Wirtschaft | Forschung

Im Garten des Fortschritts

Beim „Laimburg Integrated Digital Orchard“ handelt es sich um ein Freilandlabor in dem modernste Technologien getestet und präsentiert werden. Digitalisierung soll in Zukunft bei Problemen der Landwirtschaft helfen.
LIDO Laimburg
Foto: SALTO
  • In Pfatten spielt Zukunftsmusik. Im sogenannten „LIDO“ der Laimburg werden modernste auf dem Markt verfügbare Technologien der Landwirtschaft getestet. Der „Laimburg Integrated Digital Orchard“, kurz LIDO, ist ein einzigartiges Freilandlabor, auf dem innovative Technologien und Produkte von Firmen und Forschungsinstitutionen unter realen Freilandbedingungen getestet werden. Gleichzeitig ist das Lido auch ein Demonstrationsbetrieb, in dem Unternehmen die Gelegenheit geboten wird, ihr Produkt zu testen, zu validieren und zu präsentieren. Die Forscher der Laimburg haben dadurch auch die Gelegenheit, die Produkte zu beobachten und zu bewerten, um Landwirten, die an einer Technologie interessiert sind, neutrale und unabhängige Informationen liefern zu können.

  • Das LIDO: Auf diesem Hang befindet sich die Weinreben des Labors. Foto: SALTO
  • Das Ziel hinter dem Projekt: digitale Innovationen in der Landwirtschaft fördern und greifbar machen um Problemlösungen zu finden. Mit Fokus auf Herausforderungen der Südtiroler Landwirtschaft wie dem Bedarf einer nachhaltigeren und ressourcenschonenden Produktion, dem Klimawandel und dem Mangel an spezialisierten Arbeitskräften will das LIDO, Digitalisierung und Robotik in der Landwirtschaft vorantreiben.
    Dazu gehören automatisierte Bewässerungs- und Düngungssysteme, innovative Methoden des Pflanzenmanagements sowie die Integration von Sensortechnologien, fortschrittlichen Prognosemodellen und Entscheidungssystemen. Weiters ist das Labor mit einer stationären Applikationsanlage von Pflanzenschutzmitteln ausgestattet. Alle gewonnen Daten fließen in ein Cloud-basiertes Managementsystem ein, wodurch Vorgänge in der Anlage remote gesteuert werden können. All die Systeme sollen Obstbauern als Entscheidungshilfen dienen und die Arbeit im Obstbau informationsreicher gestalten. 
    Das Leitthema des Labors wird jedes Jahr neu bestimmt. Im laufenden Jahr lautet es „Intelligente Messung der Fruchtgröße und des Fruchtzuwachses“. Das Thema das kommenden Jahres werden voraussichtlich „Vision Systems“ sein. Also Bilderkennungssysteme, die beispielsweise Krankheiten oder den Reifegrad erkennen können.

  • Innovation seit 50 Jahren

    Nächstes Jahr feiert die Laimburg ihren 50. Geburtstag. In dieser Zeit entstanden viele Pilotprojekte und Erfindungen. Erste Meilensteine erreichten die Forschenden in Pfatten bereits vor über 20 Jahren. Damals wurden Äpfel, genauso wie heute, in sogenannten „Dynamisch kontrollierten Atmosphären“ gelagert. Konkret bedeutet das, dass Äpfel unter niedrigem Sauerstoff und hohem CO₂-Gehalt gelagert werden. Die Früchte werden dabei in eine Art „Stand-by-Zustand“ verlegt. Es gab jedoch ein Problem. Waren die Äpfel unter genannten Bedingungen erst einmal in der Zelle eingeschlossen, gab es keine Möglichkeit, den laufenden Zustand der Früchte zu bewerten. Bei dieser Art der Lagerung muss jedoch alles genau stimmen: ist der Sauerstoffgehalt zu hoch, verderben die Äpfel, ist er zu tief, „ersticken“ sie im CO₂. In den 2000ern wurden deshalb erstmals Sensoren eingesetzt, die den physiologischen Zustand der Äpfel in Echtzeit messen um zu erkennen, ob sie Athmosphäre passt. Gleichzeitig ist es möglich, den Sauerstoffgehalt dynamisch anzupassen, sodass die Früchte immer in der perfekten Atmosphäre lagern. „Das ist ein erstes bahnbrechendes Digitalisierungsprojekt, das hier an Laimburg entstanden ist“, erklärt Walter Guerra, Leiter des Instituts für Obst- und Weinbau im Versuchszentrum. Mittlerweile wird dieses System weltweit verwendet.

