Politik | SVP

Philipp gegen die Dolomiten

In der Dolomiten erscheint ein Kommentar, der aufhorchen lässt. Neben Facebook-Kritiken meldet sich auch Landesrat Philipp Achmmer zu Wort – und das sichtlich verärgert.
Achammer, Landtag
Foto: Seehauserfoto
  • Bildungslandesrat Philipp Achammer ist empört: „Es ärgert mich sehr, ich kann nur den Kopf schütteln.“ Er bezieht sich auf den am 29.11.2024 erschienen, kontroversen Kommentar („Vorausgeschickt“) des Vize-Chefredakteurs der Tageszeitung „Dolomiten“, Günther Heidegger. Das Tagblatt der Südtiroler hatte den Kommentar am vergangenen Freitag veröffentlicht und dafür ordentlich Kritik unter anderem von Landesrat Achammer einstecken müssen. „Gegen die Kapitulation“ lautet der Titel von Heideggers Text. Er beschäftigt sich darin mit den „Wurzeln“ und dem „Erbe“ der „Christen aus dem Abendland.“ 

     

    „Weil Hakim und Halime mittendrin sitzen und sich daran stören könnten.“

     

    „Während in anderen Religionen die Menschen immer größeren Wert auf ihren Glauben, ihre Rituale, Sitten und Traditionen legen“, schreibt der Stellvertreter Toni Ebners, „lassen wir unser Erbe, unsere Wurzeln verkommen.“ Er geht sogar noch einen Schritt weiter und erklärt, dass „wir“ den Großteil davon verraten, aus falsch verstandener Toleranz, Bequemlichkeit, Dummheit und Feigheit. Das erkenne man auch jetzt in der Adventszeit wieder. In der Schule stehe in kaum einer Klasse mehr ein Adventskranz, weil es den Lehrpersonen nicht mehr wichtig sei, oder weil „Hakim und Halime mittendrin sitzen und sich daran stören könnten.“ Und auch die Ausdrücke Weihnachtsbaum und Weihnachtsmann gefallen Heidegger nicht, zumal es eigentlich Christbaum und Christkind heißen solle. Gegen diesen „Irrsinn“ schreibt er, zünde er eine Kerze an, auch wenn eine allein gegen diese „Kapitulation“ nicht reichen werde.

  • Phlipp Achammer: Der SVP-Politiker ist sichtlich verärgert. Foto: Seehauserfoto
  • Kritik von allen Seiten

    Viele Leserinnen und Leser des kurzen Artikels waren mit Heideggers Ansichten nicht einverstanden und taten ihre Kritik in den Facebook-Kommentaren unter dem entsprechenden Post des Onlinemagazins „stol“ kund. Das „Athesia-Medium“ reagierte darauf, indem einige der Kommentare kurzerhand gelöscht wurden, was zu weiterem Unmut der Facebook-Leser führte. Kritik kam auch aus politischen Kreisen. Bildungslandesrat Philipp Achammer wollte die Aussagen Heideggers so nicht stehen lassen und entschied sich, einen Leserbrief an die Dolomiten zu senden. Zuvor hat er selbigen Text auch in die Facebook-Kommentare unter dem stol-Beitrag gepostet, auch dieser wurde gelöscht. 
    Am Tag nach dem Erscheinen des Heidegger-Textes publiziert die Dolomiten die Kritik Achammers. Dieser „bedauert“ darin, dass Heidegger keine oder so negative Erfahrungen machen musste, um von einer „Kapitulation“ zu sprechen. Achammer betont, dass er als zuständiger Landesrat, ebenso wie viele andere im Land, zu einem ganz anderen Schluss käme. „Kindergärten und Schulen leben Traditionen und Bräuche und stellen das Verbindende in den Mittelpunkt“, schreibt der ehemalige SVP-Obmann.

