Politik | U-Ausschuss

Objektiv oder „moralbefreit“?

Andreas Colli wurde zum Vorsitzenden des Hager-U-Ausschusses gewählt. Während die SVP von einer guten Entscheidung spricht, ist die Opposition alles andere als begeistert.
Hager UAusschuss
Foto: SALTO
  • Heute (16. Jänner) trat der Hager-Untersuchungsausschuss zu seiner ersten Sitzung zusammen. Auf dem Programm stand die Wahl des Vorsitzenden, dessen Stellvertreters, des Schriftführers sowie der Punkt Allfälliges. Wie bereits gestern durchsickerte, hat sich die Mehrheit auf Andreas Colli, der im vergangenen Oktober aus der Fraktion JWA ausgetreten und seither als Einzelkämpfer unterwegs ist, für den Posten als Vorsitzenden geeinigt, obwohl er selbst von sich sagt, dass er weder zur Mehrheit noch zur Minderheit gehört. Colli hatte neben Thomas Widmann (Für Südtirol mit Widmann) auch den Antrag der Oppositionsparteien nicht mitgetragen, da es für ihn, wie er selbst sagt, zu diesem Zeitpunkt noch zu früh gewesen sei, eine Entscheidung zu treffen. 

  • Andreas Colli: Der Abgeordnete, der sich weder der Mehrheit noch zur Minderheit zugehörig fühlt, wurde zum Vorsitzenden des U-Ausschusses gewählt. Foto: SALTO
  • In der geheimen Wahl erhielt Colli 19 Stimmen, der Kandidat der Minderheit, Sven Knoll, 16 Stimmen. Zum Stellvertreter wurde Harald Stauder, Vertreter der SVP, ebenfalls mit 19 Stimmen gewählt. „Wir haben einen Vorsitzenden, der viel Erfahrung im Verwaltungsbereich hat, er hat eine ausgleichende Art und ist deshalb eine sehr gute Besetzung“, so Stauder zu Collis Wahl. Die Opposition sieht das verständlicherweise etwas anders. So beschreibt Andreas Leiter Reber von der Freien Fraktion die Wahl als „seltsam“. Colli, der den Antrag nicht unterzeichnet hat, habe unheimlich viel Engagement darin gezeigt, nun plötzlich das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen. Nachdem es bis dato üblich war, dass der Vorsitzende des Gremiums aus den Reihen der Opposition kommen sollte, mute die Aussage Collis, dass er sich selbst weder zur einen noch zur anderen Seite zähle, seltsam an, findet der freie Fraktionär. Normalerweise müsse sich der Vorsitzende nämlich klar der Minderheit zugehörig erklären. Sinn gemacht hätte es hingegen – laut Leiter Reber ein ungeschriebenes Gesetz –, Sven Knoll von der Süd-Tiroler Freiheit, der den Antrag initiiert habe, zum Vorsitzenden zu wählen oder zumindest den Vertreter der größten Oppositionspartei. „Es ist interessant, wie die Mehrheit versucht, im Teich der Minderheit zu fischen, um ihre Interessen durchzusetzen – es braucht aber immer auch einen, der sich fischen lässt“, so Leiter Reber Richtung Colli. Auch Paul Köllensperger vom Team K sieht Ähnlichkeiten zu vergangenen U-Ausschüssen, wie beispielsweise zum ESF wo Elena Artioli sich ebenfalls von der Mehrheit zur Vorsitzenden wählen ließ. „Genau das gleiche Spiel“, konstatierte Köllensperger, der erklärte: „Ich bin nicht einmal mehr enttäuscht: Diese Mehrheit und die gewählten Vorsitzenden sind total schmerz- und moralbefreit.“

    Nicht aufgetaucht ist übrigens Thomas Widmann, der weder den Antrag unterzeichnet hat, noch von seinem Recht an Teilnahme am U-Ausschuss Gebrauch gemacht hat.

    Die nächste Sitzung wird am 6. Februar stattfinden, wo die weiteren Schritte beschlossen werden.

  • Mitglieder des Untersuchungsausschusses:

    Christian Bianchi, Andreas Colli, Brigitte Foppa, Angelo Gennaccaro, Renate Holzeisen, Sven Knoll, Paul Köllensperger, Andreas Leiter Reber, Ulli Mair, Sandro Repetto, Anna Scarafoni, Harald Stauder, Thomas Widmann und Jürgen Wirth Anderlan.