Politik | Investitionsobjekte

Wer Südtirols Höfe kauft

Für viele sind Bauernhöfe Sehnsuchtsorte und der Traum vom Wohnen im Grün schlechthin. Für Bauern unerschwinglich geworden, fallen sie zunehmend in die Hände von reichen In- und Ausländern. Landesrat Luis Walcher über die Folgen und wie man das stoppen will.
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Foto: Pixabay
  • Geschlossene Höfe in Südtirol sind interessante Investitionsobjekte jüngstes Beispiel ist Jonathan Hofeller, rechte Hand des Multi-Milliardärs Elon Musk, der für sich und seine Familie in Dorf Tirol einen alten Bauernhof erworben hat. Das erhöht den Bekanntheitsgrad des malerischen Ortes und damit auch die Gefahr, dass weitere Investoren dem Beispiels Hofellers folgen könnten. Um dem zunehmenden „Ausverkauf der Heimat“ einen Riegel vorzuschieben, will Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher einen eigenen Artikel dazu im Wohnbau-Omnibus einbringen, der voraussichtlich im Februar in der Landesregierung behandelt wird. Rein rechtlich ist eine entsprechende Regelung äußerst kompliziert und schwierig, denn laut Gesetz haben EU-Bürger das Recht, in anderen EU-Ländern zu leben. Beim Kauf oder Verkauf einer Immobilie gelten dabei grundsätzlich dieselben Rechte wie für Bürger des betreffenden Landes, und zwar sowohl für Immobilien, die als Hauptwohnsitz genutzt werden, als auch für Zweitwohnsitze, Ferienwohnungen oder Büros. 

  • Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher: „Ich bin gewillt, den Forderungen nach einem Ende des Ausverkaufs nachzukommen – wissend, dass dies rechtlich sehr schwierig ist.“ Foto: Seehauserfoto
  • Wie Landesrat Walcher erklärt, sei man derzeit dabei, die rechtlichen Rahmenbedingungen auf staatlicher wie auch auf EU-Ebene zu prüfen. „Uns ist vollkommen klar, dass, wenn ein ausländischer Investor Millionen für einen Hof ausgibt, dieser auch locker die Kosten für einen Anwalt in Kauf nimmt“, so Walcher, der berichtet, dass bei den verschiedenen Versammlungen der Ausverkauf der Heimat und der Verkauf der Höfe ein gefühlt starkes Thema sei – auch bei der nicht-bäuerlichen Bevölkerung. Während die Welt immer schnelllebiger wird, sind die Bauernhöfe eine Konstante im Landschaftsbild – „ihr Fortbestehen ist für Südtirol sehr wichtig“, ist Landesrat Walcher überzeugt, und auch davon, dass sich mit dem neuen Gesetzes-Artikel das eine und andere in Bezug auf die Höfe ändern wird. 

     

    „Gut die Hälfte wurde von Südtirolern erworben, die jedoch keine Bauern sind. Davon wiederum werden gut 50 Prozent weiterhin landwirtschaftlich bearbeitet, die übrigen 50 Prozent jedoch nicht.“

     

    „Ich bin gewillt, den Forderungen nach einem Ende des Ausverkaufs nachzukommen – wissend, dass dies rechtlich sehr schwierig ist“, betont der Landwirtschaftslandesrat. Laut internen Erhebungen steige die Nachfrage nach solchen Immobilien insbesondere in touristischen Hotspots. Derzeit sind in Südtirol 13.412 geschlossene Höfe verzeichnet. In den letzten fünf Jahren wurden rund 170 Höfe verkauft; ein Viertel davon an Südtiroler Bauern, welche die Höfe auch weiterhin landwirtschaftlich bearbeiten. „Gut die Hälfte wurde von Südtirolern erworben, die jedoch keine Bauern sind. Davon wiederum werden gut 50 Prozent weiterhin landwirtschaftlich bearbeitet, die übrigen 50 Prozent jedoch nicht“, berichtet Walcher. Ein knappes Viertel der Bauernhöfe wird von Ausländern erworben – in den allermeisten Fällen wird die landwirtschaftliche Tätigkeit nicht mehr fortgeführt. „Wir haben gemerkt, dass insbesondere bei Letzteren die Tendenz im Steigen ist“, so Landesrat Walcher, der abschließend erklärt: „Für viele stehen die urbanistischen Vorteile im Vordergrund, sprich die baulichen Möglichkeiten, andere wiederum wollen sich damit einfach nur den Traum vom Wohnen im Grünen erfüllen.“

