Politik | Wahlen Österreich

Dialog, Glückwünsche und Angst

Die Reaktionen der Südtiroler Parteien auf den Ausgang der Österreich-Wahl könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie schwanken zwischen Euphorie und Angst.
Arno Kompatscher
Foto: LPA / Fabio Brucculeri
  • Unmittelbar nach Veröffentlichung der ersten Hochrechnung erreichte die Medien eine Mitteilung von Landeshauptmann Arno Kompatscher, der im Ausgang der Nationalratswahl in Österreich den Wunsch vieler Menschen nach Veränderung sieht, der aber auch Ausdruck einer zunehmende Fragmentierung der Gesellschaft sei. „Viele Menschen suchen Orientierung und Zusammenhalt, während gleichzeitig die Meinungen und Prioritäten stark auseinandergehen. Es ist wichtig, die verschiedenen Strömungen zu erkennen und als Auftrag an alle politischen Kräfte zu verstehen, auf einen sachlichen und respektvollen Diskurs zu setzen, um bestehende Gräben zu überwinden“, so Landeshauptmann Kompatscher, der weiters betonte, dass in dieser Zeit der Ungewissheit der Dialog und die Stabilität von entscheidender Bedeutung seien. „Ich bin zuversichtlich, dass Österreich für Südtirol weiterhin ein verlässlicher Ansprechpartner sein wird“, erklärte der Landeshauptmann. Eine enge Abstimmung mit der österreichischen Bundesregierung sei besonders angesichts der Schutzfunktion, die Österreich für Südtirol innehat, sowie der internationalen Verankerung der Südtiroler Autonomie von großer Bedeutung.

     

  • Nationalistischer Extremismus

    Madeleine Rohrer, Brigitte Foppa und Zeno Oberkofler: „Wir Grüne Verdi Vërc sehen diese gefährliche politische Entwicklung für unsere Demokratie mit Sorge.“ Foto: Grüne Fraktion

    Den Grünen zufolge folgt das Wahlergebnis in Österreich der Welle des Rechtsextremismus, die sich in ganz Europa ausbreitet. „Wir Grüne Verdi Vërc sehen diese gefährliche politische Entwicklung für unsere Demokratie mit Sorge“, erklärt die Öko-Partei, die betont: „Bei den Nationalratswahlen am Sonntag haben alle Regierungsparteien deutlich verloren, sie büßen die Unzufriedenheit und Verunsicherung der Bevölkerung ein, die sich durch die Veränderungen zur Überwindung der aktuellen Krisen überfordert fühlt. Ein Wahlergebnis mit äußerst gefährlichen Folgen für unsere Provinz: Südtirol genießt die Schutzfunktion Österreichs, Garant für den Minderheitenschutz der deutschen und ladinischen Minderheiten und für unsere politische Autonomie. Mit einer nationalistischen FPÖ in der Regierung ist dieser Zustand in Gefahr.“

    Einmal mehr verurteilen die Grünen in diesem Zusammenhang die Entscheidung der SVP und des Präsidenten Kompatscher, eine Regierung mit rechtsextremen Parteien zu bilden. „Ein verzweifelter Versuch, die homophoben und diskriminierenden Ideen der Koalitionspartner zu verharmlosen, die sich nun Tag für Tag in unsere Gesellschaft einschleichen. Eine Entscheidung, die sich heute mehr denn je angesichts des politischen Tornados, der in Europa tobt, als falsch und gefährlich erweist. Zu glauben, dass wir mithilfe der Rechten unsere Autonomie stärken können, ist purer Zynismus“, sagt Brigitte Foppa, Sprecherin der Grünen Fraktion im Landtag. 

     

  • Brandgefährliche Brandmauern

    Glückwünsche hingegen kommen von der Südtiroler Schwesterpartei, den Freiheitlichen. „Dieser Erfolg zeigt deutlich, dass die Menschen in den entscheidenden Themen wie unkontrollierte Massenzuwanderung, Sicherheitsprobleme, importierte Gewalt und den Missbrauch des Sozialsystems die FPÖ als die einzige Partei mit Lösungskompetenz wahrnehmen“, erklärte Roland Stauder, Obmann der Freiheitlichen. 