     

    „Ich ärgere mich einfach über diese pauschalen Verallgemeinerungen, die in keiner Weise zutreffend sind.“

     

    Er erklärt zudem, dass ihn eine Mutter in Bozen angesprochen und gemeint habe, dass er Heidegger ausrichten soll, dass in der Klasse ihrer Tochter Fatimas Mutter den Adventskranz bastle. Es hänge also vor allem von uns ab, ob wir „unsere“ Bräuche und Traditionen leben oder nicht, so Achammer. Anstatt eine Kerze gegen die „Kapitulation“ anzuzünden, könne man deshalb genauso eine für die Unterstützung der tollen Arbeit an den Kindergärten und Schulen anzünden. 
    SALTO gegenüber äußert Achammer, dass er diese „Weltuntergangsszenarien“ mittlerweile kenne. „Einmal ist es der Martinsumzug, dann mal der Adventskranz und wieder ein anderes Mal die Weihnachtsfeiern. Ich ärgere mich einfach über diese pauschalen Verallgemeinerungen, die in keiner Weise zutreffend sind.“ Er lebe selbst in einem Ort mit einem hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund und erlebe dort persönlich, wie im Kindergarten Bräuche und Traditionen gefördert werden.

  • Screenshot aus den Facebook-Kommentaren: stol löscht offenbar unerwünschte Kritik. Foto: Screenshot/Facebook/Stol
  • Schlagabtausch

    Nach Achammers öffentlicher Kritik ist es Heidegger selbst, der das so nicht stehen lassen will. Er lasse Leserbriefe zu einem „Vorausgeschickt“ normalerweise unkommentiert, diesmal könne er jedoch nicht anders. „Das war genau meine Rede“, schreibt der stellvertretende Chefredakteur, „Wir schaffen uns selber ab, Herr Landesrat.“ Wenn die Wertschätzung für das Lehrpersonal wirklich so groß sei, so würde er schauen, dass dieses endlich mehr Geld bekommt, statt „nur schöner Worte“, schließt Heidegger ab.
    „Ich habe selten gesehen, dass in der Dolomiten ein Leserbrief nochmals kommentiert wird. Die Antwort ist klassisch. Wenn einem die Kritik nicht passt, lenkt man auf etwas anderes“, meint Achammer zu Heideggers Gegenangriff.

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Günther Stocker Mi., 04.12.2024 - 09:17

Die heiligen Brüder Südtirols, da braucht man sich über nichts mehr zu wundern.
Hetzen und schüren!
Ohne Moral und Anstand!

Waren die Weinbergsheriffs nicht mal die HAUPTSPONSOREN vom Achammer ... wie schade ...

Mi., 04.12.2024 - 09:17 Permalink
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Martin Ancient Mi., 04.12.2024 - 11:18

"Wenn einem die Kritik nicht passt, lenkt man auf etwas anderes" ... Ich meine, das nennt man Taubenschach. Lassen wir uns von diesem Propagandablatt nicht aufs Schachbrett kacken. Denn das ist das Geschäftsmodell: polarisieren, ausgrenzen, an den Pranger stellen, unterschlagen was einem nicht passt. Meinungspluralismus ist denen ein Graus. Ich möchte und will nicht alle Dolomiten-Mitarbeiter in denselben Topf werfen, viele müssen einfach nur ihren Lebensunterhalt mit einer Anstellung dort bestreiten, für die führenden Köpfe gilt für mich allerdings, was Max Goldt über die Bildzeitung gesagt hat.

Dem Landesrat gebührt ob seiner Position in dieser Angelegenheit mein vollster Respekt.

Mi., 04.12.2024 - 11:18 Permalink
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Hugo Wenzl Mi., 04.12.2024 - 12:11

1) Die Formulierung "Wir schaffen uns selber ab" (bereits vor einiger Zeit so an selber Stelle veröffentlicht) ist unverkennbar an das umstrittene und stark von vielen Seiten kritisierte Buch von Thilo Sarrazin angelehnt. Allein hier sträuben sich die Haare.
2) Mit Verlaub Herr Heidegger und Co.: dieses verlogene und scheinheilige Verweisen auf den eigenen Glauben und die eigene Religion - wo sind wir noch wirklich christlich? Die Kirchen im Land sind leer. Die Krampusläufe ein Graus. Die innere Haltung, die einen wirklichen Christen auszeichnet (z.B. gegen die Schwachen und Minderheiten, gegen Andersdenkende) - wo bitte stehen hier die Südtiroler:innen)?

