiv sind auch 24 Verkehrskameras verteilt auf 12 Standpunkten rund um den Sellastock“. Und seit damals werden die Zahlen, Daten und Fakten monitoriert und dann im „Herbst 2020 die weiteren Schritte für eine Verkehrsberuhigung der Dolomitenpässe definieren“. Ich wette mit Ihnen um ein Tetra-Pak „In-vino-veritas“, dass im Rundbüro des Landhauses 2 der Kalender in genau diesem Moment den 4. August 2020 anzeigt - und erste Ergebnisse der Verkehrszählungen deshalb nicht vor 2045 unserer Zeit zu erwarten sind. Der Alfreider ist der wissenschaftliche Beweis der Einsteinschen Relativitätstheorie. Einstein hat das übrigens selbst ganz greifbar erklärt: „Wenn man zwei Stunden lang mit einem Mädchen zusammen sitzt, meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität.“ Unklar ist mir noch, ob die Verkehrsberuhigung der Pässe der Ofen oder das Mädchen … Ich schweife ab.

  • 3024

    Die Danielsche Zeitdilatation bedeutet für die STA und uns leider nicht Gutes. Ein Kloß blieb mir im Hals stecken, als ich den Lagebericht der STA für 2023 durchgelesen habe: Die STA übernahm damals die allgemeine Koordination des Projekts ARBO. Das Kürzel für „Areal Bozen“ sagt Ihnen nichts? Gesamtgestaltung des Bahnhofsgeländes von Bozen? Podrecca-City in Bozens „Klein-Sibirien“?
    Das Einvernehmensprotokoll Land, Gemeinde und RFI zur Neugestaltung des Bozner Bahnhofsgeländes wurde 2006 unterzeichnet, ein Jahr später von Land und Gemeinde Bozen die Gesellschaft Areal Bozen, ABZ AG, gegründet. (Glorreicher Präsident dieser AG war zeitweilig der Anwalt aus Bozen - womit über den Erfolg eigentlich alles gesagt ist). Fast zwanzig Jahre Später ist bei dieser Totgeburt nicht einmal mehr Faszikulation, also unwillkürliche Muskelzuckungen zu registrieren. Und so wird alles, was die STA in die Hände bekommt in der Unendlichkeit der Zeit versanden. Das zweite Gleis zwischen Bozen und Meran werde ich nicht mehr erleben und auch bei meinen Enkelkindern - die erst noch geboren werden müssen - bin ich mir nicht so sicher.
    Als einzige Gewissheit bleibt, dass die STA auch die nächsten 1000 Jahre die roten Zahlen des Thommy-Drom in ihren Bücher bilanzieren wird. Haben Sie sich mal die Bilanz unseres Fahrsicherheitszentrum angesehen? Für 2020 wurde mit einem Minus von 514.000 Euro kalkuliert. Für 2023 wurden fürs Löcherstopfen schon 883.898,06 Euro budgetiert. Dieses Jahr werden in diesem Fass ohne Boden über eine Million Euro verschwinden. Die jährlichen 3.900 Teilnehmer an den Kursen für sicheres Fahren (Safety Drive) kosten uns somit an die 264 Euro pro Nase. Die STA sollte mal eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, ob wir nicht billiger weg kommen würden, die Verkehrssicherheitsschüler ins Fahrtechnik Zentrum Tirol bei Innsbruck-Süd zu karren - mit dem Taxi versteht sich, inkl. einem Teller Knödel mit Gulasch und alkoholfreiem Bier zu Mittag. Die Beton-Wüste in der Fritzi Au könnte dann in ein Mausoleum für den, dessen Name ich niemals nenne, umgebaut werden. Laut dem (Schulden)Macher sollte sich sein Spielzeug ja nach zwei, maximal drei Jahren finanziell selbst tragen. Da ist es wieder! Ich rechne in falschen Maßstäben. Aufgrund der Zeitdehnung rechnet sich der Safety Park erst 2109. So war das immer gedacht, es hat uns nur nie jemand gesagt. 

  • Unendlichkeit

    Bleibt nur eine Frage offen: Wenn die STA in unserer Zeitrechnung ihr 30-Jähriges zelebriert hat (ohne meine Wenigkeit), wie viel Zeit ist dann in den heiligen Hallen der Bozner Gerbergasse  vergangen? Vermutlich dachten die, sie feiern ihre erste Arbeitswoche ab. Ein Feierabendbier. Und wenn laut deren Zeitrechnung die Vinschger Bahn elektrifiziert oder die Riggertalschleife gebaut ist, ist unsere Milchstraße bereits in der Unendlichkeit der Raumzeit zerbröselt.

Sehr langes Sünden-Register Tommy, Alfreider + den weiteren Schwätzern, die sich zum Wohl der Bürger vor den Wahlen ..., aber "nur ihr ewiges politisches Leben mit viel zu fettem Fressen" im Auge haben!

Do., 19.09.2024 - 08:12 Permalink