  • Roland Stauder, Obmann der Freiheitlichen: „Brandmauern gegen den Volkswillen sind in der Demokratie brandgefährlich.“ Foto: Freiheitliche

    Das Wahlergebnis markiere einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einem Politikwechsel in Europa. Nachdem die Wählerinnen und Wähler in zahlreichen europäischen Ländern bereits signalisiert hätten, dass es in wesentlichen Fragen einer Kurskorrektur bedürfe, haben nun auch die Österreicher ein klares Zeichen gesetzt. „Der deutliche Wahlsieg der Freiheitlichen zeigt, dass die Österreicherinnen und Österreicher bereit sind, den Weg mit Kanzler Kickl weiterzugehen, um die drängenden Herausforderungen der Zeit endlich anzugehen, anstatt sie weiter hinauszuzögern. Daher darf es kein weiteres Ausgrenzen der patriotischen FPÖ geben, denn Politik muss für die Menschen da sein – und nicht umgekehrt“, so der Obmann der Freiheitlichen. Die Bevölkerung habe ganz klar die sogenannten Brandmauern abgewählt und dulde dieses, den Wählerwillen verachtende, kindische Getue der Alt-Parteien nicht. „Brandmauern gegen den Volkswillen sind in der Demokratie brandgefährlich. Nicht zuletzt ist der Wahlerfolg auch für Südtirol äußerst positiv zu bewerten. Die Österreichischen Freiheitlichen waren und bleiben ein verlässlicher Partner für Südtirol, dem die Anliegen des Landes nicht nur in Sonntagsreden, sondern auch im politischen Handeln stets am Herzen lagen und liegen“, so die Freiheitlichen.  

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Johannes Engl So., 29.09.2024 - 22:06

Zum Thema "Altparteien", Fakten für Herrn Stauder über das Alter der Parteien in Österreich
SPÖ: 135 Jahre
ÖVP: 79 Jahre
FPÖ: 66 Jahre (sic)
Grüne: 38 Jahre
So frisch ist die FPÖ auch wieder nicht, aber wie man zur Kenntnis nehmen muss: aktuell ziemlich beliebt in Österreich.

So., 29.09.2024 - 22:06 Permalink
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Günther Stocker Mo., 30.09.2024 - 08:02

Die Wahl freut die SVP und Kompatscher- rechts kommt immer mehr in Mode,
da muss man neidlos anerkennen dass sie Kompatscher und Co sich schon rechtzeitig mit den Postfaschisten ins Bett gelegt hat, nachdem die Lega als erste Runde gedient hatte.

Mo., 30.09.2024 - 08:02 Permalink
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△rtim post Mo., 30.09.2024 - 11:49

Antwort auf von Günther Stocker

Neo-faschistinnen und -faschisten. Das „Post-“ würde ja implizieren, dass man den Faschismus überwunden hätte. Die aktuelle Nachfolgepartei des Movimento Sociale Italiano die Fratelli d’Italia hat nach wie vor ein Symbol für das Grab Mussolinis auf dem Parteiemblem – es ist völlig eindeutig, dass FdI neo-faschistisch geprägt ist.

Mo., 30.09.2024 - 11:49 Permalink
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Hartmuth Staffler Mo., 30.09.2024 - 08:24

Die Interpretation des "Volkswillens" ist eine schwierige Sache. Wenn die FPÖ 29 Prozent der Stimmen bekommen hat, dann sagt das doch aus, dass 71 Prozent der Wähler sie nicht in der Regierung haben wollen. Diesen Volkswillen sollte man berücksichtigen.

Mo., 30.09.2024 - 08:24 Permalink
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Peter Gasser Mo., 30.09.2024 - 10:18

Antwort auf von Günther Stocker

das “ist nicht an den Haaren herbeigezogen”, das ist schlichte, einfache Mathematik.

Wer die FPÖ in der Regierung haben wollte, hat sie gewählt.
Das taten 29%.

Der Rest wollte dies nicht.
Das sind dann nach Adam Riese 71%.

Das hat nichts mit Haaren und Herbeiziehen zu tun.
Das ist einfachste Mathematik.

.

Zitat: “Aber Demokratie ist dafür da dass ein jeder sich seine Welt ein wenig zurecht rückt”:
das belegen der Post oben anschaulich: da erscheinen 29% plötzlich als eine Mehrheit und nicht als eine Minderheit im Ganzen.

Meinung statt Mengenlehre.

Mo., 30.09.2024 - 10:18 Permalink
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Günther Stocker Mo., 30.09.2024 - 10:39

Antwort auf von Peter Gasser

Wie schon gesagt, jeder kann es interpretieren wie er will.
Die Wähler haben für eine Partei gestimmt und nicht gegen eine mögliche Regierungsbeteiligung.

