Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, Gaza, Huthi-Rebellen, China/Taiwan, Extremwetterereignisse, Kaufkraftverlust, Overtourism … last but not least, das Trump-eltier mit dem toten Eichhörnchen auf dem Kopf, das einen Impfgegner als Gesundheitsminister einsetzt. Wie weitermachen in einer Welt am Abgrund? In einigen Dingen ist die Lösung leicht. Ich meine, wer nach dem 5. November noch einen X-Account hat oder Paypal nutzt, hat echt nichts verstanden und „Teslafahrer“ kann man jetzt mit Fug und Recht als Schimpfwort verwenden.
Bei kniffligeren Lebensfragen konsultiere ich den Telegram-Kanal der Sozialunion WIR-NOI. Genau, das offizielle Sprachrohr der Südtiroler Schwurbler. Immer, wenn mir ganz Angst und Bange wird, klicke ich die Telegram-App und lass mich berieseln von noch absurderen Ängsten, noch abstruseren Gedankengängen. Eingedampft auf wenige Worte, könnte man den News-Feed von WIR-NOI - abgesehen von ihrer Kernkompetenz „COVID und Impfung“ - als wohlsortiertes Angebot der gängigen Verschwörungsmythen wie Geoengineering, Chemtrails und HAARP bezeichnen. Ja, HAARP. Sie wissen nicht was das „High Frequency Active Auroral Research Program“, zu deutsch: „Hochfrequenz-Forschungsprogramm zur Polarlichtaktivität“, ist? Aus diesem Grund werden Sie in ein paar Jahren elend dahin siechen und dabei nicht einmal wissen, warum. Wenn man die Ionosphäre mit hochenergetischen Radiowellen beschießt, verursacht man damit weltweit Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Vulkanausbrüche. Capito? Das Wetterphänomen "Kalter Tropfen" in Spanien? HAARP. Der Ausbruch des Vulkans Lewotobi Laki-Laki in Indonesien? HAARP. Dass der Ex-Stadtputz/Ex-Bürgerlistler/Ex-Bürgermeister jetzt um den Titel Ex-JWAler erweitert werden muss? HAARP. Natürlich! Und nein, das hat nichts mit der HAARP-Anlage in Alaska zu tun. Denn mittlerweile wurde deren rudimentäre Technologie zum perfiden 5G weiterentwickelt. Was sonst hat den Colli derart verstrahlt, dass er die Allianz des Anti-Establishments so wehrkraftzersetzend spaltet?
Deshalb warnt WIR-NOI - das laut Agenzie delle Entrate über die 5 Promille der Steuererklärung 2023 von 298 Wohltätern beachtliche 10.660,70 Euro erhalten hat - auch mit Vorträgen vor Ort vor diesem Weltunterjochungszeug namens 5G. Genau der Mobilfunkstandard, der - vergessen wir es nicht - nach gängiger Verschwöhrungslehre die Covid-Viren direkt in unsere Lungen gebeamt hat. Ich versuche gerade für mich den Widerspruch auszuräumen, wie ich denn auf meinem Handytrappele die alternativen Fakten von WIR-NOI konsultieren soll … also heutzutage, wo du gar kein Smartphone mehr kaufen kannst, das diese Teufelstechnologie nicht verbaut hat? Egal, das bisschen Strahlung wiegt die Vorteile von tiefstem Erkenntnisgewinn bei weitem aus.

Da ist beispielsweise der Post vom 31. Mai, der mir die Augen über Photovoltaik geöffnet hat. So eine Anlage verliert “nach etwa 15 Jahren ihre Wirkung“ und ist dann Müll, wurde mir erklärt. Aber nicht „gewöhnlicher Müll, sondern unglaublich giftig und stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Tatsächlich ist der Abfall von Solarmodulen 300 mal schädlicher als Atommüll und seine Entsorgung erfordert eine kostspielige und spezielle Methode.“
Selbst die handvoll Herzchen- und Daumen-hoch-User, konnten da nicht mehr an sich halten und mit Verweis auf die eigene 18 Jahre alte Anlage oder die Tatasche, dass Solarpaneele vor allem aus recycelbarem Glas und Aluminium bestehen, diesen hanebüchenen Unsinn entlarven. WIR-NOI hat sich auch prompt für die „empirische Erfahrung“ des Schwarms bedankt - und gleich nachgefragt, ob das mit dem Recycling auch auf sicheren Quellen beruhe?

