Umwelt | Natura 2000

„Die Rechnung geht nicht auf“

Der stellvertretende Vorsitzende des Dachverbandes für Natur- und Umwelt und Tierarzt Peter Gasser über das Bashing gegen die Natura 2000-Richtlinien und die eigentlichen Gründe für die Krise der Landwirtschaft.
Peter Gasser
Foto: Dachverband für Natur- und Umweltschutz EO
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Hans Punter Mo., 10.03.2025 - 17:19

Dr. Gasser kennt offenbar das Problem und hat es in seiner Darstellung auf den Punkt gebracht. Gefordert ist die Politik, aber von dieser Seite vernimmt man sehr wenig. Und was der Bauernbund von sich gibt, ist weiss Gott wenig hilfreich.

Mo., 10.03.2025 - 17:19 Permalink
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Josef Fulterer Mo., 10.03.2025 - 22:06

Die Flüssigmistkette (Gülle) wird zum Problem, wenn außer bei Miss-Erntejahren Grundfutter zu gekauft wird.
Statt "die Fördermittel für eine vernünftige Bewirtschaftung des Hofes, der Bauernfamilie jedes Jahr püntklich aus zu zahlen," werden die Bauern vom Assessorat für Landwirtschaft, "mit den viel zu großen Wirtschaftsbauten + monströser Technik beglückt" + dem Bauernbund "mit seinen Dienstleistungen," in das Hamsterrad von noch mehr Umsatz hinein getrieben!

Mo., 10.03.2025 - 22:06 Permalink
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Factum Est Di., 11.03.2025 - 12:00

Die Hälfte des Futters muss zugekauft werden. Und dann kommen die Milchgenossenschaften und meinen wenn auf der Verpackung „Heumilch“ draufsteht muss der Konsument es glauben.
Was sagt überhaupt die Bauernlobby im Landtag? Einer davon ist sogar selbst aus Mals?

Di., 11.03.2025 - 12:00 Permalink
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Josef Fulterer Mi., 12.03.2025 - 07:20

Statt das Hamsterrad immer schneller zu treten, "die das Assesorat für Landwirtschaft zusammen mit dem Bauernbund für das Hamsterrad verplempert," könnten die Bauern mit diesem Geld als jährliche pünktlich ausbezahlte Ausgleichs-Zahlungen, "vernünftig wirtschaften" + sogar auch noch Gemüse für den eigenen Bedarf erzeugen, Überschüsse verkaufen + auch die Verwandschaft die bei den Erntespitzen mit hilft mit versorgen.

Mi., 12.03.2025 - 07:20 Permalink
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Toni Schgaguler So., 16.03.2025 - 18:24

Das, was Dr. Gasser zum Thema Seiseralm sagt, muss zu 100% bejaht werden; leider. Schleierhaft ist jedoch, dass die Behörden hier nicht einschreiten, unverständlich, oder „ein Schelm, wer Schlimmes denkt“

So., 16.03.2025 - 18:24 Permalink
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josef burgmann Mo., 17.03.2025 - 16:30

Herr Gasser hat vollkommen recht in all seinen Aussagen.
Ich habe 40 Jahre lang einen Bergbauernhof im Pustertal auf 1350 mt. Höhe bewirtschaftet, war mit unheimlich viel Einsatz imstande, ihn meinem Sohn als existenzfähigen Betrieb zu übergeben.
Wir haben inn den 90er Jahren begonnen, den Neubau des Wirtschaftsgebäudes zu planen, haben diesen dann imJahr 2008 in Betrieb genommen.
Die Empfehlungen in Bezug auf die Mistkette gingen ganz eindeutig in Richtung Gülle, mit den Argumenten:
Geringe Baukosten, keine mechanische Entmistung, kein Strohzukauf usw.