  • Spezielles Wachssystem: Die Obststräucher im LIDO werden zweidimensional gehalten. Foto: SALTO
  • Die Zukunft ist jetzt

    Heute forschen und testen Guerra und seine Kollegen im freien, unter echten Bedingungen. Innovation beginnt im LIDO bereits bei der Art und Weise, wie die Obstpflanzen, bis dato nur Äpfel und Weintrauben, gezüchtet werden. Während es im Südtiroler Obstbau üblich ist, Pflanzen dreidimensional wachsen zu lassen, gedeihen sie hier an der Laimburg zweidimensional. Dabei werden die Bäume so gepflanzt, dass die Stämme, entgegen der Natur, horizontal und die Äste vertikal wachsen. „Die Idee hinter dieser Fruchtwand ist, dass mögliche zukünftige Technologien wie Bilderkennungssysteme für Zählung oder Krankheitserkennung sich in einem Bi-Dimensionalen Obstgarten leichter zurechtfinden“, erläutert Guerra. In diesem Spezialgarten kommen eine Reihe von speziellen und innovativen Gerätschaften zum Einsatz, die Landwirten die Arbeit in Zukunft erleichtern oder zumindest digitaler gestalten sollen. So zum Beispiel stationäre Säulen für Pflanzenschutzmittel. Diese ermöglichen das „Spritzen“ per Knopfdruck und der Bauer muss nicht mehr mit Traktor oder Sprühflasche ins Feld um diese Tätigkeit zu verüben. Das spart Zeit und Mühen.

     

    „Die Geräte können Veränderungen kleiner als Millimeter wahrnehmen.“

     

    Auch für die Bewässerung gibt es neue Technologien. So etwa ein Sensor im Boden, der die Feuchtigkeit der Erde beziehungsweise das verfügbare Wasser im Boden misst und somit dem Landwirt sagen kann, wann er bewässern sollte. Eine ähnliche Funktion verfolgt „FylloClip“, eine Art Klammer, die an der Laimburg entwickelt wurde. Der Clip wird auf dem Blatt einer Pflanze befestigt, wo er anschließend die natürliche Wasserverdunstung auf der Blattunterseite misst. Dadurch lassen sich Rückschlüsse auf die Wasserversorgung der Pflanze machen. 
    2024 lautet das Motto im LIDO wie erwähnt „Intelligente Messung der Fruchtgröße und des Fruchtzuwachses“. Aufgrund dessen finden sich in der Anlage eine Reihe von Geräten, die das Wachstum der Früchte in Echtzeit messen. Diese Geräte erlauben es dem Bauern zu erkennen, wann das Wachstum nicht so läuft, wie es sollte. Somit kann dieser handeln, indem er zum Beispiel die Bewässerung oder das Düngen anpasst. „Die Geräte können Veränderungen kleiner als Millimeter wahrnehmen. Hier befinden wir uns aber schon in der Präzisionslandwirtschaft“, kommentiert Guerra.

  • Messung der Fruchtwachstums: Es ist möglich tägliche Veränderungen im Wachstum von zum Beispiel Äpfeln zu messen. Foto: SALTO
  • Die Laimburg will im LIDO sowohl Unternehmen als auch möglichen Verwendern der Technologien dienen. Die Produzenten können ihre Produkte kostenlos im digitalen Obstgarten ausstellen und testen. Kunden können im selben Zug auf eine Expertise vonseiten der Laimburg setzen, die die Geräte beobachtet. Jährlich findet auch ein Tag der offenen (Garten-)Tür statt, bei dem Interessenten das LIDO besuchen können, um Informationen zu erhalten und sich Technologien dort anzusehen. Dieser fand zuletzt am 15. Oktober statt.

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Josef Fulterer Sa., 26.10.2024 - 22:20

Südtirol ist im heurigeverschontn Jahr bis jetzt von EXTREM-Auswirkungen der KLIMA-KRISE verschont geblieben, wenn man von den viel zu kalten Bodentemperaturen zum Vegetations-Beginn absieht (bei denen selbst das Unkraut nicht gewachsen ist), die nachfolgende fast tägliche Regenperiode + den ausbleibenden Regen im Sommer vergisst.
Auf die Laimburger wartet viel Arbeit, "wenn sie mit ihren Ratschlägen halbwegs treffend, für die Veränderungen ihre Ratschläge ...

Sa., 26.10.2024 - 22:20 Permalink
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Factum Est Sa., 26.10.2024 - 22:27

Wenn dann Später durch die Technik das Ausdünnen entfällt ist es für denn Landwirt greifbare monetäre Erleichterung und kommt dem Klima entgegen.

Sa., 26.10.2024 - 22:27 Permalink