Vielleicht fällt die ÖVP wieder mal um und geht eine Regierungsbeteiligung mit der FPÖ ein.
Sie sagt ja NICHT nein zur FPÖ, sondern nur zu Kickl!

Schon vergessen?

Mo., 30.09.2024 - 10:39 Permalink
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Milo Tschurtsch Mo., 30.09.2024 - 16:10

Antwort auf von Peter Gasser

Herr Gasser, es geht hier um die politische AUSRICHTUNG der versch. Parteien und da hat das traditionell-konservative Lager zusammen deutlich die Mehrheit, denn die ÖVP ist in ihrem Markenkern eine stockkonservative Partei .
Ich wüsste nicht welche GEMEINSAME politische Ausrichtung die anderen Parteien (alle außer der FPÖ) haben. Ober ist alle gegen einen jetzt auch schon ein politisches Programm?
Sollte die ÖVP mit anderen eine Regierung bilden wollen, dann muss sie auch liefern was die Mehrheit der Wähler bestellt haben, nämlich ein konservatives Programm mit deutlich konservativ ausgerichteten Inhalten.

Mo., 30.09.2024 - 16:10 Permalink
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Peter Gasser Mo., 30.09.2024 - 18:31

Antwort auf von Milo Tschurtsch

Zitat: “... und da hat das traditionell-konservative Lager zusammen deutlich die Mehrheit“:

ich gehe davon aus, dass Sie wissen, wie demokratische Mehrheiten zustande kommen.
Jene Parteien, welche zusammen ein Programm entwerfen und eine Koalition eingehen, die mehr als 50% zusammenbringen, haben die Mehrheit. So ist das.

Mo., 30.09.2024 - 18:31 Permalink
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Milo Tschurtsch Mo., 30.09.2024 - 19:23

Antwort auf von Peter Gasser

"Jene Parteien, welche zusammen ein Programm entwerfen und eine Koalition eingehen, die mehr als 50% zusammenbringen, haben die Mehrheit. So ist das."
Naja da ist aber immer noch der Wählerwille der eine Politische RICHTUNG die vorab beworben wird damit der Wähler darauf reagieren kann VORGIBT. Wenn das Votum eindeutig ist ( z.B Konservative Mehrheit ÖVP -FPÖ) und die Parteien danach um des Machterhaltes willen sich mit anderen politischen Lagern, die ganz andere politische Vorstellungen haben zusammentun , dann kann man von der Umsetzung des Wählerwillens nicht mehr sprechen.
Wenn man wie die ÖVP dies tun will und somit ihr Profil verwässern anstatt zu schärfen (um der Stimmung in der Bevölkerung genüge zu tun) ist das ihr Schaden aber mit Demokratie (Volksherrschaft) hat das nichts zu tun. Die Politik verzerrt immer mehr ihren Auftrag, nämlich zu verstehen, dass sie den Willen des Volkes zu exekutieren haben und nicht ihre Machtgelüste befriedigen dürfen.
Übertragen auf Südtirol würde das Szenario Folgendes sein: Alle weigern sich der SVP als stimmenstärkster Partei als Koalitionspartner zur Verfügung zu stehen und beschließen eine Koalition "aller anderen" zu bilden. Dann könnte eine andere Person (etwa Sven Knoll, schließlich im Gegensatz zu den österreichischen Parteien ein Wahlgewinner) ) mit Unterstützung der anderen Landeshauptmann werden und die anderen wären alle Teil der Regierung und die SVP als stimmenstärkste Partei in der Opposition . Denn jede Wählerstimme ist schließlich gleich viel wert.
Ein solches Demokratieverständnis würde unabhängig von den Personen niemand für gut heißen weil dem Stimmenstärksten die Regierungsbildung zusteht und auch nicht sabotiert werden darf (wenn man demokratisch denkt).
Trotzdem wäre dieses Szenario möglich und genau das ist NICHT demokratisch, denn es entspricht nicht dem Wählerwillen ,dass die Wähler die eine Partei am meisten stärken nicht in der Regierung sind.

Mo., 30.09.2024 - 19:23 Permalink
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Peter Gasser Mo., 30.09.2024 - 19:41

Antwort auf von Milo Tschurtsch

Sie liegen wohl falsch.
Es gibt kein Postulat in der Demokratie, dass die stärkste Partei regiert.
Auch wenn Sie dies gerne herbeibeten möchten.

