Politik | Meransen

„Dann heißt es gleich man lebt hinter dem Mond“

Auch die Bevölkerung von Meransen ist am Sonntag zu den Urnen gerufen. Was die Leute am Eingang des Pustertals über eine neue Seilbahn denken, salto.bz hat nachgefragt.

Marianna Kranebitter ist über 70 Jahre alt. „Ich wohne seit 54 Jahren in Mühlbach, was ich denke - das ist doch nicht so wichtig.“  Dann aber sagt sie sie doch ihre Meinung zur geplanten Erneuerung der Seilbahn nach Meransen. „Ich würde alles so lassen wie es ist. Die Leute sind es so gewohnt. Aber wenn man das sagt, dann lebt man ja gleich hinter dem Mond.“

Am Sonntag, 21. September, sind die Meransner, nicht aber die Mühlbacher aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Fragestellung für 640 wahlberechtigte Meransner wird lauten: „Soll bei einer Neueinrichtung der Seilbahn Mühlbach-Meransen die heute bestehende Trasse beibehalten werden?“

Eine neue Bahn für fehlende Skifahrer?
Kurt Mair kommt aus Meransen, er führt die Pension Wiesenrain. Für ihn steht fest: „Ich bin dafür, dass die alte Bahn potentiert, revisioniert wird. Das ist notwendig. Aber die Trasse soll nicht verlegt werden. Das würde viele Schwierigkeiten bringen.“ Von möglichen Rekursen spricht Mair, von Bauleitplanänderungen, einer ungewissen Parkplatzsituation und von einer unsinnigen Argumentation der Gitschberg-Jochtalbahn Seilbahn: „Sie reden immer davon, dass durch einen Neubau mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Aber im Endeffekt ist es so. Mühlbach hat sehr wenige Schifahrer, 60 bis 70 Prozent der Gäste kommen im Sommer.“

Wollte dies seinerszeit Mobilitätsrat Thomas Widmann nicht wahrhaben? Seine Vision von Skigebieten, die mit Zugverbindungen untereinander interagieren - kann das auch für Mühlbach eine Option sein? Die Überlegungen von Armin Mitterer zu den Plänen in Meransen lesen Sie hier:

Es soll nicht mehr eine Seilbahn, sondern eine Umlaufbahn werden. Dies bedeutet, dass nicht mehr 2, sondern ca. 30 Gondeln daran hängen, was natürlich den Vorteil bringt, dass man statt 100 ganze 1200 Leute die Stunde nach Meransen befördern kann. Nein, eigentlich befördert man sie nicht nach Meransen, sondern direkt an die Talstation ihres Hausberges, nämlich den Gitschberg.

Vorteile für die Einheimischen
Wenn die Gäste fehlen, die Einheimischen sie für den täglichen Gebrauch benützen, wofür also eine Bahn mit neuer Trassenführung und neuer Bergbahnstation - möglicherweise auch neuer Talstation wie zuletzt von der Gemeinde ins Auge gefasst? Otto Pabst von der Bürgerinitiative Meransen schließt sich Mairs Kritik an: „Die Seilbahn muss eine Verbindung für die Leute sein. 147.00 Personen benützen diese Bahn, nur 12.000 davon sind Schifahrer. 80.000 Schüler und Pendler machen den Hauptanteil aus.“ Talstation verlegen, ungeheurlich für Pabst: „Wir schicken unsere Kinder mit der Bahn runter ins Dorf zur Schule, damit sie dann vom Zugbahnhof wieder zu Fuß raufgehen zur Schule?“ Wenn man die Schifahrer, die mit dem Zug kommen, zur derzeitigen Talstation bringen möchte, dann könne das einfach mit einem Förderband unterirdisch vom derzeitigen Bahnhof passieren. Mair ergänzt: „Die heutige, bestehende Bahn liegt viel günstiger für die Bevölkerung, außerdem weiß man noch gar nicht ob es eine Pendelbahn werden soll, oder eine Umflaufbahn.“ Letztere würde viel näher an den Häusern verlaufen, mit Lärm- und optischen Folgen. Wissen tut man noch viel zu wenig, bedauern viele in Meransen.

„Die Seilbahn muss eine Verbindung für die Leute sein. 147.00 Personen benützen diese Bahn, nur 12.000 davon sind Schifahrer. 80.000 Schüler und Pendler machen den Hauptanteil aus.

Gemeindevertreterstimmen
Kathrin Oberleiter, Mühlbachs Vizebürgermeisterin, hingegen besteht auf der neuen Trassenführung. Die Finanzierung ist laut Oberleiter gesichert: „Die Gitschberg-Jochtal Liftgesellschaft hat eine Zusage von 10 Prozent gegeben, die restlichen 90 Prozent kommen vom Land.“ Pabst, der 1970 die Gitschberg Gesellschaft gegründet und diese bis 1990 geführt ist skeptisch. „Schriftliche Versprechungen hat es in den letzten 15 Jahren viele gegeben, von der Seilbahn, von der Gemeinde. Und vieles wurden nicht eingehalten. Wir in Meransen müssen uns klar werden was wir wollen, denn eines ist klar: Wir bauen die Bahn, nicht der Onkel aus Amerika.“ 17 Millionen Schulden gehen auf die Kappe der  Seilbahngesellschaft, weiß Pabst. Auch im Dorf munkelt man: Das werden sich die nicht leisten können.