Mi., 04.12.2024 - 12:11 Permalink
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Hartmuth Staffler Mi., 04.12.2024 - 13:35

Der Hahnenkampf Heidegger-Achhammer belustigt mich. Irgendwie gehört es wohl auch zu unserer Tiroler Tradition, dass man sich gegenseitig befetzt; es sollte also im Heideggerschen Sinne positiv sein. Abgesehen davon bin ich auch dagegen, dass man aus falsch verstandenem Respekt vor anderen Religionen unsere Traditionen verleugnet (es gibt zahlreiche dokumentierte Fälle dafür), auch wenn der Unterschied zwischen Religion und Tradition bekannt sein sollte. Es sind aber praktisch nie die "anderen", die den Verzicht auf unsere Traditionen fordern, sondern die "eigenen", die in vorauseilender Unterwürfigkeit eigene Traditionen verleugnen, anstatt sie zu pflegen und gleichzeitig auch andere, neue Traditionen zu fördern. Dem Kollegen Heidegger lege ich ans Herz, vor allem unsere Tradition einer korrekten, gepflegten Sprache zu pflegen. Seine abgehackte Schreibweise ist unerträglich.

Mi., 04.12.2024 - 13:35 Permalink
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Sigmund Kripp Mi., 04.12.2024 - 17:05

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es sich um "vorauseilende Unterwürfigkeit" handelt, oder einfach um die Haltung, dass unsere Schulen weltliche Institutionen sind und nicht religiöse.
(Was für ein Aufschrei ginge durchs Land, wenn eine muslimische Volksschullehrerin die Feste ihrer Religion in der Schule feiern würde...)
Ich denke, die meisten LehrerInnen spiegeln da einfach unsere säkulare Ist-Situation wider.
Wenn aber einer Lehrkraft die Vermittlung gewisser religiöser Elemente im Sinne einer Kulturvermittlung wichtig ist, kann und wird sie das ungehindert tun.

Mi., 04.12.2024 - 17:05 Permalink
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Milo Tschurtsch Mi., 04.12.2024 - 20:37

Antwort auf von Sigmund Kripp

Ein ganz anderer Zugang zum Thema:
In Niederösterreich (Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner) wird zukünftig der Nikolausbesuch in den Kindergärten in den Bildungsplan aufgenommen und somit fix vorgegeben.
Zur Untermauerung ihrer Nikolaus-Entscheidung lieferte Landeshauptfrau Mikl-Leitner auch ein aktuelles Umfrageergebnis: „80 Prozent der Befragten in Niederösterreich halten es laut einer Umfrage für wichtig, dass Bräuche und Traditionen gepflegt werden. Feste wie Nikolaus, Weihnachten, Ostern oder der Heilige Martin spielen dabei eine zentrale Rolle. Sogar 90 Prozent sprechen sich dafür aus, dass diese Traditionen im Kindergarten weiterhin gelebt werden.“

Mi., 04.12.2024 - 20:37 Permalink
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Christian I Mi., 04.12.2024 - 13:43

Kommentare die nicht im Schema passen werden ganz einfach gelòscht.... Ja, da hat man in den letzten Jahre viel geùbt und jetzt sind einige wahre Meister geworden!

Mi., 04.12.2024 - 13:43 Permalink
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Peter Be Mi., 04.12.2024 - 17:00

Reaktionärer und peinlicher geht es wohl nicht mehr.
Wollen Sie uns nun also vorschreiben, wie wir zu unterrichten, woran wir zu glauben und wie wir zu leben haben, Herr Heidegger?
Unsere Nationalität, unser Name oder woran wir glauben sagt rein gar nichts über uns aus, ich komme sogar aus dem selben, kleinen Dorf wie Sie, aber glauben Sie mir, uns verbindet rein gar nichts. Traurig, dass wir solche Grundsatzdiskussionen im Jahr 2024 immer noch führen müssen. Es gäbe weitaus wichtigere Themen, die uns derzeit beschäftigen sollten.

Mi., 04.12.2024 - 17:00 Permalink
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Markus Lobis Mi., 04.12.2024 - 17:33

Mr. X hat es sich seinerzeit auch oft nicht nehmen lassen, den Leserbriefen perfide Kommentare anzufügen. Mensch Rampold hat diese Marotte später in einem Interview zu einem runden Geburtstag bedauert (war's der Achtziger?).

Jetzt macht es ihm der forsche Silbenpistolero aus dem Weinbergweg nach, wenn er sich aus der Hüfte einen Weg zur Wursthaut freischießt, die der brave Taggl für Knurren kriegt...

Mi., 04.12.2024 - 17:33 Permalink
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franz Do., 05.12.2024 - 06:39

Ach was,es geht darum mit dieser Geschichte und es werden andere folgen den Benkofurz geraeuschlich zu unterdruecken

Do., 05.12.2024 - 06:39 Permalink