Ich muss WIR-NOI einfach mal loben. Tagelang ging mir diese Nachricht nicht mehr aus dem Kopf - regte mein Denken ungemein an: Wer könnte ein Interesse haben, dass man besser russisches Erdgas verfeuert, als in Solar- oder Windkraft zu investieren? Welcher Content Manager bei WIR-NOI ist so bescheuert, einen derartigen Humbug ohne Quellenangabe zu posten und bei Widerspruch nach Quellen zu fragen? Aber es passt ins Narrativ des Telegram-Kanals. Solarenergie: Scheiße. Windkraft: Auch nicht besser. Klimawandel: Existiert nicht. Putin: Ganz okay. Das Rezept zur Weltrettung sind gute Gedanken, Kalendersprüche und Anleitungen für Beruhigungstees. Ich schaue vor allem wegen letzteren immer wieder rein.

Und wegen der Weiterleitungen der DDr. Sie wissen schon, ein Andreas Pöder 2.0, nur halt blond und weiblich. Ich finde es ja faszinierend, dass 200 Jahre nach Pater Haspinger noch immer mit missionarischem Eifer gegen das Impfen gewettert wird. Ich beobachte die Karriere der „Justizministerin“ im Schattenkabinett des "Querdenker"-Anwalts Rainer Fuellmich übrigens schon seit der Causa Milkon-Gastrofresh. Bei ihren Attacken gegen die Christlichen Brüder war ich Fanboy der ersten Stunden. Diese Frau hat Feuer: Wenn sie den Hubert runterputzt und „kognitive Dissonanz“ bei ihm diagnostiziert. Dummer Mensch, der ich bin, musste ich erst mal nachlesen was eine „kognitive Dissonanz“ überhaupt ist und ganz verstanden habe ich es immer noch nicht. Ich glaube, die Renate hat den Hubert beleidigt? Ich glaube, es wäre angemessen gewesen, der Hubert hätte als Retourkutsche eine Ferndiagnose gestellt und der Renate attestiert, dass sie als Ungeimpfte sicher an Long Covid leidet? Ich meine, Covid-19 ist ja unter anderem dafür bekannt, dass es massive neuronale Schäden verursacht, wo dann Orangensaft plötzlich wie Benzin schmecken kann. Zumal der Hubert ja Mediziner ist, während die Renate laut ihrer Vita auf Wikipedia ein Studium der Volkswirtschaft und „Integriertes Diplomstudium der Rechtswissenschaften“ absolviert, aber keine Psychologie studiert hat. Apropos, ich kenne mich in der Psychologie aus! Also Küchenpsychologie. Für mich ist der Befund sonnenklar: Im Zuge einer frühkindlichen Übertragung wurde hier die eigene kognitive Dissonanz bei jemand anderem verortet. Doch, doch: „Kognitive Dissonanz tritt unter anderem auf, wenn man große Anstrengungen auf sich genommen hat, nur um dann festzustellen, dass das Ergebnis den Erwartungen nicht gerecht wird“, schreibt Wikipedia.
Siebzehn Anfragen zur aktuellen Fragestunde hat die VITA-Abgeordnete laut der Datenbank des Landtags gestellt. Alle samt und sonders mit klingenden Titeln wie „Testung auf Sars-CoV-2 in Südtirols Sanität“ oder „Propaganda für Grippe- u. Coronaimpfung 2024“. Andere Themen? Fehlanzeige. Wohnungspreise: Uninteressant. Löhne: Langweilig. Overtourism: Was ist das? Soviel Klientelpolitik kann sich sonst nur der Doofmann in Brüssel für seine Bauern leisten. Dabei ist das Final dieses monothematischen Geplärres nicht die Aufarbeitung der P(l)andemie, also anschauen, wo man, z.B. mit einer 400-Euro-Strafe für einen Tschigg, tatsächlich zu weit gegangen ist, sondern ein inbrünstiges Mea culpa der Zivilgesellschaft und die Abschaffung der „totalitären Gesundheitsdiktatur“ im Hoametl. Das Problem: Aufarbeitung wird mit Entschuldigung verwechselt. Ich erinnere mich an eine Corona-Demo in Berlin, wo die Aluhüte im Jahr 2023 „Wir hatten recht“-skandierend durch die Straßen zogen. Es geht nicht darum, was angemessen, überzogen oder unsinnig war … es geht ums sture Recht-haben. Hier kommen Tiroler Tugenden zum Vorschein! So kann ein Begegnen zwischen der Corona-Gekränkten und dem Dauer-Gekränkten im Palais Widmann nie gelingen. 