Es regiert, wer diplomatisch und dynamisch und seriös genug ist, dass er Koalitionspartner für ein gemeinsames Programm findet (der FPÖ-Chef hatte seine politischen Kontrahenten kurz zuvor noch als „Volksunterdrücker“, „Volksverräter“, „Mittäter“ und „Einheitspartei“ diffamiert).

Mo., 30.09.2024 - 19:41 Permalink
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Milo Tschurtsch Mo., 30.09.2024 - 21:44

Antwort auf von Peter Gasser

Nein ich liege nicht falsch. Postulat gibt es keines aber Respekt vor dem Wähler, der früher selbstverständlich vorhanden war. Heute überwiegt politisch motiviertes Gemauschel in den schlimmsten Facetten. Da werden einzig und allein um des Ausschließens anderer willen, Koalitionen gebildet und das vorab dem Wähler präsentierte Programm (dessentwegen man gewählt wurde) so verwässert und verbogen, weil man im Grunde ja total gegensätzliche Ansichten hat, dass man es nicht wiedererkennen kann.
Und da geht es beileibe nicht darum wer "diplomatisch ,dynamisch und seriös genug ist, dass er Koalitionspartner für ein gemeinsames Programm findet" (was eh kein solches sondern nur eine Zweckgemeinschaft zum Machterhalt ist), denn wer "geeignet" ist, legt der Wähler fest, indem er eine politische AUSRICHTUNG (in diesem Fall die konservative) festlegt.
Aber um das Demokratieverständnis ist es immer schlechter bestellt. Man biegt sich alles zum Machterhalt zurecht (Thüringen). Aber dort hat man schließlich auch schon Wahlen rückgängig gemacht. Also die Frustration der Wähler braucht einen nicht zu wundern
Was heute aber anders ist als noch vor einigen Jahren, vor den Bürgern und Wählern können gewisse Machenschaften nicht mehr so leicht verborgen werden und die Quittung folgt oft auf dem Fuß, was gewisse Politiker dann noch wundert.

Mo., 30.09.2024 - 21:44 Permalink
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Manfred Klotz Di., 01.10.2024 - 07:36

Antwort auf von Milo Tschurtsch

Sie liegen nicht nur falsch. Sie liegen total falsch. Auch im österreichischen Grundgesetz ist festgeschrieben, dass der Staatspräsident den Regierungsauftrag erteilt und das tut er unter Berücksichtigung der Aussichten auf eine stabile Regierung. Nur wenn eine Partei die Mehrheit derer, die zur Wahl gegangen sind (also gar nicht mal der Wahlberechtigten) auf sich vereinen könnte, wäre der Auftrag an eine andere Partei, eine Regierung zu bilden, ein "Betrug" am Wählerwillen. Die FPÖ verkörpert nun mal nicht die Mehrheit der Wähler und vertritt sie damit auch nicht. Das hat überhaupt nichts mit Gemauschel zu tun. Also ist es um Ihr Demokratieverständnis schlecht bestellt, würde ich mal sagen. Welche Machenschaften werden denn verborgen Herr Tschurtsch? Die die die FPÖ erfindet? Wobei, wenn es um "Machenschaften" geht ist die FPÖ ja sehr erfolgreich.

Di., 01.10.2024 - 07:36 Permalink
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Milo Tschurtsch Di., 01.10.2024 - 09:24

