Türkis-blaue Einigung
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„Schaut her, wir können`s! Wir reden nicht lange, wir handeln.“ Um diese Botschaft zu verkünden, traten heute (13. Jänner) Herbert Kickl und der neue ÖVP-Chef Christian Stocker vor die Presse. Innerhalb von nur drei Tagen sei gelungen, was ÖVP, SPÖ und NEOS nicht zustande gebracht haben: einen Budgetfahrplan zu erstellen, der für 2025 das Budgetdefizit wieder auf 3% senken soll und somit die Einleitung eines Defizitverfahrens seitens der EU verhindert. Die Deadline dafür war knapp, weil am Mittwoch die EU-Finanzminister darüber beraten.
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Kein Budget, sondern nur ein Budgetfahrplan
Allerdings handelt es sich bei dem Brief inklusive Unterlagen, der morgen in Brüssel deponiert wird, beileibe um keinen konkreten Jahreshaushalt, sondern lediglich um einen Budgetpfad. 6,4 Milliarden wollen FPÖ und ÖVP in diesem Jahr einsparen, sofern sie sich auf eine gemeinsame Regierung einigen werden. Wo und wie diese 6,4 Milliarden eingespart werden sollen, wurde nicht verlautbart. Ein offensichtlich aufgekratzt-selbstbewusster Herbert Kickl betonte nur entschieden, es werde weder neue Steuern – etwa Erbschafts- oder Vermögenssteuern – geben, noch eine Erhöhung von Massensteuern. Gespart wird also bei Ausgaben und Förderungen. Auf eine der insgesamt drei erlaubten Journalistenfragen, ob etwa der Klimabonus und die Gelder für Bildungskarenz darunter fallen würden, lautete die Antwort „ja“.
Die Zeitung „Der Standard“ zitiert eine Aussendung, wonach die Einsparungen grob folgendermaßen aufgeschlüsselt sein sollen:
- Stabilitätsbeitrag der Bundesministerien 1,10 Mrd. Euro
- Ausgabeneffizienz durch Reformen 0,24 Mrd. Euro
- Reduktion der Förderquote 3,18 Mrd. Euro
- Anpassungen im Steuersystem 0,92 Mrd. Euro
- Weitere Maßnahmen 0,95 Mrd. Euro
- Summe 6,39 Milliarden Euro
Kickls „Feuerwehreinsatz“Das sei der von ihm schon angekündigte „politische Feuerwehreinsatz“, meinte Herbert Kickl. Dadurch sollen der katastrophale Zustand der Finanzen in den Griff bekommen werden, Handlungsfähigkeit bewiesen und damit auch die Finanzmärkte beruhigt werden. Das werde „viel Anstrengung und Schweiß und Zusammenhalt erfordern“, so Kickl. Damit würden auch die nötigen Mittel geschaffen für Investitionen und Ausgaben, „um ab 2026 die gemachten Versprechen anzugehen: Belohnung für Leistung, Entbürokratisierung, Unterstützung der Familien, soziale Sicherheit, restriktive Migrationspolitik, eine ORF-Reform und vieles mehr“.
Die SPÖ und die Grünen kritisierten die Ankündigung des drastischen Sparkurses ohne inhaltliche Details heftig. Solche „Null-Pressekonferenzen“ würden die Bevölkerung im Dunkeln darüber belassen, was der EU vorgeschlagen werde. Die Abschaffung des Klimabonus wiederum sei de facto doch eine Steuererhöhung.
Obwohl Stocker und Kickl als wichtigen Grund für ihre schnelle Einigung ehrlicherweise einräumten, dass durch die langen Koalitionsverhandlungen von ÖVP, SPÖ und NEOS der Kassasturz und sämtliche Finanzdaten schon vorlagen, ist die rasche Einigung auf den Budgetpfad, der von der EU noch angenommen werden muss, jedenfalls ein Erfolg und vor allem ein deutliches Zeichen, dass FPÖ und ÖVP gemeinsam regieren wollen.
Das heißt, so viel Inhalt…
Das heißt, so viel Inhalt hat diese Nachricht jetzt nicht geliefert. Die Reichsten in Österreich können aber schon mal aufatmen, wen wunderts. Hauptsache, Kickl fordert dann auch noch, dass die Maßnahmen „viel Anstrengung und Schweiß und Zusammenhalt erfordern“ - eine Frechheit. Anstrengung und Schweiß der Menschen, die nicht ordentlich erben werden oder geerbt haben, meint er wohl. Außerdem kommen staatliche Förderungen ja auch meist der Zivilgesellschaft zugute. Die Krankenkassen haben er und seine Partei ja schon vor Jahren ins Wanken gebracht. Kaum zu fassen.. FPÖVP ist ein Sieg für die Bourgeoisie und den "Cannibal capitalism", wie ihn Nancy Fraser in ihrem Buch nannte.
Antwort auf Das heißt, so viel Inhalt… von Peter Be
Andi Babler bist du‘s?
Andi Babler bist du‘s?
Antwort auf Andi Babler bist du‘s? von Cicero
Gibt es auch inhaltlich…
Gibt es auch inhaltlich etwas zum beitragen oder nur platte Sprüche?
Antwort auf Andi Babler bist du‘s? von Cicero
Er wird es nicht sein, aber…
Er wird es nicht sein, aber recht hat wahrscheinlich trotzdem.
Bedenken habe ich als…
Bedenken habe ich als Journalist vor allem wegen der von Kickl angekündigten ORF-Reform.
Empfehlen kann ich Armin…
Empfehlen kann ich Armin Thurnhers tägliche Seuchenkolumne, ich freu mich jeden Morgen drauf, kommt pünktlich gegen 6 Uhr früh.
Es geht meistens um den ORF.
Abonniert es, zahlt sich aus, tut gut. https://www.falter.at/seuchenkolumne