Super geschrieben, abgesehen…
Super geschrieben, abgesehen von der Tatsache, dass Stephan eigentlich Stürmer war;)
An Stefan Konder kommt man nicht so leicht vorbei.
Der heute 57-jährige stand viele Jahre lang als Abwehrspieler auf dem Eis. Weil in seiner Heimatstadt Bozen die Dichte an Spielern zu groß ist, tut er Ende der 1980er Jahre einen Schritt, den nicht viele gewagt hätten.
Konder heuert 1989 beim damaligen Berlusconi-Verein Devils Milano an. Zwei Saisonen lang spielt er mit den rotschwarzen Teufeln in der Serie A, bevor er für weitere zwei Jahre in der Serie B zuerst mit Chiavenna (Sondrio) und dann mit dem EV-Bozen 84 dem Puck hinterherjagt. 1993 beendet der Bozner Sportler seine aktive Hockeykarriere.
Über 30 Jahre später zeigt sich jetzt, dass diese Jahre auf dem Eis den Absolventen eines Wirtschaftsstudiums nachhaltig geprägt haben.
Denn Stefan Konder ist ein Spieler geblieben. Weit mehr als etwa im Fußball zählen auf dem Eishockeyfeld die Taktik und die Strategie. Sie entscheiden nur allzu oft, wer das Eis als Sieger oder als Verlieren verlässt.
Beides ist in der Südtiroler Politik äußerst dünn gesät. Stefan Konder hat jetzt aber eine taktische Meisterleistung vollbracht und vorgemacht, wie man mit viel Risiko und einer mutigen Strategie auch auf dem Glatteis der Politik als Sieger vom Feld gehen kann.
„Stefan Konder hat vorgemacht, wie man mit viel Risiko und einer mutigen Strategie, auch auf dem Glatteis der Politik als Sieger vom Feld gehen kann.“
Stefan Konder sitzt seit 2008 für die SVP im Bozner Gemeinderat. Eigentlich war ihm dort und auch in seiner Partei die klare Rolle des Hinterbänklers zugedacht. Doch dann steigt der bullige Ex-Eishockey-Profi zuerst zum Stadtrat und dann sogar zum Bozner Vizebürgermeister auf.
Konder durchkreuzt damit die Machtspiele der mächtigen Laubenlobby, die das zweithöchsten Amt in der Landeshauptstadt bereits für die neue Bozner Jeanne d'Arc, Johanna Ramoser, reserviert hatte.
Die mächtige Seilschaft zwischen Rentsch, den Patschenmachern unter den Lauben und den Grieser Großbauern gibt am Ende klein bei. Auch weil ihnen klar ist, dass sie ihre Mann- und Frauschaft für die eigentlichen Play-Offs vorbereiten müssen: Das Spiel um den SVP-Bürgermeister-Kandidatur bei den Bozner Gemeinderatswahlen im Mai 2025.
Man ist davon ausgegangen, dass man im entscheidenden Moment Konder kurzerhand vom Eis nehmen kann.
„Ein Abwehrspieler ist auf den Angriff der gegnerischen Mannschaft vorbereitet. Er weiß lange, bevor der gegnerische Stürmer mit dem Puck auf ihn zuläuft, was zu tun ist.“
Doch die regieführende Wirtin macht diese Rechnung ohne Stefan Konder.
Ein Abwehrspieler ist auf den Angriff der gegnerischen Mannschaft vorbereitet. Er weiß lange, bevor der gegnerische Stürmer mit dem Puck auf ihn zuläuft, was zu tun ist. Und genau das hat Konder auch gemacht.
Nachdem er seine Kandidatur als Bozner Bürgermeisterkandidat ankündigt, setzt man ihm bei der Kandidatennominierung im Bozner Koordinierungsausschuss nicht nur die neue Prinzessin am Bozner Edelweiss-Himmel vor die Nase, sondern gleich eine Handvoll anderer Gegenkandidaten. Es ist eine ausgeklügelte Strategie, mit der man Konder im wahrsten Sinne des Wortes kujonieren will. Und die Taktik scheint aufzugehen.
Vor sechs Tagen zieht Stefan Konder völlig überraschend seine Kandidatur zurück.
Für viele war das schon die Schlusssirene im Bozner Derby.
Dabei hat das dritte Drittel noch gar nicht begonnen.
Denn in Wirklichkeit ist dieser Rückzug ein taktisches Manöver. Stefan Konder saß in seiner aktiven Sportlerlaufbahn zu lange auf der Auswechselbank. Er weiß nur zu gut, dass er nur dann ein Chance hat, wenn die gesamte Stadtpartei hinter ihm steht. Er will sich bitten lassen und ein klares Bekenntnis der Bozner Ortsgruppen erreichen, dass sie hinter seiner Kandidatur stehen. Lange bevor der eigentliche Wahlkampf beginnt.
Konder geht auf dem Spieltisch sozusagen „all in“.
Es ist ein mutiger und durchaus gefährlicher Schachzug, den nur wenige gewagt hätten. Dass es Konder tut, liegt auch daran, dass er unabhängig ist. Als Leiter der Kommunikationsabteilung der Südtiroler Sparkasse ist er finanziell auf die Apanage als Bozner Vizebürgermeister nicht angewiesen. Und politisch hat er es nicht nötig, auf die Bestellungen am Stammtisch in den Franziskanerstuben zu hören.
„Der Rückzug war ein taktisches Manöver. Er will sich bitten lassen und ein klares Bekenntnis der Bozner Ortsgruppen erreichen, dass sie hinter seiner Kandidatur stehen. Das hat er geschafft“.
Am Ende kommt offiziell ein Kompromiss heraus, der in Wirklichkeit aber für Stefan Konder ein Sieg auf der ganzen Linie ist. Am Montagabend kürt der Bozner Koordinierungsausschuss ihn per Akklamation zum Bürgermeisterkandidaten und Johanna Ramoser zur Listenführerin bei den kommenden Gemeinderatswahlen.
Konders Taktik ist damit voll aufgegangen. Auch weil seine GegnerInnen ihn unterschätzt haben. Den nur wenige haben dem ehemaligen Eishockey-Profi diese politische Cleverness zugetraut.
Manche in Konders Partei, auch an der Spitze des Landes, könnten hier in Sachen politischer Strategie etwas lernen.
Zumindest für das Penalty-Schießen, das spätstens im Herbst 2028 ansteht.
Super geschrieben, abgesehen von der Tatsache, dass Stephan eigentlich Stürmer war;)
In der offiziellen Statistik wird er als D geführt, was für Defence steht. Oder?
Ich habe viele Jahre mit Stephan gespielt... er mag zwar zwischendurch in der Verteidigung ausgeholfen haben, aber glaub mir, er war Stürmer;)
Das mit den offiziellen Statistiken aus den 80ern und 90ern ist so eine Sache...
Um heiliggesprochen zu werden, muss man zunächst einmal sterben und danach mindestens zwei Wunder vollbringen (mit einem Wunder schafft man es nur zur Seligkeit). Den Märtyrern wird das Wundervollbringen erlassen. Ich vermute, dass der Franceschini dem Konder noch ein langes Leben wünscht, daher ist die Frage nach der Heiligsprechung nicht aktuell.