Die Förderungspolitik hätte es damals zu 100% in der Hand gehabt, in eine andere Richtung zu steuern, denn viele Bauern sind inzwischen, nennen wir es mal "beitragshörig" geworden.
Ich wollte aber keine Gülle, wir haben uns im Laufstall für Tretmist entschieden, den wir 1 bis 2 mal in der Woche mechanisch (mit vorhandenem Terratrac) in die danebenliegende Mistlagerstätte bringen. Da wir kaum über ebene Flächen verfügen, haben wir auf einer relativ flachen Parzelle Terrassen angelegt, wo wir den Mist zwischenlagern und einmal mit dem Bagger umschaufeln. Das Endprodukt nach 1 Jahr ist ein super verrotteter Dünger, der nicht stinkt und den wir prinzipiell im Herbst, sofort nach dem 2. Schnitt in die noch lebendige Vegetation ausbringen, und das ist keine grausame Stinkearbeit!
Wir haben inzwischen eine super Grasnarbe, versuchen diese auch zu schonen, mit möglichst wenig Bearbeitung und leichten Maschinen. Da wir seit nunmehr knapp 20 Jahren unseren Betrieb nach Biolandrichtlinien bewirtschaften, kaufen wir keine Grundfutter und minimal Getreide dazu, und das Stroh (1 LKW Ladung/Jahr) wird sofern irgendwie möglich von Biobetrieben bezogen.
Wenn unsere Herde Ende September von der Alm zurückkommt, beweidenn wir diese Flächen bis zum 1.Frost.
Was will ich hiermit sagen?
Die Wurzel allen Übels in der Berglandwirtschaft ist die fast totale Umstellung auf Gülle und dies wurde auch und besonders von zuständigen Finanzierungs- und Beratungsstellen forciert.
Wir bewirtschaften selbst 3 Bergwiesen von insgesamt gut 3 ha Fläche. 2 davon werden überhaupt nicht gedüngt, eine davon düngen wir alle 3 Jahre mit ganz wenig verrottetem Stallmist, ausgebracht mit dem Seitenstreuer im Herbst. Ich habe nur einmal ein Faß Jauche dort ausgebracht und seitdem war die Heilpflanze Arnika auf der betroffenen Fläche verschwunden und nicht mehr wiedergekommen.
Fazit: Die Gülle hat für die Berglandwirtschaft nur negative Auswirkungen
- Wertvolle Flora wird unwiderbringlich zerstört
- Der Zeitpunkt der Ausbringung kann nur bedingt gesteuert werden (Witterung - volle Gru ben)
- Gülle bildet auf den leichten Böden keinen Humus
- Teure und gefährliche Mechanisierung, im Grunde wird fast nur Wasser transportiert

Wie auch Herr Gasser schreibt, ist die wirtschaftliche Situation in der Berglandwirtschaft eine besonders präkere.
Über Jahrzehnte haben die Bauern versucht aus der Negativspirale Erlös-Aufwand mit Produktionssteigerungen zu entrinnen. Infolgedessen kam es zu einem höheren Viehbestand, damit einhergehend viel Futterzukauf und in letzter Konsequenz zu mehr tierischen Exkrementen.
Wenn man mehr auf Festmist anstelle der Gülle gesetzt hätte, wäre die Problematik eine andere, denn Festmist kann man zwischenlagern und verrotten lassen und demzufolge die Ausbringungsmenge regulieren und qualitativ verbessern.

Thema Einkommen:
Da Südtirol und auch unsere Landwirtschaft extrem vielseitig ist, müsste dem auch mit den agragpolitischen Maßnahmen Rechnung getragen werden.
Es gibt in Südtirol extreme Unterschiede, besonders in der Viehwirtschaft. Die Höfekartei allein, ist einfach zu wenig aussagekräftig.
Wir sind nicht mehr Bergbauern, wir sind Arbeiter ( in den verschiedensten Berufen tätig), welche in ihrer Freizeit, mit dem Geld dieser Tätigkeit die Berghöfe am Leben erhalten. Provokant gesagt; ein extrem teures Hobby zum Wohle der Heimat, denn was wäre Südtirol ohne seine Bergbauern?? Ich persönlich habe ( mußte)35 Jahre einem außerlandwirtschaftlichen Beruf nachgehen, um die Investitionen am Hof irgendwie zu finanzieren, und ich sage es ehrlich........ ohne den Einstieg in den Tourismus (Urlaub am Bauernhof), hätte es trotzdem nicht geklappt.
Deswegen braucht es eine produktionsbezogene Direktförderung eines jeden Bergbauern,
weg von den Maschinenförderungen, wie sie jetzt gehandelt werden, weg von den immens teuren Wirtschaftsgebäuden, hin zu einer langfristigen, auch steuerlichen Beratung durch qualifizierte Berater.
Jede Familie hat eine andere Ausgangsposition, andere Fähigkeiten und Arbeitskapazitäten, all dies muß bei einer fundierten Beratung in Betracht gezogen werden, um unsere Höfe zukunftsfähig zu machen.
Die kommende Generation wird nicht mehr zweimal arbeiten, um 1 mal zu leben.
Was passiert dann?
Die Höfe sind inzwischen zum Spekulationsobjekt für betuchte Mitbürger aus ganz Europa avanciert, und wenn ein Hof die Stalltüre zusperrt, dauert es nicht lange, bis daraus Kapital geschlagen wird.
Wenn ein rennomierter Südtiroler Inmobilienmakler vor dieser Entwicklung warnt, wäre es höchste Zeit mit geeigneten Maßnahmen gegenzuwirken.
Ich weiß nicht, wieviele Bergbauern die Artikel auf Salto lesen, wahrscheinlich viel zu wenig, aber ich habe trotzdem , aus der Sicht eines Bergbauern, versucht, die Thematik, leider nur in groben Zügen, zu kommentieren.
Die Wertschätzung für die Landwirtschaft wird, bei vollen Regalen in den Supermärkten, kaum steigen, was es braucht, sind konkrete Maßnahmen für diese Gruppe von Bauern, auch solche, die einen Einstieg von jungen Familien ermöglichen.
Denn eines ist ganz sicher, ohne Bergbauern gibt es Südtirol, so wie wir es heute kennen, nicht mehr.
Stirbt der Bauer, stirbt das Land!