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Cicero Sa., 18.01.2025 - 13:48

Mit 30 - 35 Jahren Verspätung ereilt Südtirol, oder zumindest ausgewählte Zonen, das selbe Schicksal wie Kitzbühl. Zuerst schießen Luxushotels wie Pilze aus dem Boden die ein zahlungskräftiges Publikum anlocken. Dieses findet gefallen an unserem Landl, was man ihnen nicht verübeln kann, und nutzt die vorhandenen finanziellen Möglichkeiten um sich ein Filetstück nach dem anderen unter den Nagel zureißen. Die einheimische Bevölkerung kann dank explodierender Lebenserhaltungskosten nicht mehr mithalten und wird Schritt für Schritt aus dem eigenen Land „gepreist“, während einige wenige massiv profitieren. Und die Politik steht tatenlos daneben und lässt die Situation einfach laufen, teils aus Hilflosigkeit, teils aus Eigeninteresse bzw. Interesse der eigenen Lobbygruppe.

Sa., 18.01.2025 - 13:48 Permalink
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nobody Sa., 18.01.2025 - 19:11

Wieso jetzt plötzlich bei den Höfen reagiert wird, wundert mich ein wenig. Also Zweitwohnungen verkaufen ist kein Problem, Höfe verkaufen schon. Zweierlei Maß. Wenn mehrere gleichberechtigte Erben sind, so haben sie alle etwas von einem ordentlichen Verkaufswert. Machen wir uns nichts vor, vom Milchgeld will kaum einer noch leben (wenn der Betrieb nicht tiptop aufgestellt ist). Und leben lässts sich im Tal auch allemal besser. Die Futterwiesen werden eh verpachtet bzw. verkauft an die Nachbarn (wird der geschlossene Hof halt aufgelöst). Man kann die Entwicklung nicht aufhalten. Den Milchhöfen wirds nicht passen, aber so ists halt. Wer einen halbwegs brauchbaren Job hat, der verdient besser damit (inklusive Urlaub, Freizeit, etc.).

Sa., 18.01.2025 - 19:11 Permalink
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sstagg So., 19.01.2025 - 09:07

... ich kann nur raten, anstatt in Südtirol im Süden der Toskana / Grosseto / Maremma einen Bauernhof zu kaufen, was derzeit zu Spottpreisen möglich ist in unberührten Gegenden, die genauso aussehen, wie diese Michelangelo bereits gesehen hat. Die Luft ist sauber, die Vielfalt an Lebensmitteln ist frisch, der Preis klein, der Wein sowie das Olivenöl ein Genuß, die Winter sind mild, die Luft ist sauber, freie Thermalquellen, Badeseen, mittelalterliche Städte sowie das Meer liegen in der Nähe, Fahrradfahren und Wandern in Traumlandschaften. Da die Toskana landwirtschaftlich als unterentwickelt eingestuft ist, gibt es jährliche EU-Beiträge pro ha Land für Bauernhöfe, die beachtlich sind, zudem bis zu 60 % Beiträge auf Investitionen, sogenannte "fondi perduti", auch auf landwirtschaftliche Maschinen und Geräte. Wenn man hier kauft, sind die Nachbarn Schweizer, Deutsche, Österreicher, Engländer, Amerikaner usw. Südtiroler Hoteliere, die hier bereits investiert haben, haben genau gewußt, wieso sie diese Investitionen hier getätigt haben. Wenn man bereits älter ist wie ich das bin, ist Leben/Wohnen in der Toskana Wellness pur - also Mut, es gibt genügend Bauernhöfe hier, die zum Verkauf stehen.

So., 19.01.2025 - 09:07 Permalink
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Simonetta Lucchi So., 19.01.2025 - 18:35

Infatti in Toscana, ma anche in altre regioni d'Italia, ci sono meravigliose proprietà che non constano niente, già alcune acquistate da investitori sudtirolesi come sul lago di Garda o altrove. Perché si compri un maso non è comprensibile, se non per logiche che non conosco e sinceramente non voglio conoscere. Anch'io arrivata alla mia età preferisco concentrarmi sulla bellezza e la salute.