Oberste Linie (gelb) bestehende Trassen. Von Gitschberg-Jochtal vorgeschlagene Trasse (rot) vom heutigen Seilbahnplatz weg bzw. Linie ab Bahnhof (grün-weiß)

Wir bauen die Bahn, nicht der Onkel aus Amerika

„Und ob das Land wirklich zahlt?“
Miriam Burkia führt ein Uhrengeschäft in Mühlbach. Dass die Finanzierung steht, so wie von der Gemeinde immer wieder betont, das stimmt sie nachdenklich. Pabst, Techniker von Beruf, will das auführen: "Das Landesgesetz vom 4. März 1996 Nr. 6 Punkt 2 spricht eine klare Sprache. Wenn zwei Ortschaften durch eine Seilbahn miteinander verbunden werden, und diese Verbindung sozialen Charakter hat, kann um ein Höchstmaß der Zuschüsse beim Land angesucht werden. 90 Prozent der Finanzierung sind uns gewiss." Burkia bringt einen anderen Punkt, der sie stört zur Sprache: „Die Gäste fahren ja mit der Bahn auf und nieder wie es ihnen passt. Gratis. Sonst würden sie ja gar nicht fahren. Das ist alles eine Verfälschung.“ Auch dass die Mühlbacher nicht abstimmen dürfen findet sie falsch, „die betrifft es ja genauso, wenn sie überflogen werden.“

Die Stimme zählt
Zwei Jahre hat die Bürgerinitiative Meransen darum gekämpft, abstimmen zu dürfen. Pabst ist es egal ob das Ergebnis der Volksbefragung „nicht bindend“ ist, wie die Gemeinde verlauten lässt. „Die Bevölkerung kann am Sonntag endlich ihre Meinung sagen und nur das zählt.“ Am Mittwoch Abend, 17. September, wird im Theatersaal von Meransen einiges auf den Tisch gebracht. Pabst stellt ein Finanzierungskonzept vor, „kein Luftschloss“ sondern etwas ganz Konkretes, das auf die  Sanierung der alten Trassenführung punktet. Verraten will er noch nichts, nur etwas noch den Volksvertretern mitgeben: „Wir haben eine Volksbefragung initiiert und die Gemeindevertreter legen sich jetzt schon fest, was ihnen recht ist.“ Demokratie schaut für ihn und für viele Meransner anders aus. Marianne Kranebitter lebt nicht hinterm Mond, "den Leuten zuhören, das hat man vergessen", sagt Pabst.

 

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Willy Pöder Mi., 17.09.2014 - 16:17

Würde die Bergstation der Bahn vom heutigen Standort hin zur Talstation der Gitschbahn verlegt, dann würde der Schwerpunkt von der dörferverbindenden Bahn eindeutig auf die skitouristische Erschließung verlagert. Damit könnte die maximale Förderung von 90 Prozent glatt in die Hosen gehen. Außerdem klagt das Land von leeren Kassen. Vielleicht sollten diese über die Ersparnisse aus der Schließung einzelner Krankenhausabteilungen oder gar ganzer Krankenhäuser aufgefüllt werden. Es würde mich nicht wundern, wenn den Ski-, Seilbahn- und Zuglobbysten auch das noch gelänge. Am Beispiel Alta Val Comelico lassen sich die Saugnäpfe dieser vielarmigen Geldscheffler klar erkennen. Und unsere neue, versprochen transparente Provinzregierung weiß alles, sagt nichts und macht im Stillen einfach mit. Es ist doch glasklar, dass die neue Trasse in den Dienst des Skikarussells Gitschberg-Jochtal gestellt werden soll. Ok, aber warum schenkt man den Leuten dann nicht reinen Wein ein und versucht sie allenfalls für das Projekt zu gewinnen? Immer dieses ewige Versteckspiel, vermischt mit bodenloser Verlogenheit. Percha und Bruneck sind ein vielsagendes Beispiel hierfür.

Mi., 17.09.2014 - 16:17 Permalink
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heinz dellago Do., 18.09.2014 - 06:50

die jetzige bergstation sollte zur bergstation des skilifts verlegt werden. dadurch wäre sie in der nähe der wohnhäuser, die gitschbergbahn wäre durch eine kurze abfahrt erreichbar und es bräuchte keine neue schneise. warum wurde diesee alternative nicht berücksichtigt?

Do., 18.09.2014 - 06:50 Permalink