Mo., 17.03.2025 - 16:30 Permalink
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Profil für Benutzer josef burgmann
josef burgmann Mo., 17.03.2025 - 16:34

Herr Gasser hat vollkommen recht in all seinen Aussagen.
Ich habe 40 Jahre lang einen Bergbauernhof im Pustertal auf 1350 mt. Höhe bewirtschaftet, war mit unheimlich viel Einsatz imstande, ihn meinem Sohn als existenzfähigen Betrieb zu übergeben.
Wir haben inn den 90er Jahren begonnen, den Neubau des Wirtschaftsgebäudes zu planen, haben diesen dann imJahr 2008 in Betrieb genommen.
Die Empfehlungen in Bezug auf die Mistkette gingen ganz eindeutig in Richtung Gülle, mit den Argumenten:
Geringe Baukosten, keine mechanische Entmistung, kein Strohzukauf usw.

Die Förderungspolitik hätte es damals zu 100% in der Hand gehabt, in eine andere Richtung zu steuern, denn viele Bauern sind inzwischen, nennen wir es mal "beitragshörig" geworden.
Ich wollte aber keine Gülle, wir haben uns im Laufstall für Tretmist entschieden, den wir 1 bis 2 mal in der Woche mechanisch (mit vorhandenem Terratrac) in die danebenliegende Mistlagerstätte bringen. Da wir kaum über ebene Flächen verfügen, haben wir auf einer relativ flachen Parzelle Terrassen angelegt, wo wir den Mist zwischenlagern und einmal mit dem Bagger umschaufeln. Das Endprodukt nach 1 Jahr ist ein super verrotteter Dünger, der nicht stinkt und den wir prinzipiell im Herbst, sofort nach dem 2. Schnitt in die noch lebendige Vegetation ausbringen, und das ist keine grausame Stinkearbeit!
Wir haben inzwischen eine super Grasnarbe, versuchen diese auch zu schonen, mit möglichst wenig Bearbeitung und leichten Maschinen. Da wir seit nunmehr knapp 20 Jahren unseren Betrieb nach Biolandrichtlinien bewirtschaften, kaufen wir keine Grundfutter und minimal Getreide dazu, und das Stroh (1 LKW Ladung/Jahr) wird sofern irgendwie möglich von Biobetrieben bezogen.
Wenn unsere Herde Ende September von der Alm zurückkommt, beweidenn wir diese Flächen bis zum 1.Frost.
Was will ich hiermit sagen?
Die Wurzel allen Übels in der Berglandwirtschaft ist die fast totale Umstellung auf Gülle und dies wurde auch und besonders von zuständigen Finanzierungs- und Beratungsstellen forciert.
Wir bewirtschaften selbst 3 Bergwiesen von insgesamt gut 3 ha Fläche. 2 davon werden überhaupt nicht gedüngt, eine davon düngen wir alle 3 Jahre mit ganz wenig verrottetem Stallmist, ausgebracht mit dem Seitenstreuer im Herbst. Ich habe nur einmal ein Faß Jauche dort ausgebracht und seitdem war die Heilpflanze Arnika auf der betroffenen Fläche verschwunden und nicht mehr wiedergekommen.
Fazit: Die Gülle hat für die Berglandwirtschaft nur negative Auswirkungen
- Wertvolle Flora wird unwiderbringlich zerstört
- Der Zeitpunkt der Ausbringung kann nur bedingt gesteuert werden (Witterung - volle Gru ben)
- Gülle bildet auf den leichten Böden keinen Humus
- Teure und gefährliche Mechanisierung, im Grunde wird fast nur Wasser transportiert