Antwort auf von Manfred Klotz

Und was soll an der "Aussicht auf eine stabile Regierung" in einer FPÖ-ÖVP Regierung nicht gegeben sein, hat doch der Wähler ein solch konservatives Lager klar präferiert.
Eine Aussicht auf eine stabile Regierung scheitert nur an der Verweigerung der ÖVP mit jenen zu kooperieren (FPÖ) die in etwa zum selben Lager gehören (also in etwa dieselben Vorstellungen haben) und das diejenigen die zur Wahl gegangen sind, mehrheitlich gewählt haben.
Wenn man als ÖVP aus politischem Kalkül heraus sich aber mit jenen zusammentut, die eine andere Vorstellung haben als man selbst und als jene MEHRHEIT die diese "Vorstellungen" eben NICHT gewählt hat, und sein Parteiprogramm für das man gewählt wurde derart verwässern muss , dann ist das klar ein Verrat am Wählerwillen . Das mag zwar zu einer "stabilen Regierung" führen aber entspricht nicht dem was die Wähler mehrheitlich gewählt haben (traditionell konservativ bürgerlich) und eben nicht dem Wählerwillen der mit entsprechenden Koalitionen (FPÖ-ÖVP) leicht umgesetzt werden könnte.
Also nochmal: Eine Mehrheit (dass es sich immer um diejenigen handelt, die zur Wahl gegangen sind, ist ja logisch) hat die politisch konservativen Vorstellungen von FPÖ-ÖVP gewählt, aber NICHT diejenigen politischen Vorstellungen derer mit denen die ÖVP koalieren will. Also kann man davon ableiten dass es um alles andere geht , aber nicht um den Wählerwillen. Und wie eine "stabile Regierung" (Koalition der Verlierer) ohne Wählerwillen zu rechtfertigen ist, wissen auch nur die Akteure derselben. Aber vielleicht geht es um den gar nicht mehr.
Was die "Machenschaften" generell betrifft braucht grundsätzlich keine Partei der anderen etwas vorzuwerfen. Hier geht es aber explizit um das "Zurechtbiegen" zwecks Machterhalt wie man es gerade braucht. Dabei genügt es dass formal alles den Anschein von demokratischer Vorgangsweise hat, was auch stimmt. Formal ist alles rechtens, aber der demokratische Wille der offenbar wurde, wird ausgetrickst und das immer ungenierter. Aber vielleicht ist das auch einmal gut so, indem die wirkliche Motivation offenbart wird.

Di., 01.10.2024 - 09:24 Permalink
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Peter Gasser Di., 01.10.2024 - 10:05

Antwort auf von Milo Tschurtsch

Sie wollen es nicht annehmen (um nicht das Wort ‘verstehen’ zu verwenden).
Die verschiedenen Vorstellungen von Gesellschaft (früher schwarz, rot, grün, gelb) sind gleichWERTig;
JEDE Koalition daraus, die rechnerisch eine Mehrheit ergibt, entspricht dem Wählerwillen.

Ihr Ansatz erscheint mir elitär, wertend, ausschließend.

Di., 01.10.2024 - 10:05 Permalink
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Milo Tschurtsch Di., 01.10.2024 - 17:24

Antwort auf von Peter Gasser

Ja Herr Gasser die verschiedenen Vorstellungen von Gesellschaft sind wirklich gleichwertig und jede Koalition daraus ist rechnerisch möglich und kann eine Mehrheit ergeben.
ABER: Jede rechnerische Mehrheit ist rein formal und theoretisch sicherlich möglich. Auch in Südtirol wären andere Mehrheiten durchaus möglich (hatte ich schon genannt).
Aber die rein mathematischen Möglichkeiten sollten eben nicht nur theoretisch gestrickt sein, sondern auch den Wählerwillen repräsentieren.
Und wie gesagt, eine Mehrheit an Wählern hat mit ÖVP-FPÖ konservativ bürgerlich gewählt, da ist das Wahlergebnis eindeutig.
Wenn sich die ÖVP aber mit jenen zusammentut, die eben nicht traditionell konservativ ausgerichtet sind uns sie deshalb selbst, und das ist der springende Punkt ihre Ausrichtung verwässern und den anderen anpassen muss, dass von der konservativen Ausrichtung weder bei der ÖVP noch bei deren Partner (hier a priori) nicht mehr viel übrig bleibt, dann kann man nicht mehr sagen dass dem Wählerwillen Genüge getan wurde. In diesem Fall ist das Programm der ÖVP eben nach der Wahl nicht mehr das was es vorher war, und deretwegen sie gewählt wurde. Bei einer Koalition mit der FPÖ wäre das eben anders, weil eben die Grundausrichtung ähnlich ist.
Und das ist die krux bei dieser Sache : Man interpretiert den Wählerwillen oder man handelt nach rechnerisch möglichen Kriterien. Was kommt beim Bürger an: Jetzt haben wie mehrheitlich konservativ gewählt und bekommen das Gegenteil, weil die politischen Akteure nicht das umsetzen wollen was bestellt wurde und hier in diesem Fall ist eindeutig der Machtanspruch, den man nicht abgeben will, ausschlaggebend. Das tritt klar zu Tage.
Der Frust ist vorprogrammiert: "Zu wos soll miar wähln, de tian jo eh wos sie welln". Haben Sie sicher auch schon gehört.

