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Mit Loops gegen Kalterer Speicherbecken

Mit einem Konzert am 19. Oktober 2024 versuchen James Bach und der Kalterer Verein „Unser Wald“ Überzeugungsarbeit gegen die Errichtung von Speicherbecken in bislang unberührten Waldgebieten im Überetsch zu leisten.
Buchenwald Altenburg/Kaltern
Foto: Martin Spitaler
  • Martin Spitaler ist weder wütend, noch aufgeregt, als wir ihn vor wenigen Tagen in Kaltern treffen, um über sein geplantes „Waldkonzert“ in Altenburg bei Kaltern zu sprechen.

    Dabei wird Spitaler am Samstag, 19. Oktober 2024, um 11 Uhr, genau an jenem Ort inmitten des unberührten Buchenwaldes als James Bach ein Konzert spielen, an dem die Gemeinde Kaltern die Errichtung eines Speicherbecken beschlossen hat.

    Spitaler: „In Rastenbach soll eines von sechs Speicherbecken errichtet werden, das größte von allen. Es soll in etwa die Ausmaße von Kaltern Dorf haben. Das Zweitgrößte ist in Montiggl geplant, auch wieder an einem Ort, der eigentlich unberührt bleiben sollte. Die Gemeindeverwaltung Kaltern sagt zwar, dass sie sich andere Standorte für die Speicherbecken überlegt, aber die Beschlüsse sind – unabhängig davon – weiterhin aufrecht. Mein Wunsch, mein Ziel, wäre es, dass die diesbezüglichen Beschlüsse vom 27. April 2023 definitiv widerrufen werden.“

    Spitaler weiter: „Ich bin nicht gegen das Speichern von Wasser, aber ich finde, dafür sollten Orte verwendet werden, die nicht so wertvoll sind wie die Wälder.“ Und er betont, dass es ihm bei dieser Aktion nicht um Konfrontation geht, sondern er möchte mit Argumenten überzeugen und versuchen, bei den Befürwortern dieser Standorte – auch mit seiner Musik - ein Umdenken in Gang zu setzen.

    Spitaler ist nicht allein bei der Umsetzung dieses Vorhabens. Ursprünglich ist er mit seiner Konzert-Idee an die Umweltgruppe Kaltern herangetreten und konnte diese dazu gewinnen, das Konzert gemeinsam zu organisieren. 

    Mittlerweile haben sich auch der Verein „Unser Wald“ und weitere engagierte Kalterer Vereine der Aktion angeschlossen. Gemeinsam möchten sie die Öffentlichkeit mit dem Konzert von James Bach für den Erhalt des Buchenwaldes in Altenburg sensibilisieren und die Gemeindeverwaltung von Kaltern davon überzeugen, sich durch das Widerrufen der Beschlüsse Nr. 160, 161, 162 und 163 vom 27. April 2023, konkret von den ursprünglichen Plänen zu distanzieren.

  • Sensibilisierung für ein unberührtes Waldgebiet in Kaltern: Das Konzert mit James Bach findet am 19. Oktober 2024 in Altenburg (Kaltern) am Ort des geplanten Speicherbeckens statt. Foto: rhd / salto.music
  • Wieso ist der Wald so wertvoll?

    Spitaler liefert im Gespräch gar einige Argumente für den Erhalt des Waldes, Argumente, die nicht nur für Kaltern gelten, sondern teilweise universell angewandt werden können. Er beginnt damit, dass er auf den Verweis antwortet, dass die Errichtung von Speicherbecken gleichzeitig auch ein Schutz vor Erosion wäre.

    Spitaler: „Der Wald selbst ist der beste Erosionsschutz überhaupt. Sie wollen Wasserspeicher in einem gesunden Waldgebiet bauen, das an und für sich bereits ein Wasserspeicher ist ... seit vielen Millionen von Jahren. Es ist unsinnig, einen natürlichen Wasserspeicher zu zerstören, um mit viel Aufwand einen künstlichen Wasserspeicher zu bauen, und – darüberhinaus – dabei auch noch von Nachhaltigkeit zu sprechen.“

    Spitaler erwähnt den praktischen Nutzen des Waldes für die Bevölkerung als wirkungsvolles Naherholungsgebiet, verweist dabei auch darauf, dass der viel begangene „Kalterer Friedensweg“ durch das Gebiet in Altenburg führt und für den Tourismus in Kaltern seine Bedeutung hat.

    „Dieser Ort ist mittlerweile zu einem wirklichen Treffpunkt für die Menschen geworden und es wäre sehr schade, würde man ihn niederreißen.“ Spitaler weiter: „Der Wald gehört der Allgemeinheit und nicht den Bauern, für deren Felder das Wasser gesammelt werden soll. Zudem handelt es sich hier um einen nahezu reinen Buchwald, eine Seltenheit für Südtirol. Das alleine wäre bereits Grund, das Gebiet so zu belassen wie es ist.“

    Was sich Martin Spitaler und der Verein „Unser Wald“ wünschen ist, dass die Gemeindeverwaltung prinzipiell davon absieht, dass für die Speicherbecken Waldgebiete zu nutzen: „Wir brauchen den Wald mehr, als er uns braucht. Die Natur ist unsere Lebensgrundlage, wir sollten versuchen sie zu erhalten, nicht zu zerstören.“ 

  • Foto: James Bach
  • Am Samstag, 19. Oktober 2024, 11 Uhr, wird es auch einige kurze Ansprachen geben, aber es soll vor allem die Musik von James Bach sein, die im Mittelpunkt steht.

    Die instrumentalen Stücke mit denen James Bach bereits seit einigen Jahren unterwegs ist und die er immer wieder in der freien und unberührten Natur aufführt, hat einen spirituellen, nach innen gerichteten Charakter und eignet sich also sehr gut als gedankliche und emotionale Brücke zwischen Mensch und Natur.

    Spitaler arbeitet gerade am Nachfolgealbum zu „One Take“ (2023). Erste Songs sind bereits fertig geschrieben, arrangiert und – wie gewohnt in einem Take – aufgenommen und warten nur mehr darauf gemastert und veröffentlicht zu werden ... was geschehen wird, wenn die restlichen Songs des dritten James Bach-Albums bereit sind. Zu erwarten ist das Album zu Beginn des nächsten Jahres.

  • Der Wald ist selbst der beste Wasserspeicher: Die insgesamt sechs geplanten Speicherbecken in Kaltern sollten laut James Bach und der Umweltgruppe Kaltern nicht inmitten unberührter Waldgebiete angelegt werden. Foto: Martin Spitaler
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Franz Pattis Fr., 11.10.2024 - 11:36

Super Initiative!
Vielleicht könnte man so ein Konzert natürlich außerhalb der Vogel-Brutzeit auch mal auf der Wiese am Westrand des Brixner Auwaldes veranstalten?!
Somit könnte einmal mehr auf die geplante Zerstörung dieses wertvollen Ökosystems hingewiesen werden!
Die Brixner BETON-Firma PROGRESS will nämlich dort ein neues Betriebsgebäude errichten…..

Fr., 11.10.2024 - 11:36 Permalink