Wie auch Herr Gasser schreibt, ist die wirtschaftliche Situation in der Berglandwirtschaft eine besonders präkere.
Über Jahrzehnte haben die Bauern versucht aus der Negativspirale Erlös-Aufwand mit Produktionssteigerungen zu entrinnen. Infolgedessen kam es zu einem höheren Viehbestand, damit einhergehend viel Futterzukauf und in letzter Konsequenz zu mehr tierischen Exkrementen.
Wenn man mehr auf Festmist anstelle der Gülle gesetzt hätte, wäre die Problematik eine andere, denn Festmist kann man zwischenlagern und verrotten lassen und demzufolge die Ausbringungsmenge regulieren und qualitativ verbessern.

Thema Einkommen:
Da Südtirol und auch unsere Landwirtschaft extrem vielseitig ist, müsste dem auch mit den agragpolitischen Maßnahmen Rechnung getragen werden.
Es gibt in Südtirol extreme Unterschiede, besonders in der Viehwirtschaft. Die Höfekartei allein, ist einfach zu wenig aussagekräftig.
Wir sind nicht mehr Bergbauern, wir sind Arbeiter ( in den verschiedensten Berufen tätig), welche in ihrer Freizeit, mit dem Geld dieser Tätigkeit die Berghöfe am Leben erhalten. Provokant gesagt; ein extrem teures Hobby zum Wohle der Heimat, denn was wäre Südtirol ohne seine Bergbauern?? Ich persönlich habe ( mußte)35 Jahre einem außerlandwirtschaftlichen Beruf nachgehen, um die Investitionen am Hof irgendwie zu finanzieren, und ich sage es ehrlich........ ohne den Einstieg in den Tourismus (Urlaub am Bauernhof), hätte es trotzdem nicht geklappt.
Deswegen braucht es eine produktionsbezogene Direktförderung eines jeden Bergbauern,
weg von den Maschinenförderungen, wie sie jetzt gehandelt werden, weg von den immens teuren Wirtschaftsgebäuden, hin zu einer langfristigen, auch steuerlichen Beratung durch qualifizierte Berater.
Jede Familie hat eine andere Ausgangsposition, andere Fähigkeiten und Arbeitskapazitäten, all dies muß bei einer fundierten Beratung in Betracht gezogen werden, um unsere Höfe zukunftsfähig zu machen.
Die kommende Generation wird nicht mehr zweimal arbeiten, um 1 mal zu leben.
Was passiert dann?
Die Höfe sind inzwischen zum Spekulationsobjekt für betuchte Mitbürger aus ganz Europa avanciert, und wenn ein Hof die Stalltüre zusperrt, dauert es nicht lange, bis daraus Kapital geschlagen wird.
Wenn ein rennomierter Südtiroler Inmobilienmakler vor dieser Entwicklung warnt, wäre es höchste Zeit mit geeigneten Maßnahmen gegenzuwirken.
Ich weiß nicht, wieviele Bergbauern die Artikel auf Salto lesen, wahrscheinlich viel zu wenig, aber ich habe trotzdem , aus der Sicht eines Bergbauern, versucht, die Thematik, leider nur in groben Zügen, zu kommentieren.
Die Wertschätzung für die Landwirtschaft wird, bei vollen Regalen in den Supermärkten, kaum steigen, was es braucht, sind konkrete Maßnahmen für diese Gruppe von Bauern, auch solche, die einen Einstieg von jungen Familien ermöglichen.
Denn eines ist ganz sicher, ohne Bergbauern gibt es Südtirol, so wie wir es heute kennen, nicht mehr.
Stirbt der Bauer, stirbt das Land!

Mo., 17.03.2025 - 16:34 Permalink