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stevee So., 19.01.2025 - 22:02

Vielleicht wäre mal besser die Bedingungen für Bergbauern zu verbessern als die Folgen zu dämpfen. Das ist irgendwie so, wenn man jeden Tag 3 Packungen Zigaretten raucht und dann versucht das Krebsgeschür zu operieren. Die letzten 10 Jahre
wurde kaum was grundlegendes mehr für die Bergbauern getan. Auch von der Bevölkerung kam immer weniger rückgrat, einfach bisschen Beiträge hin und her schieben, mit teilweiße idiotischen Regelungen. Seit Durnwalder nicht mehr Landeshauptmann war, ging es ganz steil abwärtd. Niemand verkauft gerne seine Heimat. Aber irgendwann ist bei der größten Liebe zur Heimat der letzte Nerv zerstört. Entweder packt man der Sache an der Wurzel, und lindert nicht die Symptome. Ansonsten wünsche ich diesem Land ganz viel Höfesterben. Dann ist das besser so. Schön verwildern lassen am besten und nur an Reiche verkaufen. Das wäre die gerecht Antwort auf so wenig Wertschätzung von der durchnittlichen Bevölkerung und der führenden Politik.

So., 19.01.2025 - 22:02 Permalink
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Interessierter Mo., 20.01.2025 - 17:00

Antwort auf von stevee

An @Stevee Ein allgemeiner Frust und Rundumschlag ist in dieser Angelegenheit nicht sonderlich hilfreich. Aussagen wie: "Das wäre die gerecht Antwort auf so wenig Wertschätzung von der durchnittlichen Bevölkerung" und "Auch von der Bevölkerung kam immer weniger rückgrat".sind schlichtweg beleidigend und völlig unangebracht! Bei diesem Thema auf die >Durchnittsbevölkerung< loszugehen ist total falsch, so wie die Kritiken an alle Bergbauern.

Mo., 20.01.2025 - 17:00 Permalink
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Klemens Riegler So., 19.01.2025 - 22:42

Nur zu, Luis Walcher ... wer will, findet eine kreative Lösung. Und sonst muss eben steuerlich ordentlich nachgeholfen werden, wobei die Erlöse wieder den bestehenden und arbeitenden Bergbauern zukommen könnten.
Nicht schweigen, Daniel Gasser !!! Kante zeigen wenn es euch ernst ist. Nicht auf Einzelinteressen Rücksicht nehmen. Andernfalls verliert der SBB weiter an Glaubwürdigkeit.

So., 19.01.2025 - 22:42 Permalink
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Günther Alois … Mo., 20.01.2025 - 06:06

Und das fällt der SVP erst jetzt ein,wenn es schon fast zu spät ist? Ach ja man musste noch viele Einheimische und ausländische Bonzen kaufen lassen,um sie nach einem Jahr um das Doppelte an Ausländer zu verkaufen,soll ich Namen nennen???

Mo., 20.01.2025 - 06:06 Permalink
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Josef Fulterer Mo., 20.01.2025 - 06:26

Da -R E I C H E- bekanntlich "das Steuern-zahlen gleich fürchten, wie der Teufel das Weihwasser," wären Grunderwerbs-Steuern mit über 100 %, ein sehr wirksamer Ansatz um den Leitspruch zu stützen:
"B A U E R N - L A N D in B A U E R N - H A N D!"

Mo., 20.01.2025 - 06:26 Permalink
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Andrea Terrigno Mo., 20.01.2025 - 12:02

Willst du einen Bauernhof kaufen, musst du ihn selber bewirtschaften.
Das wäre meines Erachtens die Grundbedingung, die erfüllt werden muss.

Mahlzeit

Mo., 20.01.2025 - 12:02 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Di., 21.01.2025 - 07:26

Das "Bewirtschaften" funktioniert dann so ...,
zuerst werden alle erhältlichen Beiträge für den Neubau vom Haus + Stadel abgeräumt,
im Stall werden ein paar Freizeit-Pferde oder Alibi-Schafe gehalten ...,
recht bald der Stall -l e e r- steht, weil das Gscher ..., der Geruch ..., die Fliegen ...
Die perfekte Wochende- + Ferien-Villa mit Panorama-Blick + die Vermögens-Sicherung + der Alters-Wohnsitz passt ...! ...?

Di., 21.01.2025 - 07:26 Permalink