Was ich in der ganzen Aufarbeitungsforderung vermisse, sind alternative Lösungsvorschläge, was denn zu tun sei, wenn denn tatsächlich mal eine Zoonose überspringt, die den Ansprüchen der Schwurbler in Bezug auf den Begriff „Pandemie“ Genüge tut? Etwas mit der Übertragbarkeit eines Schnupfenvirus und dem Krankheitsverlauf von Ebola. Zum Beispiel könnte man schon jetzt die Südtiroler Informatik AG beauftragen, ein buchbares Slotsystem für den Recyclinghof zu programmieren, damit man beim nächsten Lockdown zumindest das Glump aus dem entrümpelten Keller los wird.
Wir wissen nur was die Schwurbler nicht wollen. Masken beispielsweise, weil sich dahinter ja das ausgeatmete CO2 staut. Oder Lockdowns. „Wir stellen die Menschen in den Mittelpunkt“, schreibt WIR-NOI auf seiner Homepage. Auf Südtirolerisch: Zärscht kim i; nor long, long nicht; nor a Mischthaufn; nor dr Rescht. Weshalb die Einschränkung der persönlichen Freiheit ein No-Go ist. Da Südtirol auch im 21. Jahrhundert eine bäuerliche Gesellschaft ist, verwundert das nicht. Das Credo unserer Privilegienritter „Des isch mein Grund“, kann man eins zu eins auf den zweiten Glaubenssatz der No-Vax übertragen: „Wir verteidigen unsere Grundrechte“.

Soviel ich verstanden habe, riet der Meraner Psychologe (der nach seinem Fernsehauftritt auf La7 leider völlig von der Bildfläche verschwunden ist) zu viel Frischluft - ein Rat den ich gerne annehme, aber dafür 90 Euro schwarz hin zu legen, ist mir zu teuer. Der Jürgen riet auch zu Frischluft, aber nicht durch ordentlich Lüften, sondern durch Spaziergänge. Der Hannes hatte für seinen Wahlkampf zu den Parlamentswahlen 2022 einen ganzen Maßnahmenkatalog zusammengestellt, wie „Stopp der Geo-Engineering-Programme“, „Stopp 5G“, „Minimierung der elektromagnetischen, physikalischen und chemischen Belastung und Anerkennung von umweltbedingten Krankheiten“, was schon einmal ein proaktiver, präventiver Ansatz ist. Bei seiner möglichen Therapie bin ich mir nicht so sicher. Der Hannes leitete von 2003 bis 2017 ein Unternehmen in dem alternative Arzneimittel hergestellt werden, die landläufig „Grallelen“ genannt werden. Ich phantasiere jetzt mal, dass der Hannes Homöopathie als probates Mittel gegen eine Ebolainfektion ansehen würde? Sagte ich bereits, dass in den USA seit 2016 homöopathische Arzneien mit einem Warnhinweis gekennzeichnet werden müssen, wenn die Wirkung eines Mittels nicht wissenschaftlich belegt ist? Die Piefke sind da nicht so gschamig und sagen gleich Hokuspokus dazu.
Allerdings sollte es laut WIR-NOI gar nie zu einer Ansteckung kommen, ergo keine Heilung von Nöten sein, weil die Schwurbler auf „Vertrauen und Eigenverantwortung“ bauen. Und wenn’s einen doch erwischt, greift eine alte Südtiroler Weisheit: „A Guater hepps und um an Letzn isch nit schod“. Dieser Ansatz gibt mir im Zeitalter des globalisierten Wahnsinns Kraft. Ich bin nämlich ein „Guater“. Keinesfalls ein „Rechter“ - soweit kenne ich mich beim Watten aus, auch wenn mir der Longhoorete dieses Portals unter der Wahrnehmungsgrenze jegliche Kompetenz dahingehend abgesprochen hat. Ich schweife ab.

Ich bin ein „Guater, der’s hepp“, weil mich das „Gift in der Leitung“ wider allen Prognosen bis dato nicht dahin gerafft hat. Darauf möchte ich mit einem TetraPak „In-vino-veritas“ anstoßen. Mit Ihnen. Bei einer Entrümpelparty in meinem WOBI-Keller am fünften Jahrestag des Lockdowns. Im März 2025. Kommen Sie vorbei: Goggel Totsch, Sepp Hintertolerweg 10a, 39020 St. Ninderscht. Da saufen wir diese Weltuntergangsstimmung in Grund und Boden und zu vorgezogener Stunde scrollen wir sturzbetrunken durch den Telegram-Kanal von WIR-NOI - denn schließlich ist Lachen gesund.