Politik | Neofaschismus

„Wirft ernste Fragen auf“

Landesrat Marco Galateo erntet weiter Kritik für sein Auftreten Seite an Seite mit CasaPound. Die soziale Mitte der SVP spricht von Instrumentalisierung der Geschichte.
Die soziale Mitte der SVP
Foto: SVP
  • Nachdem sich Vize-Landeshauptmann und Fratelli d’Italia Frontman Marco Galateo am vergangenen Montag (10.02.2025) an einem Fackelmarsch zum Gedenken der Foibe-Opfer beteiligt hatte, gingen in Südtirol die Wogen hoch. Kritisiert wurde dabei nicht Galateos Teilnahme an der Gedenkfeier, sondern vielmehr in wessen Präsenz er sich dort zeigte. Organisiert wurde der Marsch nämlich vom „Comitato 10 febbraio“, dessen Präsident der ehemalige Gemeinderat und Bürgermeisterkandidat der als neofaschistisch geltenden Partei „CasaPound“, Maurizio Puglisi Ghizzi, ist. Obwohl sich Galateo während der „fiaccolata“ direkt neben Puglisi Ghizzi präsentierte, behauptete er Landeshauptmann Kompatscher zufolge, dass die Einladung von einer in keiner Weise verdächtigen Person gekommen war und die Anwesenheit von CasaPound absolut unerwartet gewesen sei. 
    Kritik erhielt Galateo vonseiten des Nationalen Verbands der italienischen Partisanen (ANPI) und dem Partito Democratico. Woraufhin Galateo in einer Stellungnahme die Partisanen anprangerte und ihnen Arroganz sowie Verleugnung einer nationalen Tragödie vorwarf. Eine Distanzierung von CasaPound war darin jedoch nicht enthalten.

  • Fackelmarsch: Marco Galateo (Mitte) neben Maurizio Puglisi Ghizzi (rechts). Foto: Comitato 10 febbraio
  • „Instrumentalisierung der Foibe-Tragödie“

    Nachdem sich auch SVP-Obmann Dieter Steger auf Nachfrage von SALTO kritisch über die Angelegenheit geäußert hatte, zieht nun die soziale Mitte der Volkspartei nach. In einer Presseaussendung erklärt die Bewegung, dass die Teilnahme Galateos am besagten Fackelumzug ernste Fragen aufwerfe. Während das Gedenken an die Opfer legitim und wichtig sei, stelle sich die Frage, warum es in Zusammenarbeit mit einer Organisation erfolgt, die für ihre rechtsextreme Ideologie bekannt ist. Die Foibe-Tragödie werde zunehmend von rechten Kräften instrumentalisiert, um nationalistische Narrative zu stärken und historische Zusammenhänge zu verzerren. „Anstatt sich für eine differenzierte und inklusive Erinnerungskultur einzusetzen, die das gesamte historische Bild berücksichtigt – inklusive der faschistischen Gewalt Italiens in Jugoslawien während des Zweiten Weltkriegs – wird der Gedenktag von bestimmten politischen Gruppen genutzt, um einseitige Opfer-Täter-Darstellungen zu verbreiten“, so die Vertreter der Sozialen Mitte der SVP. Dass ein hochrangiger politischer Vertreter wie Galateo sich an einer derart ideologisch aufgeladenen Veranstaltung beteiligt, sei nicht nur problematisch, sondern könne auch als Versuch gewertet werden, rechtsextreme Positionen gesellschaftsfähig zu machen. Die Verknüpfung von staatlichem Gedenken mit der Symbolik und Rhetorik einer extremistischen Bewegung gefährde die Glaubwürdigkeit der offiziellen Erinnerungspolitik und widerspreche demokratischen Werten.

     

    „Ich frage mich, wie der Vizepräsident weiterhin in diesem Amt bleiben kann.“

     

    Eine kritische und verantwortungsvolle Erinnerungskultur erfordere eine klare Abgrenzung von extremistischen Gruppen sowie eine historische Aufarbeitung, die alle Opfer und Kontexte einbezieht – anstatt Geschichte für politische Zwecke zu missbrauchen, so die soziale Mitte der SVP abschließend.
    Am heutigen Freitag (14.02.2025) äußerte sich auch die Kulturstadträtin der Stadt Bozen, Chiara Rabini zur Thematik. In einer Medienaussendung schrieb sie: „Ich frage mich, wie der Vizepräsident weiterhin in diesem Amt bleiben kann und wie es möglich ist, dass Landeshauptmann Kompatscher, der sich stets für das Gedenken, die Rechte und den Zusammenhalt eingesetzt hat, nicht erkennt, dass die Bildung und Unterstützung einer rechtsgerichteten Regierung die Tür für weitere, immer extremere und spaltendere Kräfte öffnet.“

  • Chiara Rabini: Die Grüne Stadträtin fordert Galateos Rücktritt. Foto: Verdi
  • Die Retter der weißen Rasse

    Noch einmal zurück zu CasaPound: In einem gestern aus SALTO erschienen Gastbeitrag des Journalisten Lorenz Gallmetzer, bewertet dieser die Bewegung wie folgt: […] „Der zeitweilige Trump-Berater Steve Bannon und seine Breitbart-Webseite, der französische Journalist und Politiker Eric Zemmour und insgesamt die Identitären, wie in Italien die Evola-Bewunderer von CasaPound, die sich als Retter der weißen Rasse und Zivilisation weltweit verstehen – das sind die Gesinnungsgenossen eines Herbert Kickl. Also der Kampf gegen die Dekadenz der westlichen Gender- und Woke-Kultur und jeder völkischen Vermischung durch Remigration und Abschottung.“