Di., 01.10.2024 - 17:24 Permalink
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Stefan S Di., 01.10.2024 - 18:15

Antwort auf von Milo Tschurtsch

"eine Mehrheit an Wählern hat mit ÖVP-FPÖ konservativ bürgerlich gewählt,"
Eigenartige sichtweise, also mindestens 15% + X FPÖler sind Rechtsextreme und haben mal so gar nichts mit konservativ zutun.
Nur mal so als Bsp. Polen hat eine Regierung ohne die rechtspopulistischen stärkste Kraft der PIS. Scheint gut zu funktionieren.
In den Bundesländern Baden Württemberg und Schleswig Holstein gibt es Grün/Schwarze bzw. Schwarz/Grüne Landesregierungen welche relativ gut und geräuschlos funktionieren.
Ihre Argumentation ist mal wieder schlichtweg Faktenarm bis Faktenlos. Populistisch wie eh und je.🥱

Di., 01.10.2024 - 18:15 Permalink
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Milo Tschurtsch Di., 01.10.2024 - 21:53

Antwort auf von Stefan S

Parteien innerhalb des Verfassungsbogens dürfen antreten und auch gewählt werden. Wären sie nicht verfassungskonform dürften sie eben nicht antreten.
Weiters behauptet niemand dass Regierungen ohne "Rechtspopulisten" (doch nicht Rechtsextreme ?) nicht funktionieren. Wenn sie so gewählt wurden, sind sie doch wohl okay. Denn nur darum geht es, was gewählt wurde.
In Österreich sehe ich nicht dass das schwarz-grüne Lager gestärkt wurde im Gegenteil, das konservative ( von Ihnen als rechtsextrem also verfassungsfeindlich bezeichnete) Lager wurde gestärkt und dieser Wählerwille sollte halt auch in der Regierung widergespiegelt werden. Sollte! Selbstverständlich ist das nicht, denn das pragmatische auf Machterhalt bezogene Element setzt sich "demokratisch" oft durch. Formal jedoch völlig korrekt, manche sehen es als "demokratisch" an, ich nicht.
Folgender Artikel erschienen im ( linken) Standard dürfte Ihnen nicht nur aus der Seele sprechen sondern auch die eine oder andere Erklärung des Wahlergebnisses (FPÖ Stimmen kommend von bisherigen Nichtwähler) liefern:

https://www.derstandard.at/story/3000000238820/das-corona-echo-der-wahl

Di., 01.10.2024 - 21:53 Permalink
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Herta Abram Mo., 30.09.2024 - 08:55

Ein deutlicher Wahlsieg für die faschistische Partei Österreichs. Das Land reiht sich solide ein in die es umgebenden Nachbarn: Italien, Ungarn, Slowakei, bald Tschechien.
Und jetzt? Mir graut vor all den hilflosen Phrasen, vor dem geschäftigen Gebrabbel, vor den wirren Spekulationen, vor der unpolitischen Vernebelung von allem, vor dem Abschied von jeder ethischen Unterscheidungsfähigkeit.

Mo., 30.09.2024 - 08:55 Permalink
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Peter Gasser Mo., 30.09.2024 - 09:54

Der Obmann der Freiheitlichen sagt: “Der deutliche Wahlsieg der Freiheitlichen zeigt, dass die Österreicherinnen und Österreicher bereit sind, den Weg mit Kanzler Kickl weiterzugehen...”:
also 29% der Osterreicher sind mathematisch nicht die Mehrheit der Österreicher - der Wahlgang zeigt, dass 71%, also die klare Mehrheit, Kickl NICHT als Kanzler wollen.

Kleines 1x1...

Mo., 30.09.2024 - 09:54 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Mo., 30.09.2024 - 21:57

Wenn man auch die Nichtwähler in Betracht zieht, hat wohl "nur jeder Fünfte die Stimme für die FPÖ abgegeben.
Vor rund 90 Jahren hat ein ebenfalls braunes Ungeheuer, damals von recht unbedarften Volks-"VER"-Tretern geduldet / mit Beifall begleitet, die Macht an an sich gerissen.
5 Jahre später "wurde der vemeintliche ERLÖSER, mit allen Ehren in Österreich empfangen!"
2 von 10 Österreichern sind nach der Blamasche mit dem HAIDER, "wieder -r e c h t - -l e i c h t f e r t i g- auf den -b r a u n e n- UN"-HEILSBRINGER KICKL herein-gefallen!

Mo., 30.09.2024 - 21:57 Permalink
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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Di., 01.10.2024 - 07:32

Der südtirolfeindliche Salvini hat sich begeistert über den Wahlerfolg des Kickl gezeigt. Wenn sich die Rechtsextremisten nördlich und südlich des Brenners einig waren, dann war das für Südtirol immer fatal.

Di., 01.10.2024 - 07:32 Permalink